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Anderthalb Stunden später traf Marenkov im Präsidium ein. Er hatte zunächst ein halbstündliches Gespräch mit Kriminaldirektor Bock. Anschließend führte Max Herter ihn in das Dienstzimmer, das Rudi und ich uns teilten.

Marenkov trug einen doppelreihigen Anzug, aber die Krawatte hing ihm wie ein Strick um den Hals. Ich hatte gleich das Gefühl, dass dieser Business-Look nicht seine bevorzugte Kleidung war.

Wir stellten uns kurz vor.

„Nennen Sie mich Valerij“, sagte Marenkov mit einem kräftigen Händedruck. „Ich hoffe, dass wir gut zusammenarbeiten.“

„An uns wird es sicher nicht liegen – und an dem Kaffee, den die Sekretärin unseres Chefs kocht, sicher auch nicht!“, versicherte Rudi.

Marenkov hob die Hände.

„Danke für Ihre Offenheit!“, sagte er akzentschwer. „Kriminaldirektor Bock hat mich darüber in Kenntnis gesetzt, wie weit Sie in der Sache sind.“

„Was wissen Sie über Bykow?“, fragte ich.

Marenkov schien im ersten Moment etwas überrascht über eine so konkrete Frage zu sein.

„Dass er einer der wichtigsten Kontaktpersonen der Kunstmafia gewesen sein muss.“

„Es soll hier in Berlin jemanden geben, der von allen nur ‚Impressario’ genannt wird und der die Fäden zieht. Haben Sie davon auch gehört?“

Marenkov lächelte verhalten.

„Ehrlich gesagt, hatte ich bisher Bykow in Verdacht, dieser Mann zu sein – oder zumindest sehr eng mit ihm in Verbindung zu stehen. Aber inzwischen glaube ich das nicht mehr.“

Ich hob die Augenbrauen. „Wie lautet denn Ihre Theorie dazu?“

Marenkov zuckte mit den Schultern. „Ich denke, dass die etablierten Zweige des organisierten Verbrechens auch den Kunsthandel in ihrer Gewalt haben und längst als wunderbare Möglichkeit der Geldwäsche für sich entdeckten. Wenn Sie die Finanzen von Leuten wie Bykow überprüfen, verwette ich meinen Schlips dafür, dass Sie auf dieselben dubiosen Firmennamen in Liechtenstein, auf den Cayman-Inseln und in ein paar anderen Steueroasen stoßen, die Sie bereits aus Ihren Ermittlungen gegen Drogenringe kennen! Dort sollten Sie meiner Ansicht nach die Drahtzieher suchen.“ Er grinste breit und wirkte etwas gezwungen. „Aber wer bin ich, dass ich Ihnen sage, was Sie zu tun haben!

„Ich nehme an, dass Sie bereits darüber aufgeklärt wurden, welche Befugnisse Sie hier haben“, sagte ich.

Marenkov grinste. „Oder besser gesagt, welche Befugnisse ich hier nicht habe“, schnitt er mir das Wort. „Ich weiß, dass ich in diesem Land keinerlei Polizeibefugnisse besitze und beratend tätig bin und Sie brauchen auch keine Sorge zu haben, dass ich Ihnen und Ihrem Partner dauernd auf den Fersen klebe...“

„Keine Sorge“, sagte ich.

„Friedrich braucht Sie später unbedingt für seine Ermittlungen in Sachen Konten und Geldströme!“, ergänzte Max Herter.

„Ich stehe zur Verfügung“, versprach Marenkov.

„Wir werden uns heute um Maximilian Gallesco kümmern“, kündigte ich an. „Haben Sie den Namen mal gehört?“

Marenkov überlegte kurz. Dann nickte er. „Ich glaube, das war ein Anwalt, der für Bykow tätig war. Aber nur kurzfristig.“

„Sie sind aber gut informiert!“

Marenkov bleckte die Zähne. „Darum bin ich noch am Leben!“

Sechs Krimis: Ferienkiller

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