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Dr. Christian Bach betäubte sich tags darauf mit Arbeit. Visite, Konferenz mit dem Finanzdirektor der Klinik, Operationen ...

Er korrigierte Nasen und Ohren, setzte Kinnknorpel ein, spritzte Lippen auf, vergrößerte, verkleinerte, straffte Brüste, liftete Gesichtszüge. Er war im Dauereinsatz und ließ sogar die Mittagspause ausfallen, um nicht über Alexis und sich nachdenken zu müssen. Sie unterhielten die wohl seltsamste Beziehung, die je zwei Menschen gehabt hatten – und er fühlte sich dabei nicht mehr behaglich.

Das muss sich ändern!, sagte er sich trotzig. So darf das nicht bleiben! In unsere Beziehung muss endlich mehr Transparenz rein!

Albert Le Brock, der millionenschwere Ehemann der amerikanischen Filmschauspielerin Doreen Carrera, suchte Dr. Bach in dessen Büro auf.

Als die Diva in die Klinik gekommen war, hatte jemand scherzhaft gesagt, wenn Le Brock und die Carrera ihr Geld zusammenlegen würden, könnten sie die ganze Welt kaufen.

Das war natürlich übertrieben – aber nicht sehr. Die beiden hatten wirklich Geld wie Heu und hätten sich schon längst zur Ruhe setzen können.

Keinen Finger hätten sie mehr zu krümmen brauchen. Und sie hätten dennoch weiter ein Leben in Saus und Braus führen können. Aber das wollten sie nicht.

Sie hatten Spaß an ihrer Arbeit und dachten noch lange nicht daran, sich ins Privatleben zurückzuziehen und den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen.

Der kleine, dicke, glatzköpfige Le Brock überfiel Dr. Bach mit einer Herzlichkeit, die den jungen Schönheitschirurgen beinahe erdrückte.

„Bravo, Dr. Bach!“, rief Albert Le Brock überschwänglich aus. „Bravo! Lassen Sie sich umarmen! Erlauben Sie mir, Ihnen in tiefer Dankbarkeit die Hand zu schütteln! Sie sind ein Künstler, ein Genie, ein Virtuose mit dem Skalpell!“

Christian Bach lachte. „Schon gut, Mr. Le Brock, ist ja schon gut.“ Er hatte Doreen Carrera vor vier Wochen operiert. Als ältliche Frau war sie in die Klinik gekommen, als junge Frau würde sie sie in den nächsten Tagen verlassen. Sämtliche Fäden waren entfernt worden, die kleinen, verborgenen Wunden waren zufriedenstellend abgeheilt, es würden keine sichtbaren Narben bleiben – Doreen Carrera war wieder jene strahlende Schönheit, die die Welt kannte, liebte und verehrte. Und das war einzig und allein Dr. Christian Bachs schönheitschirurgischem Geschick zu verdanken.

„Sie haben an Doreen ein Wunder vollbracht, Dr. Bach“, jubelte Albert Le Brock. „Zehn Jahre – ach, was sage ich ... zwanzig Jahre jünger sieht sie aus.“

Christian Bach schmunzelte. „Nun übertreiben Sie aber.“

„Sie haben meiner Frau ihre Jugend zurückgegeben.“

„Ich habe für Ihre Frau getan, was ich konnte“, erwiderte Christian Bach bescheiden.

„Was Sie können, ist sehr, sehr viel, Dr. Bach.“

Christian bot dem freudig erregten Ehemann Platz an. Sie setzten sich in weiche Ledersessel.

„Wissen Sie, dass Sie meiner Frau – vielleicht – das Leben gerettet haben, Dr. Bach? Doreen war in letzter Zeit sehr deprimiert. Sie wurde nicht damit fertig, dass sie ihre strahlende Schönheit verloren hatte. Jeder Blick in den Spiegel entmutigte sie. Sie wollte nicht mehr unter Leute gehen, zog sich mehr und mehr zurück – auch von mir ...“

„Darf ich ehrlich sein, Mr. Le Brock? Irgendwann wird sich Ihre Frau mit dem Datum, das auf ihrer Geburtsurkunde steht, abfinden müssen.“

Albert Le Brock nickte. „Das weiß ich.“

„Irgendwann ist ein Punkt erreicht, wo selbst der beste plastische Chirurg nicht mehr helfen kann.“

„Das weiß auch Doreen“, sagte Albert Le Brock, „und sie wird auch eines Tages zu ihrem Alter stehen, aber nicht jetzt, noch nicht jetzt, verstehen Sie? Doreen hat noch große Pläne. Sie hat den Menschen noch so viel zu geben. Aber die Filmbranche ist hart, und die Kamera ist grausam. Wenn Schminke und Weichzeichner nicht mehr helfen, ist selbst eine Doreen Carrera sehr schnell weg vom Fenster.“ Er strich sich mit der Hand über die Glatze. „Sicher, wir könnten alle Filme, die Doreen noch drehen möchte, selbst produzieren, das wäre kein Problem, aber es würde uns nicht befriedigen, wenn niemand mehr an Doreens Zugkraft glaubt. Doreen Carrera ist eine großartige Schauspielerin. Zwei Oscars und acht Oscar-Nominierungen beweisen das. Aber eine schwermütig gewordene Doreen Carrera, die mit ihrem Leben nicht mehr zurechtkommt, die sogar schon mal an Selbstmord gedacht hat, deren Falten in diesem Teufelskreis immer schneller immer tiefer werden, will niemand sehen. Die Filme, die sie noch drehen möchte, könnten noch so gut sein – sie würden Flops werden. Doreen Carrera liebt ihr Publikum, aber sie weiß auch, dass die Menschen sehr launenhaft, unzuverlässig und hartherzig sein können. Doreen möchte nicht fallengelassen werden, weil sie nicht mehr jung genug aussieht. Sie möchte abtreten, wenn sie den Zeitpunkt für gekommen hält. Sie möchte selbst bestimmen, wann ihr Lebenswerk beendet ist. Sie ist eine Königin. Sie möchte am Höhepunkt ihrer Karriere selbst abdanken und nicht gestürzt werden – und diese Möglichkeit haben Sie ihr gegeben. Danke, Dr. Bach. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen.“ Le Brock hatte Tränen in den Augen, als er die letzten Worte sprach.

Christian Bach schwieg. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte, wie immer, nur seine Arbeit so gut wie möglich getan. Das war für ihn eine Selbstverständlichkeit.

Albert Le Brock erhob sich. „Und nun möchte ich, dass Sie aufstehen und aus dem Fenster sehen, Dr. Bach.“ Christian sah ihn verwirrt an. „Kommen Sie“, lächelte Le Brock. „Kommen Sie.“

Christian stemmte sich aus dem Ledersessel hoch und trat ans Fenster. Er blickte hinaus. „Ja? Und?“

Albert Le Brock trat neben ihn. „Sehen Sie den roten Lamborghini?“

„Ja“, sagte Christian Bach. „Gefällt er Ihnen?“

„Ein toller Wagen“, gab Christian zu.

„Er gehört Ihnen“, sagte Albert Le Brock, nahm die Hand des jungen Schönheitschirurgen und ließ die Fahrzeugschlüssel hineinfallen.

Christian Bach sah den Amerikaner verdattert an. „Aber Mr. Le Brock ...“

„Ja, Dr. Bach?“ Albert Le Brock lächelte schelmisch.

„Das — das kann ich nicht annehmen!“

„Sie müssen mir erlauben, Ihnen für das, was Sie für meine Frau getan haben, zu danken, Dr. Bach.“

„Ein Händedruck hätte gereicht“, sagte Christian heiser.

„Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.“

„Bei einem Lamborghini kann man wirklich nicht von einem ‘kleinen Geschenk’ sprechen, Mr. Le Brock.“

„Ich kann es von der Steuer absetzen, wenn Sie das beruhigt.“ Albert Le Brock drückte die schlanken, feingliedrigen Finger des Schönheitschirurgen um die Autoschlüssel und sagte lächelnd: „Fahren Sie vorsichtig mit Ihrem neuen Wagen, Dr. Bach.“

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