Читать книгу Schicksal, Tränen und doch das Glück: Arztroman Sammelband 4 Romane - A. F. Morland - Страница 15
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ОглавлениеUnd dann war der Tag der Eröffnung da! Äußerlich hatte sich nichts verändert; alles sah noch wie früher aus. Christiane hatte jetzt auch einen großen Gemüsegarten angelegt. Aber für dieses Jahr war es schon zu spät. Doch im nächsten Jahr würde man vieles selbst ernten. Und dann auch die vielen Obstbäume! Man hatte noch mehr Hühner angeschafft und auch noch Schweine. Johannes kümmerte sich um diesen Teil der kleinen Klinik. Er war auch voller Begeisterung dafür und schuftete wie noch nie.
Doktor Joachim Haller war mit Sack und Pack eingetroffen. Jetzt wurde es noch lustiger, man lachte viel und hatte seinen Spaß.
»Na, dann wollen wir mal die Ärmel aufkrempeln und uns an die Arbeit machen.«
»Ich habe noch keinen Patienten«, sagte Stefan.
»Als ich fortging, hat mir Professor Sondberg versprochen, dass er uns die schwierigsten Fälle überlassen würde. Auf den können wir uns verlassen, Stefan.«
»Ja, er ist ein wundervoller Mensch.«
Sie saßen in der guten Stube zusammen bei einem Glas Wein.
»Hast du denn schon mit dem hiesigen Lehrer gesprochen? Du wolltest doch, dass die Kleinen, wenn sie schon schulpflichtig sind, Unterricht bekommen. Wie steht es damit?«
Stefan lächelte müde.
»Ja, den Lehrer habe ich gewiss, aber es tut mir schon leid, dass ich ihn gefragt habe.«
»Wieso denn? Das verstehe ich nicht.«
»Ach, ich habe hier so eine Art Kleinkrieg.« Mit wenigen Worten erzählte er nun dem Freund, was sich hier abgespielt hatte. »Der Lehrer hat keine Angst vor dem Haflinger. Ich kann mir aber jetzt wohl denken, dass er mit dem aneinandergerät, und dann wird er und seine Familie es nicht leicht im Dorf haben. Kennst sie ja, wenn die sich erst einmal was in den Kopf gesetzt haben ...«
»Na, da soll doch der Teufel die ganze Gesellschaft holen! Das ist ja wie im Mittelalter!«
»Und ob, aber sag es denen mal, dann werden sie noch querköpfiger, mein Lieber.«
Haller lachte. »Nun, ich werde mich nicht anstecken lassen. Und jetzt werden wir es denen da unten zeigen.« Er stand auf, stellte sich ans Fenster und schaute auf das schlafende Dorf. Wie friedlich und still jetzt alles war!
»Das Personal hab ich mir auch von anderswo holen müssen«, sagte Stefan, und man fühlte, wie weh es ihm doch tat, dass ausgerechnet das Heimatdorf sich quer zu seinen Plänen stellte. Er hatte schon mit den Geldsorgen genug Kummer, und jetzt auch noch der anhaltende Krieg.
»Wie hast du denn jetzt deine Rechnung aufgemacht, Stefan? Ich kann mir schon denken, dass du jetzt nicht mehr weißt, wie du weiterkommen sollst. Und wenn nicht bald Patienten kommen ...«
»Dass wir einen guten Ruf haben, nun, das muss sich halt noch herumsprechen«, murmelte er leise. »Ja, und dann hab ich so gedacht, die Hälfte muss sich aus Privatpatienten zusammenstellen, obwohl ich ja eigentlich keinen Unterschied machen möchte, ob einer Geld hat oder nicht. Aber Geld braucht man nun einmal zum Leben. Und wenn die Kosten gedeckt sind, dann kann ich auch Kassenpatienten nehmen. Ach, Joachim, es darf einfach nicht schiefgehen, es darf nicht!«
Da fühlte der Freund, dass er sehr tief saß, und er betete heimlich, dass es gut ausgehen möge. Er hatte ihn ja gewarnt. Und jetzt stand alles. Wenn die Klinik ein Reinfall wäre, dann würden die Banken auch ihre Zinsen sehen wollen. Stefan hatte mit seinem Hof dafür gebürgt. Musste er ihn vielleicht noch verkaufen? Sollten die Dörfler recht behalten - über ihn, den selbstlosen Menschen triumphieren können? Da gab es endlich mal einen Arzt, der nicht auf Gewinn stand, sondern sich seinem Beruf wirklich ganz hingab, und dann sollte er es vielleicht nicht schaffen?
Er selbst besaß auch ein wenig Geld, also konnte er gut und gern für eine Zeit auf sein Gehalt verzichten, das Stefan ihm in Aussicht gestellt hatte. Aber das alles war ja nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
»Komm, gehen wir schlafen! Morgen ist auch noch ein Tag. Und vielleicht kommt morgen endlich unser erster Patient.«