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1 bis 4. Bändchen
Einleitung
XXI.
Worin man mit einer neuen Person Bekanntschaft macht

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Oben auf der Steige, welche die Postchaise eben hinanfuhr, erblickte man das Dorf Lachaussée, wo umgespannt werden sollte.

Es war ein reizender Haufen strohbedeckter Häuser, welche nach der Laune der Bewohner mitten auf dem Wege, an der Ecke eines kleinen Gehölzes, in der Nähe einer Quelle und häufiger noch längs dem von uns erwähnten großen Bache standen, über welchen vor jedem Hause Brücken oder Bretter geworfen waren.


Doch für den Augenblick war das Merkwürdigste dieses hübschen Dörfchens ein Mann, der, den Bach abwärts, mitten auf der Straße aufgepflanzt, als hätte er den Befehl von einer höheren Macht erhalten, seine Zeit damit hinbrachte, daß er bald die Landstraße mit den Augen verfolgte, bald mit dem Blicke einen herrlichen Schimmel mit langer Mähne untersuchte, der, an den Laden einer Hütte gebunden, die Bretter durch ein Zerren mit dem Kopfe erschütterte und eine Ungeduld ausdrückte, welche den Sattel, den er auf dem Rücken trug, entschuldigen zu sollen schien; denn dieser Sattel offenbarte, daß er in Erwartung seines Herrn hier stand.

Wie gesagt, müde, vergeblich die Straße entlang zu schauen, näherte sich der Fremde von Zeit zu Zeit dem Pferde, untersuchte es als Kenner, strich ihm mit geübter Hand über das fleischige Kreuz oder drückte mit dem Ende seiner Finger die schlanken Beine. Wenn er sodann den Fußtritt vermieden hatte, den bei jedem Versuche dieser Art das ungeduldige Thier ausschleuderte, kehrte er auf sein Observatorium zurück und überschaute die immer noch verlassene Landstraße.

Als er noch nichts kommen sah, klopfte er endlich an den Laden.

»Hollah! Ihr Leute!« rief er.

»Wer klopft?« fragte eine männliche Stimme.

Und der Laden öffnete sich.

»Mein Freund,« sagte der Fremde, »wenn Ihr Euer Pferd verkaufen wollt, so ist der Käufer gefunden.«

»Sie sehen wohl, daß kein Strohwisch am Schweife hängt,« antwortete den Laden wieder schließend eine Art von Bauern.

Diese Antwort schien den Fremden nicht zu befriedigen, denn er klopfte zum zweiten Male.

Es war ein Mann von etwa vierzig Jahren, groß und kräftig, mit rother Gesichtshaut, blauem Barte und knorriger Hand unter einer großen Spitzenmanchette. Er trug einen galonnirten Hut schief aufgesetzt, nach der Mode der Provinzofficiere, welche die Pariser erschrecken wollen.

Er klopfte zum dritten Male und sagte sodann ungeduldig werdend:

»Wißt Ihr, daß Ihr gar nicht höflich seid, mein Lieber, und daß ich Euern Laden sogleich einstoßen werde, wenn Ihr ihn nicht öffnet?«

Der Laden öffnete sich wieder bei dieser Drohung und dasselbe Gesicht erschien.

»Wenn man Ihnen aber sagt, daß das Pferd nicht verkäuflich ist,« erwiederte zum zweiten Male der Bauer. »Was Teufels! das muß Ihnen genügen!«

»Und wenn ich Euch sage, daß ich eines Läufers bedarf!«

»Wenn Sie eines Läufers bedürfen, so gehen Sie auf die Post. Es sind dort sechzig. ans den Ställen Seiner Majestät und Sie haben die Wahl. Doch lassen Sie das Pferd der Person, die nur eines besitzt.«

»Und ich wiederhole Euch, daß ich dieses haben will.«

»Kein schlechter Geschmack, ein arabisches Pferd.«

»Ein Grund mehr, daß es mich gelüstet, es zu kaufen.«

»Es ist möglich, daß es Sie gelüstet, dieses Pferd zu kaufen, doch leider ist es nicht verkäuflich.«

»Wem gehört es denn?«

»Sie sind sehr neugierig!«

»Und Du bist sehr schweigsam.«

»Nun! es gehört einer Person, die bei mir wohnt und dieses Thier liebt, wie sie nur ein Kind lieben könnte.«

»Ich will mit dieser Person sprechen.«

»Sie schläft.«

»Ist es ein Mann oder eine Frau?«

»Es ist eine Frau.«

»Nun, so sage der Frau, wenn sie fünfhundert Pistolen nöthig habe, so werde man sie ihr für dieses Pferd geben,«

»Ah! oh!« rief der Bauer, die Augen weit aufsperrend, »fünfhundert Pistolen, das ist ein hübscher Pfennig.«

»Füge bei, wenn Du willst, der König hat Lust zu diesem Thiere.«

»Der König?«

»In Person.«

»Gehen Sie doch, Sie sind wohl nicht der König.«

»Nein, aber ich vertrete ihn.«

»Sie vertreten den König?« sprach der Bauer, seinen Hut abnehmend.

»Mach’ geschwinde, Freund, der König habe große Eile.«

Und der Hercules warf einen beobachtenden Blick auf die Landstraße.

»Seien Sie unbesorgt,« sagte der Bauer, »wenn die Dame aufgewacht ist, werde ich ihr zwei Worte zuflüstern.«

»Ja, aber ich habe nicht Zeit, zu warten, bis sie aufgewacht ist.«

»Was ist dann zu thun?«

»Parbleu! wecke sie auf.«

»Oh mein Herr, niemals.«

»Nun, so werde ich sie selbst aufwecken. Warte, warte.«

Und der Mann, der Seine Majestät zu vertreten vorgab, ging näher hinzu, um mit einer langen Reitpeitsche mit silbernem Knopfe an einen oberen Laden zu klopfen.

Doch die bereits erhobene Hand senkte sich wieder, ohne nur an dem Laden anzustreifen, denn in demselben Augenblick gewahrte er eine Chaise, welche im letzten Trabe von drei erschöpften Pferden herbeifuhr.

Das geübte Auge des Fremden erkannte sogleich die Felder des Wagens und er eilte ihm mit einem Laufe entgegen, der dem arabischen Pferde, nach dessen Besitz er trachtete, Ehre gemacht hätte.

Dieser Wagen war die Postchaise, welche die Reisende, den Schutzengel von Gilbert, führte.

Als der Postillon den Mann sah, der ihm Zeichen machte, war er, da er nicht wußte, ob feine Pferde noch bis zur Station gehen könnten, entzückt, anhalten zu dürfen.

»Chon, meine gute Chon! bist Du es endlich? Guten Morgen! guten Morgen!«

»Ich selbst, Jean,« antwortete die Reisende, welche mit diesem seltsamen Namen angerufen wurde, »was machst Du da?«

»Bei Gott! eine schöne Frage, ich warte.«

Und der Hercules sprang auf den Fußtritt, umfaßte durch die Oeffnung des Kutschenschlages die junge Frau mit seinen langen Armen und bedeckte sie mit Küssen.

Plötzlich erblickte er Gilbert, der keine von den Beziehungen kannte, welche zwischen diesen zwei neuen Personen bestanden, die wir in Scene gesetzt haben, und ein so verdrießliches Gesicht machten, wie ein Hund, dem man einen Knochen wegnimmt,

»Halt,« sagte er, »was hast Du da aufgelesen?«

»Einen äußerst belustigenden kleinen Philosophen,« antwortete Mademoiselle Chon ohne sich im Geringsten darum zu bekümmern, ob sie ihren Schützling dadurch verletzte, oder ihm schmeichelte.

»Und wo hast Du ihn gefunden?«

»Auf der Landstraße. Doch es handelt sich nicht um dieses.«

»Es ist wahr,« antwortete derjenige, welchen man Jean nannte. »Nun, unsere alte Gräfin von Bearn?«

»Das ist abgemacht.«

»Wie, es ist abgemacht?«

»Ja, sie wird kommen.«

»Sie wird kommen?«

»Ja, ja, ja,« machte Mademoiselle Chon mit dem Kopfe.

Diese Scene ging immer vom Fußtritt zum Kissen der Chaise vor.

»Was hast Du ihr denn erzählt?« fragte Jean.

»Ich wäre die Tochter ihres Advokaten; des Meister Flageot, ich käme durch Verdun und hätte den Auftrag, ihr von meinem Vater zu melden, daß ihr Prozeß in das Register eingetragen werde.«

»Das ist Alles?«

»Ja, doch ich fügte bei, die Einregistrirung mache ihre Gegenwart in Paris unerläßlich.«

»Was that sie sodann?«

»Sie riß ihre grauen Augen weit auf, schlürfte ihren Tabak, behauptete, Meister Flageot sei der erste Mann der Welt, und gab Befehle zu ihrer Abreise.«

»Das ist herrlich, Chon! Ich mache Dich zu meinem außerordentlichen Botschafter. Wollen wir nun frühstücken?«

»Allerdings, denn dieses unglückliche Kind stirbt vor Hunger; doch geschwinde, nicht wahr?«

»Warum denn?«

»Weil man dort kommt!«

»Die alte Prozeßkrämerin! bah! wenn wir ihr nur zwei Stunden voran sind und Zeit haben, mit Herrn von Maupeou zu sprechen.«

»Nein, die Dauphine!«

»Bah! die Dauphine muß noch in Nancy sein.«

»Sie ist in Vitry.«

»Drei Stunden von hier?«

»Nicht mehr, nicht weniger.«

»Teufel, das verändert die Sache! vorwärts, Postillion! vorwärts!«

»Wohin, mein Herr?«

»Nach der Post.«

»Steigt der Herr ein, oder steigt er ab?«

»Ich bleibe wo ich bin. Vorwärts!«

Der Wagen entfernte sich, den Reisenden auf dem Fußtritte fortführend; fünf Minuten nachher hielt er vor dem Posthause an.

»Rasch, rasch, rasch,« sagte Chon, »Cotelettes, ein Huhn, Eier, eine Flasche Burgunder, was es gerade gibt; wir müssen auf der Stelle wieder abreisen.«

»Verzeihen Sie, Madame,« sprach der Postmeister auf seine Schwelle tretend, »wenn Sie sogleich wieder abreisen wollen, so müssen Sie es mit Ihren Pferden thun.«

»Wie! mit unsern Pferden?« versetzte Jean, schwerfällig von dem Fußtritte herabspringend.

»Ja, gewiß, oder mit denjenigen, die Sie gebracht haben.«

»Nein,« sagte der Postillon, »sie haben bereits eine doppelte Station gemacht, sehen Sie nur den Zustand dieser armen Thiere an.«

»Oh! wahrlich,« rief Chon, »sie können unmöglich weiter gehen.«

»Aber wer hindert Sie, mir frische Pferde zu geben?«

»Ich habe keine mehr.«

»Ei, Sie müssen haben  . . . den Teufel, das ist Vorschrift.«

»Mein Herr, die Vorschrift verpflichtet mich, fünfzehn Pferde im Stall zu haben.«

»Nun?«

»Ich habe achtzehn.«

»Das ist mehr, als ich verlange, denn ich brauche nur drei«

»Ganz gut, aber sie sind auswärts.«

»Alle achtzehn?«

»Alle achtzehn.«

»Fünfundzwanzig Donner!« fluchte der Reisende.

»Vicomte! Vicomte!« rief die junge Frau.

»Ja, ja,« sagte der Prahler, »sei unbesorgt, man wird sich mäßigen. Und wann kommen Ihre Rosse zurück?« fuhr er, sich an den Postmeister wendend, fort.

»Verdammt! gnädiger Herr, ich weiß es nicht; das hängt von den Postillons ab; vielleicht in einer Stunde, vielleicht in zwei.«

»Sie wissen, Meister,« sprach der Vicomte Jean, indem er seinen Hut auf das linke Ohr drückte und sein rechtes Bein bog, »Sie wissen, oder Sie wissen nicht, daß ich nie scherze.«

»Ich bin darüber in Verzweiflung, denn es wäre mir lieber, die Laune des Herrn neigte sich zum Scherzen.«

»Man spanne rasch ein, vorwärts, oder ich ärgere mich,« sagte Jean.

»Kommen Sie mit mir in den Stall, mein Herr, und wenn Sie ein einziges Pferd an der Raufe finden, gebe ich es Ihnen umsonst.«

»Duckmäuser, und wenn ich sechzig finde?«

»Das ist gerade, als ob Sie nur eines finden würden, mein Herr, insofern diese sechzig Pferde Seiner Majestät gehören.«

»Nun?«

»Man vermiethet diese nicht.«

»Warum sind sie denn hier?«

»Für den Dienst der Frau Dauphine.«

»Wie! sechzig Pferde an der Krippe und nicht eines für mich?«

»Bei Gott! Sie begreifen wohl  . . .«

»Ich begreife nur, daß ich Eile habe.«

»Das ist ärgerlich.«

»Und,« fuhr der Reisende fort, ohne sich um die Unterbrechung des Postmeisters zu bekümmern, »und da die Frau Dauphine erst diesen Abend hier sein wird . . .«

»Sie sagen?« – versetzte der Postmeister ganz bestürzt.

»Ich sage, daß die Pferde vor der Ankunft der Frau Dauphine zurückgekehrt sein werden.«

»Mein Herr,« rief der arme Mann, »sollten Sie zufällig die Prätention haben?« —

»Bei Gott!« sagte der Vicomte, während er unter den Schoppen trat, »ich werde mich wohl geniren; warte!«

»Aber mein Herr  . . .«

»Nur drei. Ich verlange nicht acht Pferde, wie die Königlichen Hoheiten, obgleich ich das Recht dazu habe  . . . wenigstens durch Verbindung; nein, drei genügen mir.«

»Doch Sie werden nicht eines bekommen,« rief der Postmeister und stürzte zwischen die Pferde und den Fremden.

»Lümmel!« sagte der Vicomte vor Zorn erbleichend, »weißt Du, wer ich bin?«

»Vicomte,« rief die Stimme von Chon, »Vicomte, im Namen des Himmels, keinen Scandal!«

»Du hast Recht, meine gute Chon, Du hast Recht.«

Dann nach kurzem Nachdenken:

»Vorwärts, keine Worte, zur Sache.«

Und er wandte sich mit der höflichsten Miene zum Wirthe um und sagte:

»Mein lieber Freund, ich will Ihre Verantwortlichkeit sicher stellen.«

»Wie dies?« fragte der Wirth, trotz des freundlichen Gesichtes, das er bei dem Vicomte wahrnahm, nur wenig beruhigt.

»Ich werde mich selbst bedienen. Hier sind drei Pferde von vollkommen gleichem Wuchse. Ich nehme Sie.«

»Wie! Sie nehmen Sie?«

»Ja.«

»Und Sie nennen. das, meine Verantwortlichkeit sicher feilen?«

»Allerdings. Sie haben mir die Pferde nicht gegeben, man hat sie Ihnen genommen.«

»Aber ich sage Ihnen, daß dies unmöglich ist.«

»Stille, wo sind die Geschirre?’

»Niemand rühre sich!« schrie der Postmeister den Stallknechten zu, welche im Hof und unter dem Schoppen umhergingen.

»Ah! Bursche!«

»Jean! mein lieber Jean!« rief Chon, die durch die Oeffnung des großen Thores Alles, was vorging, sah und hörte. »Keine schlimme Geschichte, mein Freund! bei einer Sendung muß man zu ertragen wissen.«

»Alles mit Ausnahme der Zögerung,« sagte Jean mit seinem schönsten Phlegma; »da es mich aufhalten würde, wenn ich warten wollte, bis diese Schufte mich unterstützten, so werde ich das Geschäft selbst versehen.«

Und die That mit der Drohung verbindend, machte Jean drei Geschirre hinter einander von der Mauer los und legte sie auf den Rücken von drei Pferden.

»Ich bitte, Jean,« rief Chon, die Hände faltend, »ich bitte.«

»Willst Du ankommen, oder nicht ankommen?« versetzte der Vicomte und knirschte mit den Zähnen.

»Ich will allerdings ankommen! Alles ist verloren, wenn wir nicht eintreffen.«

»Nun, so laß mich machen.«

Und der Vicomte trennte von den andern Pferden die drei Thiere, die er gewählt, und die nicht die schlechtesten waren, und ging, sie nach sich ziehend, auf die Chaise zu.

»Bedenken Sie, mein Herr, bedenken Sie,« rief der Postmeister, Jean folgend; »es ist ein Majestätsverbrechen, diese Pferde zu stehlen.«

»Ich stehle sie nicht, Dummkopf, ich entlehne sie nur.«

Der Postmeister stürzte nach den Zügeln; doch ehe er sie berührt, hatte ihn der Fremde heftig zurückgestoßen.

»Mein Bruder! mein Bruder!« rief Mademoiselle Chon.

»Ah! es ist ihr Bruder,« murmelte Gilbert im Hintergrunde des Wagens und athmete nun wieder freier.

In diesem Augenblick öffnete sich ein Fenster, gerade der Thüre des Posthauses gegenüber, auf der andern Seite der Straße, und der bewunderungswürdige Kopf einer Frau zeigte sich an demselben; diese schien ganz erschrocken über das Geräusch, das sie hörte.

»Ah! Sie sind es, Madame,« sagte Jean, das Gespräch verändernd.

»Wie! ich?« entgegnete die junge Frau in schlechtem Französisch.

»Sie sind endlich erwacht, desto besser. Wollen Sie Ihr Pferd an mich verkaufen?«

»Mein Pferd?«

»Ja, den Schimmel, den Araber, der dort an den Laden gebunden ist. Sie wissen, daß ich fünfhundert Pistolen dafür biete.*

»Mein Pferd ist nicht zu verkaufen,« antwortete die junge Frau und schloß ihr Fenster wieder.

»Ich habe heute kein Glück,« sagte Jean, »man will weder Pferde an mich verkaufen, noch vermiethen. Corbleu! ich nehme den Araber, wenn man ihn nicht an mich verkauft, und bringe die Mecklenburger um, wenn man sie nicht an mich vermiethet. Hierher, Patrice.«

Der Lackei des Reisenden sprang vom Bocke zur Erde.

»Spanne an,« sagte Jean zu dem Lackei.

»Herbei, Knechte! herbei!« schrie der Wirth.

Zwei Stallknechte liefen herbei.

»Jean! Vicomte!« rief Mademoiselle Chon, die sich im Wagen heftig geberdete und vergebens den Schlag zu öffnen suchte. »Du bist ein Narr! Du wirst machen, daß wir in Stücke gehauen werden.«

»Uns in Stücke hauen! wir werden hoffentlich in Stücke hauen. Wir sind drei gegen drei. Auf, junger Philosoph,« rief Jean mit voller Lunge Gilbert zu, der sich nicht rührte, so groß war seine Bestürzung. »Auf, zu Boden! zu Boden! und mit irgend etwas gespielt, sei es mit dem Stocke, sei es mit Steinen, sei es mit der Faust. Ausgestiegen, Mord und Teufel, Sie sehen aus wie ein Heiliger von Gyps.«

Gilbert befragte mit einem zugleich unruhigen und stehenden Auge seine Beschützerin, die ihn am Arme zurückhielt.

Der Postmeister schrie sich beinahe den Hals ab und zerrte auf einer Seite an den Pferden, während Jean auf der andern zog.

Dieses Trio machte das traurigste, geräuschvollste Concert.

Endlich sollte der Kampf sein Ziel finden.

Des Streitens müde, grimmig, außer sich, brachte der Vicomte Jean dem Vertheidiger der Pferde einen so heftigen Faustschlag bei, daß dieser mitten unter erschrockene Enten und Gänse in eine Lache fiel.

»Zu Hülfe!« rief der Wirth, »Mörder! Räuber!«

Mittlerweile spannte der Vicomte, der den Werth der Zeit zu kennen schien, hastig ein.

»Zu Hülfe! Mörder! Räuber! zu Hülfe! im Namen des Königs!« fuhr der Wirth fort, bemüht, seine zwei bestürzten Knechte um sich zu sammeln.

»Wer verlangt Hülfe im Namen des Königs!« rief plötzlich ein Reiter, der im Galopp in den Posthof sprengte und gerade vor den Schauspielern dieser Scene sein von Schweiß triefendes Pferd anhielt.

»Herr Philipp von Taverney!« murmelte Gilbert und kauerte sich tiefer als je in den Hintergrund des Wagens.

Chon, der nichts entging, hörte diesen Namen.

Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1

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