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Anderthalb Stunden später saßen wir im Besprechungszimmer von Kriminaldirektor Bock und hielten Manöverkritik.

„Tannous dürfte aus der Liste der Verdächtigen zu streichen sein“, glaubte unser Chef.

Ich konnte dem nicht ganz zustimmen.

„Ich glaube ihm nicht ein einziges Wort – allerdings könnte er von jetzt an wahrscheinlich eine Sammlung von Maschinengewehren anlegen und es würde sich kein Richter mehr finden, der einen Durchsuchungsbefehl unterschreibt!“

„Bewerten Sie die Aktion nicht als Fehlschlag“, erwiderte Kriminaldirektor Bock. „Wir wissen jetzt, dass Tannous offenbar nicht im Besitz der Tatwaffe ist. Und was seine Erklärung für die Herkunft von Christine Wistanows Waffe angeht, werden wir diesen Heinrichs finden müssen, um sie zu überprüfen.“

Es klopfte an der Tür.

Unser Kollege Max Herter kam herein.

„Ich habe über Heinrichs zusammengetragen, was sich auf die Schnelle finden ließ“, erklärte er. „Kurt Heinrichs, 42 Jahre alt, wurde seinerzeit im Zusammenhang mit der Schießerei im Club ‚El Abraxas’ nur als Zeuge vernommen. Er gilt als ein Mann von Benny Farkas. Bisher ist er nur wegen Drogenhandels, Körperverletzung und dergleichen verurteilt worden. Dass er mit Waffen dealt ist neu.“

„Adresse?“, fragte Kriminaldirektor Bock.

„Eveline Brenner Straße Nr. 443. Die Angabe ist drei Jahre alt. Seitdem hat er sich nicht mehr erwischen lassen. Ich habe versucht, den zur Adresse gehörenden Festnetzanschluss anzurufen, aber da meldet sich nur eine Frauenstimme, die ausschließlich Russisch sprach.“

„Wir könnten Heinrichs’ Bild mal herumzeigen, wenn wir den Club ‚El Abraxas’ besuchen!“, schlug Rudi vor.

„Es gibt übrigens noch ein paar Neuigkeiten zu Rademacher“, erklärte Max Herter. „Bei der Hausdurchsuchung wurden seine Kontoauszüge sichergestellt, die keinerlei Auffälligkeiten verrieten. Aber laut Auskunft seiner Bank besaß er ein Guthaben auf den Cayman Islands von mehreren Millionen Euro. Dazu gehört auch eine auf seinen Namen eingetragene Immobilie.“

„Soll das bedeuten, dass sich Rademacher darauf vorbereitet hat, auf die Cayman Islands überzusiedeln und dort einen sonnigen Lebensabend zu verbringen?“, fragte Jürgen.

„Ja, wobei natürlich die Frage ist, für wann das geplant war“, nickte Max. „Es sind bis kurz vor seinem Tod regelmäßig Bar-Überweisungen dorthin gemacht worden. Immer nur Beträge, die nicht gemeldet werden müssen – aber dafür regelmäßig.“

„Das könnte bedeuten, dass er sein Erpresser-Geschäft weiter betrieben hat“, vermutete ich.

„Dafür spricht auch die Auswertung der Anruflisten seines Apparates auf seiner Dienstelle“, ergänzte Max. „Er hatte intensiven Telefonkontakt zu mehreren Prepaid-Handys, die sich nicht weiterverfolgen lassen. Außerdem sprach er häufig mit seinen Kollegen Maybaum und Subotitsch. Mit ihnen hielt er offenbar auch über die Versetzung hinaus regen Kontakt. Zuletzt übrigens in der Mordnacht.“

„Mit beiden?“, wunderte ich mich.

„Ja. Kurz bevor er das Revier verließ, wurde er vom Anschluss einer gewissen Ludmilla Gerighauser aus Berlin angerufen.“

„Eine Verwandte von Ede Gerighauser?“, fragte Kriminaldirektor Bock.

Max zuckte mit den Schultern. „Sie ist in unseren Dateien nicht als eine seiner Angehörigen aufgelistet.“

„Bevor wir uns heute Abend im Club ‚El Abraxas’ umsehen, könnten wir das doch abklären“, schlug ich vor. „Liegt doch ohnehin auf dem Weg.“

„Wenn Sie und Rudi das übernehmen wollen – gerne“, sagte Kriminaldirektor Bock.


Vom Killer gejagt: 7 Strand Krimis

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