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Ganz Jamaika schien sich auf dem Fischmarkt eingefunden zu haben. Sören kam kaum vom Fleck, er konnte nur ganz kleine Schritte machen.

Krabben, Tintenfische, Haie, Muscheln, Aale, Seehechte, blaue Marlins, Schwertfische, Rochen, Barrakudas ... Das Angebot war unüberschaubar.

Es wurde geschrien, gehandelt, geprüft, gefeilscht, gekauft. Der intensive Fischgeruch stand wie eine Glocke über dem Markt. Die Brise, die vom Meer landeinwärts wehte, vermochte diese Glocke nur ganz selten ein wenig aufzureißen.

Das quirlige Treiben nahm Dr. Härtling gefangen. Er war fasziniert von den mannigfaltigen Eindrücken, die von allen Seiten auf ihn einstürmten.

Nie hätte er gedacht, hier ein bekanntes Gesicht zu sehen, deshalb war er auch mächtig überrascht, als er in der Menge Alexis erblickte.

Alexis ... Seit zwei Tagen wusste Christian nicht, wo sie war, und Sören entdeckte sie so unverhofft im Zentrum dieses bunten Tumults.

Er rief sie, doch sie hörte ihn nicht. Ein Keil von schwarzen Leibern schob sich zwischen ihn und sie und drängte ihn so weit ab, dass er sie aus den Augen verlor. Als er sie wiedersah, war sie im Begriff, den Fischmarkt zu verlassen.

„Alexis!“, rief Sören, so laut er konnte, aber zwischen ihm und der schönen Sängerin waren so viele „Lärmquellen“, dass sie ihn unmöglich hören konnte.

Er sah, dass sie nicht allein war. Neben ihr ging eine Frau, der sie so ähnlich sah, dass es sich nur um ihre Mutter handeln konnte.

Und zwischen den beiden ging ein blondes, etwa sechsjähriges Mädchen, dessen Hand Alexis’ Mutter hielt. Die drei entfernten sich von dem Trubel, in dem Dr. Härtling noch steckte. Er wollte Alexis nicht noch einmal aus den Augen verlieren, deshalb setzte er beim Schieben und Drängeln ein wenig seine Ellenbogen ein, um rascher vorwärtszukommen. Alexis schloss einen silbernen Wagen auf. Sören Härtling zwängte sich an einem Zwei-Zentner-Schwarzen vorbei. Alexis stieg ein. Sören musste einem Mann ausweichen, der präparierte Haigebisse trug.

Der silberne Wagen setzte sich in Bewegung. Sören überwand die letzten Hindernisse. Alexis fuhr in einer Entfernung von zehn Metern an ihm vorbei.

Er hob beide Arme und winkte, doch die Sängerin beachtete ihn nicht. Schaute sie absichtlich nicht zu ihm herüber. Hatte sie ihn bemerkt, bevor er sie gesehen hatte? Hatte sie seinetwegen den Fischmarkt verlassen?

Sören lief zum Landrover. Alexis hatte keinen allzu großen Vorsprung, der müsste eigentlich wettzumachen sein. Ein Mann fuchtelte ihm vor dem Gesicht mit bemalten Kokosnüssen, rasselnden Muschelketten und bunten Federgestecken herum und sagte fortwährend: „One Dollar. One Dollar. One Dollar.“

„Ein andermal“, gab Sören auf Englisch zurück und schwang sich in den Geländewagen.

„One Dollar. One Dollar. One Dollar“, leierte der Mann, als hätte Sören nichts gesagt.

Der silberne Wagen fuhr an einem ausgebrannten Haus mit pechschwarzer Fassade vorbei. Sören Härtling war zwar kein schlechter Autofahrer, aber für Alexis schlug hier ganz offensichtlich der Heimvorteil zu Buche.

Davon, den silbernen Wagen einzuholen, konnte deshalb keine Rede sein. Sören musste schon froh sein, wenn Alexis ihn nicht abhängte.

Die Sängerin durchquerte Montego Bay und fuhr an einer supermodernen Ferienanlage vorbei. Riesige Reklametafeln waren entlang der Küstenstraße aufgestellt.

Man warb für Jamaikarum, Sonnenöle, kanadischen Whisky, Spielcasinos ... Linker Hand erstreckte sich die tiefblaue Weite des Ozeans.

Doch Dr. Härtling schenkte dem herrlichen Ausblick keine Beachtung. Alexis hatte seine Neugier geweckt, und die wollte er nun befriedigen.

Das Inselmädchen überholte einen schweren Truck, an dem Sören Härtling wenig später wegen einiger sehr unübersichtlicher Kurven nicht vorbeikam.

Als er endlich vor dem Truck fuhr, war Alexis verschwunden. Der silberne Wagen schien sich mit seinen Insassen in Luft aufgelöst zu haben.

Ratlos und enttäuscht fuhr Sören Härtling noch einen Kilometer weiter, dann kehrte er um. Alexis musste die Küstenstraße verlassen haben, als ihm der Truck die Sicht genommen hatte.

Sören fuhr langsam und hielt nach einer Abzweigung Ausschau. Zwischen Wänden aus üppigem Grün führte eine unbefestigte Straße zum Meer hinunter.

Sören ließ den allradgetriebenen Geländewagen über hohe Steinbuckel und durch tiefe Mulden rollen. Das Fahrzeug schaukelte und hüpfte.

Wenn Alexis hier gefahren war, musste sie den Weg gut kennen, um mit dem silbernen Wagen weder einen Aufsitzer noch einen Achsbruch zu riskieren.

Nach wenigen hundert Metern tat sich vor Sören Härtling eine malerische Bucht auf. Winzig, idyllisch, versteckt. Ein kleines Paradies, in das sich kaum mal jemand zu verirren schien still, sauber und unberührt.

Der wenige Meter lange Sandstrand am Fuße schroffer Klippen leuchtete wie weiße Kreide. Hier zu leben musste Balsam für die Nerven sein.

Sören hielt den Landrover an und stieg aus. Das leise Rollen der Brandung war zu hören. Unermüdlich schlugen die Wellen gegen den Fels.

Die Luft war feucht vom Spritzwasser, das sich über Palmen und tropische Büsche und Farne breitete. Keines Menschen Fantasie hätte einen schöneren Platz zu schaffen vermocht. Der Wind trug den fröhlichen Gesang eines Kindes zu ihm herüber. Er entfernte sich ein paar Schritte vom Landrover und entdeckte, eingebettet in dichtes, saftiges Grün, ein Haus, vor dem das blonde, sechsjährige Mädchen spielte.

Jetzt sah es ihn und lächelte ihn ohne Scheu an. Es hatte damit begonnen, einen Kranz aus Blumen zu flechten, war sehr geschickt.

Sören Härtling erwiderte das Lächeln der Kleinen und ging langsam auf sie zu. „Hallo“, sagte er freundlich.

„Hallo“, gab das Kind freundlich zurück.

„Ich bin Sören.“

„Ich bin Julie.“

„Julie! Julie!“, rief plötzlich die Frau, mit der Alexis so große Ähnlichkeit hatte, dass man die beiden bei flüchtigem Hinsehen für Schwestern halten konnte. „Komm bitte sofort hierher!“

Gehorsam wandte Julie sich um und lief zu der Frau.

„Geh ins Haus!“, befahl die Frau.

Wieder gehorchte Julie augenblicklich. Ein wohlerzogenes Kind.

Dr. Härtling näherte sich der Frau. „Entschuldigen Sie, dass ich hier so unverfroren in Ihre kleine Idylle eindringe, Madam. Mein Name ist Dr. Sören Härtling. Ich habe Sie mit Alexis auf dem Fischmarkt gesehen und bin Ihnen hierher gefolgt.“

„Weswegen?“, fragte die Frau kühl.

„Nun, ich bin ein Freund von Alexis ...“

Die Frau musterte ihn skeptisch.

„In erster Linie bin ich ein Freund von Dr. Christian Bach“, verbesserte sich Sören. „Ich bin Deutscher, leite eine Klinik in München, in der Christian eine Zeitlang gearbeitet hat ...“

Er verstummte, als Alexis aus dem Haus trat. Sie wirkte entsetzt und verstört, starrte ihn entgeistert an und schien nicht zu wissen, was sie sagen sollte.

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