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Walter Friedrichsen (aus seinem Brief von 2008 an die Journalistin Barbara Köhler über sein zweites Gespräch mit Marie Lente am 16. Januar 1989)
ОглавлениеAuf den nächsten Besuch von Marie Lente freute ich mich und bereitete mich vor, sowohl was meine Lebensgeschichte betrifft als auch den Kuchen und das Abendessen. Ich hatte im kleinen Zimmer, meinem Büro, wo das Interview stattfand, das etwas kitschig wirkende Meißener Kaffeegeschirr mit den bunten Rosen und dem passenden Kuchenteller von meiner Großmutter aufgebaut; im großen Zimmer hatte ich schon für den Abend gedeckt, der Braten war vorbereitet und der Weißwein kaltgestellt („Der graue Mönch“ aus Ungarn, der beste Weißwein in der DDR nach meinem Geschmack).
Als sie kam, spürte ich nach Jahren so etwas wie Schmetterlinge oder zumindest deren Larven im Bauch. Sie kam mit schnellen Schritten und ihrem wissbegierigen Ausdruck die Straße herunter. Sie brauchte gar nicht zu klingeln, ich machte ihr schon vorher die Tür mit galanter Geste auf. Als sie meine Vorbereitungen sah, lächelte sie zwar, sagte jedoch etwas anzüglich: „Sie wissen aber, dass ich zum Arbeiten hierhergekommen bin?“
(Es folgen Ausschnitte aus dem zweiten Interview von Marie Lente mit Walter Friedrichsen)