Читать книгу Siebenmal ermittelt: Krimi Paket 7 Krimis - Alfred Bekker - Страница 11
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ОглавлениеBount spielte mit dem Gedanken, der Inter Trailways seine Dienste anzubieten. Doch je länger er darüber nachdachte, umso wahrscheinlicher erschien ihm, dass die Drahtzieher der Überfälle in diesem Unternehmen selbst zu suchen waren. Um sichere und auch lohnende Raubzüge zu starten, genügte es nicht, die Fahrpläne der Gesellschaft zu kennen. Da musste man schon mit allen Gepflogenheiten näher vertraut sein.
Vor allem machte ihn stutzig, dass die geschädigte Firma sich anscheinend nicht über die Verbrechen aufregte. Francis hatte recht. Die Angelegenheit wurde bagatellisiert.
Die notwendigen Informationen über die bisherigen Überfälle verschaffte sich Bount über Toby Rogers. Toby war sein Freund, vor allem aber Leiter der Mordkommission Manhattan C/II. Als dieser fiel es ihm nicht schwer, sich auch die Unterlagen über solche Fälle zu beschaffen, die nicht in seinen Verantwortungsbereich fielen.
Vor allem interessierte sich Bount für die Tatorte. Seine Hoffnung, dass sie sich auf ein enges Gebiet beschränkten, erfüllten sich aber nicht. Außer aus Nebraska waren Überfälle aus Ohio, Illinois, Kalifornien, Texas, Mississippi und Florida bekannt. Ein zeitliches Schema war vorläufig nicht erkennbar. Auch wurde keine bestimmte Linie bevorzugt. Bis auf ein einziges Mal war jedoch ausschließlich die Inter Trailways heimgesucht worden.
Die Verbrechen selbst ähnelten sich so sehr, dass niemand auf die Idee kam, es könnte sich um verschiedene Gangs handeln. Diese Erkenntnis war gleichzeitig auch das einzige Resultat, das die Beamten des FBI bisher erzielt hatten. Ansonsten tappten sie im Dunkeln.
Obwohl kein Mangel an Zeugen bestand, gab es nicht einen einzigen Hinweis, der zu einer heißen Spur führte. Sämtliche Gangster, meistens handelte es sich um fünf oder sechs, waren maskiert und trugen Handschuhe, um nicht am Bus versehentlich Fingerabdrücke zu hinterlassen.
Der Bus wurde an einer verkehrsarmen Stelle zum Halten gezwungen. Dazu verwendete man einen Truck, der aber nicht immer derselbe war. Die Zulassungskennzeichen erwiesen sich als falsch und wurden bei jedem Coup geändert. Obwohl es den Überfallenen schon zweimal gelungen war, die Polizei verhältnismäßig rasch zu alarmieren, hatte bisher keine Straßensperre zum Erfolg geführt. Die Ermittlungsbehörden gingen davon aus, dass jedes Mal in der Nähe eine zweite Zugmaschine bereitstand, die den Auflieger mit der Beute und den Gangstern übernahm.
In aller Regel ließen die Verbrecher einen Toten zurück. Fast immer handelte es sich um den Fahrer des Busses. Es war aber auch schon vorgekommen, dass einer der Fahrgäste, der geglaubt hatte, Widerstand leisten zu können, diesen Versuch mit dem Leben bezahlen musste.
Die Gangster waren mit Maschinenpistolen bewaffnet, von denen sie rücksichtslos Gebrauch machten. Regelmäßig zerschossen sie das im Bus installierte Funkgerät. Damit verhinderten sie Hilferufe über CB.
Ein einziges Mal war ein Überfall von einem Außenstehenden nicht nur beobachtet worden. Der Mann hatte so viel Courage besessen, den Truck zu verfolgen.
Die Fahrt in seinem Lincoln war aber nur von kurzer Dauer. Aus dem Auflieger heraus zerschossen ihm die Gangster die Vorderreifen und die Windschutzscheibe. Der Mann konnte von Glück sagen, dass er mit einer nicht sehr komplizierten Schulterverletzung davongekommen war.
Bount notierte sich Name und Adresse dieses Mannes. Er glaubte aber nicht, dass er von ihm noch unbekannte Einzelheiten erfahren würde.
Die Polizei setzte auf die Beute. Irgendwo musste sie schließlich wieder auftauchen. Dann wollte man den Weg zurückverfolgen und hoffte, dadurch auf die Gang zu stoßen.
Ein schöner Traum. Das erbeutete Bargeld war nicht gekennzeichnet. Der Schmuck würde in finstere Hehlerkanäle fließen, und alles andere war nicht charakteristisch genug, zumal es die Gangster mit Sicherheit erst tausend Meilen entfernt an den Mann brachten.
Bount fragte sich, mit welchem Trick Brad Corner, falls er überhaupt noch lebte, an die Gang herankommen wollte. Er besaß kein Geld, keine Waffe, nicht einmal ein Hemd zum Wechseln. Eine erbärmliche Ausrüstung, um es mit einer Truppe eiskalter Killer aufzunehmen.
June und er würden an jeder Abfertigungsstelle der Inter Trailways nach Brad Corner fragen und sein Foto herumzeigen. Viel Hoffnung, dass sich einer an ihn erinnerte, hatten sie jedoch nicht. Er würde sich hüten aufzufallen.
„Ich schätze, dass er sich ’ne Kanone beschafft hat und dazu ein paar Dollar, mit denen er die gleiche Strecke abfährt, auf der er ausgeplündert wurde“, vermutete June. „Ich werde mir diese Linie vornehmen. Ist das okay?“
Bount hatte aus einem einfachen Grund nichts dagegen. Er glaubte nicht, dass dieselbe Linie in nächster Zeit schon wieder heimgesucht wurde. June war auf der Strecke zwischen New York City und San Francisco also verhältnismäßig ungefährdet.
Er selbst interessierte sich mehr für die Strecken, die bisher verschont geblieben waren. Irgendwann würden sie an der Reihe sein, vermutete er. Dann wollte er in dem Bus sitzen, und er hoffte, dann wenigstens einen, der Kerle zu erwischen und ihn zum Reden zu zwingen.
June musste ihm versprechen, sich mit den Gangstern nicht anzulegen. Sie sollte die Augen offen halten und ihn mit Nachrichten versorgen. Ihre Kontaktaufnahmen ließen sich anhand der Fahrpläne exakt verabreden.
Bount vermutete, dass auch das FBI den einen oder anderen Bus durch seine Beamten bewachen ließ. Bisher war noch keines dieser Fahrzeuge überfallen worden. Die Halunken mussten über ausgezeichnete Informationsquellen verfügen.
Darin bestand seine Chance. June und ihn kannten sie nicht. Sie rechneten nicht mit ihnen.
Das Wichtigste war, Brad Corner zu finden, bevor er eine nicht wiedergutzumachende Dummheit begehen konnte.
Dass sie dazu eine völlig andere Fährte hätten verfolgen müssen, konnte Bount zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.