Читать книгу Vom Killer gejagt: 7 Strand Krimis - Alfred Bekker - Страница 25
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Wir nahmen den Aufzug und fuhren in die Etage, wo sich Reza Tannous’ Wohnung befand.
An der Tür klingelten wir.
Surrend suchte uns ein Kameraauge.
Eine Frauenstimme meldete sich an der Sprechanlage.
„Ja, bitte?“
„Harry Kubinke, BKA - Frau Christine Wistanow? Wir möchten mit Ihnen sprechen und wissen, dass Sie hier sind! Also machen Sie auf!“
Es machte klick in der Leitung.
Einige Augenblicke lang standen wir ziemlich dumm da. In wie fern es für uns überhaupt eine rechtliche Handhabe gab, in die Wohnung zu gelangen, wollten wir im Moment beide nicht erörtern. Schließlich meldete sich Frau Wistanow noch einmal und verlangte von uns, die Ausweise so in die Kamera zu halten, dass sie diese sehen könnte.
Das taten wir.
Im nächsten Augenblick wurde die Tür geöffnet.
„Ich hatte bereits mit Ihren Kollegen Carnavaro und Medina zu tun. Vielleicht haben Sie beide ja bessere Manieren.“
Ich lächelte. „Ehrlich gesagt hat daran noch kaum jemand etwas auszusetzen gehabt“, erwiderte ich.
„Was Sie nicht sagen...“
„Dürfen wir hereinkommen? Es wird sicher nicht lange dauern.“
Sie atmete tief durch. Dann machte sie eine Handbewegung. „Kommen Sie! Lassen Sie die Tür einfach ins Schloss fallen. Hier geht alles vollautomatisch.“
„Ja, so wohnt man wahrscheinlich im nächsten Jahrhundert überall“, sagte ich.
„Jetzt übertreiben Sie.“
„Na, also ich könnte mir so ein Plätzchen nicht leisten.“
„Dann arbeiten Sie vielleicht für den falschen Chef, Herr...“
„Kubinke.“
„Ja, richtig.“
„Ein Name, den Sie sich vielleicht merken sollten.“
„Übertreiben Sie nicht wieder etwas?“ Ihr Lächeln wirkte geringschätzig. Es war die Illustration des Begriffs Geringschätzigkeit.
Sie führte uns in ein sehr großes Wohnzimmer. Die Aussicht auf den Park war phantastisch. Man konnte bis hinüber nach Moabit blicken.
„Schon eigenartig, dass wir Sie hier antreffen“, sagte ich. „Wir wollten uns eigentlich mit Herrn Tannous unterhalten.“
„Reza ist im Moment geschäftlich unterwegs. Genaueres kann ich Ihnen nicht sagen. Sie müssen sich also gedulden.“
„Haben Sie den .22er Revolver, den Ihnen meine Kollegen in Rademachers Wohnung abgenommen haben, von Tannous?“
Sie sah mich verdutzt an. „Wie kommen Sie denn darauf?“
„Ist doch ziemlich naheliegend. Die .45er mit der Rademacher umgebracht wurde und Ihr .22er wurden beide während einer nie wirklich geklärten Schießerei im Club ‚El Abraxas’ benutzt, wie unsere Ballistiker herausgefunden haben.“
„Ihre Kollegen haben mir das mindestens schon zehn Mal unter die Nase gehalten, aber ich habe weder mit der Schießerei etwas zu tun, noch weiß ich überhaupt, worum es da ging!“
„Aber Sie kennen die einzige Person, die damals angezeigt wurde ziemlich gut: Reza Tannous! Ich kann da ehrlich gesagt nicht an einen Zufall glauben, Frau Wistanow. Und jetzt heraus mit der Sprache: Woher kam die Waffe?“
„Ich möchte, dass mein Anwalt dabei ist“, sagte sie schließlich nach einer etwas längeren Pause.
„Das können Sie haben. Ich schlage vor, wir fahren zur Präsidium.“
„Wollen Sie das ganze Theater wirklich von vorne beginnen?“, fragte sie. „Morgen bin ich erneut draußen und Sie haben nicht das Geringste in der Hand gegen mich oder Reza.“
„Packen Sie einfach aus, dass ist auch für Sie das Beste“, sagte ich.
„Ihr Kollege Carnavaro hat in dieser Hinsicht schon bei mir auf Granit gebissen.“
„Ich zähle jetzt einfach mal zwei und zwei zusammen. Herr Tannous werden Verbindungen zum Drogenhandel nachgesagt.“
„Herr Tannous ist ein Geschäftsmann, Herr...
„...Kubinke!“
„Diesmal wäre ich durchaus noch selbst darauf gekommen.“
„Tannous hat Sie auf Rademacher angesetzt.“
„Wer sagt das?“
„Ich will wissen, warum! Sollten Sie irgendwelches Beweismaterial verschwinden lassen, als Sie in Rademachers Wohnung aufgegriffen wurden?“
„Hören Sie auf!“
„Rademacher soll Kriminelle erpresst haben. Vielleicht hatte er auch etwas gegen Tannous in der Hand.“
„Das ist Unsinn!“
„Dann kam es zum Streit und er hat seine Erpresser aus dem Weg geräumt – oder räumen lassen!“
„Herr Kubinke, das sind nur haltlose Verdächtigungen! Sie haben noch nicht einmal einen Durchsuchungsbefehl!“
„Aber den bekommen wir, nachdem wir Sie hier angetroffen haben“, mischte sich Rudi ein. „Ich werde mal mit dem Präsidium telefonieren.“
„Warten Sie!“, rief Christine. Sie atmete tief durch und verschränkte dabei die Arme vor der Brust. „Ich werde Ihnen einiges erklären“, versprach Sie. „Aber wenn Reza zurückkommt und hier alles von Ihren Leuten durchwühlt wurde, bekomme ich großen Ärger!“
„Dann reden Sie!“
„Ich weiß, dass Sie das mir jetzt nicht glauben werden, aber meine Beziehung zu Thorben Rademacher war tatsächlich eine Liebesbeziehung.“
„Anscheinend verstehen unterschiedliche Leute darunter durchaus etwas Unterschiedliches“, stellte ich fest.
„Und wir lernen gerne noch was dazu“, ergänzte Rudi.
„Ich meine es ernst“, sagte sie.
Wenn jemand das so betonen muss, wie es in diesem Augenblick Frau Wistanow gerade tat, dann ist das meistens ein bedenkliches Zeichen. Bedenklich im Hinblick auf den Wahrheitsgehalt der entsprechenden Aussage, meine ich damit.
„Fahren Sie einfach fort“, verlangte ich.
„Wir haben uns in einer Bar kennengelernt und es hat gleich gefunkt. Für ein paar Monate waren wir ein Herz und eine Seele. Thorben war ziemlich niedergeschlagen, als man gegen ihn wegen Erpressung von Informanten und dergleichen ermittelte und er schließlich sogar die Dienststelle wechseln musste.“
„Kann ich mir vorstellen.“
„Er war von ganzer Seele Polizist! Dass wir Streit miteinander hatten, habe ich Ihnen ja gesagt. Wir trennten uns. Ich behielt aber noch einen Haustürschlüssel. Irgendwie schob ich es immer wieder vor mir her, ihn zurückzugeben. Es waren auch noch ein paar private Sachen bei ihm in der Wohnung, die ich eigentlich hätte abholen müssen, aber ich scheute mich, diesen endgültigen Schlussstrich zu ziehen.“
„Und dann sind Sie gleich zu Reza Tannous übergelaufen? Erzählen Sie uns keinen Mist. Wir können den Security Service hier im Haus dazu befragen, seit wann Sie eine Chip Card für die Wohnung von Herrn Tannous besitzen.“
Sie schwieg einige Augenblicke lang.
„Was wollen Sie mir eigentlich vorwerfen? Ich habe diese Chip Card vor zwei Wochen bekommen. Da können Sie gerne den Wachdienst befragen.“
„Das werden wir!“, versprach ich. „Verlassen Sie sich darauf!“