Читать книгу Aliens in der Sternensee: Alfred Bekker präsentiert 17 Science Fiction Abenteuer - A. F. Morland - Страница 95
7
ОглавлениеFay Wray, nach der sich der gute Captain so sehr in Liebe verzehrte, erwachte in einem Raum, der dem, in dem Dawn erwacht war, haargenau entsprach. Die Kerker waren anscheinend genormt. Nur wusste Fay nichts davon.
Sie ruckte hoch und schaute sich um.
Fay war durchaus das, was manche eine wahre Schönheit nannten. Allerdings nur diejenigen, die auf dem gleichen Planeten geboren worden waren. Captain Dawn stammte direkt von Axarabor und hatte die dort typische helle Hautfarbe, Fay Wray jedoch kam von einer Welt namens BROXAIM.
Diese Welt gehörte zu einer der ersten, die von Menschen besiedelt worden war, und die Umweltbedingungen dort hatten die Nachkommen der ersten Siedler nach und nach sich anpassen lassen.
Nach Jahrtausenden war dadurch eine neue Menschenrasse entstanden, und Fay entsprach genau dieser:
Sie hatte eine grüne Haut, zwar ein wohlgeformtes Menschengesicht, sehr weiblich, aber mit gelben Augen und Schlitzpupillen wie von einem Reptil, und natürlich pechschwarze Lippen.
Sie bewegte sich geschmeidig wie eine Raubkatze, war durchtrainiert, mit Muskeln, um die viele Männer sie beneideten, aber das war nicht ihrer planetaren Herkunft zu verdanken, sondern ihrer Ausbildung als Soldatin innerhalb der Raumflotte von Axarabor.
Dennoch, obwohl sie dermaßen durchtrainiert war, wirkte sie überaus weiblich in ihrer grünen Haut.
Mit ihren Schlitzpupillen konnte sie mehr sehen als ein normaler Mensch. Ihre Sehfähigkeiten erlaubten sogar die Verwertung von Infrarotstrahlung. Mit anderen Worten: Sie konnte Lebewesen in völliger Dunkelheit sehen, nur anhand derer Wärmeausstrahlung.
Allerdings nutzten all ihre besonderen Fähigkeiten im Moment nicht das Geringste. Auch nicht, als sie versuchte, die deutlich sich abzeichnende Tür zu öffnen.
Und dann verschwand diese einfach von einem Augenblick zum anderen.
Eine Frau erschien in der Öffnung. Sie schien direkt von Axarabor zu stammen, ihrer hellen Hautfarbe nach zu urteilen. Dabei war sie anscheinend noch blutjung.
Trotzdem schien sie eine Kriegerin zu sein ihrer Kleidung nach zu urteilen. Immerhin so etwas wie eine Lederrüstung, die jedoch ihre schlank-muskulöse Figur betonte.
Sie lächelte freundlich, während Fay noch ihren Körper mit ihren Blicken absuchte, um Waffen zu entdecken.
Es gab anscheinend keine.
Die junge Frau war sogar auch noch allein erschienen.
Fay schlussfolgerte daraus: Sie hatte trotzdem keine Chance, einen Ausbruchsversuch zu wagen. Denn der Gegner hatte bereits seine Überlegenheit hinlänglich unter Beweis gestellt, und wenn er so leichtsinnig erschien, dann hatte er dafür gute Gründe.
„Die haben wir in der Tat!“, sagte die junge Frau mit melodiöser Stimme, die wahrscheinlich den meisten normalen Männern einen wohligen Schauer über den Rücken hätte rieseln lassen. Fay war dagegen natürlich immun.
„Du liest meine Gedanken!“, sagte sie vorwurfsvoll.
„Nein, nicht ich, sondern diejenigen, die mich leiten.“
Mich leiten? Was war das denn für ein Begriff?
Unwillkürlich runzelte Fay die eigentlich hübsche Stirn. Wäre sie nur nicht so grün gewesen… Aber die Männer von Broxaim standen darauf. Und nicht nur die.
„Auch Captain Dawn!“, sagte die junge Frau prompt. „Nun, wo die Liebe halt hinfällt, sagt man, nicht wahr? Zumindest auf Axarabor. Auch auf Broxaim?“
„Verdammt und zugenäht, gehe gefälligst aus meinem Kopf!“
„Wie gesagt, nicht ich…“
„Ist mir egal!“
„Nun, leider sind nicht alle Gedanken lesbar. Große Teile deiner Erinnerung sind nicht zugänglich. Deshalb bin ich gekommen. Ich führe dich zum Verhör. Also folge mir.“
„Verhör?“, echote Fay und rührte sich nicht von der Stelle.
Gerade hatte sich die Junge zum Gehen abwenden wollen. Sie verhielt in der Bewegung und schaute sie über die Schulter hinweg freundlich an.
„Ja, genau. Wir müssen mehr erfahren von denen, die uns hier ins Netz gegangen sind.“
„Was wollt ihr überhaupt von uns?“
„Was hattet denn ihr von uns gewollt?“, stellte die Junge die Gegenfrage.
„Wir sind gekommen, weil wir wissen wollten, was aus den ersten Siedlern hier geworden ist. Und aus all den Scoutschiffen, die in den vergangenen Jahrtausenden hierher kamen, um mehr zu erfahren. Sind sie alle in eure Falle getappt?“
„Sozusagen“, räumte die Junge ein.
„Und wer seid ihr?“
„Das würdest du sowieso nicht verstehen. Sieh einfach den Körper an, der vor dir steht, und stelle dir vor, sie wäre es selbst, die mit dir spricht. Doch wisse, dass sie nur ein willfähriges Werkzeug ist. Einfach nur eine lebende Hülle. Eine lebende Puppe meinetwegen, die sich in ihrer Rolle allerdings sehr wohl fühlt, wie du siehst.“
„Dann könntest du mich genauso zu einer lebenden Puppe…“ Die Stimme versagte Fay den Dienst.
„Oh, darüber wollen wir gar nicht reden. Noch nicht jedenfalls. Erst das Verhör. Einverstanden?“
„Nein, natürlich nicht!“
„Dann denke doch mal an Captain Dawn!“
„Was ist mit ihm?“
„Er sehnt sich dermaßen nach seiner geliebten Fay Wray… Wie gesagt: Wo die Liebe halt hinfällt. Es ist interessant, so etwas zu sehen. Menschen, die sich wahrlich lieben. Wozu soll das eigentlich gut sein? Nur für die Fortpflanzung, die Arterhaltung?
Ja, so wird es wohl sein. Unsere Menschen haben nur die Gefühle, die wir in ihnen erzeugen. Da ist keine Liebe nötig. Wenn wir mehr von ihrer Sorte brauchen, vermehren sie sich. Wenn es genug sind, vermehren sie sich nicht mehr. Das ist viel einfacher.“
„Ganz sicher ist es das“, sagte Fay zynisch. „Aber du hast mir noch immer meine Frage nicht beantwortet. Was ist mit Dawn?“
„Nichts ist mit ihm. Er wird zeitgleich zum Verhör geführt. Und wenn er kooperiert, wird er von uns glücklich gemacht. Kooperiert er nicht…“
„Was soll das denn wieder heißen?“
„Du wirst es sehen – und begreifen!“, versprach die Junge in ihrer wahrscheinlich nettesten Art. „Allerdings wirst du dir dabei vielleicht wünschen, es niemals erfahren zu haben. Denn leider müssen wir alles tun, um auch die geheimsten Geheimnisse von euch zu erfahren.“
„Warum beeinflusst ihr uns denn nicht einfach wie ihr es mit euren Sklaven auch tut?“
„Das würde nichts nutzen, denn dabei würden wir den Willen und das Bewusstsein auslöschen, mit nur eingeschränktem Zugang zu den Erinnerungen. Das ist halt leider so.“
„Werden alle Gefangenen verhört?“
„Oh, nein, natürlich nicht, sondern nur diejenigen, die wichtig genug erscheinen. So wie du, Fay Wray von Broxaim, und Captain Dawn von Axarabor!“
Du lügst!, dachte Fay Wray ketzerisch, obwohl sie wusste, dass ihre Gedanken gelesen wurden. Denn wenn du wirklich keinerlei Erinnerungen von mir anzapfen könntest, wüsstest du noch nicht einmal meinen Namen. Denn den konnte ich dir nicht bewusst verraten mit meinen Gedanken. Weil ich ohne Bewusstsein gewesen bin vor meinem Erwachen.
Die Junge lächelte nur unbeteiligt und gab den Weg nach draußen frei.
Fay Wray zögerte nur noch kurz, bevor sie ihr folgte.