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Fay Wray erlebte im Prinzip das Gleiche wie Captain Dawn. Sie wurde in einen Verhörraum geführt und gezwungen, auf dem Verhörstuhl Platz zu nehmen.

Dort saß sie nun, fixiert von Metallbändern an Armen und Beinen. Um sich Fragen anzuhören, die sie als völlig sinnlos empfand – und sich jenen Zusammenschnitt von dem Sieg über die Overscout anzuschauen.

Am schlimmsten war für sie natürlich die Erkenntnis, dass wirklich alle umgebracht worden waren. Ein Massenmord, wie er scheußlicher nicht hätte sein können, und sie sagte das auch in aller Deutlichkeit:

„Verdammt noch mal, es ist ein gewaltiger Unterschied, einen Gegner im Gefecht zu töten, oder Wehrlose umzubringen. Das eine ist Krieg, das andere eben Mord.“

Die junge Frau in der Lederrüstung lächelte nur freundlich und ging gar nicht darauf ein.

Fay Wray schäumte regelrecht, als sie dann auch noch gezeigt bekam, wie man mit den Leichen der Ermordeten umging.

Es nutzte ihr alles nichts.

Und schon wieder wurde die Frage gestellt nach der sogenannten Wahrheit hinter der Wahrheit, die sie angeblich nicht verraten wollte.

„Ihr seid wahnsinnig. Eine ganze Rasse von Wahnsinnigen, die sich ein Spaß daraus machen, Menschen schlimmer zu behandeln als Vieh. Und dabei seid ihr auch noch überaus feige, sonst würdet ihr euch endlich einmal persönlich zeigen.“

„Das würden wir ja“, säuselte die junge Frau, „aber es ist uns leider nicht möglich. Mit Feigheit hat das überhaupt nichts zu tun.“

„Wie bitte, ihr könnt euch mir nicht zeigen? Was ist das denn für eine Aussage?“

„Was hat man in Sie einprogrammiert, was uns gefährlich werden könnte?“, fragte die junge Amazone und hatte plötzlich eine Art Hammer in der Hand.

Auf der einen Seite gab es einen runden Hammerkopf, auf der anderen Seite jedoch war die messerscharfe Schneide wie bei einem Beil ausgeformt. Sie hatte vorher das Werkzeug irgendwo in ihrer Lederrüstung versteckt gehalten, wie Fay vermutete.

Im nächsten Augenblick holte sie aus und ließ den Hammer mit voller Wucht auf dem linken Handrücken der Gefangenen sausen.

Dieser eine Schlag genügte, um die linke Hand von Fay Wray zu zerschmettern.

Fay konnte nicht anders: Sie schrie gepeinigt auf. Obwohl sie einiges an Schmerz ertragen konnte, war das hier für sie zu viel. Zumal es sie völlig unerwartet getroffen hatte.

Sie benötigte allerdings nur Sekunden, um ihr Geschrei zu unterdrücken.

Sie knirschte mit den Zähnen und fauchte:

„Keine Gefangenen außer dem Captain und mir? Wie wäre es denn mit Danza, unserem AO? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr die Flucht gelang. Wenn nicht ihr, dann wirklich niemandem. Wo ist sie denn jetzt? Ist sie bereits auf dem Weg hierher, um den Captain und mich zu befreien?“

Sie lachte schadenfroh.

Die Amazone schaute sie ernst an. Ja, sie vergaß tatsächlich ihr bisher permanentes Lächeln, wenn auch nur vorübergehend.

Eine Antwort gab sie nicht. Dafür geschah etwas anderes: Der Verhörsessel drehte sich um neunzig Grad, so dass Fay Wray gegen eine andere Wand schaute.

Diese wurde heller, wie zuvor der wandbreite Bildschirm, auf der die Szenen von der Gefangennahme der Flüchtlinge und deren Tötung zu sehen gewesen waren.

Und dann konnte Fay in einen Raum schauen, der dem, in dem sie sich selber befand, wie ein Ei dem anderen glich.

„Dawn!“, schrie sie unwillkürlich.

Und er war es in der Tat!

Auch sein Verhörsessel war herumgeschwenkt. Er schaute seine Fay mit weit aufgerissenen Augen an.

Fay konnte nicht verhindern, dass Tränen aus ihren gelben Augen rannen und sich ihre Schlitzpupillen erweiterten.

„Fay!“, hörte sie, als würde es überhaupt keine Wand mehr geben zwischen ihr und ihrem Geliebten.

Der Captain sah ihre blutende Hand und rief erschrocken:

„Was haben sie dir angetan?“

„Es ist nur die Hand. Diese da hat sie mir mit dem Hammer zerschmettert.“

Kaum hatte Fay ausgesprochen, als der Hammer schon wieder niedersauste, um diesmal die andere Hand zu zerschmettern.

Fay schrie nicht allein. Auch ihr Captain, während der ältere Mann mit dem Laborkittel, der sich bei ihm befand, nur interessiert dreinschaute.

„Verdammt, was soll denn das?“, fluchte Fay. „Wenn du mich foltern willst, bist du an die Falsche geraten. Ich wurde ausgebildet, auch der schlimmsten Folter zu widerstehen. Und was sollte es dir denn überhaupt nutzen? Meine Gedanken sind für deine Herren ein offenes Buch. Ich bin bereit, meine Erinnerungen preiszugeben, weil ich es sowieso nicht verhindern kann.“

„Damit bekommen wir nur mit, was erlaubt wurde, sozusagen. Nicht das, was dahinter verborgen ist. Ihr seid her gekommen mit einem klaren Kampfauftrag, auch wenn ihr euch selber nicht mehr daran erinnern wollt, wie es scheint. Aber es muss einen Auslöser geben für eure Programmierung. Um sie im entscheidenden Moment freizusetzen, ohne von uns vorher bemerkt werden zu können.“

„Aber das ist absolut paranoid!“, schrie Fay die Amazone an. „Es gibt keine solche Programmierung. Niemand ahnt auch nur, dass ihr überhaupt solche Fähigkeiten habt, um unsere Gedanken zu kontrollieren und unsere Erinnerungen auszulesen. Wozu dann also eine solche Schutzmaßnahme? Ihr geht einfach von euch aus, aber Menschen haben solche Fähigkeiten nicht, und sie werden in der Raumflotte von Axarabor auch in keiner Weise berücksichtigt.“

„Du lügst! Du hast ja auch mit keinem Wort jene Danza erwähnt, wie ihr dieses Wesen aus euren Reihen nennt. Ist sie mitgeschickt worden, um bei euch den Schlüssel zu betätigen?“

„Aha, deshalb habt ihr alle umgebracht?“, ächzte drüben der Captain auf einmal überzeugt. „Ihr seid der festen Überzeugung, dass wir tatsächlich nur gekommen sind, um das gesamte Sonnensystem auszuräuchern, ohne Rücksicht auf Verluste. Und jetzt gibt es nur noch uns beide, Fay und mich. Zwei Menschen nur, die keine Gefahr mehr darstellen können.“

„Nein, ihr seid noch am Leben, weil ihr die wichtigsten Menschen an Bord gewesen seid. Wenn also jemand das Geheimnis kennt, das wir zu ergründen suchen, dann ihr beide!“, erklärte der ältere Mann im Laborkittel freundlich.

Und die Amazone in der Lederrüstung schlug zum dritten Mal zu. Diesmal nicht mit der Hammerseite, sondern mit der Schneide.

Sie trennte mit einem einzigen Schlag zwei Finger von der zerschmetterten linken Hand.

Fay schrie:

„Es gibt kein solches Geheimnis!“

„Doch, das muss es geben!“, erwiderte die Amazone stur. „Ich werde dich Stück für Stück töten. Du wirst erst deine Finger, dann Stück für Stück deine Arme, schließlich deine Beine verlieren. Und damit du nicht verblutest…“

Sie hatte in der freien Hand plötzlich eine Art Spray, den sie kurz betätigte.

Der Sprühnebel war eng begrenzt und traf die blutende Hand. Es brannte wie reine Säure. Ein Schmerz, der Fay beinahe das Bewusstsein raubte, aber die Blutung wurde sogleich gestoppt.

Dasselbe geschah auch mit der andern zerschmetterten Hand.

Fay konnte nicht verhindern, dass sie wieder schrie.

Bevor die nächste Frage gestellt oder die alte Frage wiederholt wurde, schlug die Amazone noch einmal mit der Axtseite zu und trennte an der anderen Hand auch noch zwei Finger ab, die sie achtlos am Boden liegen ließ, wo sie einen hässlichen Blutfleck erzeugten.

Das Spray zischte auf und stillte die Blutung, um gleichzeitig wieder das Gefühl ätzender Säure in den offenen Wunden zu erzeugen.

„Du wirst mich nicht brechen können!“, fluchte Fay. „Du verdammtes Weibsstück. Man wird mich rächen. Wer auch immer hinter euch steht und euch wie Menschenvieh behandelt, wird dafür bezahlen.“

„Genau darum geht es doch!“, sagte die Amazone erfreut. „Endlich hast du es begriffen, Fay Wray. Genau das ist doch die Wahrheit hinter der Wahrheit. Natürlich rechnen wir fest mit einem erneuten Angriff. Aber ihr beide müsst bereits davon wissen. Seid ihr so eine Art Vorhut? Erfolgt der entscheidende Angriff dann, wenn ihr euch nicht mehr meldet? Und ihr werdet euch nicht mehr melden, weil ihr das hier nicht überleben werdet.“

Sie schlug mit der Axt zu, um die restlichen Finger abzutrennen. Viermal insgesamt, bis Fay keine Finger mehr hatte, an keiner Hand, und ihre Schmerzen hinausschrie, während das Spray aufzischte, das ihre Qualen nur noch vergrößerte.

„Ihr werdet mich nicht brechen!“, ächzte Fay danach erneut. „Von mir ist nichts anderes zu erfahren als ihr bereits erfahren habt!“

„Natürlich nicht von dir“, meinte die Amazone nachsichtig. „Was glaubst du, wieso wir deinen Captain zusehen lassen? Siehst du nicht, wie sehr er mit dir leidet? Vielleicht sogar noch mehr als du selber? Ich foltere ja nicht deshalb ausgerechnet dich, weil du unter Folter endlich aussagen würdest, sondern eben weil dein Geliebter zuschaut. Denn so viel haben wir natürlich begriffen, was euch Menschen betrifft: Liebe macht euch nicht nur stark, sondern im entscheidenden Moment vor allem überaus schwach.“

„Ihr - ihr wollt damit den Captain zu einer Aussage zwingen?“, ächzte Fay fassungslos.

„Natürlich! Was denn sonst?“

Und der ältere Mann im Laborkittel fragte, an Captain Dawn gewandt, der verzweifelt versuchte, seine Fesseln zu sprengen, ohne Rücksicht darauf, dass er sich dabei schwere Verletzungen an Armen und Beinen zuzog, ohne die geringsten Aussichten auf Erfolg:

„Wollen Sie jetzt endlich aussagen?“

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