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Oskar Dubies zitterte, als er Biggi Grenkowitz erblickte. Grundgütiger, was habe ich getan?, schoss es ihm durch den Kopf, und seine Augen füllten sich mit Tränen.

Schwester Annegret hatte ihn mit Biggi allein gelassen. In seiner Kehle steckte ein dicker Kloß. Er war nicht imstande, irgendetwas zu sagen. Fassungslos und schuldbeladen starrte er das Mädchen an. Auch Biggis Augen schwammen in Tränen. Ihre Finger zuckten, ihre Hand öffnete sich langsam.

„Schön, dass du mich besuchst“, sagte sie leise.

Er nickte, und sein Herz trommelte wie verrückt gegen die Rippen, während er seine Finger ganz behutsam in ihre Hand gleiten ließ. Sie drückte sie sehr schwach, und es lief ihm kalt über den Rücken. Mein Gott, dachte er, sie hat überhaupt keine Kraft mehr. Wie kann Dr. Härtling da nur so optimistisch sein?

„Bitte verzeih mir, Oskar“, hauchte Biggi.

Er schüttelte heftig den Kopf.

„Nein“, krächzte er, „ich muss dich um Verzeihung bitten. Ich bin schuld daran, dass du hier liegst.“

„Aber du hättest keinen Grund gehabt, so wütend auf mich zu sein, wenn ich nicht ...“

Er bat sie, nicht weiterzusprechen.

„Wir müssen es vergessen“, kam es heiser über seine bebenden Lippen.

Biggi seufzte unglücklich.

„Es gibt so vieles zu vergessen.“

„Wenn wir wollen, können wir es.“

Heiße Tränen rannen über Biggis blasses Gesicht.

„Ich bin auf die schiefe Bahn geraten, ohne dass es mir bewusst geworden ist.“

Er schluckte mehrmals trocken.

„Es ist vorbei, zu Ende. Es hat keinen Einfluss auf unsere gemeinsame Zukunft. Ich liebe dich.“

Sie sah ihn fragend und zweifelnd an.

„Obwohl ich ...“

Oskar Dubies schüttelte wieder den Kopf.

„Es ist nie geschehen.“

Biggi Grenkowitz schlug beschämt die Augen nieder.

„Wenn du dich über mich ärgerst, wirst du es mir vorhalten.“

Er lächelte.

„Was denn?“, fragte er. „Das, was nie geschehen ist?“

„Glaubst du, du kannst es wirklich vergessen?“ Ihrer Stimme war anzumerken, wie sehr sie sich das wünschte, wie sehr sie darauf hoffte.

Er nickte bewegt.

„Wenn du vergessen kannst, dass ich dir dieses schreckliche Leid zugefügt habe.“

„Ich bin gestürzt.“

„Ich habe dich gestoßen.“

„Ich war betrunken“, sagte Biggi Grenkowitz, ,,hab’ das Gleichgewicht verloren.“

Er streichelte zärtlich ihre kraftlose Hand.

„Es kann, es wird, es muss mit uns weitergehen, Biggi. Es gibt nichts, was ich dir nicht verzeihen könnte, weil ich ein Leben ohne dich einfach nicht aushalte. Ich liebe dich. Ich brauche dich.“

„Ich liebe dich auch, und ich verspreche dir, dich nie mehr zu enttäuschen.“

In diesem Augenblick waren sie einander näher als jemals zuvor, denn sie spürten die ungebrochene Kraft ihrer Liebe, die mit Sicherheit alle Hürden überwinden konnte, die das Leben ihnen vielleicht noch in den Weg stellen würde.

Roman Koffer 10 Arztromane zum Jahresende 2021

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