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Sobald Boris Reitmann wieder in Hamburg war, kam es zu einem Treffen, das in der Geschichte der Hansestadt wohl als einmalig zu bezeichnen war und sich mit Sicherheit nicht wiederholen würde. Ein bekannter Vertreter des norddeutschen Geldadels kontaktierte persönlich den Boss der Unterwelt, ohne dass Dritte davon erfuhren, und lud ihn zu einer wichtigen Besprechung in sein Haus ein. Reitmann nahm die Einladung an. Das Gespräch dauerte dreißig Minuten, dann kehrte der Unterweltboss in seine Gefilde zurück. Und Jeanette rief einmal mehr Jo Dengelmann an, wie er es von ihr verlangt hatte.

Er sagte: „Reitmann ist aus Florenz zurück.“

Sie spielte die Ahnungslose. „Ach ja?“

„Wird Zeit, dass du dir die Videokassette verdienst, Schönheit.“

„Ich werde mich in seine Bar begeben und an ihn ranschmeißen“, versprach sie.

„Sollte er nach dem Schäferstündchen nicht müde genug sein, tu ihm was in den Drink - Valium, K.o.-Tropfen ... irgendetwas.“

„Kein Problem.“

„Sobald du den Schlüsselabdruck hast, meldest du dich wieder bei mir.“

„Geht klar.“

„Viel Glück.“

„Kann ich gebrauchen.“

„Wird schon schiefgehen“, sagte Jo und legte auf.

„Ja“, sagte Jeanette. „Aber für dich!“

Noch in derselben Stunde hatte Jo Dengelmann Besuch von zwei großen, furchteinflößenden Männern, deren schlagkräftigen Argumenten er sich nicht lange verschließen konnte. Als sie ihn verließen, fühlte er sich furchtbar elend, konnte aber noch von Glück sagen, dass er die Visite überlebt hatte. Sie hatten ihm vierundzwanzig Stunden eingeräumt, um seine Wunden zu lecken und die Stadt (noch besser das Land) zu verlassen, und sie hatten ihm den einzigen Trumpf, den er gegen Jeanette in der Hand gehabt hatte, abgenommen.

Er wartete die vierundzwanzig Stunden nicht ab, sondern brachte seine Haut in Sicherheit, sobald er sich wieder einigermaßen auf den Beinen halten konnte, und dankte dem gütigen Schicksal für Boris Reitmanns seltene Großzügigkeit, denn für gewöhnlich bestrafte der Unterweltboss jene, von denen ihm zu Ohren kam, dass sie die Absicht hatten, ihn zu bestehlen, wesentlich härter. Jo verließ bei Nacht und Nebel die Hansestadt und ward nicht mehr gesehen.

Ein Bote brachte Jeanette die Kassette, mit besten Grüßen von Boris Reitmann. Sie vernichtete das Band gemeinsam mit Martin Kant und war froh, dass er nicht den Wunsch hatte, es sich zuvor noch mit ihr anzusehen.

„Ich werde nie vergessen, was du für mich getan hast“, sagte Jeanette in tiefer Dankbarkeit, als die Kassette zerstört war. „Von nun an stehe ich in deiner Schuld.“

Martin hob abwehrend die Hände.

„Du schuldest mir gar nichts - abgesehen von der noch ausständigen Antwort auf meine Frage, ob du mich heiraten möchtest.“

Sie sah ihn bewegt an.

„Willst du mich wirklich?“

„Mehr als alles andere auf der Welt“, beteuerte er ihr.

„Dann sollst du mich haben. Aber ...“

Er legte ihr die Hand auf den Mund.

„Solltest du noch irgendwelche Bedenken haben - wirf sie über Bord. Wie viele Jahre uns auch immer gegönnt sein werden, wir werden sie in Dankbarkeit, Glück und Harmonie genießen.“

Ein langer Kuss besiegelte ihre Einigung, so bald wie möglich Mann und Frau zu werden.

Und dann kam Peter Werding ...

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