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Die unglaubliche Horror-Geschichte des Penners machte keine großen Wellen. Niemand nahm die Sache ernst genug, um ihr weiter nachzugehen.

Die lahmen Ermittlungen, von Sergeant Tab Jewison und Sergeant Gary Maguin ohne großen Ehrgeiz vorangetrieben, verliefen im Sand.

Das Ganze geriet schon bald in Vergessenheit, und Captain Pertwee hatte einen neuen Job für Maguin und Jewison. Einen richtigen Cop-Job.

Die Sauregurkenzeit – also die Zeit, in der die beiden jungen Officers nach Stan Pertwees Meinung nicht genug zu tun gehabt hatten – wurde damit offiziell für beendet erklärt. Wieder rief der bullige Captain seine Mitarbeiter in sein Büro. Mit sorgenumwölkter Stirn eröffnete er ihnen, kaum, dass sie sich gesetzt hatten: "Eine Drogenwelle überschwemmt zur Zeit Brooklyn. Da hat jemand eine neue Quelle aufgetan. Das Zeug, das er vertreibt, ist zwar minderwertig, aber billig und findet daher reißenden Absatz. Ich möchte, dass ihr den Burschen findet, ihm das verdammte Handwerk legt und diese verfluchte Quelle zum Versiegen bringt, ehe einer an dem Dreckszeug draufgeht."

Stan Pertwee lieferte auch gleich einen Plan mit: Tab Jewison sollte von nun an undercover arbeiten, und Gary Maguin sollte sein Verbindungsmann sein.

Für Sergeant Jewison bedeutete das, dass er unter Umständen Kopf und Kragen würde riskieren müssen, um Erfolg zu haben. Vielleicht war es sogar ein Himmelfahrtskommando, für das Captain Pertwee ihn vorgesehen hatte, doch er nahm den Auftrag ohne mit der Wimper zu zucken an.

Er hatte bereits mehrmals als Undercover-Cop gearbeitet und jedes Mal einen durchschlagenden Erfolg eingefahren. Deshalb zog Pertwee ihn auch immer wieder für solche heiklen Aufgaben heran. Weil niemand sie bravouröser meistern konnte.

Als Tab heimkam, fand er einen Brief in seinem Postkasten. Von Tony Whitherspoone, einem Kulturkritiker, der ihm hin und wieder Karten zu irgendwelchen interessanten Vor-Premieren zukommen ließ.

Diesmal waren im Umschlag zwei Karten für "Turandot" von Giacomo Puccini. Beste Plätze. Für heute Abend. Gute Unterhaltung – Tony!, stand auf einem beigelegten Zettel. Tab wusste, dass Puccini Rachel Maguins Lieblingskomponist war. Und "Turandot" ihre Lieblingsoper.

Also rief er sie an. Er hatte Glück. Gary, ihr selbst ernannter Tugendwächter, war nicht zu Hause. "Hast du Lust mit mir in die Oper zu gehen, schönes Kind?", fragte Tab.

"Was spielt man?", wollte Rachel Maguin wissen.

Tab sagte es ihr, und sie jubelte am andern Ende des Drahtes so laut, dass er den Hörer kurz absetzen musste, damit sein Trommelfell keinen bleibenden Schaden abbekam. Rachel überschlug sich vor Begeisterung und freute sich riesig, dass Tab zuerst an sie gedacht hatte.

Er lachte. "Oh, ich denke sehr viel öfter an dich, als es deinem Bruder lieb ist."

"Er behandelt mich wie ein kleines Kind", beschwerte sich Rachel.

"Er ist dein älterer Bruder", nahm Tab ihn in Schutz.

"Aber ich bin kein Kind mehr", begehrte Rachel auf. "Ich bin immerhin schon 22."

Er lachte wieder. "Ein biblisches Alter."

"Mach dich nicht über mich lustig, Tab Jewison!", rügte sie ihn streng.

"Entschuldige. Ich hole dich in zwei Stunden ab, okay?"

"Okay."

"Ich würde Gary an deiner Stelle nicht verraten, mit wem ich ausgehe", empfahl er ihr.

"Er ist ohnedies nicht da", sagte Rachel. "Und wenn ich nach Hause komme, ist es bereits passiert und nicht mehr rückgängig zu machen."

"Gehen wir nach der Vorstellung noch italienisch essen? Ich lade dich ein..."

"Oh, Tab, du bist ein Goldschatz", rief Rachel begeistert aus.

"Das sieht Gary aber ganz anders."

"Kümmere dich nicht um Gary", sagte Rachel. "Mit dem werde ich schon fertig."

Das Kleid, das sie trug, als er sie abholte, war wunderschön und betonte auf raffinierte Weise ihre frauliche Figur. Ihr brünettes Haar war frisch gewaschen und verströmte einen betörenden Duft.

Sie stieg zu ihm in den Wagen. Oh! Oh!, dachte Tab - auf eine angenehme Weise beunruhigt. Reiß dich zusammen, Junge, sonst passiert ein "Unglück".

Gary sah in ihm bloß einen windigen Schürzenjäger, einen unermüdlichen Weiberhelden, einen rastlosen Falter, der von einer Blüte zur andern flatterte. Er selbst sah sich jedoch anders. Er war nur deshalb so unstet, weil er noch nicht die richtige Partnerin gefunden hatte.

Rachel Maguin wäre es vielleicht gewesen, aber Gary war ja dagegen, dass sie es mal miteinander versuchten, und Tab hatte bisher immer darauf Rücksicht genommen, weil er seinen Partner nicht vergrämen und das gute Klima, das zwischen ihnen herrschte, nicht vergiften wollte.

Aber er würde sich nicht immer von Rachel fernhalten können, das spürte er – und so bestand permanent die latente Gefahr, dass er irgendwann einmal ihrem ungeheuer starken Zauber erlag. Was dann?

Wie würde Gary darauf reagieren? Würde er seinem Partner die Freundschaft aufkündigen? Würde er sich weigern, auch nur einen Tag länger mit ihm zusammen zu arbeiten? Es wäre wirklich besser, die Finger von Rachel zu lassen, dachte Tab. Aber ich kann es nicht. Ich kann es einfach nicht. Sie gefällt mir einfach zu gut. Ich fühle mich zu sehr zu ihr hingezogen. Vielleicht sind wir vom Schicksal füreinander bestimmt. Dagegen dürfte sich Gary dann aber nicht stellen.

"Woran denkst du?" Rachels Frage riss ihn aus seinen Gedanken.

"An Gary", antwortete er ehrlich und fuhr los.

Sie rümpfte die Nase. "Muss das sein?"

Er streifte sie mit einem wohlgefälligen Blick. "Du siehst heute umwerfend aus."

"Vielen Dank." Sie freute sich sichtlich über sein Kompliment. "Du aber auch."

Er lächelte verlegen, trug einen dunkelblauen Anzug und eine dezent gemusterte Krawatte. "Ich habe mich ein wenig herausgeputzt, um unserem Opernbesuch einen festlichen Rahmen zu verleihen. Wenn es auch bloß die Vor-Premiere ist."

Die Aufführung übertraf sodann bei weitem Rachels Erwartungen. Sie hatte Puccinis Oper schon mehrere Male gesehen, aber noch nie war die Geschichte der grausamen Prinzessin, die alle Brautwerber dem Henker übergab, wenn sie die Rätsel, die sie ihnen aufgab, nicht zu lösen vermochten, perfekter inszeniert gewesen.

Rachel schwärmte von diesem einmaligen Erlebnis ohne Ende, und es freute Tab, sie so glücklich zu sehen. Sie küsste ihn sogar dankbar und überschwänglich, ohne zu ahnen, wie extrem gefährlich das war. Welche Brisanz damit verbunden war.

Tab kam sich nämlich vor wie ein offenes Pulverfass, und Rachel versprühte in nächster Nähe in aller Unschuld – ohne es zu wollen - Millionen von Funken. Ein einziger hätte genügt, um ihn hochgehen zu lassen...

Sie krönten den Abend mit einer köstlichen Speisenfolge in einem kleinen italienischen Restaurant und anschließend brachte Tab seine attraktive Begleitung nach Hause.

"Danke für den einmaligen Abend, Tab", sagte Rachel selig und gab ihm einen raschen Kuss auf den Mund. Das hätte sie nicht tun dürfen. Sein Verstand hakte aus. Es war vorbei mit seiner verbissenen Beherrschung.

Er hatte sich nicht länger unter Kontrolle, wollte sie umarmen und ihren harmlosen Kuss leidenschaftlich erwidern, aber sie stieg ganz schnell aus, und seine Hände griffen – zum Glück - ins Leere.

Es ist besser so, dachte er, sobald er wieder klar denken konnte.

"Gute Nacht, Tab", sagte sie.

"Gute Nacht, Rachel", gab er krächzend zurück. Sein Herz klopfte laut und kräftig.

Sie verschwand in dem Haus, in dem sie mit ihrem Bruder ein geräumiges Apartment bewohnte, und er fuhr weiter.

Morlands Horrorwelten: Das große Gruselroman-Paket

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