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Zwei Wochen blieb Susann an der Seite von Jonas und leitete mit ihm die Kosmetik-Firma in Belgien. Während dieser Zeit kam es zweimal zu einem Zwischenfall mit ihrem Onkel. Das eine Mal lauerte er sie auf, als sie vom Firmenparkplatz zum Firmengebäude ging. Er sprang zwischen zwei parkende Wagen hervor und riss grob an ihrem Arm, so dass sie gegen ihn flog. Vor Schreck schrie sie laut auf.

„Halt‘s Maul, Susann! Ich will meinen Anteil. Oder setz mich in der Firma ein! Du bist doch viel zu blöd, so ein großes Unternehmen zu leiten“, zischte er.

„Lass mich sofort los!“, verlangte Susann, nun wütend.

Doch er hielt sie weiter grob fest.

„Du solltest dich schnell entscheiden.“

„Warum sollte ich das tun? Es bleibt, wie es ist. Und damit Ende der Diskussion!“, antwortete sie mit fester Stimme.

„Susann, ich warne dich!“, knurrte er drohend.

Doch plötzlich ließ er sie los und lief zu seinem Wagen, startete ihn und fuhr mit quietschenden Reifen weg. Susann sah sich um, um den Grund zu finden, warum er sich so eilig entfernt hatte. Sie entdeckte auch gleich zwei Sicherheitskräfte, die zu ihr gelaufen kamen.

„Frau Sanders, sind Sie von dem Mann belästigt worden?“

„Dieser Mann ist Thomas Sanders, dem ein Hausverbot ausgesprochen wurde. Ich frage mich, wie der durch die Schranke kommen konnte. Ich kann mich nicht erinnern, dass er eine neue Zugangsberechtigung von mir oder Monsieur erhalten hat“, sagte sie ziemlich erregt und rieb sich an ihrem noch schmerzenden Arm.

„Wir werden das sofort überprüfen“, meinte der eine pflichtbewusst.

„Das erwarte ich auch. Und informieren Sie mich sofort!“, verlangte sie.

Es dauerte auch nicht lange, da bekam sie die Information. Ihr Onkel hatte sich eine Zugangskarte „besorgt“. Ein Mitarbeiter meldete den Verlust seiner Karte. Und die hatte der Onkel.

Der Mitarbeiter war nach der Arbeit in einer Kneipe gewesen und hatte dort etwas gegessen und zwei Bier getrunken, wie er den Sicherheitsleuten berichtete. Am nächsten Morgen, als er sie benutzen wollte, war die Karte weg. Er hatte bereits eine neue bekommen, aber es war durch eine Nachlässigkeit eines Verantwortlichen des Personalmanagements versäumt worden, die alte Karte zu sperren. Nach dem Vergleich der Zeiten stellte man daraufhin fest, dass der Onkel bereits auf dem Gelände gewesen war, um Susann aufzulauern.

Das zweite Mal trat dieser hinter dem wuchtigen und dicht belaubten Busch hervor, der neben der Haustür ihres Elternhauses stand, als sie gerade die Tür öffnen wollte, um ins Haus zu gelangen.

„Hallo, Susann! Hast du es dir überlegt?“, sprach er sie an.

Susann spielte die Unwissende und fragte: „Was soll ich mir überlegt haben?“

„Stell dich nicht dumm!“, zischte er sie an, was sie aber nicht zu beeindrucken schien, denn sie konterte sogleich: „Ich erinnere mich, dass du gesagt hattest, ich sei blöd. Also ...“

„Lass uns ins Haus gehen, damit wir darüber reden können!“, schlug er nun seinerseits mit einem freundlicheren Ton ihr gegenüber vor.

Susann musterte ihn für einen Wimpernschlag, der ihr reichte, um festzustellen, dass das mehr als nur ein Fehler sein würde, wenn sie dieser Aufforderung nachkam.

„Vergiss es! Es gibt da nichts zu bereden. Jonas und ich leiten die Firma. Papa hat dich nicht gewollt. Und das aus gutem Grund, wie du es selbst weißt. Wir brauchen und wollen dich jetzt nicht und in der Zukunft auch nicht. Und jetzt lass mich endlich in Ruhe!“, ließ sie ihn mit harter Konsequenz in der Stimme wissen.

Daraufhin wurden seine Augen schmal. Wütend sah er seine Nichte an.

„Dann sag mir wenigstens, wann die Testamentseröffnung ist. Schließlich will ich die nicht verpassen.“

„Oh, hattest du keine Einladung erhalten?“, fragte sie zuckersüß. „Ah, stimmt ja. Und ich weiß auch, warum. Meine Eltern hatten es so verfügt. Wie war noch einmal der Wortlaut? Ach ja – so ähnlich jedenfalls: ,Wir verfügen Folgendes: Mein Bruder, Thomas Sanders, erhält keinen Anspruch auf unser Privatvermögen sowie auf das Vermögen der Firma. Alles geht auf unsere Tochter Susann Sanders über.‘ Du kannst gerne beim Anwalt nachfragen. Der sagt dir dann auch noch den Grund, den meine Eltern angegeben hatten. Das Testament ist unanfechtbar! Nur zur Information. Und jetzt verschwinde endlich und lass mich in Ruhe!“

Als ihr Onkel das hörte, ging er einen Schritt auf sie zu. Dabei ging eine rapide Veränderung in ihm vor. In seinen Augen sah Susann plötzlich einen unbändigen Zorn glimmen, und sein Gesicht glich einer Fratze. Automatisch wich sie einen Schritt zurück, denn er riss seine Arme hoch und zielte mit den Händen auf ihren Hals, als wenn er vorhätte, sie zu würgen - was er dann auch tat. In dem Moment, als ihr Onkel seine Hände um ihren Hals legte und sie zu würgen begann, fragte plötzlich jemand vom Gehsteig: „He, Susann, alles in Ordnung?“

Sofort wich Thomas einen Schritt zurück und ließ von ihr ab.

„Ich komme zu meinem Geld. Verlass dich drauf! Ich bin der letzte Sanders ...“ Mit einem falschen Lächeln sah er sie an. Doch die Wut glimmte immer noch in seinem Gesicht. Dann drehte er sich um und ging, als sei nichts gewesen.

Susann stand immer noch wie versteinert da. Der Rufer, der ihren Onkel an sein Vorhaben gehindert hatte, sah ihm kopfschüttelnd nach und ging dann zu ihr. Es war ihr Nachbar, der das Geschehen beobachtet und zur rechten Zeit eingegriffen hatte.

„Das war doch dein Onkel. Was ist dem denn über die Leber gelaufen? Man, es sah aus, als wollte er dir an die Gurgel gehen.“

„Er ist mordswütend, weil er nichts von meinen Eltern erbt“, krächzte sie und schluckte dann, denn der Schreck steckte ihr tief in den Gliedern.

„Komm mit zu uns und trink mal was!“ Er fasste sanft an ihren Arm und zog sie mit zu sich ins Haus. Susann ließ es zu. Dabei schwirrte ihr immerzu im Kopf herum, was ihr Onkel zu ihr gesagt hatte: „Ich komme zu meinem Geld. Verlass dich drauf! Ich bin der letzte Sanders ...“

War das eine Drohung? Will er ihren Tod?

Ja, dann würde er alles erben. Das musste sie verhindern – unbedingt und so schnell wie möglich. Gleich morgen wollte sie mit Jonas darüber reden.

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