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Am nächsten Morgen schickte Kriminaldirektor Bock Rudi und mich zum Dienstgebäude der Ermittlungsgruppe Erkennungsdienst, wo Dr. Claus uns erwartete. Es ging um die Identifizierung einer Leiche, die auf einer ehemaligen DDR-Müllhalde in Brandenburg gefunden worden war, die man inzwischen zu einem sogenannte Wertstoffsammelzentrum umfunktioniert hatte.

Wir trafen Dr. Claus in den Labors des gerichtsmedizinischen Instituts. Marenkov begleitete uns diesmal nicht. Er war meinem Rat gefolgt und hatte Kriminaldirektor Bock von dem Informanten berichtet, mit dem er sich treffen wollte und unser Chef hatte dazu offensichtlich sein Okay gegeben.

„Gut, dass Sie schon hier sind“, begrüßte uns Dr. Claus. Er führte uns in die Leichenhalle. Er öffnete eines der Kühlfächer. Ich wunderte mich darüber, auf der Bahre nicht etwa ein weißes Tuch vorzufinden, durch dass sich die Konturen eines Menschen abhoben, wie das normalerweise bei den hier aufgebahrten Toten der Fall war.

Stattdessen lag da ein Plastiksack, dessen Form nicht im Geringsten auf den Inhalt schließen ließ.

Dr. Claus’ Gesicht wurde sehr ernst. „Ich mache diesen Job nun wirklich schon sehr lange, aber so etwas erlebe auch ich selten.“

„Was ist passiert?“, fragte ich.

„Die Leiche war in Einzelteile zersägt und völlig unkenntlich gemacht worden. Weil ein Hund sich den Fuß des Toten schnappte, wurden zwei Angestellte des Wertstoffsammelzentrums auf die Sache aufmerksam. Inzwischen bin ich mit der Obduktion weitgehend fertig. Todesursache war ein Kopfdurchschuss.“

„Wie bei dem verschwundenen Toten aus Bykows Galerie!“, entfuhr es mir.

„Der Gen-Test liegt vor, deswegen habe ich heute Morgen Kriminaldirektor Bock angerufen. Ein DNA-Vergleich ergab, dass der Blutfleck in der Galerie von dieser Leiche stammt.“

„Und der Kopfdurchschuss passt auch zum restlichen Spurenbild am Tatort“, stellte Rudi fest.

„Die Leichenteile waren in einen Teppich eingewickelt worden. Die Kollegen aus dem Labor sagen aber, dass der Tote zuerst in dem Teppich transportiert worden ist, dann noch einmal ausgewickelt und zerstückelt wurde, bevor man ihn erneut verpackte und auf der Müllhalde ablud.“

„Gibt es irgendwelche Hinweise auf die Identität dieses Mannes?“, fragte ich.

„Wir wissen wegen des Gen-Tests gerade mal, dass es ein Mann war. Alter: Ende vierzig bis Mitte fünfzig. Das Gesicht lässt sich nur durch sehr aufwendige Rekonstruktion wiederherstellen. So etwas dauert Wochen. Nicht einmal der Zahnstatus ist noch vollständig erkennbar. Im Moment führen die Kollegen aus dem Labor Untersuchungen zur Isotopenverteilung des vom Körper aufgenommen Bleis durch. Damit können wir immerhin feststellen, woher der Betreffende stammt und wo er in den letzten Jahren gelebt hat.“

Von dieser Methode hatte ich gehört. Sie kam eigentlich aus der Archäologie und war der letzte Schrei unter den Wissenschaftlern, die ihren Dienst für das BKA oder die Ermittlungsgruppe Erkennungsdienst verrichteten. Das Element Blei lag in verschiedenen Isotopen vor, deren Anteile regional stark schwankten. Die jeweilige Zusammensetzung glich einem regionalen Fingerabdruck. Da Blei vom Körper angereichert wurde und man sehr genau wusste, wie lange es dauerte, bis dieses Schwermetall in Haaren oder Fingernägeln wiederzufinden war, ließ sich über Jahre hinweg eine Art Atlas darüber erstellen, wo sich ein Mensch über längere Zeit aufgehalten hatte.

„Ich weiß, dass das alles nicht gerade nach einem riesigen Ermittlungsfortschritt klingt, aber die Isotopenverteilung des im Körper angereicherten Bleis ist das einzige, was sich relativ schnell durchführen lässt. Alles andere, was wir tun können, braucht seine Zeit.“

„Ich nehme an, dass ein Abgleich der Gen-Daten bereits stattgefunden hat“, mischte sich Rudi ein.

Dr. Claus nickte. „Ja. Ergebnis: negativ.“

„Dann wissen wir ja immerhin, dass der Mann wegen eines Kapitalverbrechens straffällig war oder gesucht wurde. Was ist mit der Kleidung?“

„Die Herkunft wird untersucht. Aber da werden wir wohl auch auf aufwendige Textilanalysen warten müssen, denn die Etiketten und Markenbezeichnungen sind sämtlich entfernt worden. Übrigens meiner Ansicht nach bereits vom Opfer – das war keine Maßnahme des Täters, um die Spuren seines Verbrechens zu verwischen.“

„Das ist doch schon mal etwas“, meinte ich und wandte mich an Rudi. „Was für Leute trennen denn die Etiketten aus ihren Kleidern?“

„Geheimagenten oder andere Personen, die ein konspiratives Leben führen und es sich nicht erlauben können, dass man herausfindet, wer sie wirklich sind“, lautete Rudis Schlussforderung.

Sechs Krimis: Ferienkiller

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