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Einige Tage genossen Alexis und Christian ein ungetrübtes Glück, doch dann ... Plötzlich war alles wieder im alten Fahrwasser.

Wie schon so oft, verschwand Alexis wieder, ohne Christian zu sagen, wohin. Sie war einfach nicht mehr da, war eine Zeitlang unauffindbar und kam dann irgendwann wieder völlig unverhofft aus der Versenkung hoch.

Wenn sie weg war, war er unruhig, unzufrieden und misstrauisch. Wenn sie da war, war er erleichtert, froh und glücklich. Da Tom Silverman zuerst Alexis’ und erst dann sein Freund war, bekam er – wie immer – nichts aus ihm heraus.

Da half kein Schmollen, kein Grollen und kein Drohen. Tom setzte mit seinem beharrlichen Schweigen sogar seine Freundschaft zu Christian aufs Spiel. Zu einem solchen Freund musste sich Alexis beglückwünschen. So einen gab es wohl kein zweites Mal auf der Welt.

Ängste, Zweifel begannen in Christian zu nagen. Er war plötzlich eifersüchtig, ohne zu wissen, auf wen. Führte Alexis ein Doppelleben? Gab es noch einen anderen Mann, mit dem sie zusammen war? Ein paar schöne Tage – und Nächte – mit diesem, ein paar mit jenem.

Sie war nie in ihrem Apartment, wenn sie verschwand. Wohin zum Teufel, setzt sie sich immer ab?, dachte Christian wütend, und er sah Alexis vor seinem geistigen Auge im Kreise ihrer Familie eine mehrköpfige Kinderschar um sich ...

Es überlief ihn eiskalt. Alexis – Ehefrau und Mutter! Eigentlich hätte ihm das unvorstellbar sein müssen, aber das war es nicht. Sie bekam eine Menge Post. Männer von siebzehn bis siebzig liebten und begehrten sie.

Alle hielten sie für frei und ungebunden. Dadurch konnte jeder Mann dem verrückten Hirngespinst nachjagen, sie wäre für ihn – ausgerechnet für ihn – zu haben.

Das steigerte ihre Beliebtheit. Von einer Familie wollten ihre männlichen Fans nichts wissen. Eine Familie wäre für Alexis ein Klotz am Bein gewesen.

Wer die Sprossen der steilen Karriereleiter nach oben klettern wollte, brauchte so viel Bewegungsfreiheit wie möglich. In der Showbranche war es üblich, zu lügen, zu betrügen und zu verheimlichen, was schlecht fürs Image war. Nur wer diese Spielregeln beherrschte, schaffte es, nach oben zu kommen. Und Christian Bach fragte sich zum ersten Mal, wie viele von seiner Sorte dabei wohl auf der Strecke blieben.

Würde Alexis sich von ihm trennen, wenn er für sie zum Ballast wurde? War sie, die sensible Künstlerin, so egoistisch, so rücksichtslos, so berechnend?

Ich kann und will so nicht weiterleben, dachte Christian. Ich halte diese Folter nicht mehr aus. Ich muss diesen Wald aus Fragezeichen endlich abholzen, muss mir Klarheit verschaffen, sonst werde ich noch verrückt.

Er schrieb einen langen Brief an Dr. Sören Härtling und seine Familie und legte die signierten und mit persönlichen Widmungen versehenen Autogrammkarten bei.

Als Alexis dann von einem Tag zum andern urplötzlich in sein Leben zurückkehrte, fasste er sich ein Herz. Sie wollte ihn küssen. Er schob sie von sich. „Nein, Alexis. Nein.“

Sie sah ihn befremdet an. „Was hast du? Freust du dich nicht, mich wiederzusehen?“

„Wo warst du?“

„Ich hatte zu tun.“ Sie wollte ihm die Arme um den Nacken legen. Es fiel ihm unbeschreiblich schwer, standhaft zu bleiben. Heute nicht!, schrie es trotzig in ihm. Heute nicht! Heute will ich endlich die Wahrheit erfahren! Die ganze Wahrheit! So schmerzlich sie für mich auch sein mag!

„So“, knurrte er. „Du hattest zu tun.“

„Ja.“

„Hast du’s nicht ein bisschen präziser?“, fragte er laut. „Was hattest du zu tun?“

„Ich hatte ein paar Auftritte.“

„Wo?“, wollte er hitzig wissen.

Sie nannte einige winzige Orte zwischen Montego Bay und Kingston Town.

„Wieso hast du mir das nicht gesagt?“, fragte Christian.

„Ich wusste nicht, dass es dich interessiert.“

„Du verschwindest – einfach so ...“ Er schnippte mit den Fingern.

„Wenn ich zu arbeiten habe ...“

„Du kommst und gehst, wie’s dir beliebt!“, fiel er ihr scharf ins Wort.

„Muss ich mich etwa an und abmelden?“

„Ich weiß nicht, wo du dich herumtreibst ...“

Jetzt wurde auch sie ärgerlich. „Ich treibe mich nicht herum!“, entgegnete sie schneidend. „Nimm das bitte zur Kenntnis!“

„Ich kann dich nie erreichen.“

„Wenn es etwas Wichtiges ist, kannst du es Tom sagen“, konterte sie mit funkelnden Augen.

„Warum machst du so ein Geheimnis um deine Person? Was hast du zu verbergen?“

„Wenn das ein Verhör sein soll ... Ich bin nicht hier, um mich von dich ausfragen zu lassen.“

„Wieso kannst du nicht so offen zu mir sein, wie ich es zu dir bin?“, schrie er sie an.

„Ich finde, ich bin offen genug.“

„Immer diese Halbwahrheiten“, schrie er gereizt. „Immer dieses Versteckspielen! Ich halte das nicht mehr aus. Ich will endlich wissen, woran ich bin und mit wem ich es zu tun habe. Wer bist du, Alexis? Wer verbirgt sich hinter diesem Namen? Wie heißt du wirklich?“ Er packte sie an den Schultern. Sein Griff war schmerzhaft. Er schüttelte sie heftig. „Herrgott noch mal, wir sind Freunde. Wir schlafen miteinander. Und ich bin nicht einmal sicher, ob du mich liebst oder nicht.“

„Spürst du das nicht?“

„Nein.“

Sie zuckte die Schultern. „Ja, dann ...

„Wieso hast du es mir nie gesagt?“

„Ich habe es dir schon viele Male gesagt“, erwiderte sie, „nicht mit Worten, aber mit meinem Körper, mit meinem Herzen, mit meiner Seele. Wenn du das nie verstanden hast, dann habe ich meine Gefühle wohl an den falschen Mann verschwendet.“

„An den falschen Mann, ach ja. Ich bin also der falsche Mann für dich.“

„Das habe ich nicht gesagt“, herrschte sie ihn an, und es zuckte heftig in ihrem schönen Gesicht. „Du drehst mir das Wort im Mund um.“

„Gibt es auch einen richtigen Mann in deinem Leben?“, wollte Christian wissen. „Wie viele Männer braucht eine Vollblutfrau wie du eigentlich?“

Sie hob die Hand. „Ich warne dich, Christian! Überleg dir, was du sagst!“

„Etwa so, wie du dir immer ganz genau überlegst, was du mir nicht sagst?“, blaffte er. „Verdammt noch mal, wieso bin ich nur die halbe Wahrheit wert? Wer bekommt die andere Hälfte zu hören? Dein Mann?“

Sie sah ihn entgeistert an. „Welcher Mann?“

„Der, mit dem du verheiratet bist.“

„Ich bin doch nicht ...“

Christian steigerte sich immer mehr in seine Wut hinein. Es hatte den Anschein, als wollte er sich selbst zerfleischen. „Wie viele Kinder hast du mit ihm? Zwei? Drei? Mehr?“

„Sag mal, spinnst du?“

„Ich lasse mich von dir nicht länger an der Nase herumführen, Alexis – oder wie immer du heißen magst.“

Ihre dunklen Augen wurden sehr schmal. „Ich habe mich auf einen netten Abend mit dir gefreut, aber du scheinst heute nur darauf aus zu sein, mich anzubrüllen und zu beleidigen, und ich muss dir ehrlich sagen, dass ich absolut keine Lust habe, mir das anzuhören.“

„Hast du etwa schon wieder vor, wegzulaufen?“, fragte er höhnisch. „Immer, wenn es brenzlig wird, wenn du eine Gefahr für deine rätselhafte Aura witterst, machst du dich aus dem Staub. Was meinst du, wie lange das noch gutgehen wird?“

Alexis kräuselte ihre Stirn. „Warum nimmst du mich nicht einfach so, wie ich bin?“

„Wie bist du denn? Ich weiß es ja nicht.“

Ein jäher Ruck ging durch ihren Körper. Sie versteifte. „Es ist besser, wenn ich gehe.“

Er trat ihr in den Weg.

Sie sah ihm kalt in die Augen. „Lass mich bitte vorbei.“

„Lass uns reden, Alexis!“, bat er eindringlich.

„Ich möchte gehen!“, sagte sie frostig.

Er wich nicht von der Stelle. „Warum hast du dir in den Kopf gesetzt, alles, was schön ist, kaputtzumachen, Christian?“, fragte sie vorwurfsvoll.

„Ich? Schiebst du jetzt mir den Schwarzen Peter zu? Was ist so falsch daran, wenn ein Mann von der Frau, die er liebt, alles wissen möchte?“

„Leb wohl, Christian.“ Sie machte einen Bogen um ihn.

Er war zu stolz, um sie daran zu hindern, sein Haus zu verlassen. Geh doch! Geh!, dachte er in seinem flammenden Zorn. Reisende soll man nicht aufhalten! Aber tief in seinem Inneren – da war ihm zum Heulen.

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