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Unwillkürlich zuckte der Captain zusammen, weil er sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, im nächsten Augenblick von einem Luftsog in die Leere dieses Weltraums hinein gerissen zu werden.

Aber es gab keinen Luftsog. Der Weltraum war auch nicht völlig leer. Höchstens leer in dem Sinn, dass es hier keine Luft gab. Denn ins Bild geriet jetzt die Overscout in ihrer ganzen ehemaligen Pracht.

Sie war ziemlich neuwertig gewesen, nachdem der Captain auf einer seiner Missionen das vorherige Schiff verloren hatte. Und die Overscout hier entsprach sowieso der neuesten Generation von Militärkreuzern.

Dieses Schiff war im Grunde genommen ein echter Planetenvernichter. Sie hätten damit also diese ganze Welt hier in ihre atomaren Bestandteile zerlegen können.

„Das ist uns ziemlich schnell klar geworden!“, verriet der ältere Mann mal wieder, dass die Gedanken des Captains mit Leichtigkeit gelesen werden konnten. „Deshalb haben wir keine Sekunde gezögert und haben getan, was getan werden musste.

Allerdings sind die Bordwaffen dabei leider verlorengegangen. Das heißt, wir hätten sie ja noch nach dem erfolgreichen Angriff ausbauen können, aber wozu? Sie sind zu unhandlich einerseits, außerdem verbrauchen sie für den Betrieb viel zu viel Energie – und nicht zuletzt benötigen wir nichts, um irgendwelche Planeten zu vernichten.

Wir sind ja keine Mörder, die einfach so Welten überfallen. So sind wir nicht gestrickt. Wir verteidigen uns lediglich mit den geeigneten Mitteln, und die sind eben sowieso besonders erfolgreich, weil den Ihrigen überlegen, wie Sie feststellen mussten, Captain Dawn – und wie wir Sie jetzt hier zumindest ausschnittsweise selber wieder miterleben lassen…“

Er sah, wie die Abwehrschilde aufgebaut wurden. Die Overscout wurde von einem leichten Schleier umgeben, wie Dunst. Das war reine Energie, geeignet, auch stärkste Angriffe abzuwehren.

Allerdings hatte der energetische Schutzschirm den Nachteil, dass man nicht gleichzeitig mit den eigenen Waffen einen Gegenangriff starten konnte.

Und der Schutzschirm war bitter nötig, wie der Angriff mit den Torpedos bewies.

Bis jetzt war alles haargenau so, wie der Captain es auf der Brücke selber hatte mit verfolgen können.

Auch als die Angriffstaktik geändert wurde und der punktuell ausgeführte Angriff erfolgte. Mit dem Ergebnis, dass alle, die dazu in der Lage waren, von Bord flohen.

Kurz sah er, wie sein eigenes Raumboot die Außenhülle verließ. Aber da waren auch noch dreihundert andere.

Auch sie waren voll bewaffnet. Wieso trotzdem niemand geschossen hatte, sah der Captain im Beispiel:

Das Cockpit eines Auswerfers. Der Pilot wollte die Waffen einsetzen gegen den unsichtbaren Gegner, doch etwas lähmte seinen Verstand.

„So wurde der Verstand von allen gelähmt. Letztlich ja auch der Ihrige, Captain Dawn. Schließlich haben wir jahrtausendelange Übung darin, nicht wahr?“

„Aber wieso haben Sie denn nicht die Leute beeinflusst, als sie noch an Bord gewesen waren?“, wunderte sich der Captain mit einem deutlichen Krächzen in seiner Stimme.

„Ach herrjeh, Captain Dawn. Als Militärstratege taugen Sie ja wirklich nichts! Wie kann man denn jemanden wie Sie zum Kommandanten eines Militärkreuzers benennen?“

„Ich wurde Kommandant, weil ich…“, brauste Captain Dawn auf.

Mit einer herrischen Handbewegung ließ der ältere Mann ihn verstummen.

„Also gut“, erläuterte er dann, „irgendwie gehört es ja noch zur Einleitung für das eigentliche Verhör. Also werde ich es Ihnen erklären, auf eine Art und Weise, dass sogar Sie das verstehen können:

Wir wollten das durchaus, aber der verdammte Schutzschirm hat es verhindert.“

„Was denn, der Schutzschirm hat verhindert, dass ihr uns unter eure Kontrolle bringen konntet?“

„Ja, dieser Schutzschirm… Dass er so früh eingeschaltet wurde, daran war wohl, wenn wir richtig gescannt haben, die KI schuld. Hätten Sie wirklich das letzte Wort gehabt, Captain Dawn, wäre der Schutzschirm zu spät errichtet worden. Denn der eigentlich geplante Angriff wäre natürlich vor dem Angriff mit den Torpedos erfolgt. Die Torpedos waren nur unser Plan B gewesen. Die haben wir nur geschickt, um damit zu versuchen, den Schutzschirm wieder zusammenbrechen zu lassen. Aber es hat sich leider gezeigt, dass dieser viel zu stark war.“

„Interessant zu wissen, das mit dem Schutzschirm. Danke für die Information.“

Der ältere Mann lachte jetzt schallend, wie über einen guten Witz.

„Haben Sie denn schon vergessen, dass wir keine Gefangenen machen? Und auch Sie sind nicht wirklich ein Gefangener, höchstens vorübergehend. Sie sind einfach nur da, um verhört zu werden. Sonst nichts. Danach werden Sie keine Gelegenheit mehr haben, irgendwelches Wissen weiterzugeben, etwa an die Hochadmiralität, damit sie uns erneut angreifen können und vielleicht dann erfolgreicher.“

„Man wird trotzdem irgendwann wieder kommen!“, drohte jetzt Captain Dawn. Allerdings hatte er noch während er diese unbedachten Worte ausstieß das deutliche Gefühl, damit einen Fehler zu begehen.

Das Lachen erstarb. Der ältere Mann schüttelte den Kopf.

„Da sehen Sie wieder, Captain Dawn, wie sehr wir im Recht sind – und wie sehr Sie und die ganze Raumflotte von Axarabor im Unrecht!“

„Dann drehen Sie doch den Spieß einfach mal um und versuchen, Axarabor anzugreifen!“, schrie ihn jetzt der Captain an.

Er hatte ganz einfach die Nerven verloren. Das war ja auch kein Wunder, denn während der ältere Mann hier mit ihm plauderte, zeigten die Bilder an der gegenüberliegenden Wand, wie all seine Leute nicht nur betäubt wurden über Gedankenkontrolle, sondern dass sie auf diese Weise auch zu Tode kamen.

Alle erstickten elend, weil etwas sie zwang, nicht mehr weiter zu atmen.

Es waren wahre Bilder des Grauens.

Ja, er hatte es einfach hinausschreien müssen!

„Und Sie haben sogar recht!“, sagte der ältere Mann daraufhin in seiner freundlichen Art. „Aber leider sind wir nicht in der Lage, unser Sonnensystem zu verlassen, so gern wir das auch tun würden.“

Also hatte der Captain jetzt gleich zwei hochbrisante Informationen, die von eminenter Wichtigkeit gewesen wären für die Hochadmiralität: Irgendetwas in den energetischen Schutzschirmen verhinderte die Gedankenkontrolle, und außerdem konnten die ansonsten haushoch überlegenen Gegner nicht ihr Sonnensystem verlassen!

„Nein, können wir nicht. In der Tat. Leider. Sonst hätten wir es längst getan. Wir haben die Waffen der ersten Menschen, die hierher kamen, analysiert und weiter entwickelt. Wir haben die späteren Scouts abgefangen und auch ihre Waffen kopiert.

Nicht nur die Waffen, sogar die ganzen Schiffe. Einfach alles.

Ihr Militärkreuzer war der erste mit diesem energetischen Schutzschirm, den wir nicht durchdringen konnten mit unseren Gedanken. Und er ist der erste Kreuzer, den wir nicht benötigen. Schließlich haben sich unsere kampftechnischen Möglichkeiten letztlich als überlegen erwiesen. Wir sind damit jedem Schiff der Raumflotte von Axarabor überlegen. Sollen sie nur kommen. Wir werden sie genauso erledigen wie euch.“

Er sagte das nicht etwa ärgerlich oder anklagend oder dramatisch oder sogar patriotisch, sondern in einem Plauderton, als würde er ganz einfach nur über irgendeinen kuriosen Nachbarn ablästern.

Und während er noch sprach, starrte Captain Dawn auf die Bilder, die ihm dargeboten wurden. Alle Auswerfer wurden eingesammelt wie Fallobst. Das hieß, sie verschwanden im Unsichtbaren. Auch in der Aufzeichnung ließ der Gegner nicht erkennen, wie er aussah.

Die Szene wechselte. Man sah wieder das Innere eines Auswerfers. Fünf Menschen, Männer und Frauen. Alle tot, erstickt.

Der Captain sah es, als hätte man den Auswerfer in der Mitte durchgeschnitten, damit man besser in das Innere schauen konnte. Aber ihm war klar, dass man das nicht wirklich getan hatte. Man hatte lediglich eine Aufnahmetechnik verwendet, für die eine Schiffshülle kein Hindernis war. Als würde sie nur aus hochdurchsichtigem Glas bestehen.

Jetzt kamen Bewohner dieses Planeten, die wie ganz normale Menschen aussahen, in grob geschneiderte Gewänder gehüllt, und zerrten die Toten ins Freie.

„Wir konnten sie natürlich nicht im Weltraum lassen. Dafür sind sie als Biomasse viel zu wertvoll. Wir düngen damit.“

Allerdings wurden die Toten vorher ihrer Kleidung beraubt. Ihre nackten Leichen blieben einfach auf dem Waldboden liegen. Die Beeinflussten entfernten sich wieder von ihnen nach getaner Arbeit.

Aliens in der Sternensee: Alfred Bekker präsentiert 17 Science Fiction Abenteuer

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