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Stefan stand vor seiner Schwester.

»Ich bin mit dem Bürgermeister zusammengetroffen, und es war ziemlich hart. Er kann mir zwar nichts antun, aber ich hab so das Gefühl, als wäre da noch eine alte Rechnung zu begleichen. Als ich den Johannes danach fragte, hat er mir den Rat gegeben, mich an dich zu wenden. Kannst du mir vielleicht sagen, warum mit dem Tobias nicht mehr gut Kirschen essen ist?«

»Ja«, sagte sie ruhig. »Das kann ich, und ich hab mir schon gedacht, dass er sich gegen deinen Plan stellen wird. Er will sich an mir rächen, das ist alles.«

»An dir? Aber jetzt versteh ich gar nichts mehr, Christiane. Diese Klinik geht doch nur mich etwas an.«

»Gewiss, aber ich bin hier. Ruiniert er dich, bin ich auch ruiniert. Tobias hatte sich nämlich in den Kopf gesetzt, hier Bauer zu werden. Und mit seiner Wirtschaft zusammen, da wär er dann so eine Art Großbauer geworden. Das war ihm so arg zu Kopf gestiegen, dass er so verbiestert war, es allen im Dorf schon zu erzählen, ohne mich vorher zu informieren.«

»Aber ich hab doch nie verkaufen wollen«, sagte Stefan.

»Was heißt denn hier kaufen! Er wollte mich heiraten, Stefan! Und dann hätte er ja die Hälfte bekommen. Er hatte allen im Dorf schon erklärt, wie er spielend auch die andere Hälfte gewinnen würde. Ja, und dann hab ich ihm gesagt, er möchte bittschön mit dem Gerede aufhören. Da hat er mich angesehen und blöd gelacht und mir doch grad ins Gesicht hineingesagt: ,Zier dich bloß nicht so! So jung bist du ja auch nicht mehr, dass du dich schämen müsstest. Und das mit Brautzeit und so, das sparen wir uns. Bist ja froh, dass sich endlich jemand herablässt und dich nimmt. Wär ich nicht so nett, würdest noch als Jungfrau sterben. Und diese Schmach, die willst doch bestimmt nicht auf dir sitzen lassen, oder?‘ Da hab ich ihm ruhig geantwortet, ich würde ihn nicht heiraten, und wenn er der Kaiser persönlich wär, ich würd es nicht tun. Als er dann merkte, dass ich wirklich nicht wollte, bekam er Angst, flehte mich an und sagte immerzu: ,Aber ich hab denen im Dorf doch schon erzählt, dass wir einander versprochen sind. Du musst mich jetzt heiraten, kannst mich doch nicht bloßstellen. Das kannst nicht tun, Christiane, dann bin ich ja bis auf die Knochen blamiert.‘ Aber ich hab ihm ganz ruhig geantwortet: ,Ich werde dich nie heiraten, Tobias. Du hättest mich halt vorher fragen müssen, dann wär dir das nicht passiert.‘ Ach Stefan, es war wirklich nicht schön. Weißt du«, und jetzt wurde sie sogar rot wie ein ganz junges Mädchen, »der Johannes hat mir sogar beistehen müssen, Stefan, so arg wurde es dann. Er wollt mich verführen - was heißt verführen - vergewaltigen. Mit allen Mitteln versuchte er, meinen Willen zu brechen. Auch wenn er es nicht so gemacht hätte, ich wollte ja nicht heiraten. Aber den tieferen Grund kannte er nicht, und den kennst auch nur du. Wenn ich ihn geheiratet hätte, Stefan, ich hätte es nicht gut gehabt. Und hätte der Tobias dann bemerkt, dass ich keine Kinder bekomme - ach, lassen wir es. Jedenfalls war er für eine Weile das Gespött des Dorfes. Er hatte es sich selbst zuzuschreiben. Aber das wollte er nicht wahrhaben und schob mir die Schuld in die Schuhe. Jetzt weißt du also den Grund. Und jetzt ist er Bürgermeister. Er hasst mich, und natürlich hasst er auch dich. Heute Morgen hörte ich noch, er wolle unseren Hof kaufen, um ihn doch noch zu bekommen - wie er seiner jungen Frau sagte. Inzwischen hat er nämlich die blasse Marianne geheiratet. Und die muss nur still dulden. Jetzt kann er den Hof auch nicht kaufen. Na, das andere hast du ja jetzt selbst erlebt.«

Stefan war voller Mitgefühl für seine Schwester.

»Warum hast du mir nie geschrieben? Ich wäre doch sofort gekommen und hätte ihm den Kopf zurechtgerückt«, sagte er energisch.

»Ach«, sagte sie leise und erhob sich. »Ich hab es ja auch geschafft. Und du hattest doch deine Arbeit. Ich wollte dich damit nicht belästigen. Lass nur, Stefan! Du darfst jetzt nicht aufgeben, hörst du!«

»Aber nein, ein Tobias Haflinger kann mir nicht drohen. Mit dem werden wir schon fertig. Nur keine Sorge!«

»Aber er ist stark, das ganze Dorf wird auf ihn hören. Und wenn die Dörfler sich erst einmal gegen uns verschworen haben, dann werden wir es nicht leicht haben.«

»Liebe Christiane, hab keine Angst! Wir haben beide ein Auto und können immer fort und woanders Hilfe holen. Wenn sie erst mal sehen, dass diese Klinik wichtig ist, dann werden sich auch die Gemüter legen. Eines Tages werden wir noch sehr dankbare Dörfler haben. Wirst schon sehen.«

»Deine Zuversicht möcht ich haben«, seufzte sie leise.

Schicksal, Tränen und doch das Glück: Arztroman Sammelband 4 Romane

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