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Sie saßen im weißen Rover 2000 des Schriftstellers. Erika Held und Helmut Schramm. Erika war ein quirliges Mädchen von zwanzig Jahren mit vernünftigen Ansichten und einer gehörigen Portion Selbstvertrauen. Sie war blond, trug das Haar lang und hatte eine gute Figur.

Sie waren auf dem Weg zur Kunstakademie, denn Erika studierte Bildhauerei.

"Wie kommst du mit deinem neuesten Roman voran, Helmut?", erkundigte sich das Mädchen.

Er bog bei der Oper ab und machte ein zufriedenes Gesicht. "Gut."

Sie sah ihn prüfend an. "Du hast wieder die ganze Nacht gearbeitet, was?"

"Nicht die ganze Nacht. Aber ziemlich lange."

"Das sieht man dir an."

Schramm lächelte. "Was soll ich machen?"

"Hat sich dein Nachbar wieder aufgeregt?"

Schramm schüttelte den Kopf. "Der war zum Glück nicht zu Hause."

Erika warf den Kopf zurück und lachte. "Da hast du dir nun eigens ein Haus gebaut, damit du in Ruhe arbeiten kannst, und nun lässt man dich nicht."

Schramm zuckte gleichgültig die Achseln. "Ich kümmere mich einfach nicht um ihn."

"Glaubst du, dass der Roman gut wird?"

Schramm lächelte. "Das glaubt man von jedem. Dieser wird die Leute aber vom Stuhl reißen, das verspreche ich dir."

Erika schauderte. "Musst du immer diese blutrünstigen Schauergeschichten schreiben, Helmut?"

"Der Markt verlangt nach diesen Storys. Warum soll ich sie also nicht schreiben?"

"Ich mag diese Art von Geschichten nicht."

Schramm lächelte nachsichtig. "Du wirst lachen. Das kann ich sogar verstehen. Auch mir widerstrebt es manchmal, solche Geschichten zu schreiben. Tags darauf drängt es mich aber wieder dermaßen an die Schreibmaschine, dass es fast unheimlich ist. Dann kann ich mich nicht weigern. Ich muss einfach schreiben. Ob ich will oder nicht. Die Finger fliegen wie von selbst über die Tasten. Ich brauche nichts dazutun. Ich erlebe diese unheimlichen Dinge richtig mit. Ich bin so in Trance, dass mich sogar das Läuten des Telefons zutiefst erschreckt. Wenn ich das Geschriebene dann lese, bin ich selbst davon beeindruckt. Es ist so schaurig und so ungeheuer lebendig zugleich. Was ich in diesem Trancezustand schreibe, ist mit Abstand besser als das, was ich bewusst zu Papier bringe."

Erika lachte ein wenig gezwungen. "Manchmal bist du mir direkt unheimlich, Helmut."

"Nicht doch", grinste Schramm. "Naja…"

"Ich könnte keiner Fliege etwas zuleide tun. Das weißt du."

Sie hatten den Schillerplatz erreicht.

"Kein Parkplatz!", ärgerte sich Schramm. "Wie immer."

"Lass mich gleich hier aussteigen."

Schramm schüttelte den Kopf. "Ich möchte dich heute bis zum Tor hinauf begleiten."

Er suchte angestrengt nach einer Parkmöglichkeit.

Schließlich verlor er die Geduld und fuhr den Wagen schräg mit zwei Rädern auf den Bürgersteig.

"So!", sagte er, als hätte er jemandem einen Streich gespielt.

Erika stieg aus. Er kam um den Wagen herum und nahm das Mädchen um die Mitte. Sie lehnte sich an ihn.

"Schlimm, was Werner Hahn passiert ist, nicht?", sagte das Mädchen, während sie zur Kunstakademie zurückgingen.

"Ja", nickte Schramm gedankenverloren.

"Ich habe es in der Zeitung gelesen. Das muss ein Wahnsinniger getan haben."

"Wahrscheinlich. Ich habe ihn nicht sonderlich gemocht. Aber so ein Ende würde ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind wünschen."

Erika nickte und sagte: "Schrecklich." Sie schwieg kurz. Dann erzählte sie: "Gestern habe ich Maria getroffen."

"Wie geht es ihr?"

"Gut. Sie war mit ihrem Verlobten in Griechenland. Ich habe ihr erzählt, was für eine wilde Auseinandersetzung wir mit einem Zöllner hatten. Wegen einer einzigen Flasche Schnaps. Lächerlich."

"Kannst du dich noch an seinen Namen erinnern?", fragte Schramm geistesabwesend.

"Sein Vorname war Ernst. Das habe ich mir deshalb gemerkt, weil das auch der Vorname meines Vaters ist. Ernst… cnitz. Irgendetwas mit… nitz."

"Seinitz!", sagte Schramm nachdenklich.

"Ja. Genau. Ernst Seinitz hat der Zöllner geheißen."

"Ernst Seinitz!", sagte Schramm mit zusammengekniffenen Augen. Es klang beinahe wie eine Drohung. "Ich hätte ihn beinahe vergessen!"

Erika blieb erstaunt stehen. Sie sah Schramm an und fragte: "Was ist mit dir, Helmut?"

"Was soll mit mir sein?", fragte Schramm verwirrt.

"Du siehst auf einmal so sonderbar aus."

Schramm winkte schnell ab und schüttelte unwillig den Kopf.

"Es ist nichts. Ich habe mich nur auch einmal über diesen idiotischen Zollbeamten geärgert."

Sie hatten inzwischen die Stufen der Kunstakademie erreicht. Schramm brachte Erika nach oben. Am großen Tor, durch das zahlreiche Studenten aus und ein gingen, verabschiedeten sie sich voneinander.

"Holst du mich nachher ab, Helmut?"

Schramm schüttelte den Kopf. "Nein. Tut mir leid, Erika. Ich habe zu arbeiten."

Ihr Blick wurde traurig. "Ich würde ganz gern wieder einmal mit dir ausgehen, Helmut."

Schramm nickte geistesabwesend. "Das lässt sich machen. Ich rufe dich an!"

Er küsste sie flüchtig, wandte sich hastig um und lief die Stufen hinunter.

Erika wunderte sich ein wenig über seinen plötzlichen Stimmungsumschwung. Dann kamen aber Schulfreunde, die sie umringten und sie durch ihre lustigen Bemerkungen ablenkten…

Morlands Horrorwelten: Das große Gruselroman-Paket

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