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Burgl Sallegg hatte sich inzwischen an den bäuerlichen Haushalt gewöhnt. Sie freute sich, dass sie jetzt ein wenig Geld sparen konnte. Oft saß sie droben in ihrem Zimmer in der Fensternische und blickte auf die Berge. Und sie dachte, wenn ich erst einmal die Landwirtschaftsschule mit gutem Abschluss hinter mir habe, dann suche ich mir als Wirtschafterin eine Stelle an einem schönen Ort. Ich werde mir die Stellen aussuchen können, das weiß ich; denn viele, die diese Schule besuchen, sind Bauerntöchter, die wieder auf den Hof zurückgehen oder einen Bauern heiraten und ihr Wissen dort anwenden können.

Sie würde nie einen reichen Bauern heiraten. Wenn sie eine gute Stelle in schöner Gegend bekam, wollte sie zufrieden sein. Burgl wusste noch nicht, wie heiß Liebe und Sehnsucht brennen können. Dass sie auch mit einer weniger guten Stelle zufrieden wäre, wenn ihr nur die Liebe bliebe.

Sie hatte sich auch schon ein paar Bücher besorgt, und wenn sie am Abend nicht mehr gebraucht wurde, dann hockte sie viele Stunden in dem kleinen Zimmer und lernte schon fleißig. In einem Vierteljahr würde die Schule anfangen. Sie hatte mit der Weitgasserin alles besprochen. Am Morgen würde sie die Schule besuchen und am Nachmittag hier arbeiten. Die Bäuerin war ja so froh, dass sie eine Kraft gefunden hatte. Nachdem sie gemerkt hatte, wie fleißig und willig Burgl war, hatte sie dieser Regelung zugestimmt. Außerdem begrüßte man es allgemein, dass sie sich dem Dorf fernhielt.

So kam es also schon mal vor, dass sie um Mitternacht endlich die Bücher schloss. Die Augen fielen ihr bald zu. Verschlafen stand sie dann auf, kleidete sich aus und suchte das Badezimmer auf. Dabei machte sie manchmal die Entdeckung, dass wieder ein Lichtschein unter der verbotenen Tür hindurchschimmerte. Sie war aber jetzt immer viel zu müde, um sich weitere Gedanken darum zu machen.

Der Körper musste sich erst umstellen. Denn sie half jetzt auch im Heu mit. Das machte ihr besonders viel Spaß. Viktor fuhr den Traktor, Peter mähte mit der Sense die Ränder. Der Bauer hatte ein paar Leute von der Mühle abgestellt. Man war guter Dinge und hatte sehr viel Spaß.

Die drei jungen Burschen machten große Augen, als sie das hübsche Mädchen zum ersten Male sahen. Burgl hätte nicht mitzuhelfen brauchen. Die Bäuerin hatte es ihr gesagt.

»Bittschön, ich bin mit meiner Arbeit im Haus fertig, und es macht mir Spaß.«

Die Weitgasserin lächelte leicht.

»Wenn das so ist, dann möchte ich dich nicht davon abhalten, mit auf die Wiese zu gehen.«

Die Sonne spielte auf ihrer Haut, Burgl fühlte sich leicht und glücklich. Jetzt konnte sie auch wieder lachen und scherzen und Viktor schmunzelte dazu. Zur Vesperzeit setzten sie sich an den Wiesenrand und Burgl packte den mitgebrachten Jausenkorb aus. Da griffen alle herzhaft zu.

Franz Keil war ein Schwerenöter. Seine Augen blitzten besonders gefährlich. Man kannte sich noch keine Stunde, da wollte er Burgl schon zum Talfest mitnehmen.

»Das muss ich mir noch überlegen«, gab sie lachend zurück.

Xaver und Hannes lachten ihren Kameraden weidlich aus.

»Tja, damit hast wohl nicht gerechnet, was, die ist nicht so leicht zu haben, mein Lieber.«

Viktor warf ihr einen Blick zu und lächelte sie an.

Burgl wollte es mit keinem verderben, deshalb war sie zu allen gleich freundlich und gab jedem schlagfertige Antworten. Das gefiel den Burschen, und sie hätten noch lange mit ihr flirten mögen, aber Burgl machte dem Spiel ein Ende.

Sie packte die Reste der Jause zusammen und stellte den Korb zur Seite. Aufstehend meinte sie forsch:

»Na, dann machen wir mal weiter.«

»Holla, warum so eilig?«

»Weil noch heut’ das Heu eingefahren werden muss.«

»Ja mei, Viktor, die spricht ja schon, als war sie die Bäuerin hier.«

»Sie hat recht, vom Reden wird die Arbeit nicht fertig«, forderte nun auch Viktor zum Weitermachen auf.

Sie schafften es wirklich, und sie war arg müde, als sie in die Küche kam. Liese kochte ihr einen starken Kaffee und bemutterte sie wie ein Kind.

Und in dieser Nacht geschah es.

Burgl hatte noch ein wenig gelesen, wurde aber bald müde. Sie löschte das Licht, blieb dann doch noch eine Weile am Kammerfenster stehen, um die Mondnacht zu betrachten. Groß und klar stand der Mond am Himmel. Sie konnte sogar die Kirchturmspitze sehen, so hell war diese Nacht. Die Tannen wirkten wie schwarze Dreiecke in der Landschaft.

Plötzlich regte sich unten im Garten ein Schatten. Sie runzelte die Stirn und sah genauer hin. Eine Gestalt löste sich von den Tannen und ging nun quer durch den Garten. Es war eine hohe, schlanke Gestalt. Es musste ein Mann sein. Das Gesicht konnte sie nicht sehen. Sie wusste aber auch sofort, dass es nicht der Bauer war. Dessen Gestalt war viel kompakter.

Atemlos versuchte sie zu erkennen, was geschah. War es ein Dieb? Wer schlich denn sonst zu dieser Zeit im Garten herum?

Kurz vor dem halbfertigen Gewächshaus blieb die Gestalt stehen, hob die Arme, so als würde sie den Himmel anflehen. Burgl beugte sich vor, um besser sehen zu können. Kurz darauf lief die Gestalt dem Wald entgegen und entschwand gleich darauf ihrem Blickfeld.

Sie hatte nicht sehen können, in welche Richtung sie lief.

Am nächsten Morgen wusste sie von dem nächtlichen Geschehen nichts mehr. Eine flüchtig auftauchende Erinnerung hielt sie für einen Traum.

Sieben Romane: Heimatroman Extra Großband Juli 2021

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