Читать книгу Das Riesen Arztroman Paket August 2021: Arztromane Sammelband 8 Romane - A. F. Morland - Страница 78
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Оглавление„Mom, das ist Dr. Sören Härtling, ein Freund von Christian und von mir“, krächzte Alexis. „Sören, das ist Claire Simpson, meine Mutter.“
„Sehr erfreut, Mrs. Simpson“, sagte Sören, und reichte der Frau die Hand.
„Dr. Härtling“, sagte Claire Simpson und nickte.
„Komm ins Haus, Sören“, sagte Alexis mit merklichem Widerwillen.
Es war das Haus ihrer Mutter, wie Sören erfuhr. Wenn Alexis keine Auftritte hatte und weder in Montego Bay noch bei Christian Bach war, dann war sie hier bei ihrer Mutter und bei ihrer kleinen Schwester Julie, dem hübschen, herzerfrischenden blonden Nachzügler, der sich jetzt auf sein Zimmer zurückgezogen hatte. Hierher, an diesen wunderschönen, einsamen Ort, zog Alexis sich zurück, um neue Ideen für Kompositionen und Kräfte für Auftritte zu sammeln.
Sören konnte nicht verstehen, wieso sie so ein Geheimnis daraus machte. Gut, wenn jeder Kenntnis von diesem Refugium gehabt hätte, wäre es mit der Ruhe hier vorbei gewesen.
Aber warum durfte nicht einmal Christian davon wissen? Tom Silverman ja. Dr. Christian Bach nein. Das konnte Sören nicht begreifen.
Sören hatte nichts gegen Silverman, aber wieso genoss der mehr Vertrauen als Christian? Da stimmte doch irgendetwas nicht. Die Frauen boten Sören einen Erfrischungsdrink an. Claire Simpson erzählte von dem tragischen Unglück, das ihr den Mann und Alexis und Julie den Vater genommen hatte.
Ihr Blick wanderte hinaus auf die Weite des Meeres. „Er lief mit Freunden zum Hochseefischen aus und kam nicht wieder. Die See wurde für alle, die bei ihm waren, zum Grab.“
Sören sah sie ernst an. „Das tut mir sehr leid, Mrs. Simpson.“
„Ein Wirbelsturm wühlte das Meer auf und peitschte es mit beängstigender Wucht gegen Jamaika. Die Jacht, auf der sich mein Mann befand, war zwar hochseetüchtig und mit Funk und Radar ausgestattet doch bei diesen entfesselten Naturgewalten war sie nur noch eine winzige, papierdünne Nussschale. Manövrierunfähig, dem Untergang geweiht. Man hat das Boot und die Männer nie gefunden.“
„Das muss sehr schlimm für Sie gewesen sein“, sagte Dr. Härtling anteilnehmend.
Claire Simpson senkte den Blick und seufzte schwer. „Ich habe meinen Mann sehr geliebt ... Julie war unterwegs ... Ich stand plötzlich ganz allein da ... Mit Alexis und schwanger ...“
„Haben Sie nie daran gedacht, wieder zu heiraten?“, fragte Sören.
„Ich?“ Sie sah ihn an, als würde sie an seinem Verstand zweifeln. „Noch einmal heiraten?“
„Sie sind eine bildhübsche, äußerst attraktive Frau, Mrs. Simpson“, erwiderte Dr. Härtling.
„Mich hat in meinem Leben nur ein einziger Mann berührt. Ich könnte nie mit einem anderen Mann ...“ Claire Simpson schüttelte sich, als empfände sie vor etwas großen Ekel. „Nein, das wäre mir nicht möglich. Ich habe mir geschworen, Barry über den Tod hinaus die Treue zu halten, und es gibt auf der ganzen Welt keinen Mann, der mich davon abbringen könnte.“
„Fühlen Sie sich nicht manchmal sehr einsam?“, fragte Sören Härtling.
„Ich habe Alexis und ich habe Julie. Ich werde gebraucht, das gibt mir die Kraft, mein Leben zu meistern. Ich hadere nicht mit dem Schicksal. Ich darf hier leben, an diesem wunderschönen Ort. Es geht mir gut. Julie ist ständig um mich, und Alexis besucht mich, sooft sie kann. Es gibt sehr viele verheiratete Frauen, die weit schlimmer dran sind. Sie werden von ihren Ehemännern betrogen, gedemütigt, erniedrigt und geschlagen, können nirgendwo hin, müssen all ihr Leid ertragen, ohne dass es für sie jemals einen Silberstreifen am Horizont gibt.“
„Wenn Sie es so sehen ...“, sagte Sören Härtling.
„Ich bin über den Tod meines Mannes so weit hinweg, dass ich nicht mehr jede Nacht um ihn weine“, erklärte Claire Simpson. „Die erste Zeit war sehr, sehr hart. Ich musste mein Leben total umkrempeln und ihm einen neuen Sinn geben. Doch nun habe ich es gut im Griff, und ich bin versucht zu sagen, dass ich beinahe wunschlos glücklich bin.“
„Nun, dann hoffe ich für Sie, dass das auch in Zukunft so bleibt“, sagte Sören und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Ich muss gehen.“ Er sah Alexis an. „Jana ist allein zu Hause.“
„Ist irgendetwas mit ihr?“, fragte Alexis.
„Sie hat einen ziemlich üblen Sonnenbrand erwischt.“
„Die Ärmste.“
Sören bedankte sich für den kühlen Erfrischungsdrink und erhob sich. Er verabschiedete sich von Claire Simpson.
Alexis sagte: „Ich begleite dich zu deinem Wagen.“ Auf dem Weg dorthin war sie sehr ernst und schweigsam.
Sören zeigte auf das Meer, die Bucht, die Klippen und die üppige Vegetation. „Als Gott das alles hier schuf, muss er ganz besonders gut gelaunt gewesen sein.“
Alexis blieb stehen, schirmte die Augen mit der Hand ab und schaute dorthin, wo Himmel und Ozean sich trafen und eine waagrechte Linie bildeten.
„Ich kann mich an diesem Anblick nicht sattsehen“, sagte sie leise.
„Das kann ich verstehen“, gab Sören Härtling zurück.
„Ich bin ein Kind dieser Insel. Ich könnte nirgendwo sonst leben.“
„Müssen Sie das?“
„Zum Glück nicht“, sagte Alexis. „Meine Liebe gehört dem Meer ...“
„Und diesem Arzt aus der Stadt“, schmunzelte Dr. Härtling.
„Ja, Christian liebe ich auch.“
Sie gingen weiter.
„Du liebst das Meer, obwohl es dir den Vater genommen hat?“, sagte Sören.
„Ich kann das Meer nicht für seinen Tod verantwortlich machen. Das Meer ... Es ist einfach nur da. Es kann nichts dafür, wenn Menschen in ihm ertrinken.“
Sie erreichten den Landrover.
„Sören ...“, begann das schöne Inselmädchen, ohne ihm in die Augen zu sehen.
„Bitte verlange nicht, dass ich schweigen soll, Alexis“, sagte Sören Härtling ernst. „Mach mich nicht zu deinem Komplizen. Christian ist mein Freund, und ich bin zu Freunden immer offen und ehrlich. Ich kann ihnen nichts verheimlichen.“ Er schüttelte verständnislos den Kopf. „Ich begreife nicht, wieso du ihm diese harmlose Sache so lange verschwiegen hast. Warum darf er nichts von dieser Bucht, von diesem Haus, von deiner Mutter und deiner kleinen Schwester wissen?“
Sie sah ihn verzweifelt an. Ihre Augen schwammen in Tränen. Er hatte den Eindruck, dass sie ihm eine Erklärung geben wollte, aber dann drehte sie sich plötzlich um und lief weg. Alexis, Alexis, dachte Sören Härtling verwundert. Du bist schon ein sehr seltsames Mädchen.