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Kapitel 12
Оглавление221. Ausgehackte Frösche.
Die vor. Schriften.
Einem Weinhäcker aus Schweinfurt begegnete unter
der Petersstirn bei der Mainleite etwas sehr Seltsames.
Er war mit seiner Frau mit Brechen des Weinbergs,
der unmittelbar unter der Trümmerstätte liegt,
beschäftigt; die Frau hackte sehr fleißig, und mit
einem Mal hackte sie bei jedem Schlag in die Erde
einen Frosch heraus. So mochte sie wohl fünf oder
sechs Frösche herausgehackt haben, als es ihr auffiel
und sie zu ihrem Manne sagte: »Pfui! Was sind das
garstige Frösche.« Und jetzt kamen keine mehr. Und
der Mann, näher tretend, bückte sich nach den Fröschen
und sah keine, wohl aber leuchteten so viele
Goldstücke, als zuvor Frösche zum Vorschein gekommen
waren, am Boden. Die hob er auf und steckte sie
ein, und zankte seine Frau, daß sie nicht stillschweigend
fortgehackt. Beide hackten und brachten den
ganzen Tag damit zu, es gab aber keine Goldfrösche
mehr.
222. Auferstandene Frau.
B e c h s t e i n S. 166.
Auf dem Schweinfurter Gottesacker ist ein alter Grabstein
mit dem lebensgroßen Bildniß einer vornehmen
Frau zu sehen, welche ein eingewickeltes Kind zu
ihren Füßen liegen hat. Diese war die Frau eines Syndikus
Albert. Man sagt von ihr, daß sie sehr schnell
und plötzlich gestorben sei, und als ihr Tod erfolgt
war, wurde sie unter einem Schwibbogen, in welchem
sich ihr Familienbegräbniß befand, beigesetzt. Ihr zurückgelassener
Gatte betrauerte sie sehr aufrichtig.
Der Todtengräber, ein habgieriger Mann, hatte jedoch
an dem Finger der Leiche einen kostbaren Ring bemerkt,
den er der Todten nicht lassen wollte; er machte
sich daher des Nachts heimlich auf, hob den Sargdeckel
ab, und wollte der Leiche den Ring vom Finger
ziehen; da richtete sich diese plötzlich auf. Entsetzt
lief der Todtengräber davon; die Frau im weißen Todtengewande
entstieg ihrem Sarg, wandelte ihm nach,
und kam ruhigen Ganges vor ihr Haus, wo sie anläutete.
Eine Magd sieht zum Fenster hinaus: »Wer da?«
»Ich bin's, die Frau! Oeffne!« Schreiend stürzt die
Dienerin zu ihrem Herrn: »Die Frau ist unten an der
Thüre, ich habe sie an der Stimme erkannt!« – Der
Herr schüttelt ungläubig den Kopf, und läßt seinen
Diener hinaussehen. »Oeffne mir um Gotteswillen!
Ich komme um vor Kälte!« Da eilt auch der Diener
rasch zum Herrn: »Es ist die Frau, ich erkenne sie an
ihrer Stimme.« – Der Herr aber sagte: »Ihr seid Thoren
und dümmer wie das Vieh! Wenn meine Pferde
zum Fenster hinaussähen, würden sie gescheidter antworten,
als ihr!« Kaum ist das Wort gesprochen, so
kommt es mit Gelärm und mit Gepolter die Treppe
herauf, und stampft und trappt und wiehert, – die
Pferde sind's – zur Stube herein, und sie stecken die
Köpfe durch die Fenster, daß die Scheiben klirren und
die Flügelbänder brechen, und beide sehen den Vorsaal
hinab zum Fenster hinaus und wiehern. Nun läßt
der Herr, erschrocken, schleunig öffnen, und die halberstarrte
Frau wird zu Bette gebracht und geneset bald
darauf eines Töchterleins. Doch Mutter und Kind lebten
nicht lange mehr, und die erste wurde zum zweiten
Male begraben, und beiden dieser Grabstein zum Andenken
gesetzt. Alle Jahre am ersten Ostertage ist eine
wahre Wallfahrt nach dem Gottesacker, der dann
prächtig mit herrlichen Blumen geschmückt ist, aber
das Erste, was man den Kindern zeigt und was sie alle
gerne sehen wollen, ist die wiedererstandene Frau mit
ihrem Kinde.
223. Die langen Schranken.
Die vor. Schrift, S. 159.
Im Bereich der alten Stadt liegt ein schöner, ebener
Platz, welcher jetzt mit Obstbäumen bewachsen ist.
Hier, sagt man, sei vor Zeiten der Turnierplatz gewesen,
daher der Name »die langen Schranken« noch bis
auf den heutigen Tag sich fortgeerbt habe. Einst war
ein glänzendes Turnier angestellt, zu dem kamen viele
fremde Ritter. Einer derselben erblickte unter den anwesenden
Damen eine, die wohl auch fremd sein
mochte, und deren Schönheit ihn so bezauberte und
umstrickte, daß er sich zu ihrem Kämpfer weihte, und
Jedem den Handschuh hinwarf, der ihr nicht den Preis
der Schönheit zugestehen wollte. Er blieb auch wirklich
Sieger, streckte alle Gegner in den Sand und
nahte nun der Holden, die ein meergrünes Kleid trug,
sittig, ihren Dank zu empfangen. Sie lächelte ihn liebreich
und holdselig an, aber wie ward ihm, als er
dabei wahrnahm, daß sie grüne Zähne hatte? Er bebte
zurück, sie stieß einen Schrei aus, verwandelte sich in
ein Seeweiblein und rutschte auf dem Schlangenleib
dem Maine zu, in den sie sich stürzte und auf dessen
Oberfläche sie eine Weile fortschwamm, bis sie niedertauchte
und den Blicken der staunenden Herren
und Damen entschwand. Da that sich der Ritter seine
Waffen und Rüstung ab und trat als Mönch in einen
der strengsten Orden.
224. Wolfsgasse und Wolfsbrunnen.
B e c h s t e i n S. 161. N o r k Mythol. der Volkssagen,
S. 482.
Vor mehreren hundert Jahren trug sich's zu in einem
sehr harten und strengen Winter, daß zum oberen
Thore zu Schweinfurt ein Wolf hereinkam, der sich
alsbald von einer großen Menschenmenge gehetzt und
verfolgt sah. Er nahm seinen Weg in die erste beste
Gasse und sprang, als er sich von allen Seiten umringt
sah, aus Angst in einen Brunnen. Zum Gedächtniß erhielten
Straße und Brunnen die Benennung Wolfsgasse
und Wolfsbrunnen, und über letzterem wurde bildlich
ein Wolf in Stein gehauen aufgestellt, so noch zu
sehen ist.
225. Die Alte mit dem Krüglein.
B e c h s t e i n S. 161.
Bei Schweinfurt ist eine Wiese, heißt die Grafenrheinfelder
Wiese. Ein Mann, der mit seiner Tochter über
Land gewesen war, ging eines Abends in der Dämmerung
über diese Wiese nach Hause. Sie mußten über
einen Steg gehen; der Vater hatte diesen bereits betreten,
die Tochter war einige Schritte zurück, da vertrat
ihr ein altes Mütterlein den Weg, die hielt ein wunderlich
geformtes Trinkkrüglein in ihrer Hand und
hob es zum Munde der Maid, mit dem Bedeuten, daß
sie trinken solle. Das Mädchen wehrte ab, da ihr solch
Begehren nicht anstand, aber die Alte bot immer von
neuem an, und schien ihr gewaltsam den Trank aufdringen
zu wollen. Da wurde das Mädchen unwillig
und rief: »Laßt mich, ich habe keinen Durst!« und im
Moment war die Alte mit dem Krüglein verschwunden.
Erschrocken eilte die Jungfer ihrem Vater nach
und erzählte ihm, was ihr begegnet, fragte auch, ob er
die Alte nicht gesehen und ob er sie nicht kenne? Der
Vater hatte nichts gesehen, tadelte aber seine Tochter,
daß sie nicht einen Tropfen mindestens gekostet,
damit habe sie ihr Glück machen, entweder die Alte
erlösen, die wohl als Geist umwandeln müsse und
dazu verwünscht sei, oder einen Schatz finden können;
denn es sei auf der Wiese nicht geheuer, und
möge wohl ein großer Schatz auf ihr vergraben sein.
Dabei zeigte er nach einem alten Baume ohnweit des
Stegs, und sagte ihr, daß um diesen die Irrlichter zum
Oeftern zu tanzen pflegten.
226. Die drei Wasserfrauen.
Von L. B r a u n f e l s . – Zwischen Sennfeld (bei
S c h w e i n f u r t ) und dem Main hieß ein stehendes
Wasser vor Zeiten das s c h w a r z e L o c h . H ä n l e
u. S p r u n e r Handb. für Mainreisende S. 47.
Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih,
Sagt, wo kann es lust'ger sein?
Flöten klingen, Pfeifen gellen;
Heisa! tanzen die Gesellen
Mit den blonden Mägdelein.
Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih
Blinkt der Abendstern herein;
In den Saal, den kerzenhellen,
Treten zu den Tanzgesellen
Grünen Haar's drei Mägdelein.
Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih
Braust der Tanz wie stürm'sche See;
Mit den fremden Frau'n in Reigen,
Welch ein Fliegen, Wiegen, Neigen!
Wilde Wonne, wildes Weib!
Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih
Flüstert's leise dort und hier:
Mägdlein mit dem grünen Haare
Kehrst du auch zum nächsten Jahre?
– »Ja, ich komm' zum Tanz mit dir« –
Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih
Braust der Tanz wie stürm'sche See;
Und die fremden Mägdlein bangen:
»Vollmond schon hinabgegangen!
Unsere Zeit ist um! ade!«
Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih
Wer hat wohl der Stunden Acht?
Die Gesellen fleh'n: o bleibe!
Noch ist hell des Mondes Scheibe!
Noch ist fern die Mitternacht!
Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih,
Heisa! geht's in Saus und Braus!
Und die fremden Mägdlein bangen:
»Weh! die Sonn' heraufgegangen!
Und der Vater ist zu Haus!«
Dort von Sennfeld von der Kirchweih,
Eilen sie zum schwarzen See;
»Lebewohl und ew'ges Schweigen!
Nimmer Wiederkehr zum Reigen!
Vaters Zorn, der thut uns weh.«
Dort von Sennfeld von der Kirchweih,
Stehn die Burschen still am See;
Schauen aus den dunklen Wellen
Tropfen Blutes dreifach quellen;
Schöne Wasserfrau'n, ade!
227. Das wilde Heer bei Wipfeld.
Fr. Panzer a.a.O. S. 164.
Wipfeld liegt nahe an dem Main. Der verstorbene
Ueberführer Mitesser hörte bei Sturm und Regen von
dem jenseitigen Ufer herüber ein Gewinsel, und
glaubte, es wolle Jemand übergefahren sein. Er fuhr
hinüber, und das wilde Heer bestieg die Fähre. Das
waren große und kleine Geister durcheinander; er
hatte aber so große Furcht, daß er sie nicht zu betrachten
wagte. Wie nun das wilde Heer übergefahren
war, fragte einer, was sie schuldig seien? Aber der
Fährmann getraute sich nicht, den Lohn zu bestimmen,
und schwieg; darauf wurde ein Knochen auf den
Ständer der Fähre gelegt. Wie sie die Fähre verlassen
hatten, rief ein zurückgebliebener Geist nach: »Wäre
ich geschürzt und gegürtet, so könnte ich auch mit!«
Das hörte ein Mann, der oben an dem Haidgäßchen
den Waizen hütete; er band dem Geist ein Strohseil
um den Leib, und sprach: nun kannst du nach! Der
Geist gab dem Gerstenhüter eine Hand voll Gold.
Nun eilte auch der Fährmann Mitesser hinab, um den
Knochen zu holen, fand ihn aber nicht mehr. Das
wilde Heer kam von Altach, einem vormaligen Wald,
und zog, nachdem es über den Main gefahren war,
das Haidgäßl hinauf.
228. Der Lindwurm in Volkach.
Fr. P a n z e r S. 164.
An der westlichen Seite der an dem Maine liegenden
Stadt Volkach ist noch ein Theil der alten Befestigung,
nämlich die Ringmauer, Thürme, Wall und
Gräben, erhalten. Dabei steht eine steinerne Martyrsäule,
auf der einen Seite Christus am Kreuze mit
knieendem Ritter, Frau und Kindern, dann auf der anderen
Seite St. Georg darstellend, wie er den Drachen
tödtet. Der Ritter St. Georg ist Schutzpatron der
Stadt. In diesem Graben, weiß die Sage, war sonst ein
See, in welchem sich ein L i n g w u r m (nach der
Aussprache des Volkes) aufhielt, der Menschen und
Thiere vergiftete. Da aber der See abgelassen und der
Graben ausgetrocknet wurde, so konnte sich das Thier
nicht mehr aufhalten, und seit dieser Zeit ist Ruhe.
Alle Jahre, am Samstag Abends nach Fronleichnam
geht wegen dieses Ereignisses eine große Wallfahrt
nach Burgwindheim.
229. Huya.
Mündlich.
Als einmal einige Handelsleute auf den Volkacher
Markt gehen wollten, führte sie ihr Weg durch das
Volkacher Wäldchen. Es war beim ersten Morgengrauen,
als sie in der Ferne ein Licht bemerkten, und
beständig den Ruf: Huya, Huya! hörten. Dieser Ruf
kommt von einem Gespenst, welches die Fremden, oft
auch Einheimische, dadurch an sich lockt und irre
führt. Als sie unweit des Wäldchens an den See und
in seine Nähe kamen, fuhr es plötzlich in den See, daß
es plätscherte, und verschwand.
230. Steinklopfer bei Dettelbach.
Mündlich.
Mehrere Handelsleute gingen einmal mit einander
nach Mitternacht von Dettelbach nach Würzburg zur
Messe. Unterwegs gewahrten sie in der Ferne ein
Licht, und hörten nach und nach ein Klopfen. Da
sagte einer aus ihnen: Das ist der Steinklopferle, der
sich oft sehen läßt. Als sie näher kamen, erblickten sie
einen Mann, der auf einem Steinhaufen saß und klopfte.
Er hatte einen dreieckigen Hut so tief in's Gesicht
herabgedrückt, daß man dies nicht sehen konnte, und
ihm zur Seite befand sich eine Laterne. Als sie an ihm
vorübergehen wollten, zerbarst die Laterne und er
selbst verschwand mit einem Geschwirre, wie von
einem Trupp aufgescheuchter Vögel. Es soll dies ein
verwünschter Siebener (Feldgeschworner) sein, welcher
unredlich Marktsteine setzte oder sie verrückte.
231. Wie Kitzingen seinen Ursprung nahm.
L a d i s l a u s S u n t h e m . monast. Franc. ap.
O e f e l e II., 611.
Hadalagia war eine Tochter Karl Martells geheißen.
Um diese versammelten sich Könige und Königssöhne
von allen Landen, denn der Ruf ihrer Schönheit
war weithin gedrungen. Sie aber gedachte, Gott allein
zu dienen, in welchem Vorsatze ein frommer Beichtvater
sie bekräftigte. Darob ergrimmte ihr Vater gar
sehr und jagte sie mit sammt dem Kaplan aus seinem
Schlosse. Da wanderten nun beide des Weges fürbaß
und kamen durch einen dichten Wald. Das schien
ihnen ein rechter Ort, ein Kloster zu bauen und Gott
zu dienen. Also versammelte Hadalagia noch andere
Jungfrauen um sich und errichtete das Kloster. Dieses
hat nachmals den Namen Kitzingen erhalten, von
einem Hirten Kitz, welcher seine Heerde in der Gegend
weidete. Einmal brach ein Wolf aus dem Walde
hervor und ergriff eine seiner Ziegen. Der Hirtenknabe
rief zur Mutter des Herrn um Hilfe und entriß dem
Raubthiere die Beute.
Wie nun Karl Martell hörte, daß seine Tochter in
der Einsamkeit wohne und dem Herrn diene, ward
sein Herz von Reue erfüllt, sie verstoßen zu haben.
Also machte er sich auf, bat sie unter Thränen um
Verzeihung und beschenkte das Kloster mit reichen
Gaben. Und Hadalagia betete für den Vater bei Tag
und bei Nacht.
232. Kitzingen.
Mündlich. – Die Ableit. von K i t z bestätigt F . A .
R e u ß Chron. Abriß. d. Gesch des vormal.
Frauenklosters zu Kitzingen S. 5.
Auf dem Schwanberger Hofe bei Kitzingen soll der
König Pipin Hof gehalten haben. Da geschah es eines
Tages, daß ihn seine Tochter Hadeloga bat, ihr ein
Stück Landes in der Gegend zu schenken, um ein
Kloster zu bauen. Pipin erfüllte ihren Wunsch. Da
zog Hadeloga ihren Handschuh aus, um dem Könige
die Hand zum Danke zu reichen. So ergriff der Wind
den Handschuh und führte ihn durch die Lüfte über
den Main hinüber. An dem Ufer des Flusses weidete
Kitz, ein Hirt des Königs, seine Heerde. Der hob den
Handschuh auf und brachte ihn der Königstochter.
Hadeloga erkannte dieses für einen Wink des Himmels,
an der Stelle, wo der Handschuh niedergefallen
war, ein Kloster zu bauen, wie Solches denn geschehen
im Jahre des Herrn 745.
233. Die Gründung der Stadt Kitzingen.
Var. d. vor. Sage, erzählt von Dr. Z ö l l n e r .
Es war im Jahre des Heils 746. Da saß in einer
schwülen Septembernacht Adelheid, des Herzogs
Pipin Töchterlein, an einem Fenster ihres Schlosses
auf dem Schwanenberge, die Blicke gegen Süden gerichtet
zu dem vollen Monde, der hinter düstern Gewitterwolken
spärlich hervorblickte, und zuweilen den
Weg mit ihren Blicken verfolgend, der zu dem Städtchen
Pipinhofen, jetzt Iphofen, führte, welches schon
freundlich aus der Wildniß hervorragte.
Denn dort hauste Ritter Karl, schlank und fein,
sehnsuchtsvoll nach dem herzoglichen Fräulein
schmachtend, und, weil er gar oft von seiner Wohnung
aus den Berg beschaute, wo sie wohnte, von seinen
Spießgesellen der Guckenberg genannt wurde,
woher noch bis auf den heutigen Tag eine Familie
jenes Städtchens ihren Namen führen soll. Täglich bei
einbrechender Nacht stellte er sich unter den Fenstern
Adelheids ein, doch heute konnte er nicht. Immer
dunkler ward die Nacht, sie sang ein ernstes Lied und
spielte dazu auf ihrer Leier. Aber der Heißersehnte erschien
nicht. Umsonst suchten die sie umgebenden
Edelfräulein sie zu trösten.
Endlich erschien der Ritter Karl um Mitternacht
und erzählte der Harrenden, wie er in des heil. Stephanus
Marktflecken (Marktsteft) gewesen, wo in diesem
Jahre ein munteres Völklein sein erstes Kirchweihfest
beging, wie er dort im ritterlichen Wettkampfe
den ersten Preis aus den Händen der schönsten
Dame davongetragen, auch der Ehre gewürdiget
worden, die Holde zum Reigen zu führen.
Darob ergrimmte in Eifersucht des Herzogs Tochter.
Auch der Herzog Pipin schwor in seinem Zorn,
nie solle der Verräther hoffen, die reine Hand der
Prinzessin zu erhalten.
Traurig zog sich Karl nach seiner Burg zurück, und
hatte nur noch den einzigen Trost, nach dem Berge zu
blicken, wo seine Liebe wohnte. Traurig ging auch
die Sonne des anderen Morgens für Adelheid auf. Der
Sturm der Leidenschaft hatte sich gekühlt, es war
Alles so öde, aber des Vaters Zorn vereitelte jede
Hoffnung. Sie entschloß sich daher, nach damaliger
Sitte, ein Kloster zu gründen.
Die Auswahl des Platzes stellte sie dem Himmel
anheim, und warf bei einem Sturmwinde ihren Handschuh
von der Schwanenburg Zinnen hoch in die Luft.
Wo er niederfalle und gefunden würde, da wolle sie
ihr junges Leben vertrauern.
Es hauste aber damals am rechten Mainufer in zerstreuten
Hütten ein alt-deutsches Geschlecht, abgehär-
tet durch Fischerei, Vogelfang und Jagd, seine Lieblingsbeschäftigungen.
Hier war es am Saum eines
Waldes, wo ein Jäger, diesen Handschuh für einen
Hasen im Lager ansehend, sein Geschoß auf ihn abdrückte
und dieses so durchbohrte Zeichen der Prinzessin
überreichte.
Dem Gelübde gemäß gründete nun Adelheid auf
dem Platze des gefundenen Handschuhes am 23. September
745 das berühmte Nonnenkloster, welches sie
nach dem Namen des Jägers, er hieß Chiez, Kitzingen
nannte, und ließ unter dem Namen Thekla sich zur
Aebtissin weihen. Bald erhielt sie viele Gesellschafterinnen,
die ein ähnliches Geschick im Kloster beweinen
wollten, den Jungfrauen aber zog sich viel anderes
Volk nach, und erbaute rings umher an den Ufern
des Maines die zierliche Stadt Kitzingen.
Ritter Karl aber, als er die Schreckenspost, daß
seine Geliebte den Schleier genommen, gehört hatte,
wollte der Stätte nahe sein, wo sie für ihn lebendig
todt war. Er siedelte sich also mit mehreren Getreuen
dem Kloster gegenüber am linken Mainufer an und
nannte den Ort, zum Zeichen, daß ihm Adelheid auch
als Aebtissin Thekla noch Etwas gelte, E t w a s -
h a u s e n , welches jetzt noch die Vorstadt von Kitzingen
ist. Auch soll von der Klosterkirche in Kitzingen
unter dem Maine hindurch ein unterirdischer
Gang in die Kreuzkapelle zu Etwashausen geführt
haben.
234. Schatz bei Kitzingen am Main.
B. B a a d e r bei M o n e , Anz. IV., 411.
Eine Frau von Kitzingen sah auf dem Felde einen
Haufen glühender Kohlen unter einem Baume liegen.
Weil sie solche für einen Schatz hielt, schickte sie
sich an, dieselben in ihre Schürze zu fassen. Da erblickte
sie ihren längst abwesenden Bruder, der über
das Feld herkam und rief ihm zu: Heinrich! wo
kommst du her? In demselben Augenblick waren
Schatz und Bruder verschwunden.
235. Die drei Wasserjungfrauen im
Gründlesloch.
Zu C a s t e l l in Unterfranken. – Bayer. Annalen 1833,
IV. 17., woselbst des häufigen Vorkommens dieser Sage
in Franken gedacht wird. Vgl. Vat. Mag. 1838, S. 91.
P a n z e r a.a.O. S. 176.
Am Fuße des Casteller Berges, eines der Vorberge
des Steigerwaldes, bricht in der Ebene zwischen Castell
und Rüdenhausen aus dem Gypsgestein eine
mächtige Quelle, und füllt mit dem klarsten Wasser
einen mäßigen Kessel. Das Wasser kömmt aus großer
Tiefe durch das unregelmäßig zerklüftete Gestein mit
solcher Macht herauf, daß es Gegenstände, welche ein
die Wasserschwere nicht stark überwiegendes Gewicht
haben, nicht zu Boden läßt. Der Grund des
Wassers ist nicht zu erforschen, weil es durch Krümmungen
heraufbricht, und die Quelle heißt deshalb in
der Umgegend der grundlose Bronnen oder das
Gründlesloch. Auf der Höhe des Casteller Berges steh
noch eine Thurmruine von dem alten Schlosse der
Grafen von Castell, deren wohnliches neues Schloß
nun nahe am Fuße des Berges liegt. Das alte Schloß
setzt die Sage mit der Quelle in Verbindung.
In jenen Zeiten nämlich, da das alte Schloß noch
stand, feierte ein Graf von Castell seine Hochzeit in
den Sälen dieses Schlosses, und aus der Ferne und
Nähe waren edle Gäste zum Feste geladen. Mit dem
Anbruche der Nacht begann der Tanz, und die Jünglinge
und Jungfrauen ergötzten sich in der festlichen
Lust; Musik und freudiger Jubel tönte den Berg hinab
weit in die Ebene hin. Da um Mitternacht traten
plötzlich leise drei Jungfrauen von blendender Schönheit
in weißen langen Gewändern in den Tanzsaal,
und erfüllten die jubelnden Gäste erst mit Staunen,
dann mit Bewunderung, die Herzen der Jünglinge
aber mit Sehnsucht der Liebe. Die Anmuth und
Schönheit der Fremden hatte bald den ersten Schauder
überwunden; man zog sie in den Tanz, und sie schlangen
sich mit wunderbarer Zierlichkeit durch die Reihen.
Die Stunden flogen hin, aber je näher der Morgen
rückte, je mehr wurde eine ängstliche Sorge in
den Augen der schönen Jungfrauen sichtbar, und als
der erste Schauer des nahenden Morgens sich empfinden
ließ, baten sie dringend um Entlassung. Es waren
Nixen aus der Tiefe des grundlosen Bronnens. Da die
Lust des Festes in den jubelnden Tönen zu ihnen gedrungen
war, hatten sie dringend die Mutter angegangen,
sie an dem Feste der Menschen Theil nehmen zu
lassen. Nach langer Weigerung hatte die Alte den Bitten
der Töchter nachgegeben, aber ihnen wiederholt
das alte Gesetz der Tiefe eingeschärft, vor dem Hahnenschrei
zurück zu sein, und sie vor den furchtbaren,
tödtlichen Folgen der Uebertretung dieses Gesetzes in
wehmüthiger Ahnung gewarnt. So waren sie denn aus
dem klaren stillen Wasserspiegel aufgetaucht, und ein
alter Jäger hatte von der Waldecke her die lieblichen
Gestalten über den Pfad der Wiese, den Steig am
Berge hinauf schweben sehen. Deshalb erfüllte der
nahende Morgen sie mit Bangen. Die Leidenschaft
der liebenden Jünglinge hielt sie wider Willen zurück.
Da krähte der Hahn, und mit dem Blicke des Entsetzens
stürzten sie aus dem Saale durch die Höfe, den
Berg hinunter mit fliegender Eile, daß die Jünglinge
ihnen nicht zu folgen vermochten. Sie sahen sie nur
eilend über die Wiese nach der Quelle zu schweben,
und als sie bei derselben angelangt waren, sich in dieselbe
stürzen. Entsetzt eilten die Jünglinge hinzu, und
als sie in den reinen Wasserspiegel hineinsahen, wallte
ein warmer Blutstrom ihnen aus der unheimlichen
Tiefe entgegen.
Nicht überall, wo diese Sage erzählt wird, betrifft
die Jungfrauen das Unglück, oder wenigstens nur eine
von den Dreien, die sich verspätet hat, während die
anderen beiden zur rechten Zeit um Mitternacht den
Tanzplatz verließen.
236. Die Nymphen von Kastell.
Von P h i l i p p S c h e r l .
1.
Auf Flachstein, moosumgürtet,
Im Glanz der Mitternacht,
Hält Lula mit Wellentöchtern
Einsame Brunnenwacht.
Sie bringt das wimmernde Wasser
Heut nicht zum leisen Gang,
Fern aber aus Tannenwölbung
Rauscht Tanz und Gesang.
Und die Töchter, schön und lüstern,
Umrücken die Mutter ganz:
Da drüben ist Pomp und Hochzeit,
Führ' uns zum Buhlentanz.
Die Mutter aber seufzet:
O Kinder, schweifet aus,
Nur kehrt bei Todesahnung
Heut bald ins Wellenhaus.
2.
Blank leuchtet im gewölbten Saal
Der Glanz und gold'ne Flitter,
Es flammt der Kelch, es dampft das Mahl
Und taumelnd sinkt der Ritter.
Graf Otto, wie der Templer kühn,
Rigissa, zart wie Lilien blüh'n,
Bejahten heut die Frage
Und hielten Brautgelage.
Und jetzo vom Geländer hoch
Hört man den Takt erschallen,
Und brausend in die Runde flog
Der Wirbel der Vasallen.
Der frische Blick, das graue Haar –
Wie kettet flink sich Paar an Paar,
Doch leis' wie Lüfte schleichen
Tanzt Gräfin ihren Reigen.
Da plötzlich springt das Flügelthor:
Drei Mädchen zum Entzücken
Mit Schneegewand und Silberflor
Verneigten sich den Blicken.
Ein Krönchen schließt das blonde Haar,
Der Gürtel flimmert wunderbar,
Und alles auf dem Feste
Umdrängt die schönen Gäste.
Und stolz am Arm der Ritter zog
Die Nymphe durch die Hallen,
Und brausend in die Runde flog
Der Wirbel der Vasallen.
Sie schwenkten rasch nach altem Brauch,
Wie Donnersturm und Zephyrhauch
Und tanzten ohne Wanken
Bis Mond und Stern' versanken.
»Schön Dank, ihr Herrn, der Dämmer bricht,
Zum andernmal, dann wieder!«
»Was, Schönste, was? doch scheiden nicht?
Frisch auf, ihr flinken Brüder!«
Das Zeichen tönt, die Tücher weh'n,
Die Cymbel rauscht, die Tänzer steh'n,
Und flüchtig um die Wette
Schlingt Kette sich an Kette.
»Der Schatten zieht, die Wolken zieh'n,
O Ritter, tanz' zu Ende!«
»Ha Jugendblut, ha Flattersinn,
Wer dreht sich da die Hände!«
Und Sang und Klang und Wirbellust
Betäuben die beklemmte Brust
Und laut vom wilden Schalle
Erzittert Dach und Halle.
»O hörst du nicht? Das Schluchzen nicht?
Das Wimmern aus den Teichen?« –
»Mein Kind, was soll das Traumgesicht,
Zum letzten noch den Reigen!«
Und Sang und Klang und Wirbellust
Betäuben die beklemmte Brust
Und laut vom wilden Schalle
Erzittert Dach und Halle.
Verlockter Leichtsinn, frevle nicht!
Ich zitt're schon, ich ahne!
Weh! Weh! dort blitzt das Morgenlicht,
Lautflatternd kräh'n die Hahne.
Und jach, wie Sturm die Wälder schreckt,
Entsetzt und bleich und schweißbedeckt,
Entstürzen, hilf Erbarmen,
Die Schwestern aus den Armen.
Und Knapp' und Ritter fliegend auf,
Und d'rein mit Ruf und Winken,
Bis in des Strudels Kreisellauf
Die Jammernden versinken.
Erschrocken blickt der Schwarm hinab
Dumpfwimmernd stöhnt das feuchte Grab
Und aus der Höhlung quellen
Drei dunkelblut'ge Wellen.
Jetzt blickt die Veste öd' und leer
Aus moderndem Gesteine,
Die gute Nymphe spielt nicht mehr
Im lauen Mondenscheine.
Der Quell, der einst so munter floß,
Und Kraft und lindes Heil verschloß,
Schleicht trauernd durch die Gründe,
Ein Bild gestrafter Sünde.
237. Der Commandanten-Pöpel zu Aub.
Mitgeth. von Dr. Z ö l l n e r .
In diesem adelichen Hauß haben vor Zeiten, wie der
Bürgerschaft und in selbiger Refier bewußt, die adelich
Rosenbergische Wittiben nachgehends unterschiedliche
Beamten gewohnt, und ist darinn jezuweilen
sonderlich zu heylichen Zeiten ein Tumult als ob
es von gespenstern geschehe, gehört worden. Dieß hat
sich nun nach denen deß 1666ten Jahrs verwichenen
Heylige Weihe-Nachts-Feyertagen wiederumb gereget,
und in besagtem Haus ein grausames und Erschröckliches
Werffen, als wenn es große Stein
wären, auch an den Thüren ein Klopfen und Poltern
entstanden, bei 15 Tag und Nacht unaufhörlich gewehret,
daß es auf den Gassen an zwanzig und dreyßig
Burger mit Abscheu und Schröcken angehört
haben. Als aber deßwegen Ihro Hochgräflich Excell.
Herrn Grafen zu Gleichen und Hatzfeld Caplan nach
verrichteten Andächtigen Gebet nicht allein das ganze
Haus mit Weihwasser besprengt, sondern auch die
Herrn Patres zu Lautenbach auf Unser lieben Frauen
Capellen drey heylige Messen, daß Gott die Seel gnädig
erhören wolle, gelesen und aufgeopfert, ist zwar
der Geist 3 Tag ausgeblieben. Aber am 6ten Januarii
1667 Morgens frühe 6 Uhr wiederkommen, und an
der Wohnstuben Thür dreimal angeklopfet, auch bald
hernachher von Jung und Alten ein Geschrey entstanden,
der Geist lasse sich in dem hintern Baw ganz
weiß sehen. Deßwegen abermals viel Volks zugelaufen.
Dann hat sich dieser Geist den 7ten Januarii an
gemeldetem Ort wiederumb präsentirt, und weil solches
ehe gedachter Caplan herzukommen, bis Nachmittags
4 Uhr gewehret, hat der Apotheker daselbst,
welcher Evangelisch, zwar den Geist angeredet, der
ihm aber nicht geantwortet. Nach diesem hat mit Rath
und Gutachtens Herrn Amptmanns erstgemeldeter
Herr Caplan in der Kirchen drey Degen geweihet und
mit dem Cruzifix voran auf dem Bau gestiegen, sodann
mit den Geweyheten Degen in alle Ecken herumgestochen
und gehauet. Als man aber nichts antreffen
noch fühlen können hat der Caplan angefangen und
gesagt. Ich habe Dich Geist verschworen, du mußt
weichen, und darauf mit dem Amptmann in das Haus
und den Garten gangen, um zu sehen, ob das Spectrum
nicht mehr kommen würde. Da aber der Caplan
kaum in das Haus hineingewesen, ist er wiederumb
zurückberufen und ihme angedeutet worden, daß der
Geist wieder erschienen sey. Ob nun wohl bemeldter
Caplan hierüber, bevorab weillen der Geist über ein
klein Weil sich wiederumb praesentirt, sehr erschrokken,
hat er jedoch demselben zugeschrieen und befra-
get, Was sein Anliegen und Beschwerden seyen, solle
solches offenbaren und erkennen geben. Hierauff ist
der Geist alsbald wiederumb verschwunden, bald hernachher
aber eine Stimme weinend gehört worden.
Als nun deßhalb oft besagter Caplan pro defunctis zu
beten angefangen hat, inmittelst das Spectrum wieder
herausgesehen, und so oft der Name Jesus genannt
worden, sich geneigt. Und hatte nach geendigtem
Gebet der Caplan gegen den Geist mehrmalen adjurationes
gethan mit Vermelden, wenn ihm zu helfen
seye, er Caplan es thun wolle, wie er auch bereits 3
Hl. Messen für selbigen zu lesen versprochen. Dann
hat der Geist mit einer Stimme, als ob er weinete, geantwortet,
fünf Heylge Messen. Herr Caplan fragete
ferner, ob sonst weiter nichts zu thun, der Geist geantwortet,
Almosen geben. Herr Caplan weiter, Wenn
nun die 5 Heyl. Messen gelesen, Almosen ausgegeben
worden, ob ihm dadurch geholfen würde, und er alsdann
den Ort quittiren wollte. Der Geist alsbald mit
Ja geantwortet und wiederumb verschwunden. Hierauf
nun seind den 8ten Januarii die Heyl. Messen 5 Tag
nach einander gelesen, darzu die Burgerschaft Katholisch
und Evangelisch zum Opfer gegangen die 3
Geistlichen mit den Armen jedesmal ihr Gebet gegen
Gott verrichtet und aufgeopfert, sodann das Almosen
an selbigem Ort, wo der Geist sich sehen lassen, ausgetheilt
worden. Seithero, Gott sey Lob und Dank ge-
sagt, hat man weiter nichts gehört noch gesehen. Derowegen
gedachter Herr Commandant zu ewigen Zeiten
ein Gestift gethan jährlich den 3ten Tag nach Johannis
Evangelistae vor alle nothleidende Seelen in
der Pfarrkirchen zu Ayb 3 heilge Messen zu lesen und
darauff das Almoßen auszutheilen.
So geschehen in Auw den 6ten Januarii 1667.
238. Eibelstadt.
Von F . J . F r e i h o l z . – Mundart um Würzburg.
»No Bärbele, was eilst denn so
Mit deiner schwere Kötze
Es helt jo grad e Wage do
Do kannst die aufi setze;
Die Annemie fehrt a no mit
Un lieber fahr i Schritt for Schritt
Als daß mit meine müde Bee
I do den weite Weg no geh.
I ha a schöne Gschichtli ghört,
Die will i der verzehl
Denn wen mer so minanner fehrt
Derfs nit am Plaudern fehl.
Doch ehr als i die Leut ausricht
Verzehl i der e annre Gschicht.
Du weßt, daß unner neue Stadt
No nit emol en Name hat,
Mer hamm uns all minanner bsunne,
Un kens hat no was getlis gfunne
Un hat a ens emol was gsagt
So hamm's die Annre ausgelacht;
'S is for die schöne Stadt nor Schad,
Daß sie ken schöne Name hat.«
»E i w e l e S t a d t ! « fengt's Bärbele a,
»Ihr bräucht euch aufzeblase,
Do denkt ke Mensch mei Lätti dra
Des Nest e Stadt ze haße.
Ihr meent vielleicht weil's Mauern hat
Un Thörm auf alle Seite
Des kann doch wärli no ke Stadt,
Ihr Eselsköpf, bedeute.
Ihr wollt halt immer obe naus,
E i w e l e S t a d t ! do werd nix draus!«
»Jetz weß i wie mer's heße kann,
Fengt auf emol e Annre an,
So wie's es Bärbele gheße hat,
So heße mir's a: Ei wel Stadt!
Mer woll' ne scho die Gritz vertreib
Der Spottnam soll 'ne immer bleib!«
Es sen schon mehr als hunnert Johr
Seit die Gschicht ging bei Wörzburg vor
Doch seit der Zeit im Frankeland
Werd E i b e l s t a d t der Ort benannt,
Wenn er glei Thörm und Mauern hat
Heltn ke Mensch no for e Stadt.
239. Von der Franken Ankunft in Frankenland.
F r i e s Vorr. z. Wirtzb. Chron. G r o p p Wirtzb. Chron.
I., 13.
Um das Jahr des Herrn 319 zogen die Franken aus
Niederland den Schwaben wider die Römer zu Hülfe
und schlugen diese aus dem Land hinaus. Indem trug
es sich zu, daß zwei Kriegsmänner, deren einer, Adalbert
genannt, ein Schwab, der andere ein Thüringer,
Günther geheißen, miteinander der Beut' halber zu beschwerlichem
Unfrieden kommen. Der Schwab zeihet
den Thüringer, er hätte etliche Ding aus der geschwornen
Beute gestohlen. Das widersprach der
Thüringer und schalt den Schwaben einen Lügner.
Dagegen erbot sich der Schwab, solche That mit dem
Kampf auf den Thüringer zu bringen. Und als sich
jedes Volk des seinen annahm, ward ihnen der Kampf
erkannt; den thaten sie auch von Stund' an und ward
der Günther von dem Adalberten erschlagen; und da
man seinen todten Leichnam entwaffnet, ward der
Diebstahl bei ihm funden. Diese öffentliche Schand'
verdroß die Thüringer sehr und schwuren ihrer bei
hundert zwanzig, daß sie solche Schmach rächen, und
weder Fleiß, Mühe noch Gefährlichkeit meiden wollten,
bis sie den Adalbert auch umgebracht hätten. Und
in folgender Nacht kamen sie für das Gezelt, darin
Adalbert lag und forderten, diesen herauszugeben.
Die Schwaben im Gezelt gaben ihnen im Anfang
freundliche Antwort, vermeinend, sie damit gütlich
abzuweisen. Als sie aber nicht nachgelassen, sondern
den Adalberten mit Gewalt haben wollten, griffen sie
zu ihren Wehren, und schlugen die Thüringer fast alle
zu Boden. Etliche, die entflohen waren, brachten die
Mähr' in das Land der Thüringer, die waren ob dieser
That sehr bewegt, zogen auch von Stund an mit bewehrter
Hand über die Schwaben, die hatten sich
mittler Zeit auch bereit gemacht, und griffen beide
Theil einander mit Grimm und Ernst an. Die Franken
schlugen sich in die Sache, konnten aber keinen Frieden
machen. Doch brachten sie es letzlich zwischen
ihnen zu einem dreijährigen Stillstand. Nach Ausgang
dessen fingen die Schwaben an, den Krieg zu erneuern,
schrieben auch den Thüringern offene Vehde zu.
Als aber die Thüringer besorgten, daß sie den Schwaben
nicht stark genug sein möchten, baten sie die
Franken abermals um Unterhandlung und Beistand.
Die sendeten ihre Botschaft zu den Schwaben und erlangten
bei ihnen noch einen dreijährigen Stillstand.
Aber mittler Zeit schickten die Franken auf der Thüringer
Begehren zu zweimalen bei viertausend Franken
herauf an die Saal und den Main, die nahmen das
Land ein, das zwischen den Schwaben und Thüringern
gelegen ist und auf diesen Tag den Namen von
ihnen hat, ließen sich mit Weib und Kind nieder, und
fingen an, das Feld zu bauen.
240. Sankt Kilian.
Von J . B . G o ß m a n n . – Serar. vita S. Kil. ap.
L u d e w i g Geschichtsschreiber p. 966. G r o p p
Wirtzb. Chron. I., 39. u.A.
Der Gottesmann Sankt Kilian, von edlem Stamm ein
Schotte,
War jenem Glauben zugethan, der Juden dient zum
Spotte,
Den Heiden aber Thorheit ist; Er war's mit Herz und
Munde
Und wünscht, daß Jeder sei ein Christ, aus laut'rem
Herzensgrunde.
Was ihn so froh, so selig macht, das sollen Alle
finden,
Des Götzenglaubens alte Nacht soll vor dem Lichte
schwinden,
Das aus dem Stall von Bethlehem die ganze Welt
verklärt hat,
Dann sterbend zu Jerusalem am Kreuze sich bewährt
hat.
D'rum zieht er aus dem Vaterhaus, die Botschaft zu
verkünden
Den Völkern, die in Heidengraus noch leben und in
Sünden,
Der besseren Erkenntniß baar, entbehrend eines
Sternes
Der ihnen Licht und Leuchte war, und doch so edlen
Kernes.
So kommt er in das Frankenland mit seinen zwei
Gefährten,
Wo sie sich an des Maines Strand mit roher Kost
noch nährten;
Denn keine Rebe blühte dort, sie wußten Nichts von
Feldern,
Umgeben düster war der Ort von schauerlichen
Wäldern.
Doch in die Herzen drang das Licht, es drang auch in
die Wälder,
Sie widerstanden beide nicht, und wurden gute Felder;
D i e kehren Beil und Pflugschaar um, und müh'n
sich nicht vergebens,
Und d i e das Evangelium zur Saat des ew'gen
Lebens.
Schon war im Land' auf manchen Höh'n das heil'ge
Kreuz errichtet,
Schon war vom Maine bis zur Rhön auch mancher
Wald gelichtet,
Und Gottes reicher Segen ruht gar sichtbar auf dem
Samen
Den Kilian mit hohem Muth gestreut in Jesu Namen.
Doch wo ein guter Sämann sä't, da kommt der Feind
gegangen,
Der lang die günst'ge Zeit erspäht mit sehnlichem
Verlangen,
Er wirft das Unkraut in die Saat, das bald darin
erblickt wird,
Damit durch solche schnöde That das edle Korn
erstickt wird.
Der Herzog Goßbert liebt ein Weib, in jugendlicher
Blüthe,
Die war wohl schön an ihrem Leib, doch schön nicht
im Gemüthe;
Des Herzogs Bruder hatte sie zur Gattin erst
genommen,
Dann war sie, fest in Treue nie, an Goßberts Hof
gekommen.
»Es ist dir, Herzog, nicht erlaubt des Bruders Weib
zu nehmen!
Wer treu an Jesum Christum glaubt muß seine Lüste
zähmen;
Herodes that, wie du gethan, der Herr hat ihn
gezüchtigt!
Herodias, sie bleibt fortan durch alle Zeit berüchtigt!«
Der Herzog hört es an und schweigt, und scheidet
nicht im Grolle,
Und fühlt im Herzen sich geneigt, es koste, was es
wolle,
Zu lösen das verruchte Band, das ihn an jene kettet,
Auf daß er vor der Hölle Brand die sünd'ge Seele
rettet.
Doch in Gailana's Herzen kocht's, wie Gifte speit ein
Drache,
Durch alle Pulse glüht's und pocht's: »Ha! Rache!
Rache! Rache!
Du falscher Bischof, der du mir willst Lieb' und
Leben rauben!
Arglistiger, was that ich dir? So sei verflucht dein
Glauben!«
»So sei verflucht dein Christenthum, verflucht sei,
der's gestiftet!
Verflucht dein Evangelium, das uns die Welt
vergiftet!
O Freya, wär' ich doch getreu nur deinem Dienst
geblieben,
Kein Fremdling hätte sonder Scheu mich aus der Burg
vertrieben!«
Da sie dem Heil'gen so geflucht, geflucht dem eig'nen
Leben,
Hat sie sich Diener ausgesucht, ihr treu und ganz
ergeben,
Die drangen in des Bischofs Haus wie ungestüme
Horden,
Den gottgesalbten Mann, o Graus! mit blankem Beil
zu morden.
Doch kaum geschah der Todesstreich, so ward er
schon gerochen:
Der eine Mörder hat sich gleich mit eig'nem Schwert
erstochen,
Den andern treibt es her und hin, sein Geist ist ihm
geblendet,
In Wahnsinn hat die Stifterin der Frevelthat geendet.
Zu Würzburg ist des Martyrs Blut und seiner zwei
Genossen,
So ihn begleitet treu und gut in finst'rer Nacht
geflossen,
Zu Würzburg nächst dem Dome nun, Neumünster
heißt die Stätte,
Wo sie ermordet wurden, ruh'n die drei im
Todtenbette.
Nach Würzburg wallt noch jedes Jahr am
Kilianustage
Des Frankenvolkes fromme Schaar und kniet am
Sarkophage
Von Morgens früh bis in die Nacht, und läßt den
heil'gen Glauben
Den sein Apostel ihm gebracht durch keinen Feind
sich rauben.