Читать книгу Siebenmal ermittelt: Krimi Paket 7 Krimis - Alfred Bekker - Страница 20
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ОглавлениеBrad Corner glaubte sich kurz vor dem Ziel. Er ahnte nicht, dass die Kugel, die ihn töten sollte, bereits im Magazin steckte. Sein Tod war beschlossen, während er aufmerksam den Einzelheiten lauschte, die er für den bevorstehenden Überfall erfahren musste, damit er keinen Fehler beging.
Gary und Monty kümmerten sich um ihn. Sie behandelten ihn sehr fair. So, als gehörte er schon seit Monaten zur Gang und habe sich längst bewährt.
Die beiden Männer waren Profis. Sie ließen sich nichts anmerken. Sie erklärten ihm immer wieder, wie er sich zu verhalten hatte, und übersahen geflissentlich seine Nervosität.
„Es ist ganz einfach“, sagte Monty geduldig. „Ich sitze während der ganzen Fahrt neben dir. Du brauchst nur zu tun, was ich dir sage, dann kann gar nichts schiefgehen. Wir stoppen den Bus. Die anderen verlassen den Auflieger. Wir steigen ebenfalls aus. Jeder Mann wird gebraucht, damit es möglichst schnell geht. Ein paar von uns haben ’ne MPi. Keine Angst! Beim ersten Mal drücken wir dir so’n Ding noch nicht in die Hand. Das kommt später, falls der Boss mit dir zufrieden ist. Du brauchst keine Waffe. Diese Narren denken nicht an Gegenwehr. Sie sind froh, wenn wir sie verschonen. Sie liefern ihren Zaster ab und alles, was sie sonst noch bei sich tragen. Wir beide schaffen die Koffer in den Auflieger. Sobald wir alles haben, steigen wir wieder ein und hauen ab. Nach ein paar Meilen übernimmt Ringo mit seiner Zugmaschine den Auflieger. Wenn uns jetzt die Bullen stoppen, können sie uns nichts anhaben. Das ist übrigens noch nie passiert. Vor allem darfst du nicht deine Gesichtsmaske und die Handschuhe vergessen. Das ist wichtig, damit dich keiner identifizieren kann. Hast du alles kapiert?“
„Ich denke schon“, sagte Brad Corner eifrig. „Ist ja ’n Kinderspiel. Kein Wunder, dass euch die Bullen nicht schnappen. Was geschieht mit der Beute?“
„Darum kümmert sich der Boss. Wir kriegen nur Bares. Damit können wir uns nicht verraten.“ „Perfekt!“, lobte der Blonde. In Wirklichkeit kochte er vor Wut.
Die ganze Zeit hatte er sich überlegt, dass er unmöglich zulassen durfte, dass wieder ein Mord geschah. Das musste er verhindern.
Er wusste, dass sie den Fahrer wieder abknallen wollten. Er musste also schon vorher handeln.
Sein Plan stand fest. Er war sehr riskant. Aber er konnte gelingen. Die Hauptsache war, dass Monty und die anderen vor ihm ausstiegen.
Dann hatte er leichtes Spiel. Er würde mit dem Truck eine Schleife fahren und auf die Gangster Jagd machen. Wenn sie nicht über den Haufen gefahren werden wollten, mussten sie laufen. Sie würden vermutlich viel zu entsetzt sein, als ans Schießen zu denken. Wahrscheinlich warfen sie die Maschinenpistolen sogar weg, um sich schneller in Sicherheit bringen zu können.
Danach war alles einfach. Über CB-Funk würde er die Polizei alarmieren. Die würden schnell zur Stelle sein und die Gangster festnehmen. Da er die Verhaftung ermöglicht hatte, durfte er damit rechnen, seine achtzigtausend Dollar wiederzubekommen. Und dann würde er endlich seine Farm kaufen.
Monty beschäftigten ganz andere Gedanken.
Ich sehe dir an, was du im Schilde führst. Du willst uns reinlegen. Bist du größenwahnsinnig? Wenn ich der Boss wäre, dann hätte ich dich auf der Stelle umgelegt. Aber vielleicht hat er recht. Sein Plan ist ausgesprochen raffiniert, und kein Bulle wird je kapieren, was da tatsächlich gelaufen ist.
Bryan weiß genau Bescheid. Er wird auf den Mann mit der braunen Gesichtsmaske schießen. Es gibt nur eine braune Maske an diesem Tag. Und die trägt der Verräter.
Wir werden ausnahmsweise den Fahrer diesmal nicht umlegen. Schließlich muss er die Möglichkeit haben, mit dem Bus zu fliehen. Sonst würden sich die Bullen wundern, warum wir den Tod unseres Komplizen nicht sofort gerächt haben. Der Boss ist der Größte. Er denkt wirklich an alles.
So rückte die Stunde näher. Vierzig Meilen vor Denver sollte es geschehen. Der große Doppelschlag. Die Diamanten und die Bestrafung. Von der üblichen Beute ganz zu schweigen.
Brad Corner ließ den Peterbilt auftanken. In einem unbeobachteten Augenblick holte er den Revolver unter der Schlafpritsche hervor und schob ihn unter seine Jacke. Da hatte er ihn griffbereit. Wenn ihn wirklich einer mit der MPi bedrohte, sollte er sein blaues Wunder erleben.
Die Gesichtsmaske lag neben ihm auf der Ablage. Die sollte er erst kurz vor dem Aussteigen überstreifen. Das würde er aber nicht tun, denn sie behinderte ihn nur. Außerdem hatte er keinen Grund, sich zu verbergen. Im Gegenteil! Alle sollten sehen, wer den Gangstern den Denkzettel verpasste.
Die Handschuhe zog er schon jetzt an. Damit verdeckte er den Schweiß auf seinen Handflächen. Monty brauchte nicht zu sehen, wie aufgeregt er war.
Der Auflieger, den er aufgesattelt hatte, war leer. Mit Ausnahme von vier Gangstern und einigen Maschinenpistolen.
Der Boss beteiligte sich nicht an dem Überfall. Das tat er grundsätzlich nicht, wie Brad Corner erfahren hatte. Er hielt die Fäden von seinem Büro aus in der Hand. Er sorgte für Informationen, beschaffte die erforderlichen Leute und das Material und sorgte vor allem dafür, dass die Beute zu Geld gemacht wurde.
Er war der eigentliche Schuldige. Ihn wollte Brad Corner ans Messer liefern. Das war sein Ziel. Es war klar, dass die ganze Gang hinter Gitter musste, um vor ihrer Rache sicher zu sein.
„Also dann los!“, sagte Monty aufmunternd. Auch er trug Handschuhe. Seine MPi lag hinter ihnen auf der Schlafpritsche. Er wollte sie aber nur im Notfall benutzen, wie er sagte. Da er die Koffer schleppen musste, behinderte sie ihn nur.
Das war Brad Corner nur recht. Ihm stand demnach seine Waffe zur Verfügung, die selbst dann den nötigen Eindruck auf die Killer machen würde, wenn er sie lediglich als Drohmittel einsetzte.
Er löste die Feststellbremse und legte den ersten Gang ein. Ein bisschen zu scharf gab er Gas. Durch das wuchtige Gefährt lief ein Ruck. Er musste sich zusammennehmen. Sonst booteten sie ihn noch aus, bevor er seinen Plan zur Durchführung bringen konnte.
„Nur die Ruhe!“, sagte Monty neben ihm kollegial. Dem Kerl mit dem brutalen Gesicht war keine Spur von Nervosität anzumerken. Für ihn war das Unternehmen, bei dem ein Mann sterben würde, nichts Aufregenderes, als wenn er ins Büro gefahren wäre.
Brad Corner zwang sich zu ruhigem Atmen. Er dachte an seine Schwester und bekam ein schlechtes Gewissen. Er hätte sich wieder einmal bei ihr melden sollen. Aber er hatte nicht gewollt, dass sie versuchte, ihn von seinem Plan abzubringen. Er kannte doch Francis. Sie würde alles tun, um ihm das auszureden, und er war nur zu leicht bereit, ihr jeden Gefallen zu tun. Sie erinnerte ihn so sehr an seine Mutter.
Brad Corner schluckte. Er verscheuchte diese melancholischen Gedanken. Sie führten zu nichts. Er musste sich voll auf seine Aufgabe konzentrieren. Auf das Zerschlagen der Gang.
Monty griff zum Mikrofon des CB-Gerätes.
„E.T., hörst du mich?“, rief er gelangweilt.
„Hier E.T.“, kam es quäkend zurück. „Ich peile die Außerirdischen an. Sie werden in fünf Lichtjahren passieren.“
„Verstanden! Galaxis übernimmt.“
Monty hängte das Mikrofon zurück.
Brad Corner warf ihm einen verständnislosen Seitenblick zu.
Der Gangster lachte. „Das war Ringo“, erklärte er. „Der Bus ist in Sicht und kommt gerade bei ihm vorbei. In ungefähr zehn Minuten wird er uns eingeholt haben. Dann beginnt deine Aufgabe. Du richtest dich genau nach meinen Kommandos. Er darf uns auf keinen Fall überholen.“
Brad Corner erschrak. Den zweiten Truck hatte er nicht einkalkuliert.
„Und Ringo?“, fragte er. „Was tut er, während wir den Bus ausräumen?“
Monty seufzte. „Hast du das noch immer nicht kapiert? Der wartet an einem verabredeten Platz auf uns und übernimmt den Auflieger. Das geht ruck, zuck.“
Brad Corner atmete auf. Um Ringo brauchte er sich also nicht zu kümmern. Das würde die Polizei später erledigen.
Er wurde ruhiger. Wenn man alles genau plante, war es gar nicht so schwer. Er spürte den Revolver unter seiner Jacke. Das beruhigte ihn. Er fuhr jetzt so gelassen, als transportierte er ein paar Tonnen Gurken.
Dann tauchte der Bus im Rückspiegel auf.
„Er kommt“, sagte er heiser.
„Schon gesehen“, gab Monty gelassen zurück. „Es klappt wieder mal bestens. Die Straße ist wie leer gefegt. Bleib auf der rechten Spur und lass ihn herankommen. Sobald er ausschert, ziehst du nach links rüber und bremst ab. Aber möglichst so, dass er uns nicht hinten draufknallt. Er muss nur stehen bleiben. Alles andere erledigen die Jungs.“
Nichts werden die erledigen, dachte Brad Corner voller Hass. Sie sollen laufen wie die Hasen. Und du auch, Monty. Vielleicht warst du es sogar, der mir meine achtzigtausend abgenommen hat. Dafür wirst du büßen. Viele lange Jahre.
Der Bus kam heran und setzte zum Überholen an.
Brad Corner sah den Fahrer hinter der Panoramascheibe. Ein Familienvater vielleicht, dessen Schicksal nicht besiegelt sein durfte.
Brad tat, was Monty ihm gesagt hatte. Er zog den Peterbilt scharf auf die Überholspur und trat auf die Bremse.
Der Sattelschlepper schlingerte. Brad Corner schlug das Lenkrad nach rechts ein und stellte den Lastzug schräg. Hinter ihm ertönte wütendes Hupkonzert.
„Maske auf und raus!“, befahl Monty und blieb wie angewurzelt sitzen.
„Ich komme sofort“, versicherte Brad. Er griff nach der Maske und ließ sich Zeit.
„Vorwärts!“, herrschte ihn Monty wütend an.
Brad sah einen Revolver auf sich gerichtet. Das war unmissverständlich. Die Gangster gingen kein Risiko ein. Sie trauten ihm nicht. Wenn er jetzt nicht ausstieg, bekam er womöglich eine Kugel in den Kopf.
O Gott! Was sollte er tun?
Seine Gedanken überschlugen sich, als er auf die Straße sprang und nach hinten taumelte.
Die anderen Gangster hatten den Auflieger bereits verlassen. Im Bus sah er lauter entsetzte Gesichter.
Der Fahrer tastete nach seiner Waffe, wurde aber von zwei anderen Männern daran gehindert. Offenbar sagten sie ihm, dass das seinen Tod bedeuten würde.
„Aussteigen!“, befahl einer der Vermummten. Es war Gary.
Monty zog Brad Corner zu den Gepäckfächern und bückte sich, um das erste zu öffnen.
„Los!“, schnauzte er den Neuen an. „Worauf wartest du noch? Fass mit an!“
Brad Corner stellte erleichtert fest, dass sie den Fahrer nicht abgeknallt hatten. Vielleicht verzichteten sie diesmal darauf.
Er wollte sich bücken. Da sah er aus den Augenwinkeln, dass einer der Männer, die gerade ausstiegen, einen Revolver aus der Tasche riss und auf ihn richtete. Er musste ihn treffen. Die Distanz war lächerlich gering.
Der Mann hielt ihn natürlich für ein Mitglied der Gang. Aber Brad wollte nicht sterben. Er hatte noch so viele Pläne. Er ließ sich auf den Boden fallen und hatte plötzlich seine eigene Waffe in der Hand.
Er empfing einen fürchterlichen Schlag gegen die Brust. Ein greller Blitz zuckte unmittelbar vor seinen Augen auf und blendete ihn.
Alles aus! Etwas anderes konnte er nicht mehr denken. Er hatte sich zu viel zugetraut. Francis, verzeih mir!
Dann war um ihn herum die Hölle los.