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Dr. Härtling sah nach Claudia Meeles. Obwohl sie schlecht aussah, hatte er die Zuversicht noch nicht aufgegeben, sie retten zu können. Es gab immer wieder Wunder ... Solange diese junge Patientin noch atmete, solange ihr Herz noch schlug, solange sie nicht ihren letzten Seufzer tat und für immer die Augen schloss, würde er die Hoffnung nicht aufgeben, dass sich doch noch alles für sie zum Guten wendete. Es war ihm und seinen Kollegen gelungen, das rapide Fortschreiten der Krankheit zu hemmen. Nicht zu stoppen, aber doch merklich zu verlangsamen, und das musste in ihrem Fall schon als Erfolg gewertet werden.

Claudia war allein. Niemand war bei ihr. Sie lag mit offenen Augen da und atmete rasselnd. Wenn sie nicht bald jenes Knochenmark bekam, das sie vertrug, würde ihr Leben erlöschen wie eine niederbrennende Kerze, aber daran wollte der Chefarzt der Paracelsus-Klinik im Moment noch nicht denken.

Während er ihren Puls fühlte, fragte er: „Wo ist denn Peter Werding heute?“

„Er wird mich nicht mehr besuchen.“ Ihre Stimme klang so leise, dass sie kaum zu verstehen war.

Sören Härtling sah sie überrascht an. „Warum nicht?“

„Ich habe ihn darum gebeten.“

„Sie haben - was getan?“ Sörens Augen weiteten sich. „Warum, um alles in der Welt ...“

„Ich möchte nicht, dass er sieht, was mit mir passiert“, flüsterte das bleiche Mädchen. „Er ist mein Freund. Ich liebe ihn. Aber ich will ihn nicht als Sterbebegleiter.“

„Claudia ...“

„Machen wir uns nichts vor, Dr. Härtling. Ich weiß, wie es um mich steht. Ich fühle es. Ich spüre, dass ich keine Chance mehr habe.“

„Also, da muss ich Ihnen aber ganz energisch widersprechen.“

„Bitte, Herr Doktor.“ Sie schüttelte kraftlos den Kopf. „Bitte nicht. Versuchen Sie nicht, falsche Hoffnungen in mir zu wecken. Die Enttäuschung wäre hinterher nur noch viel schwerer zu ertragen.“

„Ich werde Ihnen nicht erlauben, sich aufzugeben. Dafür ist es noch zu früh. Wir haben noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Es war nicht richtig, Peter zu verbieten, Sie zu besuchen.“

„Ich konnte ihn nicht länger leiden sehen.“

„Er hat Sie aufgeheitert, hat Ihnen Kraft gegeben, weiter durchzuhalten. Sie sollten das ausgesprochene Besuchsverbot rückgängig machen.“

„Nein, Dr. Härtling, das werde ich nicht tun. Ich möchte Peter Werding nicht mehr sehen.“ Tränen quollen ihr aus den Augen, als sie das sagte, und rannen ihr über die wächsernen Wangen.

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