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Zwei Tage später hatte Burgl nach Wörgl gemusst. Viktor hatte keine Zeit gehabt, sie hinzufahren, so hatte sie den Postbus genommen. Sie war mit ihren Einkäufen schnell fertig geworden und dann früher heimgekommen, als sie vorher gesagt hatte. Außerdem wollte sie beim Abendbrot helfen. Liese hatte mit dem Einkochen jetzt so viel zu tun.

Niemand war wie gewöhnlich zu sehen. Als sie die Tür öffnete, kam ihr etwas Braunes entgegen.

Schreckerstarrt ließ sie die Bücher und den Einkaufskorb fallen, dann sah sie den Hund vor sich, der an ihr hochspringen wollte.

»Sascha, sofort kommst du hierher! Platz! Keine Angst, er beißt nicht!«

Der Hund wedelte mit dem Schwanz und ging auf den Bauern zu.

»Ich habe keine Angst, wirklich nicht. Ich war nur nicht darauf vorbereitet, das ist alles.«

»Sie mögen Tiere?«

»Ja, Hunde besonders. Das ist ein sehr schönes Tier!«

Ernst Weitgasser sagte: »Ich habe ihn heute gekauft. Ich bin froh, dass Sie keine Angst vor Hunden haben.«

Burgl dachte, der Bauer braucht mir doch keine Erklärung zu geben, er kann doch tun und lassen was ihm beliebt.

»Ja, dann will ich die Sachen jetzt in die Küche bringen. Liese wird bestimmt schon darauf warten.«

»Komm Sascha«, sagte der Bauer und ging mit dem Hund davon.

Burgl blickte ihm nach, biss sich auf die Lippen und dachte, er will mir weismachen, dass er ihn erst heute gekauft hat? Das glaub’ ich einfach nicht, dazu gehorcht er ihm zu gut. Und überhaupt, all die Zeit ist er immer sehr spät heimgekommen. Jetzt ist er also schon hier, ich war nicht da! Vielleicht war der Hund sonst in der Käserei oder woanders? Es spielte keine Rolle, aber merkwürdig war das Ganze schon.

Sie ging in die Küche, sprach mit Liese und dachte bald nicht mehr an den Hund.

Nach dem Abendessen nahm sie ihre Bücher und ging auf ihr Zimmer. Kurze Zeit später hörte sie auf dem Flur einen seltsamen Laut. Sie konnte sich nicht erklären, was es war und öffnete ihre Tür. Zu ihrer Überraschung sah sie dann, wie Sascha vor der verbotenen Tür lag und winselte. Er kratzte mit den Pfoten an dem Holz und jammerte in den höchsten Tönen vor sich hin. So, als ob er da hinein wollte.

»Komm, Sascha, komm«, lockte sie ihn freundlich. »Komm zu mir. Was hast du denn? Warum bist du denn so traurig?«

Der Hund wandte nur kurz den Kopf sah sie mit flehendem Blick an, so als suche er Hilfe bei ihr, rührte sich aber nicht von der Stelle. Bald darauf heulte er weiter. Es hörte sich schrecklich an.

»Sacha«, hart klang die Stimme vom Weitgasser. Er stand unten an der Treppe. »Sofort kommst du hierher!«

Dann erst sah Weitgasser das Mädchen. Er kam herauf und entschuldigte sich. Rasch musterte er das Gesicht des jungen Mädchens.

»Er muss sich halt noch an das Haus gewöhnen. Komm runter Sascha, was willst du denn da? Bitte entschuldigen Sie.«

Er musste den Hund förmlich zur Treppe schleifen. Immer wieder strebte er zu der verschlossenen Tür zurück. Seltsam war das schon. Wen suchte Sascha dahinter, wenn er angeblich erst heute ins Haus gekommen war? Sie sah doch, wie widerwillig er dem Bauern folgte.

Außerdem, warum entschuldigte er sich immer wieder? Nachdenklich ging sie zu ihren Büchern zurück. Kaum saß sie am Tisch, als sie wieder aufgeschreckt wurde.

Ein tierischer Laut durchbrach die Stille. Ein langgezogenes Jaulen ertönte. Und dieser Laut kam wiederum aus dem verbotenen Zimmer.

Langsam aber sicher fühlte sie, dass es in diesem Hause nicht geheuer zuging. Merkten denn die anderen nichts davon? Was wurde hier gespielt? Sie war sich jetzt ganz sicher, dass der Hund schon lange in diesem Haus war. Er musste sonst in dem verbotenen Zimmer gewesen sein. Sonst wäre er doch nicht so seltsam gewesen. Sie war zu früh heimgekommen, da war ihr der Hund begegnet und da hatte der Bauer schnell eine Ausrede gesucht und auch gefunden. Man hatte den Hund nicht mehr fortschaffen können.

Sollte sie aufstehen und nachsehen, was sich in dem verbotenen Zimmer befand? Vielleicht geschah hier ein Verbrechen? Musste sie nicht helfen? War etwa ein Mensch in Not? Vielleicht war deswegen die Bäuerin so seltsam? Weil sie es wusste und nicht damit fertig wurde.

Unschlüssig stand sie mitten im Zimmer.

Wieder fiel ihr ein. dass sie gleich zu Anfang der Bäuerin hatte versprechen müssen, unter gar keinen Umstanden das besagte Zimmer zu betreten.

Nun herrschte wieder vollkommene Stille, so als sei nichts passiert.

Es war tief in der Nacht, als sie wieder vom Jaulen des Hundes geweckt wurde. Sie lag wach in ihrem Bett und sah zur Decke. Sie hatte sich ganz bestimmt nicht getäuscht. Da, da war es wieder. Lag er etwa wieder vor der Tür? Das konnte ja heiter werden, wenn sich jetzt jede Nacht der gleiche Lärm hier oben abspielte.

Aber dann merkte Burgl, dass das Geräusch aus dem Garten kam. Seltsam. Ließ der Bauer seinen Hund nachts allein durch die Wälder streifen? Das war doch verboten. Er musste doch dann damit rechnen, dass er erschossen wurde.

Sie sprang aus dem Bett und stellte sich an das Fenster. Bald hätte sie aufgesehrien. Was sie da sah, sah ziemlich unwirklich aus.

Mitten im Garten saß ein Mann und um ihn herum tanzte der Hund. Er schien närrisch vor Glück. Der Mann umhalste den Hund von Zeit zu Zeit und dieser ließ es sich freudig gefallen. Dann tanzte er wieder um die stille Gestalt herum. Beide, Mensch und Tier schienen nicht zu spüren, dass sie beobachtet wurden. Sie glaubten sich völlig allein auf dieser Welt.

Burgls Knie wurden weich, als sie das sah. Unverwandt starrte sie in den mondbeschienenen Garten. Wie lange sie so gestanden hatte, konnte sie nachher nicht mehr sagen. Alle Müdigkeit war verflogen.

Endlich stand der fremde Mann auf, nahm den Hund am Halsband und verschwand wieder plötzlich spurlos. Wie ein Geist! Langsam aber sicher begann Burgl an ihrem Verstand zu zweifeln.

Tags darauf sprach sie wie zufällig mit Viktor über Saschas seltsames Benehmen. Wiederum wurde der alte Mann sehr ablehnend, obwohl er doch sonst die Freundlichkeit in Person war.

Er musste um das Geheimnis des Weitgasserhofes wissen.

Sieben Romane: Heimatroman Extra Großband Juli 2021

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