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Seinitz spürte das warme Blut über die Wange rinnen. Entsetzt rappelte er sich hoch.

Gorras furchterregende Krebsscheren zischten ins Leere. Der Mann wandte sich in panischem Schrecken um und begann zu laufen. Er rannte um sein Leben. Er warf sich in die Büsche, prallte gegen junge Baumstämme, die ihn federnd zurückwarfen. Er fiel beinahe, fing sich wieder, hetzte weiter.

Schweiß glänzte auf seinem roten Gesicht. Sein Atem ging stoßweise. Er bekam kaum genügend Luft in die aufgeregt pumpenden Lungen.

Fort! Fort! Nur fort! hämmerte es im Gehirn des entsetzten Zöllners.

Zweige klatschten ihm hart ins Gesicht. Dornen zerrissen seine Haut. Irgendwelches Schlinggewächs brachte ihn zu Fall. Er kämpfte sich stöhnend wieder hoch, wagte nicht sich umzusehen, rannte, rannte, rannte.

Gorra war dicht hinter ihm.

Das Ungeheuer hatte keine Schwierigkeiten, seinem Opfer zu folgen. Dem Monster machte es Spaß, das Opfer buchstäblich zu Tode zu hetzen. Er hätte Seinitz jederzeit einholen und zerfleischen können. Doch vorerst sollte der Zöllner sich an die Hoffnung klammern, doch noch mit dem Leben davonkommen zu können. Erst wenn er total erschöpft war, wenn ihn die Angst halb wahnsinnig gemacht hatte, wollte Gorra über ihn herfallen und ihn vernichten.

Seinitz spürte, wie seine Kräfte rasch nachließen. Bald würde das Ende kommen.

Und mit dem Ende käme das Monster! Die Angst vor diesem Ende stachelte Seinitz noch mehr auf. Er rannte noch schneller. Er schluchzte verzweifelt und hastete mit rasend schlagendem Herzen weiter.

Eine kleine Lichtung. Ein verfallenes Jägerhaus. Lange Zeit schon unbewohnt. Aus dicken Holzstämmen zusammengefügt. Die Terrassenbretter waren morsch. Die Tür war halb geschlossen.

War das die Rettung? Seinitz hatte keine andere Wahl. Er musste sich dort drinnen verschanzen und warten, was weiter passierte. Er mobilisierte seine letzten Kräfte, hetzte zur Tür, warf sich dagegen, drückte sie nach innen und schleuderte sie hinter sich zu.

Er stolperte über einen dicken Holzknüppel, fasste sofort danach und stemmte ihn so gegen die Tür, dass man sie von außen nicht mehr öffnen konnte.

Dann ließ er sich erschöpft, nach Luft japsend und zitternd auf den dreckigen Boden fallen.

Er riss sein Gewehr von der Schulter. Egal, wie es nun weitergehen würde. Er würde sein Leben bis zur letzten Patrone verteidigen. Seine Finger zitterten. Er konnte kaum das Gewehr halten. Seine Glieder schlotterten vor Angst.

Ernst Seinitz lauschte angestrengt nach draußen. Kein Vogel zwitscherte. Nichts war zu hören. Das grauenvolle Monster schien die ganze Natur erschreckt zu haben.

Wie all die anderen Opfer des Ungeheuers, stellte sich auch der Zöllner immer wieder die Frage, woher dieses schreckliche Monster kam. Er wusste darauf keine Antwort, und die Furcht ließ es auch nicht zu, dass er länger darüber nachdachte.

Wo war die entsetzliche Bestie jetzt? Sie war ihm doch gefolgt. Lauerte sie nun draußen auf ihn?

Wagte sie dieses Haus nicht zu betreten?

Seinitz starrte zu dem glaslosen Fenster. Irgendwo dort draußen wartete das Ungeheuer auf ihn.

Plötzlich krampfte sich das Herz des Zöllners zusammen. Er hatte deutlich schleifende Schritte gehört. Laub raschelte leise. Die Schritte näherten sich dem Fenster.

Die Tür war gesichert. Das Fenster hingegen nicht. Hier konnte das Monster ungehindert einsteigen, wenn es wollte. Zitternd riss Ernst Seinitz das Gewehr hoch. Schweiß rann unaufhörlich über sein Gesicht. Seine Augenlider flatterten. Er konnte nichts dagegen tun. Die Aufregung schüttelte seinen ganzen Körper. Er biss sich verzweifelt in die Unterlippe. Die Wunde an der Wange begann nun brennend zu schmerzen.

Immer näher kamen die schleichenden Schritte dem Fenster. Seinitz war furchtbar aufgeregt. Am liebsten hätte er laut losgebrüllt. Er biss sich noch fester in die Lippe. Blut füllte seinen Mund. Mit zuckenden Wangen und pochenden Schläfen wartete er.

Da!

Ein Schatten. Ein großer Schatten näherte sich dem Fenster. Das Monster. Es musste gleich da sein.

Seinitz schloss verzweifelt die Augen. Würde er die Kraft haben, abzudrücken? Er konnte sich kaum noch bewegen. Das Gewehr war so schrecklich schwer.

Immer dunkler wurde der Schatten. Immer drohender.

Seinitz hielt den Atem an. Gleich. Gleich war das Ungeheuer da. Der Schatten wurde jäh zu einem Körper. In diesem Moment drückte Seinitz ab. Er stieß dabei einen wahnsinnigen Schrei aus und sprang wie eine Feder, die plötzlich losgelassen wird, hoch.

Der Schuss hatte die uralte Jagdhütte regelrecht erschüttert. Der Körper war vom Fenster verschwunden. Ein markerschütternder, gurgelnder Laut war zu hören.

Gleich darauf erstarb der Laut.

Nun hielt es Ernst Seinitz nicht länger in der Hütte. Er musste hinaus. Er musste sehen, ob er dieses schreckliche Monster tatsächlich tödlich getroffen hatte.

Er eilte zur Tür, riss den Knüppel weg und stürmte nach draußen.

Er hetzte um die Ecke des Hauses. Da traf ihn der Schock wie ein Keulenschlag mitten ins Gesicht.

Seine Wangen wurden aschfahl. Seine Augen weiteten sich in panischem Entsetzen.

Er begann wie verrückt zu schreien. Vor ihm lag Manfred Odemar. Sein Schwager. Er hatte ihn erschossen.

Morlands Horrorwelten: Das große Gruselroman-Paket

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