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Kapitel 9
Оглавление161. Goldsagen vom Epprechtstein.
Der E p p r e c h t s t e i n oberhalb
K i r c h e n l a m i t z , 3 Stunden von
W u n s i e d e l . – K. Z a p f Wanderungen S. 57 ff.
Alle Jahre einmal, jedoch an keinem bestimmten
Tage, während der Pfarrer zu Kirchenlamitz das
»Vater Unser« auf der Kanzel betet, hebt sich ein Fels
und zeigt bis zum Schlusse des Gebets große Haufen
Goldes. Mit dem Worte »Amen« senkt er sich nieder
und verschlossen auf ein Jahr sind wieder die unermeßlichen
Schätze. War nun auch bis jetzt noch Niemand
auserkoren, diesen glücklichen Augenblick zu
treffen und etwas zu erhaschen, so erhielten doch Einige
vor langer Zeit auf folgende Weise mehreres von
den Reichthümern: Ein Hirte weidete einst unfern der
Ruinen seine Heerde und streckte sich sorglos auf den
weichen Rasen. Plötzlich vernahm er ein Geräusch in
seiner Nähe. Er blickte auf und gewahrte ein in sonderbare
Kleidung gehülltes Mädchen, emsig beschäftigt,
abgefallenes Laub mit seinem Rechen umzuwenden.
Sie winkte dem Hirten freundlich. Als sich dieser
schüchtern genaht hatte, steckte sie ihm alle Taschen
voll Laub und verschwand. Ein unheimliches Grauen
befiel den Hirten; er wandte sich zu seiner Heerde und
trieb dieselbe eiligst nach Hause. Bei den Seinigen
angekommen, erzählte er den seltsamen Vorgang und
griff dabei in die Tasche, um das Laub vorzuzeigen.
Aber – wer beschreibt sein Erstaunen! – Aus jedem
Blatt war ein großes blankes Goldstück geworden! –
Wäre nicht bereits die Nacht vor der Thüre gewesen,
so wäre er schnurstraks wieder auf den Berg geeilt,
um alles Laub, das er tragen könnte, zu holen. Diese
Nacht ward ihm zur längsten seines Lebens, er konnte
kein Auge schließen. Kaum graute der Morgen, so lief
er, versehen mit einem großen Sacke, den Berg hinan
und nahte sich mit klopfendem Herzen den Ruinen;
aber – Alles war verschwunden und nie in seinem
Leben erschien ihm wieder die goldspendende Frauengestalt.
162. Die Goldkapelle am Epprechtstein.
Von H e r m a n n Z a p f . – K. Z a p f , Wanderungen
S. 58 u. J. Ch. H o l t z m a n n in B. G ö r w i t z
Sagenschatz S. 123.
Es ging ein Weib in den tiefen Wald
Nach Beeren im Gebüsch und Felsenspalt,
Sie hatt' auf dem Arme ein schönes Kind,
Das koste sie oft, sie beide der Wind. –
O Mutter, wie fliehet dein Glück geschwind!
Und wie sie pflücket, da glänzt heraus
Im Dickicht ein offenes Gotteshaus,
Und viele Goldhaufen und Edelstein'
Locken sie schimmernd zu sich hinein. –
O traue, folge nicht falschem Schein!
Da stürzte hinein das thörichte Weib
Und that ihr Kleinod von ihrem Leib,
Und raffte mit Schätzen die Schürze voll,
Und lief durch den Wald nach Haus wie toll –
Wo hast du dein Kindlein, so schönheitsvoll?
Und freudetrunken wirft sie zu Haus
Gold und Demanten zu Haufen heraus,
Und labt die Augen an dieser Pracht,
Schön, wie Sterngefunkel zu Nacht. –
Der schönste Demant dir wohl nimmer lacht!
Da dämmerts in ihrem Herzen alsbald,
Sie rast zurück in den düstern Wald,
Da war zu finden kein Gotteshaus,
Da lachte kein lallendes Kind heraus –
Tröste dich bei deinem Golde zu Haus!
Seit schallet im Walde ihr Jammerton:
Gebt mir meines Lebens Lust und Kron',
Was kann mir ersetzen mein Kind in der Welt
Da mir sind meine Tage vergällt?
Und spottend antwortet der Wald ihr: Geld!
Am Johannistage öffnete sich die geheime Thüre
dieser Kirche. Als nun der nächste Johannistag kam,
erzählt H o l t z m a n n weiter, da eilte die arme Mutter
abermals der Goldkapelle zu; sie überschreitet die
Schwelle und ein Freudenschrei entfährt ihrer Brust:
ihr Knäblein, lebend und wohlgenährt, lacht ihr vom
Altar der Kirche, auf welchen sie es vor einem Jahre
gesetzt hatte, entgegen. Hastig ergreift sie die theure
Last und eilt hinaus, ohne weiter nach Gold zu fragen.
163. Das Goldlaiblein.
Erzählt v. J. Ch. H o l t z m a n n in B. G ö r w i t z
Sagenschatz S. 125.
Einst hüteten am Ochsenkopfe zwei Knaben und ein
Mädchen. Die Knaben waren Kinder wohlhabender
Landleute; des Mädchens Aeltern aber waren arm.
Die kleinen Gefährten erzählten sich allerlei Märlein,
die sie von den Geistern des Ochsenkopfes wußten.
Da gesellte sich zu ihnen ein graues Männchen, welches
aufmerksam ihren kindlichen Gesprächen zuhörte.
Endlich sprach es: »Ihr seid gute Kinder; darum
will ich auch nicht von euch gehen, ohne euch zu beschenken.
« Es zog aus der Tasche drei Laiblein Brod
und gab jedem Kinde eines. Darauf entfernte es sich.
Die beiden Knaben lachten ob des ärmlichen Geschenks
und hielten es nicht werth. Der eine nahm
sein Laiblein und warf es auf die Erde. Es hüpfte den
Berg hinab in possirlichen Sprüngen, bis es sich zwischen
struppigem Gebüsch verlor. Da sprach der andere
Knabe: »Halt, mein Laiblein muß das deinige suchen!
« und warf es ebenfalls auf die Erde. Es nahm
denselben Weg, wie das erste. Nun wollten die leichtsinnigen
Knaben auch das Mädchen bereden, ihr Geschenk
wegzuwerfen. Die Kleine aber hüllte es eilig
in ihr Schürzlein und sprach: »Wie wird es meine
Aeltern freuen, wenn ich ihnen etwas mit nach Hause
bringe!« Da sie aber heim kam und man das Brod
aufschnitt, siehe, da war ein Klumpen Gold hineingebacken,
und Reichthum war eingezogen, wo sonst
Mangel herrschte. Als die beiden Knaben von dem
Glück ihrer Gefährtin hörten, gingen sie zurück, die
verschmähten Geschenke des grauen Männleins zu
suchen. Allein es war vergeblich.
164. Das Schloß der Spieler.
Die vor. Schrift, S. 126.
Als noch das Einbringen der abgestorbenen Waldbäume
zu den unverwehrten Geschäften der Landleute
gehörte, war eine Bauersfamilie aus Obersteinach am
Fuße des Ochsenkopfes in dieser Arbeit thätig. Einen
zu ihr gehörigen Dienstknecht fing auf einmal heftig
zu dürsten an. Er sprach daher zu einem jüngeren
Mägdlein: »Gehe und hole mir Wasser, sonst verschmachte
ich!« Da nahm das Kind ein Trinkgefäß,
diesem Wunsche nachzukommen. Lange suchte es
nach einer Quelle, bis es sich verirrt hatte. Als die
Kleine dieses bemerkte, weinte sie heftig, und rief alle
Namen der Ihrigen. Niemand wollte hören. Schon
neigte sich die Sonne zum Untergange und noch hatte
sie sich nicht aus dem Walde gefunden. Es war bereits
völlige Nacht geworden, der Himmel blickte das
verirrte Mädchen mit seinen zahllosen, flimmernden
Augen an und sie machte sich bereit, in der Wildniß
zu übernachten. Da gewahrte sie in geringer Entfernung
ein herrlich beleuchtetes Schloß, das sie noch
niemals gesehen hatte. Wie freudig schlug der Geängsteten
das Herz, denn es lächelte ihr ein wirthliches
Obdach! Sie eilte dieser schönen Hoffnung entgegen.
Als sie näher an das Schloß kam, verkündete kein
Laut lebende Bewohner. Sie klopfte – Niemand kam
zu öffnen. Zum zweiten Male schlug sie an die hallende
Thüre – nur das Echo antwortete, sie zu äffen. Zum
dritten Male und stärker gebot ihr ängstliches Pochen
Einlaß. Da wurden die Riegel zurückgeschoben und
vor dem Mädchen stand ein Mann mit einer brennenden
Kerze, der ihren Gruß nicht erwiederte und sie
ernst und schweigend in einen weiten Saal führte. Sie
setzte sich bescheiden auf ein Bänklein am Kamin.
An einer langen Tafel saßen zwölf Männergestalten,
die mit Kartenspiel beschäftigt waren. Aber kein Laut
bewegte sich von den bleichen Lippen. Schweigend
legte der Verlierende die Münze hin und ohne ein
Wort wurde der Gewinnst eingezogen. Da erfaßte allmählig
das arme Mädchen jener Schauer, wie ihn der
Sterbliche bei Ahnung des Ungeheuren zu empfinden
pflegt. Mit ängstlichen Blicken betrachtete sie die rätselhaften
Gestalten, und mit Entsetzen bemerkte sie
jetzt, daß die Hände jedes Spielers eine andere Farbe
trugen. Sie bemerkte goldgelbe, silberweiße, blutrothe
Hände. Ihrer Besinnung kaum mächtig, rief die Kleine
wie in Todesangst: »Assi möchti!« Und schweigend
nahm der, welcher sie eingelassen hatte, die Kerze
und ließ sie hinaus von der Wohnung des Grausens.
Sie setzte sich ohnweit des Schlosses nieder und
schlief bald ein. Als sie erwachte, vergoldete schon
die Morgensonne die Wipfel der Bäume, die Lerche
wirbelte ihr Lied und das Schloß war verschwunden.
Ein Haufen Schutt und Steine auf der Stelle desselben
ließ vermuthen, daß wohl ehemals ein Gebäude dort
gewesen sein möge. Froh, das Abenteuer glücklich
bestanden zu haben, setzte das Mägdlein ihr Suchen
nach dem Wege fort und fand ihn wieder.
165. Der Nußhard.
C.v. F a l k e n s t e i n Buch der Kaisersagen S. 108. J.
Ch. H o l t z m a n n in B. G ö r w i t z Sagenschatz S.
124.
Im Fichtelgebirg unweit Bischofsgrün erhebt sich der
steile Klippenberg Nußhard.
Am Fuße dieses Felsens sah einst ein Hirt eine
schöne Jungfrau. Sie hatte einen Rechen in der Hand
und breitete damit Flachsknoten in der Sonne aus.
Niemals hatte er hier ein Mädchen gesehen. Er betrachtete
sie, gewann sie lieb, und hätte gern mit ihr
gesprochen; doch dazu fehlte ihm der Muth.
Wenn sie sich entfernte, ging er aus dem Gebüsch
und besah ihre Knoten, unter welchen er einmal ein
Goldstück fand. Einstmals zur Mittagszeit, in der sie
gewöhnlich kam, bemerkte sie den Lauscher. Beide
sahen sich an, ohne einander zu nahen. So vergingen
Wochen. Da drängte es den armen Hirten zur schönen
Jungfrau hin, und entschlossen sprach er sie an.
Freundlich antwortete sie, daß sie, eine Fürstin, seit
Jahrhunderten in diese Gegend verbannt und er dazu
bestimmt sei, sie aus ihrem Elend zu befreien. Am St.
Petritage sollte er wiederkehren, sich aber nicht vor
ihr fürchten, wenn sie als häßliches Weib erschiene,
sie dann dreimal nach einander kühn und muthig auf
die Stirne küssen und damit ihre Erlösung bewirken.
Schweren Herzens verließ der Hirt, nachdem die
Jungfrau sich seinen Blicken entzogen hatte, den
Nußhardfelsen, dachte Tag und Nacht an ihre Schönheit
und an sein Versprechen, doch als die Zeit erschien,
befiel ihn eine wahre Todesangst, er trieb
seine Heerde nach einer andern Gegend und kam
nicht. Als er endlich wieder einmal am Felsen hielt,
sah er auch die Jungfrau wieder. Wehmuthsvoll fragte
sie ihn, warum er nicht zu ihr gekommen? Jetzt wäre
der schöne Augenblick vorüber und sehr lange müsse
sie nun wieder warten auf die neue Stunde ihrer Erlösung.
Nie sah der Hirt die Jungfrau wieder, so oft er
auch die Gegend des Nußhardfelsens besuchte.
166. Der ewige Schmied im Fichtelgebirg.
Von J . M . R a t h . – Sage des S c h n e e b e r g s .
Horch! Mitternacht schlägt es,
Zur Mette erschallt
Die Glocke im Wald!
Auf Meister! vom Amboß
Hinweg gleich und ruht;
Das Christkind die Fahrt um
Im Lande jetzt thut.
»Erst schlag' mir das Eisen,
Weil's glühet, zurecht,
Untüchtiger Knecht!
Ein Schlüssel gehämmert
Zur Christmettenzeit,
Dem öffnen die Kammern
Der Schätze sich weit.«
»Die Jungfrau im Haus ging,
Die Tochter, zu Bett,
Vergaß ihr Gebet,
Mit heiligem Quell zu
Besprengen die Thür;
Nun wehrt nichts den Geistern,
Nun helfen sie mir.«
Der Meister schlug rüstig,
Der hämmernde Schall
Erklang ohne Zahl.
Der Schlüssel ist fertig,
Und Schmied und Gesell
Ermüdet, sie schlummern
Selbander zur Stell.
»He! Schmied! nicht so müßig
Geschnarcht auf dem Sitz!
Auf, sei mir eins nütz!«
Es ruft vor der Schmiede,
Steht draußen so groß,
Als wäre gekommen
Ein Reiter und Roß.
»Der ist nicht geheuer
Der wilde Gespann,
Den ruf' ich nicht an!«
Wohl schreckt es den Meister,
Ein Grauen ihn faßt;
Das Zögern, es bringt nur
In Hitze den Gast.
Der schlägt mit dem Kolben
Mit abermal drei
Die Thüre entzwei.
Und richtet sich hoch auf
Im niederen Bau,
Wie ist er so düster
Wie ist er so rauh!
Wie hat er vom Helm und
Vom Panzer und Schwert,
So schnell sich entwehrt.
»Die Beulen im Harnisch,
Im eisernen Hut,
Die klopfe mir, Meister!
Und glätte sie gut!«
Er spricht es, und lehnt auf
Den Kolben sich stumm,
Und schauet sich um.
Der Meister ist müde
Vom vorigen Tag,
Und fürchtet des Gastes
Gedroheten Schlag.
Jetzt nimmt er den Helm und
Den Panzer zur Hand,
Und klopft unverwandt.
Es schwingt der Gesell auch
Des Hammers Gewicht.
Sie schlagen, sie treiben,
Und glätten doch nicht.
Wo ist nun der Schlüssel?
Weit offen die Thür,
Der Gast nicht mehr hier!
Zum Kämmerlein führt ihn,
Zur Jungfrau im Haus,
Der Schlüssel; den Schatz spür't,
Den theuren er aus.
Es krähet der Hahn und
Der Morgen wird hell,
Wie staunt der Gesell!
Er hämmert am Amboß,
Der Meister der schlug
Die Tochter, daß sie es
Nicht länger ertrug.
Vom Reiter im Boden
Sieht man noch den Tritt,
Die Spuren vom Ritt;
Und annoch in Nächten
Der Mette im Thal
Am Schneeberg vernimmt man
Den hämmernden Schall.
Ihr Mädchen! vergeßt nicht
Das Abendgebet,
Zu weih'n euer Bett;
Es klopft noch der Schmied und
Der Gast geht noch um,
Und noch hängt der Schlüssel
Nicht im Heiligthum!
167. Den Bergmönch sehen.
Ausf. Beschr. des Fichtelbergs S. 147.
Im Jahr 1674 hat ein Steiger auf dem Schönlinder
Zinnwerk sein Leben durch Sprengung eines großen
Steins geendiget, wobei dieses merkwürdig ist, daß
dieser Steiger zu Frühe, als die Bergleute an die Arbeit
gegangen, zu ihnen gesaget, es sollte sich anheute
ein Jeder wohl in Acht nehmen, er hätte gestern
Abends den Bergmönchen gesehen, es dürfte wohl
heute Etwas geben; da es ihn dann am selbigen Tag
selbst betroffen. Dieser Berggeist soll gar oft sich
haben sehen lassen und nichts Ungemeines gewesen
sein.
168. Sigmund Wann aus Wunsiedel.
Ausf. Beschr. des Fichtelbergs S. 84. B. G ö r w i t z
Sagenschatz. S. 60.
Sigmund Wann aus Wunsiedel lernte, einer älteren
Chronik zufolge, das Bäckerhandwerk, und wanderte
sodann in seiner Profession nach Venedig. Dort lernte
er in dem Hause einer geborenen Wahlin deren Magd
kennen und verliebte sich in dieselbe. Einstmals fragte
ihn die Dirne, ob er sich nicht lieber ein r e i c h e s
Mädchen wählen möchte – sie wüßte eines, das ihn
wohl erhören würde. Da antwortete der getreue Sigmund,
er möchte keine andere als sie, und wenn auch
eine Goldkönigin ihn liebte. Darüber freute sich die
Magd ausnehmend und sagte: »Nun gut, so will ich es
mit dir wagen. Ich besitze die geheime Kunst, aus
schlechten Metallen Gold und Silber zu scheiden, und
da du ein redliches Herz bist, so will ich, wie ich es
zeither zu deiner Prüfung that, keine Magd mehr sein,
wohl aber deine getreue Hausfrau und deines Städtleins
daheim ehrsame Bürgerin.«
Nach diesem verständigten sich die Beiden und
Sigmund Wann nahm die wälsche Braut mit nach
Wunsiedel; – dort wurde sie ihm christlich angetraut.
Mit Hülfe seiner Frau gewann nun der ehemalige
Bäckergeselle durch die Kunst der Alchymie große
Reichthümer. Da ihre Ehe jedoch kinderlos blieb, so
erbaute Wann ein herrliches Hospital, und machte die
von Eger darüber zu Schutzherrn. Denenselben gab er
eine große Summe Geldes, dafür mußten sie alljährlich
in das Hospital nach Wunsiedel 410 Goldgulden
zur Unterstützung z w ö l f ehrlicher alter Männer und
d r e i e r Priester geben.
Bei gemeldetem Hospital steht auch eine feine Kirche,
welche ebenfalls von Sigmund Wann begründet
wurde. In dieser bezeichnet eine Gedächtnißtafel mit
den Bildnissen jenes wackeren Ehepaares das Andenken
ihrer Segnungen.
169. Wie ein Bauer das Alexanderbad entdeckt
hat.
J . G . K ö p p e l . Maler. Reise durch die
Fürstenthümer Baireuth und Ansbach II., 119. J.v.
P l ä n c k n e r Piniferus S. 198.
Ein Bauer mit Namen Brodmerkel im Dorfe Sichersreut,
litt drei Jahre lang an einem Ansatz von schwarzem
Staar, Geschwulst und ungesunden Leib. Man
rieth ihm, nach Karlsbad zu gehen oder Sauerbrunnen
zu trinken, allein Beides war ihm zu kostspielig. Da
träumte er in einer Nacht, auf seiner Wiese, der Heuleiten,
sei eine Quelle, die ihn, wenn er davon tränke,
gesund machen würde. Am 19. Mai 1734 ging er hinaus
auf die Wiese, fand wirklich in einem Sumpfe die
Quelle, gebrauchte sie und erhielt seine Gesundheit;
worauf dann die Quelle gefaßt worden und das Alexanderbad
aufkommen ist.
170. Die Zerstörung der Luxburg.
Nach Z e i d l e r u. P e r t s c h die Ausf. Beschr. d.
Fichtelbergs, S. 64. C.v. F a l k e n s t e i n a.a.O. S. 98.
Die Luxburg oder Losburg war vor Alters ein berufenes
Raubnest, von wo aus die ganze Umgegend bis
nach Eger beunruhigt wurde. Nun dachten die Herren
von Eger schon lange mit Ernst darauf, wie solchem
höchst schädlichen Unwesen möchte abgeholfen werden.
Da war indessen guter Rath theuer, denn die Losburg
war durch steile Felsen gegen jeden Angriff geschützt.
Endlich gerieth man auf einen guten Einfall.
Denn als einstmals die Ritter der Losburg auf Raub
ausgezogen waren und Niemanden als die Wachen
zurückgelassen hatten, wurde Solches den Egerischen
Herrn durch Kundschafter heimlich zu wissen gethan.
Diese ließen alsbald eine bewehrte Mannschaft ausrücken
und am Fuße des Berges sich zum Angriff
stellen. Alsdann ließen sie gerade so viel Mann mit
eben dergleichen Waffen, Röcken und Pferden, als
welche die ausgezogenen Raubritter hatten, gegen den
Berg vorrücken und sich dem Schlosse nähern. Die
Wachen meinten nicht anders, als es wären die ihrigen
und kämen mit guter Beute wieder. Also ließen sie
solche ohne Bedenken einrücken, wurden aber in selbem
Augenblick niedergestoßen, wornach auf ein ge-
gebenes Zeichen der ganze Hinterhalt nachrückte,
Alles niedermachte und das Raubnest zerstörte.
In dem Keller der Luxburg unweit des Thores, nach
dessen verfallenem Eingang noch einige Stufen führen,
liegt ein großer Schatz vergraben, worüber es in
einem an den Markgrafen Friedrich gemachten Berichte
also lautet:
»Gold, Silber und Edelgeschmeide in einem kupfernen
Kessel einer Elle hoch und breit voll gemünzter
Gulden. Auf demselben steht ein kupfern Gefäß,
darinnen ist eine Krone von Gold und dabei schöne
Kleinodien und Edelgestein, so von den Luxburgern
etwa einem König räublich genommen, durch ein
Mönchlein, hat schwarze Kleider, das klein ist und
hinkt, zu erheben. Das soll geschehen in Epiphania
1504 per conjurationes.«
171. Der Teufel auf der Kössein.
Von L. B r a u n f e l s . – Die Redlichkeit der
Fichtelberger geht in Hand mit jener Derbheit, die das
Sprüchwort bezeichnet: »Mein Reden ist so grob, wie ein
Fichtelberger.« – K ö s s e i n , Gipfel des Fichtelgebirgs.
S. Ausf. Beschr. des Fichtelbergs S. 128.
Dem frechen Teufel fiel's mal ein:
Er führt den Herrn auf die Kössein,
Zeigt ihm die Länder groß und klein,
Und sagt: Das soll dein eigen sein,
Verehrst du mich als Herren dein.
– Wie? lächelt Christus, Alles mein,
Die Berg' und Thäler groß und klein?
Ja, aber Eins versag' ich dir:
Dort R e i c h e n b a c h und N a g e l hier;
Die sind mein Brodschrank für und für!
Ist auch das ganze Bergrevier
Mit Schwören und Fluchen zu Dienste mir,
Dort sind die g r ö b s t e n Leute schier
Im ganzen Fichtelbergsrevier.
172. Die Geistã in Zaitlmũos.
In der Mundart des Egerthals, von L. Z a p f . –
Z e i t e l m o o s Wald und Sumpf zwischen Wunsiedel
und Weißenstadt. Vgl. Ausf. Beschr. des Fichtelbergs, S.
90. G r i m m d.S. I., 58.
Zwischn Weischtodt und Wousiedl is a grußa Wõald,
as Zaitlmũos, dou hots schou allwall drin schpuckt.
Bõall hot sich der wilde Jegã vanehma losn, bõall is a
Raitr ohna Kopf gritten kumma, bõall hot mer des,
bõall sell gsegn. A moll is nu a glehrtr Harr
dorchgrittn, wies schou dunkl wũorn is, der sicht aff a
moll on Weg zwai Bübl sitzn, die gonz muntr und
lusti wuorn. Do drüba hot er sich nu tüchti verwunnert,
und wall er nu docht hot, sie wärn as ran Dũorf
in der Näh, hot r gsogt za ihna: »Mocht, dõaß r haam
kummt, ihr Kinna, 's werd finstr, ihr findt sinst 'a
Weg nimmã haam!« Etz hobn's o z'lachn gfangt und
hobm na verspott't, su dõaßn fast uheimli z'Muth
wũorn is. Wie er nu widdr a guts Stick grittn wũor,
senn aff a moll die nämling zwai Bübl widdr on Weeg
gsessn und hobm na auslocht. Dou hot er nu sein
Gaul die Schporrn gebm und nimma agschaut, bis r as
'n Wõald draußn wor; denn er hot etz woll gmerkt,
dõaß des net mit rechtn Dinga zugonga is und wos die
zwai Bübl eigentlich gwesen senn.
173. Zeitelmoos.
Von A u g u s t K o p i s c h .
»Geht hinein, ihr Kleinen, wärmet euch am Feuer,
Am Abend ist's im Zeitelmoose nicht geheuer!« –
Die Kleinen lachen. –
Und wie er weiter reitet von der Stelle,
Wirft sich am Teich ein Mädchen in die kühle
Welle ...
Was will er machen?
Er springt ins Wasser nach, um sie zu retten; ...
Ja, wenn ihn nur die Nixen nicht zum Narren
hätten! –
Die Nixen lachen.
Er tappt zurück zum Roß mit nassen Beinen,
Da sitzen auf dem Rosse wiederum die Kleinen ...
Was will er machen?
Er nimmt die Peitsch' und haut sie aber munter,
Heupferdchen ähnlich springen sie von da herunter
Und stehn und lachen.
Auf setzt er sich, doch Angstschweiß muß er
schwitzen,
Denn hinter sich fühlt wieder er die Kleinen sitzen ...
Was will er machen?
Sie klammern sich oft fest an ihn und kneifen!
Er kann sich die Spukgeister nicht vom Halse
streifen:
Sie aber lachen.
»Im Zeitelmoos ist's Abends nicht geheuer!«
Zirpt Eines; – doch er sieht nun Hirten um ein
Feuer ...
Was will er machen?
Er traut sich nicht hin bis zum nächsten Orte
Und will herab, und gibt den Hirten gute Worte. –
Die Kleinen lachen.
Nun möcht' er gern sie hauen mit dem Stecken,
Sie aber flieh'n, indem sie mit den Zähnen blecken ...
Was will er machen?
Die Hirten wollen ihn vom Pferde heben,
Da dreht sich gar der Sattel um, er fällt daneben.
Die Hirten lachen.
Er schilt sie aus, die Hirten schwinden beide,
Er liegt im Moor, am Schimmern einer faulen
Weide ...
Was will er machen?
Auf springt er, schnallt den Sattel wieder feste,
Steigt auf und peitscht: »Fortreiten,« ruft er, »ist das
Beste!«
Die Kleinen lachen.
Er kommt nicht fort, es ist ihm wie im Traume:
Der Sattel sitzt am Rosse nicht, nein an dem
Baume ...
Was will er machen?
Aus allen Ecken ruft's: »Geh heim zum Feuer
Und wärme dich, im Zeitelmoos ist's nicht
geheuer!« –
Die Kleinen lachen.
Nun bleibt er sitzen. Die Laubfrösche quarren,
Die Mücken stechen, Alles hat ihn da zum Narren ...
Was will er machen?
Er sitzt und sitzt – auskräht der Hahn den Morgen,
Da rufen sie: »Nun guter Mann bist du geborgen!«
Und flieh'n und lachen.
Er geht zum Roß: es ist ihm wie im Traume,
Sitzt auf und jagt aus dem verhexten Raume –
Was will er machen?
Fortreitet er, es klingt ihm nach im Ohre,
Er höret immer noch, und immer wie im Chore
Die Kleinen lachen.
174. Der Weiher ohne Frösche.
Von L. Z a p f . – Vgl. Ausf. Beschr. des Fichtelbergs S.
25.
Im großen Weissenstädter Weiher, der jetzt abgelassen
und ausgefüllt ist, hat es keine Frösche gegeben;
das ganze Jahr ließ sich keiner hören und warf man
einen hinein, so suchte er herauszukommen oder starb
sogleich. Das kommt nun daher. Als einstens der
Pfarrer von Weissenstadt auf der Kanzel stand,
schrieen die vielen Frösche in dem großen Weiher so
stark, daß er dadurch beinahe in der Predigt irre gemacht
worden wäre. Da kam er in einen solchen Zorn
und Eifer, daß er alle Frösche im Weiher verfluchte,
so daß sie auch wirklich alle sogleich stumm wurden
und starben. Und von dieser Zeit an ist kein Frosch
mehr darin zu vernehmen gewesen.
Auch wird erzählt, der Pfarrer und die Einwohner
hätten sich mit einem »Landstreicher« abgefunden,
der für eine Summe Gelds alle Frösche aus dem Weiher
verbannte.
175. Sagen vom Waldstein.
Mitgeth. von L. Z a p f .
Vom Waldstein, der düstern Ruine des »rothen
Schlosses«, wird viel erzählt. Manchmal soll droben
das Glöcklein der alten eingefallenen Kapelle läuten,
wer es aber läuten hört, dem zeigt es seinen Tod an.
Von der Schüssel, der höchsten Felskuppe, hat sich
einst ein Weib in die schauerliche Tiefe hinabgestürzt,
um ihrem Leben ein Ende zu machen. Große
Schätze liegen droben vergraben und noch heutigen
Tages sucht und gräbt mancher arme Mann nach
ihnen. Früher hat sich manchmal ein Männlein sehen
lassen, das reichte dem Hirten oder Holzhauer, dem es
begegnete, einen Stein oder sonstigen unscheinlichen
Gegenstand. Mancher warf ihn weg, mancher steckte
ihn ein und nahm ihn mit nach Hause – dem ist er im
Sack zu eitel Gold geworden.
176. Von den zwei Kaufleuten auf dem
Waldstein.
Von L. Zapf. – Vgl. Beschr. des Fichtelbergs S. 82.
Als das »rothe Schloß« noch auf den riesigen Felsmassen
thronte, ein dräuender Schrecken der Reisenden,
da lagen auch einst in den Verließen zwei Kaufleute
aus Nürnberg, die die Raubritter aufgegriffen
hatten und wahrscheinlich nur gegen ein unerschwingliches
Lösegeld freigeben wollten. Mit einem Male
aber fanden diese Gelegenheit, die Flucht zu ergreifen,
wie gesagt wird, mit Hilfe des Burgvogtes. Sie
eilten den waldigen Berg herab und verfolgten die
Richtung gegen Münchberg, hatten aber kaum den
halben Weg zurückgelegt, als ihnen schon Hufschlag
und die Stimmen ihrer Verfolger in die Ohren drangen.
Eben hatten sie das Lehstenbächlein erreicht, das
hier den Weg durchschneidet; von der Nähe der Gefahr
gedrängt, sprangen sie in das rauschende Wasser
und schmiegten sich unter das steinerne Brücklein,
mit Zagen der Ankunft der Verfolger harrend. Und
diese kamen heran, – in der Hast aber sprengten sie
über die Brücke weg, auf der Straße weiter, weil sie
die beiden Kaufleute immer noch vor sich glaubten.
Fluchend über die entgangene Beute, kehrten sie end-
lich wieder und zogen abermals über die Brücke,
ohne an eine Untersuchung derselben zu denken. Wie
ihr Toben verhallt war, wagten die Beiden es endlich,
hervorzukommen, und als sie den Weg sicher fanden,
ihre Flucht fortzusetzen. Glücklich haben sie Münchberg
erreicht, und als sie dann vollends außer Gefahr
waren, machten sie ihre Leiden und wunderbare Rettung
und das unehrliche, zügellose Thun und Treiben
der Ritter von Sparneck offenkundig. Bald darauf legten
die Feldschlangen des schwäbischen Bundes die
trotzige Veste in Asche.
Die Kaufleute aber haben eine Stiftung errichtet zur
Unterhaltung der kleinen Brücke, die ihnen das Leben
gerettet, und vor Kurzem noch war an einem Steine
derselben eine darauf bezügliche Inschrift zu lesen.
177. Der Teifelstisch.
In der Mundart des P u l s c h n i t z - und S a a l t h a l s
erzählt von L. Z a p f . Vgl. J.v. P l ä n c k n e r
Piniferus S. 136.
Vor villn Johrna hot a moll in Weisdorf a Feilnhauer
galebt, des wor a Geisterbanner und wor weit a brat
'rimm bokannt. In der ganze Gegnd hot er sich säha
losen, immer in zerlumpte Kladerna und mit ran
Ränzla affm Buckel, und die Menschn und die
Gschpenster hamm sich vor ihn gfertt.1 Worsch inran
Haus net richtig, sa hamm a die Leut kumma losen,
do is nocher der Geist gleich za Kreuz krochen und
aff sein Wink in sei Ränzla nei gschlupft. Su hot er
gar manning gfangt und zer Strof hot er scha alla affe
Woldschtaa nauf verbannt, daß sa kann Menschn
mehr plogn und queeln konnten. Daß ihna ober die
Zeit in ihra Einsamkeit net long worn is, hot er ihna
eisera Kartn gamacht, do hamm sa nocher za Nocht
sich immran grusen schtanerna Tisch rimm gsetzt und
sich die Zeit mit Kartenschpilln vertrieben. Nuch
heunt haaßt mer denn na Teifelstisch und mer sicht
auch die Löcher, die die eisern Kartn in Schtaa nei
gadrückt hamm.
Fußnoten
1 gefürchtet.
178. s' Keesbrickla.
In derselben Mundart von L. Z a p f .
Bo Mechlareith1 is a Brickla, des haaßts Keesbrickla.
Do hamm a moll zwa Handwarksborsch vor an Haus
gabettelt und hamm mit a nanner drei Keesquerkla
kriegt. Wie sa nu gathalt hamm, hot jeder na drittn
Kees gor fer sich hobm welln. Do hamm sa o za
schtreitn gfangt und grod wie sa bon Brickla gawesn
senn, hamm sa ihra Messer raus und oner hot na annern
za gleicher Zeit daschtochen, su daß sa alla zwä
tud affm Plotz gabliebm senn. Deßtwegn haaßts
mersch heunt nuch as Keesbrickla.
Fußnoten
1 Mechlenreuth.
179. Der Feilenhauer von Weißdorf.
Im F i c h t e l g e b i r g e . – K. Z a p f Wanderungen S.
34.
Zu Weißdorf wohnte vor Zeiten ein Mann, welcher in
seiner Jugend das Feilenhauen erlernt hatte, später
aber dieses Geschäft aufgab, und sich dem Geisterbannen
widmete. Zu seiner Zeit waren die Gespenstererscheinungen
an der Tagesordnung; kaum hatte
Jemand, der nicht sonderlich gut angeschrieben stand,
die Augen im Tode geschlossen, so war ein Wiederkommen
so gut als entschieden. Noch vor dem Begräbnißtage
fing in seinem Hause ein Poltergeist an
zu rumoren, der ganze Ortschaften in Bewegung setzte
und jede Nacht eine andere Albernheit anrichtete.
Wer nun genöthiget war, in dergleichen Nothfällen
einen Helfersmann aufzusuchen, der nahm seine Zuflucht
zu dem alten Feilenhauer. Dieser, ein langer,
hagerer Mann, mit zerlumpten Kleidern und einen
Ranzensack auf dem Rücken, zog von Ort zu Ort und
leistete Hülfe. Sobald er irgendwo eintrat, wußte auch
Jedermann, was seine Gegenwart zu bedeuten habe.
Dann war der Feilenhauer ein Gegenstand der allgemeinen
Aufmerksamkeit, und die Schenke, wo er einzukehren
pflegte, wurde an jenem Tage häufiger besucht.
Gefürchtet war er von Jungen und Alten. Noch
mehr aber, als die Menschen, hatten die Poltergeister
vor dem Manne Respekt. Der ungestümste Dämon
kam auf einen Wink des Feilenhauers demüthig herbei
und kroch in den vorgehaltenen Ranzensack. Das
gewöhnliche Schicksal der eingefangenen Gäste bestand
darin, daß sie nach Waldstein verbannt wurden,
um in dieser furchtbaren Einsamkeit Ordnung und
Eingezogenheit zu lernen. Dort standen sie unter
strenger Mannszucht. Wer von ihnen sich eines Vergehens
schuldig machte, wurde exemplarisch bestraft.
Doch um einigermassen die ewige Langeweile, der
die Gefangenen anheimgefallen waren, zu mildern, erlaubte
ihnen der Feilenhauer das Kartenspiel und verfertigte
dazu selbst die eisernen Karten. Der einem Tische
ähnliche Stein im Burghofe zu Waldstein, war
der Platz, wo die Geistergesellschaft diesem Zeitvertreibe
huldigte; die Spuren der eisernen Kartenblätter
kann man auf demselben noch jetzt erkennen.
180. Die Feuerglocke zu Hof.
Von B e r n h a r d G ö r w i t z .
Zu Hof wollt' ein Meister auf Ehrhard's Wiesen
Eine schöne, klangreiche Glocke gießen,
Die weit und breit mit dem ehernen Mund
Verkünde die heilige Gottesstund'; –
D'rum trugen die Nachbarn mit gläubigem Sinn
Manch' Stücklein Goldes und Silber hin,
Und warfen es in die Glockenspeis
Zum heller'n Klang, zu Gottes Preis! –
Und doch – so geschickt auch der Meister war,
Das Werk mißrieth ihm ganz und gar. –
Und zum zweiten Mal wagt' er in G o t t e s Namen
Den köstlichen Guß mit Gebet und Amen,
Und zum zweiten Mal war die Hoffnung verloren,
Und ein Mißding von einer Glocke geboren! –
D'rauf goß der Meister in Zornes Wuth
Zum d r i t t e n M a l die metallene Fluth
In's T e u f e l s Namen in die Form,
Und die Glock' gerieth nach Regel und Norm. –
Doch als sie erprobt ward, da tönt' ihr Klang
Wie Ingrimm und höllischer Hohngesang,
Und wecket, statt Andacht, Schrecken und Grau'n,
Kein frommer Sinn konnt' ihrem Klang vertrau'n;
Solch' schrecklicher Ruf für ein Gotteshaus
Schloß jegliche gläubige Seele aus! –
D'rum hing man die falsche hoch auf den Thurm
Als Unglücksprophetin bei Feuer und Sturm,
Und so oft sie ertönt in Nacht und Graus,
Lacht der Teufel in ihr den Meister aus! –