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Drei Tage später läutete am Nachmittag die Türglocke. Rosalia blickte auf den Bildschirm, um zu sehen, wer das war. Erstaunt stellte sie fest, dass Andros de Mácon am Tor stand.

„Hallo, was wünschen Sie, Monsieur de Mácon?“, fragte sie ihn über die Sprechanlage.

„Guten Tag! Ich möchte zu Madame Susann Sanders. Wäre das möglich?“

Rosalia schmunzelte und dachte: Ich hab‘s doch gesagt. Nun steht er da und will sie einladen. Hat vielleicht auch schon ein Auge auf unsere hübsche Susann geworfen.

„Kommen Sie! Madame Susann befindet sich auf der Terrasse. Ich melde Sie an“, ließ sie ihn wissen und drückte den Knopf, womit sich das Tor öffnen ließ. Dann eilte sie zu Susann.

„Er ist gleich hier“, sagte sie mit einem verschmitzten Lächeln.

Susann blinzelte sie verständnislos an.

„Wer ist gleich hier?“

„Monsieur de Mácon.“

„Woher weißt du das? Hat er dich etwa angerufen?“, fragte Susann und streckte sich. Sie glaubte, dass Rosalia gerade scherzte.

Rosalia verdrehte amüsiert ihre Augen und meinte dann nur: „Willst du ihn so empfangen? Ich habe ihm gesagt, dass du dich auf der Terrasse befindest.“

Plötzlich kam Leben in Susann. Sie sprang auf.

„Was? Er ist schon hier?“ Gehetzt sah sie sich um. „Ich kann ihn doch nicht so empfangen!“ Sie sah an sich herunter, denn sie trug nur ihren knappen Bikini, der mehr zeigte, als verdeckte.

„Dein Anblick wird ihm gewiss gefallen“, neckte Rosalia die junge Frau. Dafür erntete sie einen missbilligen Blick von ihr, was die Ältere mit einem leisen Lachen abtat. „Geh hinein und zieh dir schnell etwas über! Ich werde ihn hier auf dich warten lassen“, sagte sie dann.

Schnell lief Susann ins Haus in ihr Zimmer und suchte sich aus dem Schrank ein Sommerkleid. Das zog sie sich einfach über den Bikini an, denn sie wollte ihren Gast nicht unnötig lange warten lassen. Ein Blick in den Spiegel ließ ihre Stirn runzeln.

„Oh Gott! Meine Haare!“, stöhnte sie und flitzte ins Bad. Eilig brachte sie sie mit einer Haarbürste in Ordnung. Noch ein Blick in den Spiegel – ja, so konnte sie sich sehen lassen.

Was er wohl von ihr wollte, fragte sie sich. Na, sie würde es ja gleich erfahren.

Susann begab sich nun zu ihrem Gast. Sie fand ihn, wie erwartet, auf der Terrasse. Als sie diese betrat, erhob de Mácon sich sofort.

„Guten Tag, Madame Sanders. Danke, dass Sie mich empfangen.“

Sie reichte ihm mit einem Lächeln die Hand, auf die er einen Kuss hauchte.

Wow, das ist ja alte Schule, dachte sie erstaunt und amüsiert zugleich.

„Was verschafft mit die Ehre Ihres Besuches?“, fragte sie ihn und deutete auf den Stuhl, damit er sich wieder setzte. Bevor er jedoch antworten konnte, war Rosalia zur Stelle.

„Kann ich Ihnen und dir eine Erfrischung bringen? Oder lieber Kaffee?“

„Eine Erfrischung für mich wäre nicht schlecht, Rosalia“, antwortete Susann ihr und sah dann den Mácon fragend an.

„Ich schließe mich dem an. Ich möchte auch nicht lange Ihre Zeit stehlen“, meinte er.

Rosalia verschwand in die Küche, um das Gewünschte zu holen. Nun kam de Mácon dazu, Susanns Frage zu beantworten.

„Tja, die Arbeiten an, um und in meinem Haus sind abgeschlossen“, teilte er ihr mit.

„Das habe ich mir schon gedacht, denn es war von Ihrer Seite nichts mehr zu hören“, meinte Susann. „Aber sind Sie nur aus diesem Grund gekommen, um mir das mitzuteilen?“

„Nein, natürlich nicht“, sagte er mit einem Lächeln, das ihn wieder sehr anziehend auf sie wirken ließ. „Ich möchte Sie zu mir zu einem gemeinsamen Essen einladen, und ich würde mich sehr freuen, wenn sie ,Ja‘ sagen.“

Susann sah ihn nun doch etwas überrascht an. Das hatte sie nicht erwartet.

In diesem Moment kam Rosalia mit den Getränken, so dass sie erst einmal der Antwort enthoben wurde.

Als Rosalia den beiden einschenkte, sah sie Susann schmunzelnd an und zwinkerte ihr zu.

Aha, wir haben gelauscht, dachte die junge Frau mit einem Vorwurf im Blick.

„Danke, Rosalia“, sagte sie in einem Ton, der der Haushälterin signalisierte, dass ihre Arbeitgeberin ihr nichts nachtrug. Rosalia hatte es ihr ja vorausgesagt, und nun sah Susann in Augen, die leisen Triumph ausdrückten: Ich hab‘s dir doch gesagt!

Rosalia ging mit einem Schmunzeln wieder hinein. Sie war sich sicher, dass Susann die Einladung annehmen wird.

„Und – werden Sie meine Einladung annehmen?“, fragte de Mácon auch schon und sah sie abwartend an.

Susann griff nach ihrem Glas und trank einen Schluck von dem leicht fruchtigen und kühlen Getränk.

„Zu wann möchten Sie mich einladen?“

„Wie wäre es mit morgen Abend?“

Susann nickte. „In Ordnung.“

„Wunderbar!“, sagte er erfreut. „Dann werde ich Sie um 17 Uhr abholen.“

Susann lachte auf.

„Also ehrlich – ich kenne den Weg. Und so weit ist es nun wirklich nicht.“

„Stimmt. Ich hole Sie trotzdem ab“, bestimmte er, „denn ich möchte, dass sie heil ankommen.“ Als er das sagte, sah er sie mit einem hintergründigen Lächeln an. Susann war klar, dass er darauf anspielte, wie sie beim Joggen gestolpert war. Schon wollte sie ihn zurechtweisen, doch er wehrte mit beiden Händen ab und lachte leise, wurde dann aber ernst.

„Bitte, lassen Sie mich Sie abholen!“ Nun sah er sie so eindringlich an, dass Susann nicht mehr widersprechen konnte und zustimmend nickte.

Was hat dieser Kerl nur an sich, dass ich dem so einfach nachgebe?, fragte sie sich, über sich selbst wundernd. Aber sie musste sich auch eingestehen, dass sie neugierig war und sich über seine Einladung freute.

„Sie haben es auch sehr schön hier“, meinte er dann, auch um zu vermeiden, dass sie es sich vielleicht doch noch anders überlegte.

„Danke. Ja, ich bin gern hier.“ Susanns Blick verlor sich über das Meer, als sie weiterredete. „Nur ... manchmal fühle ich mich einsam ...“

Andros de Mácon folgte ihren Blick. Er verstand gut, was sie meinte, doch er schwieg dazu. Mit seinen Worten hätte er ihr auch keinen Trost schenken können.

„Na ja“, gab sie mit einem Seufzer von sich, „wenn ich in ein paar Wochen nach Hause fahre, werde ich mich über Langeweile nicht mehr beklagen können. Da gibt es immer genug zutun.“

Mit einem verschmitzten Lächeln fragte er: „Nanu, putzen Sie denn den ganzen Tag? Dann müssen Sie aber ein großes Haus haben.“

Seine Bemerkung entlockte ihr leises Lachen.

„Nein, nein, ich meine die Arbeit in der Firma.“

„Firma?“, fragte er interessiert, und Susann nannte nur kurz den Firmennamen.

„Ach ja, ich erinnere mich“, kommentierte er ihre Antwort. Dann trank er sein Glas leer und erhob sich.

„Ich möchte mich nun verabschieden. Wir sehen uns dann morgen.“

Auch Susann erhob sich. Er reichte ihr die Hand zum Abschied, die sie ergriff. Die angenehme Wärme seiner Hand jagte kribbelnd auf ihrer Haut entlang, was sie kurz, aber kaum merklich zusammenzucken ließ.

„Ja, bis morgen“, murmelte sie und dachte: Hoffentlich hat der das nicht mitbekommen!

Andros de Mácon hatte es mitbekommen und schmunzelte in sich hinein. Er fand die junge Frau hinreißend und war bereits mit Meilenschritten dabei, sein Vorhaben, ihr nicht zu nahe zu kommen, nicht in die Tat umzusetzen. In den letzten Tagen und Stunden hatte er oft an sie denken müssen.

Er träumte davon, ihr blondes Haar zu berühren und stellte sich vor, wie seidig sie waren. Ihre sonnengebräunte Haut zu streicheln, und fragte sich, wie sie sich wohl anfühlte. Faszinierend fand er ihre blauen Augen, in denen sich goldene Sprenkeln zeigten, was ihnen manchmal einen grüner Schimmer verlieh. Außerdem wurden sie umrahmt von dichten, langen und sehr seidig wirkenden Wimpern. Sie war der Typ Frau, nach dem sich die Männer umdrehten. De Mácon fand es verwunderlich, dass an Susann Seite noch kein Mann war.

Ob ihre Eltern sie zu sehr behütet hatten?, überlegte er, als er sich auf dem Rückweg zu seinem Anwesen befand. Oder ist sie etwa eins dieser Mädchen, die nur auf den Einen warten?

Er würde es schon noch erfahren. Jedenfalls trug er sich nicht mit der Absicht, sie sofort in sein Schlafzimmer zu bekommen. Das war sowieso nicht seine Art. Er hatte auch seine Prinzipien.

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