Читать книгу Sieben Romane: Heimatroman Extra Großband Juli 2021 - A. F. Morland - Страница 19

Оглавление

12


Burgl tauchte aus bodenloser Tiefe und nahm ganz entfernt Stimmen wahr. Ihre Glieder waren schwer wie Blei. Irgend etwas schlug auf ihre Wangen. Es war unangenehm, und langsam öffnete sie die Augen. Sie lag in der kleinen Bauernstube auf dem Sofa. Was war eigentlich los?

Eleonore und Ernst beugten sich mit ängstlichen Augen über sie. Im Hintergrund standen Viktor und Liese. Alle hatten sich nur notdürftig etwas übergezogen. Nach dem fürchterlichen Schrei waren sie aus dem Schlaf geschreckt worden, und in die Diele gestürzt. Ernst Weitgasser hatte Burgl ins Wohnzimmer getragen.

»Oh, mein Kopf«, stöhnte Burgl und befühlte die große Beule mit den Fingern.

»Was ist denn geschehen?«, wollte die Bäuerin wissen.

»Ich weiß es nicht mehr, ich weiß es wirklich nicht mehr. Alles dröhnt in meinem Kopf und mein Rücken tut mir auch schrecklich weh!«

»Sollen wir einen Arzt rufen, Burgl?«

»Einen Arzt? Aber warum denn? Was ist denn los?«

Burgl versuchte sich zu erheben, bemerkte dann, dass sie als einzige noch vollständig angezogen war. Sie blickte in die Gesichter um sich herum. Eine Frage stand in ihnen geschrieben, die sie aber nicht lesen konnte.

»Warum liege ich eigentlich hier?«

Der Bauer sah sie eindringlich an. »Ich glaube, du bist die Treppe hinuntergestürzt. Warum hast denn kein Licht gemacht?«

»Die Treppe?«, fragte Burgl verständnislos. »Die Treppe?«

Und plötzlich kehrte die Erinnerung zurück.

»Der Mann!«, stammelte sie. »Ein schrecklicher Mann stand oben im Flur und wollte sich auf mich stürzen. Ich wollte fliehen und bin dann wohl gefallen. Es war grässlich!«

»Du hast also doch die verbotene Tür geöffnet«, fragte die Bäuerin wie gelähmt.

»Nein, nein, bestimmt nicht. Ich stieg die Treppe hinauf, da stand die Tür bereits offen. Gleich darauf kam der Mann über den Flur. Sie müssen mir glauben.«

Das Ehepaar warf sich einen schnellen Blick zu.

»Nicht wahr, Sie glauben mir doch?«

»Natürlich, Burgl.«

Eleonore hatte unsagbar traurige Augen. Es war, als würde sie von einem lautlosen Weinen geschüttelt.

»Soll ich dir helfen, die Treppe hinaufzusteigen? Oder geht es jetzt schon wieder besser?«

»Nein, ich kann nicht mehr dort oben schlafen. Wirklich nicht. Bitte lassen Sie mich hier unten. Ich flehe Sie an, ich habe schreckliche Angst!« Sie steigerte sich in eine maßlose Angst hinein und ihre Augen irrten umher, als befürchte sie, jeden Augenblick die Schreckensgestalt wieder vor sich zu sehen.

»Ich bleibe hier unten. Ich schließe mich ein. Ich kann nicht nach oben gehen. Sie müssen mich verstehen. Wenn Sie den Mann gesehen hätten!«

Der Weitgasser legte kurz seine Hand auf die ihre. »Wir zwingen dich nicht. Und wenn du wirklich Angst hast, dann bleibe ich bei dir.«

»Ja«, flüsterte sie dankbar. »Ja, das ist gut«

Die Bäuerin hatte die ganze Zeit keinen Ton gesprochen. Sie stand auf, drehte sich aber noch einmal um und warf einen schmerzlichen Blick auf das verstörte Mädchen. Dann verließ sie den Raum.

Ernst Weitgasser blieb bei dem Mädchen, bis es eingeschlafen war, dann ging auch er.

»Sie schläft«, sagte er zu seiner Frau.

Diese warf sich in seine Arme und weinte fürchterlich.

Sieben Romane: Heimatroman Extra Großband Juli 2021

Подняться наверх