Читать книгу Der Arztroman Lese-Koffer Mai 2021: 16 Arztromane - A. F. Morland - Страница 19

12

Оглавление

Jochen Schreiber war im Labor geblieben. Innerlich war er erregter, als er es vor Jürgen hatte wahrhaben wollen. Wieder und wieder beugte er sich über das Elektronenmikroskop, studierte sorgfältig, was er sah. Die Blätter neben dem wertvollen Gerät füllten sich mit Aufzeichnungen. In der Hast und Eile überhörte er völlig, dass sich hinter ihm die Tür geöffnet hatte.

Erst als Angelika ihm die Hand auf die Schulter legte, sah er erschreckt hoch.

„Angelika!“ Ein befreites Lächeln flog über seine Züge. „Wie schön, dass du gekommen bist.“

Er war aufgesprungen. Jetzt zog er das junge Mädchen in seine Arme.

„Ich liebe dich“, murmelte er in ihr seidenweiches Haar. „Ich liebe dich.“

Zärtlich hob sie ihr Gesicht ihm entgegen. Ihr weicher Mund war eine einzige Verlockung. Tief beugte er sich über sie. Seine Lippen liebkosten ihre Augen, suchten ihren Mund, verschlossen ihn in einem langen Kuss.

„Ich hab es nicht mehr allein in meinem Zimmer aushalten können“, gestand Angelika, als sie sich endlich voneinander lösten. „Und als ich sah, dass hier bei dir noch Licht brannte, bin ich hierher gekommen.“ Sie sah sich suchend um. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass Jürgen Winter nicht da war. „Wo ist Jürgen“, fragte sie. „Habt ihr euch gestritten?“

Jochen schüttelte den Kopf.

„Ich hab den Jungen zu Bett geschickt“, sagte er nur. Dann aber führte er Angelika zu dem großen Mikroskop in der Ecke. „Schau einmal hindurch“, bat er.

Angelika sah ihn zunächst erstaunt an, dann aber folgte sie seiner Bitte. Gespannt sah Jochen auf sie herab. Er wusste, dass Angelika fast genauso viel von seiner Arbeit verstand wie er selbst. Vom ersten Tag an hatte sie ihm geholfen, war bei allen Rückschlägen dabei gewesen. Jetzt sollte sie auch am ersten Triumph teilhaben.

Die junge Frau war schneeweiß geworden. Als sie sich aufrichtete, schienen ihre Augen unnatürlich vergrößert.

„Glaubst du, dass du ihn endlich gefunden hast“, fragte sie zögernd.

Jochen zuckte mit den Achseln.

„Ich kann es noch nicht sagen, mein Herz“, schwächte er ab. „Wir müssen abwarten. Eins steht aber auf jeden Fall fest. Wir sind einen ganzen Schritt weiter.“

„Und was hast du jetzt vor, Jochen?“, forschte Angelika.

„Jochen war ans Fenster getreten und sah in die Nacht. In der Scheibe spiegelte sich Angelikas Gesicht.

„Ich weiß es nicht, mein Herz“, begann er nachdenklich. „Manchmal spiele ich mit dem Gedanken, auf dem nächsten Kongress in Frankfurt über meine Forschungen zu berichten. Aber dann zögere ich wieder.“ Er drehte sich herum und sah Angelika fragend an. „Was soll ich tun?“

Die junge Frau senkte den Kopf. Sie wusste, vor welch schwerer Entscheidung Jochen stand. Wenn er jetzt mit dem Ergebnis seiner Forschungen an die Öffentlichkeit trat, dann würde er das nur tun, um anderen Forschern die Niederlagen zu ersparen, die er bereits hinter sich hatte. Er würde sie auffordern, seine Ergebnisse als Ausgangsbasis zu benutzen. Er selbst hatte weder die Zeit noch die finanziellen Möglichkeiten, die Forschungen so weiterzuführen, wie sie es verdienten. Aber würde er damit nicht auf allen Ruhm verzichten? Würden nicht andere später die Lorbeeren für das einheimsen, was er getan hatte? Für einen winzigen Moment kam sie in Versuchung, ihm abzuraten. Sie wusste, er würde auf sie hören. Aber dann siegte ihr Pflichtbewusstsein und ihre unbedingte Liebe zu Jochen.

„Komm“, sagte sie mit einem leisen Lächeln. „Wir opfern diese Nacht. Diktier mir deinen Vortrag.“

Erschüttert eilte Jochen zu ihr. Die Größe ihrer Liebe bewegte ihn tief.

Jochen Schreiber war noch im Labor. Zärtlich nahm er sie in seine Arme. Er war viel zu bewegt, um etwas sagen zu können. Seine Lippen suchten ihren Mund, fanden ihn und schlossen ihn mit einem langen Kuss.

Der Arztroman Lese-Koffer Mai 2021: 16 Arztromane

Подняться наверх