Читать книгу Roman Koffer 10 Arztromane zum Jahresende 2021 - A. F. Morland - Страница 34
27
ОглавлениеAlbert Pfeiffer, der Manager von Gloria Sandrini und Bernd Hoffmann, war Stammgast im „Schaukelpferd“, einem Prominenten-Restaurant, in das man ging, um zu sehen und gesehen zu werden. Für jene, deren Geschäftserfolge in erster Linie auf guten Kontakten basierten, war das „Schaukelpferd“ die allererste Adresse, und der knollennasige Pfeiffer hatte da seit Jahren einen Tisch, der immer für ihn reserviert war. Hierher hatte er seine beiden Stars eingeladen.
Dick und zufrieden strahlte er Gloria Sandrini und Bernd Hoffmann an.
„‘Das Lügennetz’ hat in den ersten Wochen bereits mehr eingespielt als jede amerikanische Produktion“, wusste er stolz zu berichten.
„Schön, das zu hören“, grinste Bernd.
Albert Pfeiffer hob wichtig den Zeigefinger.
„Zumal euer cleverer Agent für euch eine saftige Beteiligung an den Einspielergebnissen ausgehandelt hat.“
„Wir wissen, was wir an dir haben“, sagte Gloria Sandrini.
„Du brauchst es uns nicht jedes Mal extra zu sagen“, fügte Bernd Hoffmann hinzu.
„Der Erfolg des Films hat die Produktionschefs wachgerüttelt“, erzählte Pfeiffer. „Das Studio hat sich mit mir in Verbindung gesetzt. Ich soll checken, ob ihr grundsätzlich an einer Fortsetzung von ‘Das Lügennetz’ interessiert wärt.“
Gloria und Bernd wechselten einen verständnisinnigen Blick.
„An und für sich würden wir sehr gern noch einmal zusammen arbeiten“, meinte Bernd.
„Aber ‘Das Lügennetz II’ dürfte nicht bloß ein zweiter Aufguss von ‘Das Lügennetz I’ werden“, stellte Gloria zur Bedingung. „Da müssten neue, außergewöhnliche Ideen rein und weitere interessante Handlungsfäden geknüpft werden.“
„Klaus Reitze, der Autor des ersten Drehbuchs, hat bereits eine Rohfassung der Fortsetzung in seiner Schreibtischlade“, berichtete Albert Pfeiffer. In der Mitte des Tisches stand eine Schüssel mit Salzmandeln. Seit der Agent da war, schaufelte er unentwegt Mandeln in seinen Mund. Jetzt gerade wieder. Und kauend sagte er: „Soll angeblich sehr vielversprechend geworden sein. Ihr könnt sie jederzeit lesen, wenn ihr wollt, und wenn ihr Verbesserungsvorschläge habt - oder überhaupt völlig neue Ideen einbringen möchtet - wird er sie gerne berücksichtigen.“
„Wie sieht es mit dem Team aus?“, fragte Gloria Sandrini. „Bleibt es gleich?“
„Never change a winning team“, zitierte Bernd Hoffmann schmunzelnd. Was soviel heißen sollte wie: Verändere nie etwas, das erfolgreich ist.
„Es wären so gut wie alle von Teil eins wieder dabei“, sagte Pfeiffer, „und einige bekannte Schauspieler haben bereits ihr Interesse an einer Nebenrolle in Teil zwei bekundet.“ „Angenommen, wir entschließen uns, bei der Fortsetzung nicht mitzumachen“, sagte Bernd Hoffmann. „Was geschieht dann?“
Albert Pfeiffer hob die Schultern.
„Man würde versuchen, euch mit mehr Geld in Form einer höheren Gewinnbeteiligung zu ködern“, sagte er. „Sollte das nichts nützen, würde man Teil II wahrscheinlich mit anderen Darstellern drehen, wohl wissend, dass man in diesem Fall an den Riesenerfolg von Teil I, zu dem ohne Zweifel zum größten Teil ihr beigetragen habt, nicht anknüpfen könnte.“
„Wann können wir einen Blick in die Drehbuchrohfassung werfen?“, erkundigte sich Gloria Sandrini.
„Morgen“, antwortete Pfeiffer und holte sich die restlichen Salzmandeln aus der Schüssel.
„Hast du es schon gelesen?“, wollte Gloria wissen.
„Passagenweise“, erwiderte der knollennasige Agent.
„Und was sagst du dazu?“, fragte Bernd Hoffmann.
„Ein guter Stoff“, nickte Pfeiffer überzeugt. „Daraus lässt sich was machen. Vor allem dann, wenn die Zugpferde Gloria Sandrini und Bernd Hoffmann heißen.“ Er seufzte. „So. Jetzt habe ich endlich alle Salzmandeln gefressen.“ Er schüttelte, ärgerlich über sich selbst, den Kopf. „Es ist ein Jammer. Wenn ich eine genommen habe, kann ich nicht mehr aufhören. Und nun komme ich um vor Durst.“
Diesen Durst löschte er mit Bier. Nach dem Essen erkundigte Pfeiffer sich: „Wie lange wird es noch dauern, bis dein Schlüsselbein wieder heil ist, Gloria?“
„Eine Woche.“
„Dann brauchen wir deine Teilnahme an diesem Autorennen nächsten Monat nicht abzusagen, wie?“
Bernd Hoffmann räusperte sich und rümpfte besorgt die Nase.
„Ich weiß nicht, ob es ratsam ist, Gloria schon wieder einer solchen Gefahr auszusetzen, Albert.“
„Euer Erscheinen würde euch eine Menge Publicity einbringen“, sagte Albert Pfeiffer. Er erweckte den Anschein, als müsse er niesen. Er rieb sich die Knollennase, und das Jucken verging.
„Und das Ganze dient außerdem einem guten Zweck“, fügte Gloria Sandrini hinzu. Es war ihr anzusehen, dass sie den Rennspaß mitmachen wollte. „Der Reinerlös der Veranstaltung geht an diese vielen armen kriegsgeschädigten Menschen in Sarajevo.“
„Das weiß ich“, erwiderte Bernd Hoffmann, „aber ich sehe dich trotzdem nur sehr ungern in eine dieser Kisten steigen ...“
Gloria lächelte.
„Ach, komm, Bernd, ich war vergangenes Jahr doch auch dabei und habe es bestens überstanden. Es hat mir sogar großen Spass gemacht. Viele Menschen kommen nicht wegen des Rennens, sondern in erster Linie, um mich zu sehen. Ich darf meine Fans nicht enttäuschen.“
„Das Rennen ist nicht ungefährlich“, gab Bernd Hoffmann zu bedenken.
„He, willst du mich nun unter einen Glassturz stellen, weil ich mir einmal das Schlüsselbein gebrochen habe?“, lachte Gloria. „Ich muss dieses Rennen ja nicht gewinnen. Es genügt mir, dabei zu sein.“
„Das Gewinnen überlässt sie dir“, grinste Albert Pfeiffer.
Aber Bernd Hoffmann hatte kein gutes Gefühl bei der Sache.