Читать книгу Vom Killer gejagt: 7 Strand Krimis - Alfred Bekker - Страница 26
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Die Wohnungsdurchsuchung bei Reza Tannous wurde richterlich genehmigt. Der Verdacht, dass sich die Tatwaffe vielleicht in Reza Tannous' Wohnung befand, erschien schwerwiegend genug, um eine derartige Maßnahme durchzuführen. Die Kollegen Annemarie O’Hara und Fred LaRocca trafen etwas später in Tannous’ Wohnung ein und reichten den schriftlichen Befehl nach. Außerdem halfen sie uns dabei, Tannous’ Traumetage auf den Kopf zu stellen.
Christine Wistanow bestand darauf, ihren Anwalt anzurufen.
Als wir beinahe fertig waren, erschien Karlheinz Bandella zusammen mit Reza Tannous, der von Bandella wohl inzwischen verständigt worden war.
Reza Tannous – ein großer, breitschultriger Mann mit Kinnbart und dunklem Teint – war tiefrot angelaufen. Es war ihm anzusehen, wie sehr er sich beherrschen musste, um nicht seinen Gefühlen mit den Fäusten freien Lauf zu lassen.
„Mein Mandant wird gar nichts zur Sache sagen und protestiert gegen die Durchsuchung!“, sagte Karlheinz Bandella.
Schließlich waren wir fertig. Jeden Winkel der Wohnung hatten wir durchsucht.
Selbst Wände waren abgeklopft und auf Hohlräume untersucht worden. Aber wir hatten nichts gefunden.
Tannous' Stimmung wurde im Lauf der Zeit etwas entspannter.
Maybaum rief mich zwischenzeitlich auf dem Handy an.
„Herr Kubinke?“
„Am Apparat.
„Hier Maybaum. Ich kann unseren Termin nicht wahrnehmen. Tut mir Leid.“
„Hören Sie, Herr Maybaum, das ist kein Spaß, was wir da machen. Wir versuchen den Mord an Ihrem Kollegen aufzuklären und sind dabei dringend auf Ihre Mithilfe angewiesen.“
„Ich weiß und ich bin ja auch völlig auf Ihrer Seite, Herr Kubinke.“
„Dann verstehe ich nicht, wie...“
„Ein dringender privater Termin, der sich nicht aufschieben lässt. Wir treffen uns morgen früh an gleicher Stelle. Sagen wir gegen zehn. Ich habe mir zwei Tage Urlaub genommen. Wir haben also Zeit genug.“
Die Verbindung wurde unterbrochen.
„Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass dieser Maybaum gar nicht so einen großen Wert darauf legt, sich mit uns zu unterhalten!“, lautete Rudis Kommentar, der zumindest meinen Anteil am Gespräch mit angehört hatte.
Ich zuckte mit den Schultern. „Die paar Stunden bis morgen früh machen den Kohl auch nicht fett.“
In der Zwischenzeit besprach sich Bandella mit Reza Tannous.
Dann kam Bandella schließlich auf uns zu und erklärte: „Herr Tannous will eine Aussage machen.“
„Sind Sie jetzt der Anwalt von Herr Tannous oder der von Frau Wistanow?“, fragte ich. „Das müssen Sie schon entscheiden, schließlich ist ja ein Interessengegensatz zwischen beiden durchaus möglich.“
„Jetzt lassen wir mal die Bürokratie beiseite und reden Klartext“, sagte Tannous, dessen Verfassung jetzt fast schon entspannt war. Ich fragte mich, was diesen Wechsel verursacht hatte. Lag es nur daran, dass wir nichts Belastendes bei ihm gefunden hatten? „Ich habe wegen einer dummen Unbeherrschtheit eine Bewährung laufen und bin nicht in irgendwelchem Ärger interessiert.“
„Das kann ich gut verstehen“, gab ich zurück.
„Also werde ich offen sagen, was los ist.“
„Bitte, reden Sie!“
„Mit der Schießerei im ‚Abraxas’ habe ich nichts zu tun. Das ist auch gerichtlich geklärt worden. Sie haben meine Wohnung nach einer Waffe durchsucht, mit der ein Polizist getötet worden sein soll. Da Sie nichts gefunden haben, sollte dieses Kapitel auch erledigt sein.“ Er öffnete sein Jackett und spreizte es. „Durchsuchen Sie bitte auch mich und meinen Wagen, damit die Sache endlich aus der Welt ist. Ich bitte darum!“
Fred LaRocca tastete ihn ab. Er hatte keine Waffe bei sich. Außerdem gab Tannous meinem Kollegen den Wagenschlüssel. „Es ist ein Porsche - Platz 333 im Parkdeck C der Tiefgarage. Sie kommen mit dem Aufzug hin!“ Er grinste. „Hat mich schon was gekostet, mir die Nummer reservieren zu lassen!“
Fred machte sich also auf den Weg. Niemand von uns nahm an, dass er etwas finden würde – so wie uns Tannous die Durchsuchung aufdrängte.
Er streckte uns seine Hände entgegen.
„Wenn Sie ganz sicher sein wollen, dann sollten Sie meine Hände noch auf Schmauchspuren untersuchen. Soweit ich weiß, lässt sich unter Umständen noch Tage später feststellen, ob jemand eine Waffe benutzt hat. Also bitte! Oder führen Sie solche Untersuchungen immer nur dann durch, wenn es den Betreffenden belasten könnte?“
„Wir kommen auf Ihr Angebot gerne zurück“, sagte Rudi.
„Fein. Wenn Sie damit fertig sind, können Sie mich von der Liste Ihrer Verdächtigen streichen. Dieser Rademacher war ein Bulle...“
„Polizist“, verbesserte ihn Rudi.
„...und der Ex-Lover von Christine – beides Eigenschaften, die ihn in meinen Augen nicht gerade sympathisch machten, aber das ist noch kein Grund für mich, ihn umzubringen.“
„Es bleibt noch die Waffe von Frau Wistanow“, stellte ich fest.
„Richtig. Und ich sehe ein, dass ich jetzt nicht länger schweigen kann. Frau Wistanow wollte mich nicht belasten, darum hat sie geschwiegen.“
„Worüber geschwiegen?“
Tannous atmete tief durch und fuhr sich mit einer fahrigen Geste über das Gesicht. „Sie fühlte sich nicht sicher. Man hört so viel von steigender Kriminalität und dergleichen da wollte sie vorbereitet sein und hat mich gefragt, ob ich ihr eine Waffe besorgen könnte. Das habe ich natürlich von mir gewiesen. Ich selbst besitze keine Waffe und brauche so etwas auch nicht. Als Träger des schwarzen Gürtels in Karate kann ich mich jederzeit meiner Haut wehren. Aber ich gebe zu, dass ich Christine die Nummer von Kurt Heinrichs gegeben habe. Kurt handelt mit Waffen aller Art. Ich kenne ihn aus meiner Zeit als Türsteher. Einige der Gangs im Wedding sollen gute Kunden bei ihm sein.“
„Wie soll der Handel denn abgelaufen sein?“
„Damit habe ich nichts mehr zu tun. Ich nehme an, dass Kurt so wie üblich vorging. Er bestellt den Kunden in eine Bar oder einen Club oder an irgendeinen anderen Ort. Da findet dann die Übergabe statt. Man bezahlt und geht mit einer Waffe davon.“
„Wo finden wir diesen Kurt Heinrichs?“, fragte Rudi.
„Ich habe nur seine Nummer.“
„Da meldet sich lediglich eine Mail Box“, erläuterte Christine Wistanow. „Er meldet sich dann bei einem.“
„Oder auch nicht“, grinste Tannous. „Der ist ziemlich wählerisch was seine Kundschaft angeht.“
„Wir werden das überprüfen“, kündigte ich an. „Kennen Sie eigentlich einen Mann namens Ede Gerighauser?“
Er zögerte mit der Antwort.
„Nie gehört!“, behauptete er.