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Burgl schlief gleich tief und fest ein. Später quälten sie Träume. Und es war immer derselbe Traum. Sie wachte mit einem Schrei auf. Ihre Augen irrten umher und sie fühlte Todesangst. Sie sprang aus dem Bett, stürzte zur Tür, riss sie auf und blickte auf den Flur. Aber er lag still und düster da. Kein Flammenmeer war zu sehen. Zitternd kroch sie in ihr Bett zurück und sah zur Decke.

Dieser Traum war schrecklich. Von Zeit zu Zeit kehrte er immer wieder, sie konnte sich einfach nicht davon befreien. Er raubte ihr bald den Verstand. Die Ängste, die sie immer wieder ausstand, waren nicht zu beschreiben. Nie in ihrem Leben würde sie all das vergessen können. Denn dieser Traum beruhte auf Erinnerungen.

Es war vor fünf Jahren, sie war dreizehn und sollte in vier Wochen ihren Geburtstag feiern. Ihre Eltern lebten am Rande von Wörgl in einem kleinen Häuschen. Sie hatten es vom Großvater geerbt. Nie reichte das Geld für einen Umbau. Es war schon ziemlich altersschwach aber sie liebten es sehr. Sie selbst hatte oben in der Dachstube ein kleines Zimmer und war sehr glücklich und zufrieden. Als Kind kannte sie ja nicht die Sorgen der Eltern.

An diesem Abend, es war schon recht spät gewesen, brach in der Küche des Hauses ein Feuer aus. Niemand bemerkte es rechtzeitig. Die Eltern schliefen unten neben der Küche und wurden gleich vom Rauch erstickt, bevor sie das Unglück überhaupt ahnten. Das Feuer kroch weiter. Es knackte und knisterte im Gebälk, so dass sie erwachte. Zuerst glaubte sie zu träumen, aber dann drang beißender Qualm durch die Ritzen in ihr Zimmer. Sie sprang aus dem Bett und riss die Tür auf. Hitze und Rauch schlugen ihr entgegen.

Scheckerstarrt warf sie die Tür wieder zu. Über die Treppe konnte sie nicht mehr fliehen. Sie stürzte zum Fenster und schrie um Hilfe, so laut sie konnte. Immer wieder. Schon züngelten die Flammen aus dem Dach empor, glücklicherweise brannte es hauptsächlich auf der anderen Giebelseite, so dass ihr Zimmer noch verschont blieb. Sie schrie und schrie, bis endlich in den umliegenden Häusern Licht gemacht wurde. Dann ging alles sehr schnell. Sie hörte das Signal der Feuerwehr in weiter Ferne. Die Nachbarn standen um das Haus herum, konnten ihr aber nicht zu Hilfe eilen.

Der Rauch wurde immer beißender, und sie fiel ohnmächtig vor dem Fenster nieder. Sie hörte nicht mehr den Ruf, dass sie springen sollte. Alles um sie herum wurde dunkel. Sie fiel tiefer, immer tiefer. Als sie erwachte, lag sie in einem Krankenhaus.

Aus der Zeitung erfuhr sie dann von ihrer wunderbaren Rettung. Die Feuerwehr war noch nicht eingetroffen, Nachbarn standen und schrien vor dem Haus, als ein Fremder mit seinem Wagen vorbeifuhr. Als er hörte, dass noch jemand in dem Haus war, griff er, ohne sich lange zu besinnen, nach mehreren Decken auf dem Rücksitz des Wagens.

Mittlerweile hatte man begonnen, mit Eimern eine Kette vom Graben hinter dem Haus zu bilden. Der junge Mann schrie ihnen zu, sie sollten nur auf das Treppenhaus zielen und versuchen, die Flammen dort einzudämmen. Seitwärts davon lag der Hauptbrandherd. Er wollte versuchen, das Kind zu retten. Er wickelte sich in die Decken, ließ viel Wasser darauf schütten und sprang davon. Er fand Burgl, riss sie an sich, warf auch ihr eine durchtränkte Decke über und stürzte im letzten Augenblick mit ihr die schon in sich zusammenfallende Treppe hinunter.

Beinahe wäre er ohnmächtig zusammengebrochen, aber er schaffte es noch rechtzeitig. In diesem Augenblick kam dann die Feuerwehr. Der Krankenwagen brachte Kind und Retter ins Krankenhaus.

Sie war gerettet worden, verlor aber auf diese Weise ihre Eltern.

Wer ihr Retter war, hatte sie nie erfahren. Selbst die Zeitungen, die diese Tat gern ausgeschlachtet hätten, spürten ihn nicht einmal auf, da er sofort wieder aus dem Krankenhaus geholt wurde. Ein mutiger junger Mann!

Mit dem kleinen Erlös, den die Versicherung für das Haus bezahlte, konnten die Verwandten sie erziehen. Aber für ein Studium reichte es halt nicht mehr. Als das Geld alle war, war man auch nicht mehr so nett zu ihr. Das war auch ein Hauptgrund gewesen, warum sie diese Stelle in den Bergen angenommen hatte. Sie suchte verzweifelt nach einem Heim und lieben Menschen. Sie war streng erzogen worden und hatte nie die Möglichkeit gehabt, Kontakt zu jungen Menschen zu knüpfen. Um so weher tat es, als sie spürte, dass man sie auch hier in Thierbach schneiden würde.

Langsam hatte sich ihre Angst wieder verflüchtigt. Sie wusste jetzt wieder, dass alles nur ein Traum gewesen war. Sie kuschelte sich in die Federn und fühlte noch immer ein Zittern in den Gliedern. Nie hatte sie mit einem Menschen über diesen Traum gesprochen.

Sie konnte es einfach nicht.

Spät erst schlief sie wieder ein.

Sieben Romane: Heimatroman Extra Großband Juli 2021

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