Читать книгу Der Arztroman Lese-Koffer Mai 2021: 16 Arztromane - A. F. Morland - Страница 14

7

Оглавление

„Sie müssen es mir glauben, Schwester Angelika“, lachte Jürgen Winter. Er saß aufrecht in seinem Bett. Das schwarze Haar begann wieder zu wachsen. Die Wunden, die das herumfliegende Glas seines Wagens verursacht hatten, waren längst vernarbt. „Wie oft muss ich es Ihnen denn noch sagen. Das erste, an was ich mich erinnern kann, ist ihr Gesicht.“

Angelika winkte lachend ab. „Mir können Sie so etwas nicht einreden, Herr Winter“, protestierte sie.

„Jürgen …“

Angelika seufzte auf.

„Wie oft soll ich es Ihnen erklären, Herr Winter“, beschwerte sie sich. „Es geht einfach nicht an, dass ich einen männlichen Patienten mit seinem Vornamen anrede. Vergessen Sie nicht, auch Sie sind hier Patient.“

Jürgen Winter verzog seinen Mund zu einem Schmollen.

„Seien Sie nicht so hartherzig, Schwester Angelika“, bat er. „Was würde es schon ausmachen, wenn Sie mich Jürgen nennen? Es würde ja niemand erfahren.“

Aber Angelika schüttelte den Kopf.

„Es ist nichts zu machen, Herr Winter“, blieb sie standhaft. „Ich werde meinen Prinzipien nicht untreu.“

In den schwarzen Augen von Jürgen Winter blitzte es für einen Moment verräterisch auf.

„Bei Herrn Dr. Schreiber ist das wohl was anderes?“, sagte er giftig.

Angelika drehte sich auf der Stelle herum. Ihr Gesicht war schneeweiß geworden. Groß brannten ihre Augen in dem schmalen Gesicht

„Was wollen Sie damit sagen, Herr Winter?“, flüsterte sie.

Jürgen hatte sich wieder gefangen. Am liebsten hätte er sich auf die Zunge gebissen, aber jetzt war es zu spät. Natürlich hatte er in den letzten Wochen längst erkannt, dass zwischen Jochen und Angelika mehr war als nur die übliche Sympathie. Er hatte es nicht wahrhaben wollen, aber der Verdacht war geblieben und hatte sich nicht verdrängen lassen. Und was zunächst Verdacht gewesen war, im Laufe der Zeit hatte es sich zur Gewissheit verdichtet.

„Bitte, schauen Sie mich nicht so an, Angelika“, bat er flehentlich. „Ich weiß, ich hätte das nicht sagen dürfen. Bitte, verzeihen Sie mir.“

Angelika hatte alle Mühe, sich wieder zu fangen. Wie Hilfe suchend presste sie das Handtuch, das sie gerade in der Hand hielt, an sich.

„Warum haben Sie das gesagt“, flüsterte sie. „Warum nur?“

„Weil ich eifersüchtig war“, brach es aus Jürgen heraus. Er zog sie zu sich. „Haben Sie es denn immer noch nicht bemerkt?“, flüsterte er. „Ich liebe dich, Angelika. Schon beim ersten Mal, damals, als ich nur für Sekunden aufwachte, habe ich dich geliebt. Ich kann es nicht ertragen, zu sehen, wie du diesen Dr. Schreiber ansiehst.“

Im ersten Augenblick hatte Angelika vor Schrecken sich nicht rühren können. Die Leidenschaft in seinen Worten hatte ihr Herz erstarren lassen. Nun riss sie sich los. Mit hastigen Händen strich sie ihren Kittel glatt.

„Wie können Sie nur“, stieß sie heraus. „Sie haben jetzt alles zerstört.“

Jürgen Winter ließ sich erschöpft in die Kissen zurücksinken. Seine Gedanken rasten. Hass quoll in ihm hoch. Hass auf den Mann, der ihm das Leben gerettet hatte, Hass auf die Frau, die sich ihm verweigerte. Nur mühsam konnte er den Aufruhr in seinem Inneren bändigen. Mit aller Gewalt zwang er ein um Verzeihung bittendes Lächeln auf sein Gesicht.

„Verzeihen Sie mir, Angelika“, bat er zerknirscht. „Ich habe Sie erschreckt, das wollte ich nicht.“ Seine dunklen Augen brannten in heimlichem Feuer. Er senkte die Lider. „Ich werde Sie nie mehr belästigen, das verspreche ich Ihnen“, murmelte er. „Nur lassen Sie mich nicht allein. Ich möchte wenigstens Ihre Nähe spüren.“

Angelika sah den jungen Mann misstrauisch an. Irgendeine innere Stimme warnte sie, ein dumpfer Instinkt sagte ihr, dass ihr von Jürgen Gefahr drohte. Aber gewaltsam schüttelte sie die trüben Gedanken ab. Offen und ehrlich reichte sie Jürgen Winter die Hand.

„Wir wollen nicht mehr darüber sprechen, Jürgen“, sagte sie warm. Ein Lächeln huschte um ihren Mund. „Immerhin ist es ja auch möglich, dass ich das, was Sie gesagt haben, als eine Art von Kompliment auffasse.“

Jürgen Winter lachte auf.

„Ich danke Ihnen, Angelika“, sagte er warm. Geschickt verstand er es, seine wahren Gefühle zu verbergen. Angelika stand bereits an der Tür, als er sie noch einmal zurückhielt. „Ich beneide Jochen Schreiber“, sagte er ruhig. „Und ich gönne ihm sein Glück aus ganzem Herzen.“

Angelika neigte ihr Haupt. Es rührte sie, dass Jürgen Winter sich soweit überwunden hatte.

„Danke, Jürgen“, flüsterte sie. Dann schloss sich hinter ihr die Tür.

Jürgen starrte gegen die Decke. Seine Lippen waren nur noch ein schmaler Strich. Seine schwarzen Augen glühten.

„Das wirst du mir büßen“, knirschte er. „Eines Tages wirst du mir dafür zahlen müssen.“

Seine Hände hatten sich in die Decke gekrallt.

Der Arztroman Lese-Koffer Mai 2021: 16 Arztromane

Подняться наверх