Читать книгу Ferien Sommer Bibliothek Juni 2021: Alfred Bekker präsentiert 19 Romane und Kurzgeschichten großer Autoren - A. F. Morland - Страница 19

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Als Susann wieder das Strandhaus betrat, hörte sie das Telefon klingeln. Vielleicht ist es Rosalia, dachte sie und nahm das Gespräch an. Doch es meldete sich niemand. Dafür hörte sie nur, wie jemand schwer atmete.

„Hallo, wer ist da?“, fragte sie ärgerlich.

Keine Antwort, nur das Atmen war zu hören. Und dann klickte es. Der Anrufer hatte aufgelegt.

Susann starrte verstört auf das Telefon in ihrer Hand. Langsam legte sie es auf den Tisch zurück.

„Telefonterror? Der ist verrückt. Der ist ja total übergeschnappt“, murmelte sie aufgebracht.

Aber dann dachte sie, dass sich da einer verwählt haben könnte oder etwas mit der Verbindung nicht stimmte. Sie verschwendete daran keinen Gedanken mehr, denn nun wollte sie ein paar Bahnen im Pool schwimmen.

Als Susann aus dem Pool kletterte, sah sie, wie Rosalia die Terrasse betrat. Susann nahm das Badetuch und trocknete sich nur flüchtig ab. Dann legte sie sich auf die Sonnenliege.

„Möchtest du etwas trinken?“, fragte Rosalia.

„Rosalia, ich kann mir doch selbst was holen“, antwortete Susann, denn sie fand es nicht richtig, dass sie sie bedienen wollte.

„Ja, ich weiß, dass du das kannst“, entgegnete Rosalia und lachte dazu.

Susann seufzte und sagte dann: „Okay, dann bring mir irgendwas“, verlangte jedoch: „aber nur, wenn du dich zu mir setzt und wir beide zusammen etwas trinken.“

Rosalia lachte vor sich hin, als sie zurück ins Haus ging. Mit einem vollem Tablett kam sie zurück, das sie auf dem Tisch abstellte.

Susann machte große Augen, als sie sah, was die Fee des Hauses ihr und sich selbst servierte: Frisch gebrühten Kaffee, Milch in einem Kännchen und – Gateau Berbelle – ein traumhafter schokoladiger Schokoladenkuchen! Schon beim Anblick lief ihr das Wasser im Mund zusammen.

„Oh, Rosalia! Du hast wieder gebacken – und dann auch noch diesen herrlichen Kuchen. Und du weißt ganz genau, dass ich dem nicht widerstehen kann. Der muss bis zum letzten Krümel vernichtet werden“, schwärmte Susann.

Rosalia lachte in sich hinein, denn sie kannte ganz genau die Schwächen und Vorlieben, was das Essen anbelangte, ihrer jetzigen Arbeitgeberin.

Etwas Wehmut kam bei ihr auf, als sie an die Eltern der jungen Frau dachte. Auch die schwärmten für diesen Kuchen, obwohl die Ehefrau jedes Mal gestöhnt hatte, sie müsse dafür danach eine ganze Woche Diät halten.

Rosalia schnitt den Kuchen an, legte Susann eins der Stücke auf den Teller und reichte ihn ihr mit der Kuchengabel. Sich selbst gönnte sie sich auch ein Stück. Nachdem sie auch den Kaffee in die Tassen gefüllt hatte, setzte sie sich. Beide aßen schweigend. Rosalia beobachtete Susann aus den Augenwinkeln und freute sich zu sehen, wie die mit gutem Appetit aß und dabei schwärmerisch seufzte: „Mmm…, lecker! Himmlisch!“

„Was macht Martin?“, fragte Susann, als sie sich selbst mit einem zweiten Kuchenstück bediente.

„Der repariert die Tür von unserem Schuppen. Ein Scharnier war ausgebrochen. Er kommt heute Abend aber her und sieht nach dem Rechten“, antwortete Rosalia.

Susann nickte leicht. Sie wusste, dass die ältere Frau sich erst dann auf den Heimweg machen würde, wenn ihr Mann hier auftauchte. Sie glaubte für sich zu wissen, dass das Ehepaar nun für ihre eigenen Arbeiten am, im und um ihre eigenes Haus viel weniger Zeit hatte, weil sie sich jetzt laufend hier bei ihr aufhielten, obwohl für sie die meiste Zeit hier nichts zu tun gab. Gut, sie bekamen mehr Geld, aber das konnte nicht dafür sorgen, dass die Arbeiten bei ihnen erledigt wurden. Susann überlegte, Rosalia darauf anzusprechen und ihr zu versichern, dass sie nicht ständig hier sein müssten. Aber ein Blick auf die Frau sagte ihr, dass es zwecklos wäre. Die beiden würden sich nicht überzeugen lassen.

„Eine Falte zwischen den Brauen in einem so hübschen Gesicht - das bedeutet, dass du über etwas nachgrübelst“, meinte Rosalia mit einem verschmitzten Lächeln.

„Du hast ein scharfes Auge. Aber ist nicht so wichtig, Rosalia. Es würde sich sowieso nichts ändern“, erwiderte Susann. „Aber mal was anderes. Wusstest du davon, dass Andros de Mácon sich einen Lift zum Strand bauen lässt? Und dann noch eine Laterne, die den Strand mit ausleuchtet?“

„Nein, woher sollte ich das erfahren haben?“, antwortete sie. „Und woher weißt du davon?“

„Ich habe mir das angesehen. Da kam de Mácon dazu und erklärte mir einiges dazu.“

„Oh, Susann, du warst drüben - bei ihm?“, fragte Rosalia erstaunt.

„Nein, ich bin unten am Strand gewesen.“

„Am Strand? Wie ist der denn darunter gekommen?“

„Du wirst es bestimmt nicht glauben, aber er ist an einem Seil heruntergeklettert. Als ich mir angesehen habe, was die Arbeiter dort gemacht haben, stand er plötzlich hinter mir“, berichtete Susann. „Außerdem hat es mich schon interessiert, wie lange dort noch gearbeitet wird.“

„Also habt ihr euch beide unterhalten“, resultierte Rosalia daraus.

„Ja, aber nicht lange. Ich bin dann auch gleich wieder gegangen.“

„Warum?“

„Warum?“ Susann sah Rosalia verständnislos an. „Ich habe erfahren, was ich wissen wollte. Ich wollte kein Kaffeekränzchen mit ihm halten.“

Rosalia kicherte leise in sich hinein.

„Hättest du denn seine Einladung angenommen, wenn er dich gebeten hätte?“

Susann dachte einen Moment darüber nach und antwortete dann: „Ich denke, eher nicht.“

„Und warum nicht?“

„Er hat die Handwerker auch im Haus. Da sieht‘s bestimmt nicht gerade wohnlich aus. Also – warum sollte er mich einladen?“

„Na, das kommt bestimmt noch“, meinte Rosalia.

„Ach, Unsinn! Dazu wird es nicht kommen“, meinte Susann, winkte ab und griff nach ihrer Tasse, um ihren Kaffee zu trinken.

„Na ja, bei uns ist das so. Nachbarn laden Nachbarn ein. So zollt man ihnen Respekt und ...“, erklärte Rosalia ihr und mit einem Unterton, „… pflegt ein gutes Verhältnis zu ihnen.“

„Tja, er ist Franzose. Gilt das auch für ihn?“, wollte Susann mit einem spöttischen Lächeln wissen, denn sie glaubte nicht, das sich de Mácon für Derartiges interessierte. „Und warum betonst du denn das Pflegen von einem guten Verhältnis so?“

Rosalia lachte auf.

„Na, ein gutes Verhältnis unter Nachbarn kann nur vom Vorteil sein. Gerade hier. Könnte doch sein, dass du mal seine Hilfe brauchen.“

Susann musterte die ältere Frau. Was denkt sie sich bloß?, fragte sie sich, sagte dann aber: „Dazu wird es hoffentlich nicht kommen.“

Rosalia blickte sie nun ziemlich ernst an, sah dann aber weg. Sie fand, dass Susann alles noch zu leicht nahm.

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