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Die Tage vergingen. Ein Misserfolg reihte sich für Tab Jewison an den andern. Er fand einfach nicht heraus, wie Norman Forsythe wirklich hieß und wie er mit ihm Kontakt aufnehmen konnte.

Die einzigen Lichtblicke in seinem tristen Leben als Undercover-Cop waren seine – von Gary unerwünschten und unerlaubten - Verabredungen mit Rachel Maguin. Raquel baute ihn immer wieder auf und gab ihm Kraft, um mit jener Anhäufung von Misserfolgen fertig zu werden und mit hartnäckiger Verbissenheit weiterzumachen.

Captain Stan Pertwee gab ihm eine Woche. Als er dann noch immer keinen Erfolg aufzuweisen hatte – nicht einmal den kleinsten -, holte er ihn ins Revier zurück. Der bullige Captain trug sich sehr ernsthaft mit dem Gedanken, einen anderen Mann einzusetzen. Das war für den ehrgeizigen Tab Jewison begreiflicherweise ein schmerzhafter Tiefschlag.

"Kein anderer Kollege kann mehr tun, Sir", behauptete Tab energisch. "Warum lassen Sie mich nicht weitermachen?"

"Weil ich darin keinen Sinn mehr sehe, Tab", erklärte Stan Pertwee nüchtern. "Tut mir Leid."

"Ich war mit vollem Einsatz bei der Sache", sagte Tab leidenschaftlich.

"Schon möglich", gestand ihm der Captain zu. "Aber was haben Sie erreicht?"

"Ich habe getan, was ich konnte."

Pertwee atmete tief ein. "Tab, wenn man beim Tennis mit seiner Taktik nichts erreicht, muss man sie ändern, um zu gewinnen. Hier ist es genau so."

"Ich kann nichts dafür, dass zuerst Jamie Lee Crichton und dann Lou Beckinsale ermordet wurden", verteidigte sich der glücklose Sergeant.

"Habe ich das gesagt?", fragte Captain Pertwee mit erhobener Stimme. "Habe ich Sie der Unfähigkeit bezichtigt?"

"Nein, Sir."

"Na also", knurrte Stan Pertwee. "Ihre Ermittlungen sind steckengeblieben. Sie haben sich irgendwie festgefahren, kommen nicht mehr weiter. Vielleicht haben Sie sich in irgendeine Idee verrannt, die Sie immer wieder in eine neue Sackgasse führt. Ein anderer Mann sieht die Dinge naturgemäß auch anders und macht hoffentlich nicht die gleichen Denkfehler wie Sie. Ich muss es versuchen, Tab. So schmerzlich das für Sie auch sein mag. Auch ich habe Vorgesetzte, und die möchten, dass in dieser Angelegenheit endlich etwas weitergeht." Er zeigte auf die Tür. "Würden Sie jetzt die Güte haben, mein Büro zu verlassen? Und schlagen Sie bitte beim Hinausgehen die Tür nicht zu. Ich weiß auch so, dass Sie stinksauer auf mich sind und mich wie die Pest hassen."

Tab schloss die Tür dennoch ziemlich laut. Er konnte sich einfach nicht beherrschen.

Vier Tage danach war ihm Fortuna endlich wieder hold. Er saß am Computer und blätterte die elektronische Verbrecherkartei durch.

Der Polizeizeichner hatte nach seinen Angaben ein Phantombild von Norman Forsythe angefertigt und Tab hatte die Visage kreuz und quer durchs Internet gejagt.

Ein zufriedenstellendes Ergebnis hatte er damit nicht erzielt, aber nun, nach dieser langen Durststrecke, war er endlich wieder auf Erfolgskurs.

Er stürmte mit mehreren Computer-Ausdrucken in Captain Pertwees Büro. "Ich habe ihn, Sir."

Stan Pertwee hob irritiert den Kopf. "Wen haben Sie?"

"Den Mann, der sich mir gegenüber Norman Forsythe nannte." Tab breitete die Ausdrucke auf dem Schreibtisch seines Vorgesetzten aus.

"Sagen Sie bloß, Sie wissen auf einmal, wie er wirklich heißt."

"Ich habe ihn in der Verbrecherkartei gefunden", sagte Tab aufgeregt.

"Und wie ist sein richtiger Name?"

"De Havilland", antwortete Tab wie aus der Pistole geschossen. "Bryan de Havilland. Die Liste seiner Straftaten ist so lang wie mein Arm. Er war zuerst im internationalen Waffenschmuggel tätig. Musste eine Zeitlang in Kolumbien untertauchen, scheint da mit einigen Drogenbaronen Kontakt aufgenommen zu haben, und überschwemmt den Rauschgiftmarkt nun mit seiner billigen, minderwertigen Ware."

Stan Pertwee wies auf die Fotos, die den Mann zeigten. "Sind Sie sicher, dass das 'Norman Forsythe' ist?"

Tab Jewison nickte fest. "Absolut sicher. Hier steht sogar, dass er hin und wieder diesen Namen benutzt." Er deutete auf einen der Zettel.

"Gute Arbeit, Tab", lobte Stan Pertwee.

"Danke, Captain", erwiderte Tab Jewison mit stolzgeschwellter Brust.

"Ich wusste immer schon, dass Sie ein hervorragender Polizist sind", behauptete Pertwee.

Er griff zum Telefon, und eine halbe Stunde später hatten sie einen Haftbefehl gegen Bryan de Havilland alias Norman Forsythe, den Drogengroßhändler, der mit seinem Mistzeug Brooklyn überschwemmte.

Der Captain trommelte seine Leute zusammen, und dann rückten sie aus, um de Havilland aus dem Verkehr zu ziehen. Er wohnte in der Louisiana Avenue, direkt am Fresh Creek Basin. Der Stadtteil hieß Canarsie.

Sein Haus war eine Festung, die er und seine Männer trotzig verteidigten. Captain Pertwee forderte die Gangster über einen Lautsprecher auf, sich zu ergeben, die Waffen niederzulegen und mit erhobenen Händen herauszukommen. Die Antwort waren Schüsse aus halb- und vollautomatischen Waffen. An allen Fenstern waren Mündungsfeuer zu sehen.

"Verdammt, wie viele Leute sind denn da in de Havillands Haus?", stieß Stan Pertwee wütend hervor.

"An die zwanzig, schätze ich", antwortete Tab.

"Tränengas!", entschied der Captain. "Wir setzen Tränengas ein! Los, Leute! Räuchert die Bande aus!"

Das Gebäude war umstellt. Sobald die ersten Granaten durch die Fenster geflogen waren, lief die Zeit der Gangster ab. Tab Jewison setzte eine Gasmaske auf.

Er sah aus wie ein Monster aus einem Science-Fiction-Film. Die Verbrecher leisteten erbitterten Widerstand. Aber der Countdown lief.

Sie würden es nicht mehr lange in den Tränengasschwaden aushalten. Doch noch feuerten sie auf alles, was sich bewegte, was das Zeug hielt.

Mutig und zu allem entschlossen stürmte Tab Jewison durch den mörderischen Kugelhagel. Captain Pertwee rief ihn zurück, doch Tab hörte ihn nicht – oder wollte ihn nicht hören.

Tabs Ehrgeiz trieb ihn auf das Haus zu. Er wollte sich damit auszeichnen, dass er Bryan de Havilland dingfest gemacht hatte. Er und kein anderer.

Seine Kollegen verfolgten seinen Sturmlauf. Einige von ihnen hielten den Atem an. Einige bewunderten seinen Mut und seine Tapferkeit. Und einige hielten ihn für verrückt, weil er so viel riskierte.

Er hatte Glück, blieb unverletzt. Die Kugel pfiffen ihm zwar gefährlich nahe um die Ohren, aber getroffen wurde er nicht. In vollem Lauf warf er sich gegen die Haustür, nachdem er zwei Schüsse auf das Schloss abgefeuert hatte.

Die Tür schwang zur Seite und knallte gegen die Wand. Tab sah de Havillands Bodyguards. Sie hielten UZIs in ihren Händen, wollten auf ihn schießen, doch er war schneller.

Sein Revolver krachte zweimal, und die baumlangen Kerle brachen zusammen. Hinter Tab torkelten hustende Gangster aus dem Haus.

Sie warfen die Waffen so weg, dass die Cops es sehen konnten, und streckten die Arme so hoch, wie es ging. Für sie war der Kampf zu Ende.

Die Uniformierten nahmen sie in Empfang und fesselten sie. Es gab aber auch Gangster, die mit der Waffe in der Hand sterben wollten.

Kapitulieren kam für sie nicht in Frage. Sie stürmten – obgleich chancenlos - wild um sich schießend aus dem Haus und fielen dem gezielten Feuer ihrer verhassten Gegner zum Opfer. Sie hätten nicht so enden müssen. Sie hatten es erzwungen. Tab Jewison hetzte von einem Raum in den andern. Er suchte de Havilland. Der Drogenboss wollte sich im Keller verstecken. Er riss gerade die Tür auf.

Da bemerkte er den Cop mit der Gasmaske. Er fuhr herum. Sein Gesicht war von Wut und Hass verzerrt. Seine Augen waren gerötet und tränten stark.

Er hielt eine Lupara – eine abgesägte Schrotflinte – in seinen Händen. Der Doppellauf wies auf Tab Jewison. Bryan de Havilland ließ die Lupara wummern.

Tab warf sich auf den Boden. Die geballte Schrotladung fegte haarscharf über ihn hinweg und prasselte gegen die holzgetäfelte Wand.

De Havilland feuerte gleich noch einmal. Wenn Tab sich nicht blitzartig zur Seite gewälzt und ebenfalls abgedrückt hätte, wäre er dran gewesen.

So aber fuhr seine Kugel dem Drogenboss in die Schulter. Der Mann verriss den Schuss, brüllte auf, ließ die Lupara fallen und ging zu Boden.

Tab holte ihn sich. Er krallte seine Finger in de Havillands Jackett, riss ihn hoch und zerrte ihn mit sich aus dem von Tränengasschwaden erfüllten Haus.

Sobald sie draußen waren, nahm Tab die Gasmaske ab, damit Bryan de Havilland alias Norman Forsythe sah, mit wem er es zu tun hatte.

Die stark geröteten Augen des verletzten Drogenbosses weiteten sich. "Kevin Cleese..."

"Tab Jewison ist der richtig Name, Mr. Forsythe", erwiderte Tab triumphierend. "Sergeant Tab Jewison."

"Verdammt, irgend etwas hat mich von Anfang an an dir gestört", fauchte de Havilland. "Wieso hat Beckinsale so sehr von dir geschwärmt? Von einem Scheiß-Bullen!"

"Ich habe ihn gekonnt getäuscht", gab Tab stolz zurück.

Zwei Kollegen übernahmen de Havilland und brachten ihn fort. Es fielen keine Schüsse mehr. Der Einsatz war beendet, und ihm war, Dank Tab Jewisons selbstlosem Einsatz, ein voller Erfolg beschieden.

Man stellte in de Havillands Haus ein riesiges Rauschgiftkontingent mit einem gigantischen Marktwert sicher, und es stand bereits zu diesem Zeitpunkt fest, dass all das Zeug, das vielen Drogenabhängigen Krankheit und Siechtum beschert hätte, verbrannt werden würde.

Tags darauf würdigte Captain Stan Pertwee vor versammelter Mannschaft Tabs beispielhaften Mut. "Ich hätte nur noch eine kleine Bitte, Sergeant Jewison", fuhr Tabs Vorgesetzter mit strenger Miene fort. Er sah Tab scharf an und seine Stimme wurde laut. "Wenn ich Sie das nächste Mal während eines Einsatzes zurückrufe, dann werden Sie gefälligst gehorchen! Ist das klar?"

"Ja, Sir!", erwiderte Tab übertrieben militärisch. Und er dachte: Du kannst mich mal.

Es störte ihn nicht, dass der Captain mal wieder nicht ganz mit ihm zufrieden war. Das vermochte seinen Triumph nicht im mindesten zu schmälern.

Es war seine Aufgabe gewesen, den Mann, der Brooklyn mit seinem minderwertigen Rauschgift überschwemmte, zu finden, ihm das Handwerk zu legen und die Drogenquelle zum Versiegen zu bringen, und das war ihm gelungen.

Diesen Erfolg konnte ihm niemand nehmen. Vielleicht war er gestern etwas übereifrig gewesen. Vielleicht hatte er zu viel riskiert. Aber es war ihm ja nichts passiert. Und das Ergebnis konnte sich durchaus sehen lassen. Da die Morde an Jamie Lee Crichton und Lou Beckinsale nach wie vor ungeklärt waren, beschloss Captain Pertwee, auch Gary Maguin und Tab Jewison darauf anzusetzen.

Er übertrug Gary und Tab sogar die Leitung der Ermittlungen. Das bedeutete, dass ihnen Sergeant Otis Walcott und Sergeant Ben Sacks, die bisher ziemlich glücklos agiert hatten, ab sofort unterstellt waren. Gary Maguin und Tab Jewison machten sich mit den spärlichen Fakten vertraut, die Walcott und Sacks zusammengetragen hatten. Offenbar hatten die Kollegen immer wieder die falschen Leute befragt, denn die Ergebnisse, die sie damit erzielt hatten, waren extrem dürftig – um nicht zu sagen: beinahe unbrauchbar.

Gary suchte Dr. Ed Jackson, den Polizeiarzt, in dessen Büro auf. Dr. Jackson war sehr schlank und hatte die Falten eines 70-Jährigen, obwohl er erst 56 war.

Er hatte zu viele Kilos in zu kurzer Zeit abgenommen, und da hatte seine Haut nicht mitgespielt. Es war keine Krankheit gewesen, die ihn so viele Pfunde gekostet hatte, sondern eine eiserne Diät, zu der er sich entschlossen hatte, seit es in seinem Leben wieder eine Frau gab.

Seine Ehe war vor fünf Jahren geschieden worden, und er hatte sich danach so richtig total gehen lassen. Frustfressen... Zu viele Süßigkeiten... Zu viel Alkohol... Er war aufgequollen wie ein Hefeteig und hatte sich erst seit kurzem wieder voll im Griff. Gary kannte die Frau, für die Ed Jackson dieses Opfer gebracht hatte. Sie hieß Vanessa Cannon und war eine überaus sympathische und humorvolle Person.

Gary gab dem Doc die Hand. "Hi, Ed. Wie geht's?"

"Danke, Gary", antwortete Jackson. "Ich bin zufrieden."

"Captain Pertwee hat das Team, das die Morde an Jamie Lee Crichton und Lou Beckinsale aufklären soll, verdoppelt", sagte Gary.

Der Polizeiarzt nickte. "Hab ich gehört."

"Sie haben die beiden Leichen obduziert", bemerkte Gary. "Wie denken Sie persönlich über die Morde?"

Jacksons faltige Miene verfinsterte sich. "Der Täter muss eine ganz schreckliche Bestie sein", sagte er mit belegter Stimme. "Er ist unheimlich stark und von einer unwahrscheinlichen Grausamkeit beseelt. Ich hatte noch nie so übel zugerichtete Leichen auf meinem Tisch – und ich darf behaupten, dass ich in meiner langen Laufbahn als Polizeiarzt schon sehr viele Mordopfer obduzieren musste."

"Hat der Mörder irgendeine Waffe benutzt?", erkundigte sich Gary.

Ed Jackson schüttelte den Kopf. "Keine Waffe."

"Womit hat er Jamie Lee Crichton und Lou Beckinsale umgebracht?", wollte Gary Maguin wissen.

Doc Jackson schwieg einen Moment. Dann sagte er rau: "Mit Klauen und Zähnen."

"Das hört sich nach einem Tier an", bemerkte Gary.

"Er hat wie ein Tier gewütet", sagte Dr. Jackson erregt. "Bestialisch. Von einer Mordlust angetrieben, die jenseits aller Vorstellungskraft liegt. Der Mann ist ein Ungeheuer, Gary. Dem möchte ich niemals begegnen. Ich glaube, gegen seinen Tötungstrieb ist man machtlos."

"Wenn wir unseren Job richtig tun, werden wir ihm irgendwann gegenüberstehen", sagte Gary Maguin ernst. "Wie sollen wir uns dann verhalten?"

Der Polizeiarzt zuckte mit den Achseln. "Ich weiß es nicht, Gary. Vielleicht hilft beten."

Morlands Horrorwelten: Das große Gruselroman-Paket

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