Читать книгу 11 fantastische Horror-Romane zum Fest - A. F. Morland - Страница 26
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Die Bar lag ein paar Straßen weiter. Laura hatte sie vorgeschlagen. Sie schien sich in North Beach gut auszukennen.
"Vielleicht sollte ich Ihnen wirklich einiges erklären, Mr. Murphy."
"Nennen Sie mich Dave."
"Wie Sie wollen."
Sie nippte an ihremn Drink. Murphy ließ misstrauisch den Blick schweifen. Er wusste, dss er immer auf der Hut sein musste. In jeder Sekunde. Du solltest hoffen, dass es Altobelli wirklich erwischt hat!, dachte er. In dem Fall würde es im Altobelli-Clan erstmal um die Nachfolge gehen. Und derartige Diadochenkämpfe konnten sich erfahrungsgemäß lägere Zeit hinziehen. Murphy hatte sich an mehreren solcher Nachfolgekämpfe aktiv beteiligt. Er wusste, wie so etwas ablief. Normalerweise war eine derartige Zeit immer eine gute Gelegenheit für einen Hitman, viel Geld zu verdienen, denn meistens wurden dann die Killer knapp. Und war gut für den Preis.
"Ich muss Sie zunächst einmal warnen, Dave."
"So?"
"Altobelli ist nicht tot."
"Habe ich mir beinahe gedacht."
"Er befindet sich in seinem Landsitz in Bodega Bay. Es gibt Spione der Tang-Leute in seiner Umgebung und die wurden gezielt mit falschen Informationen gefüttert."
Murphy war sprachlos. Der Kinnladen kippte ihm nach unten. Woher hatte diese Lady derart präzise Informationen? War sie von der Polizei?
Unmöglich, dachte Murphy. Denn dann säßest du in Handschellen vor ihr - oder einem Verhörspezialisten des FBI.
"Sie scheinen Mr. Altobelli etwas näher zu kennen", murmelte Murphy dann.
"Haben Sie immer noch vor, ihn umzubringen? Solange nicht nach außen dringt, dass es ihn gar nicht erwischt hat, wird er sich sicher fühlen."
"Das ist richtig."
"Ich könnte Ihnen jede nur erdenkliche Information über die Sicherheitsvorkehrungen in seinem Landsitz bei Bodega Bay beschaffen."
"Sie können es nicht abwarten, ihn unter der Erde zu sehen, was?"
"Das stimmt."
Eine sanfte Röte übrzog ihr Gesicht. Ihre Züge wirkten angespannt. Sie schluckte. Nein, dachte Murphy, auch heute ist es kein Zufall gewesen, dass wir uns getroffen haben. Sie wusste, wo ich war, so wie sie alles über Altobelli wusste...
Wer steckte hinter ihr? Ein konkurrierendes Syndikat? Eine mächtige Organisation, von deren Existenz niemand etwas ahnte und die ihre ganz eigenen Ziele verfolgte? Ein auswärtiger Geheimdienst? In Murphys Gedanken jagten sich die Spekulationen nur so.
Es muss jemand sein, der die Möglichkeit hat, sehr weitgehend in Computersysteme einzudringen, Telefon- und Email-Verbindungen sowie sonstige Kommunikationswege abzuhören!, ging es ihm durch den Kopf. Und da gab es eigentlich nur die klassischen Kandidaten.
Murphy atmete tief durch.
Kann dir das alles nicht gleichgültig sein?, kam es ihm dann in den Sinn. Der Feind deines Feindes ist dein Freund. Und damit basta.
Es gab offenbar Kräfte, die Altobellis Tod wollten.
Kräfte, die mit den Dunkeldämonen nichts zu tun hatten, aber ebenfalls über gewisse Macht und ein offenbar sehr gut ausgebautes Informationsnetz verfügten.
Leute, die Laura geschickt hatten.
Leute, die genau wussten, wo Murphy sich aufhielt. Wo Altobelli sich aufhielt, was er vorhatte.
Ein Mann im grauen Anzug fiel Murphy auf, als er die Bar betrat. Er setzte sich an den Schanktisch, bestellte einen Drink und redete etwas mit dem Keeper. Allerdings so leise, dass Murphy kein Wort davon verstehen konnte.
"Hören Sie zu, ich kann Ihnen nicht alles sagen, Dave. Nur so so viel: Ich habe vor Jahren in einem von Altobelli kontrollierten Strip-Lokal als Table-Dancerin gearbeitet."
"War er ein so miserabler Arbeitgeber, dass Sie seinen Tod wünchen, Laura?"
"Er hat mich vergewaltigt", sagte sie tonlos.
"Das wusste ich nicht."
"Jetzt wissen Sie es."
Einige Augenblicke herrschte Schweigen. Warum erzählt sie mir das?, fragte sich Murphy. Um mein Vertrauen zu gewinnen?
"Allein kann ich meine Rache nicht vollenden", sagte sie. "Was ist? Mein Angebot von vorhin steht!"
Murphy nickte.
"Okay", sagte er.
Sie erhob sich. "Ich muss jetzt gehen, Dave."
"Wie finde ich Sie wieder?"
"Überhaupt nicht. Ich werde Sie finden, Dave."
"So etwas in der Art hatte ich mir schon gedacht."
"Bye."
Sie legte das Geld für ihren Drink neben das nur halb leergetrunkene Glas und ging dann hinaus, ohne sich noch ein einziges Mal um zu drehen.
Murphy bezahlte ebenfalls, folgte ihr ins Freie.
Vor der Bar sah er sich nach allen Seiten um.
Er sah Laura gerade noch in eine Nebenstraße einbiegen, setzte zu einem kleinen Spurt an und erreichte schließlich die Ecke, hinter der er sie hatte verschwinden sehen.
Nichts.
Wie vom Erdboden verschluckt.
Die hat dich an der Nase herumgeführt!, ging es ihm durch den Kopf.
Er drehte sich herum, kehrte zurück in Richtung der Bar und bemerkte dann den dunkelroten Ford, der ganz in der Nähe abgestellt war. Die Nummer enthielt die Zahl 333. Murphy prägte sich das Kennzeichen jetzt vollständig ein.
Ein Mann stieg ein, blickte kurz zu ihm hinüber.
Es war der Mann im grauen Anzug, den er in der Bar gesehen hatte.