Читать книгу Siebenmal ermittelt: Krimi Paket 7 Krimis - Alfred Bekker - Страница 15
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ОглавлениеSie trafen fast zur gleichen Zeit in Macomb ein.
June trug ein schickes Reisekostüm und sah völlig harmlos aus. Niemand würde in ihr die Mitarbeiterin eines Privatdetektivs vermuten.
Bount machte ihr schöne Augen und tat alles, dass Außenstehende in ihm einen ihrer zahlreichen Verehrer sahen. June ging virtuos auf dieses schon mehrfach geübte Spiel ein.
Sie zeigte ihm die rothaarige Maggie, die sie bei einem Telefongespräch belauscht hatte.
„Sie erwartet hier einen Mann, den sie Steve genannt hat“, bestätigte sie Bounts Vermutungen. „Du solltest ihre Blicke sehen, wenn sie einen größeren Geldschein sieht. Dann ähnelt sie einer Raubkatze.“
Bount fand zwar, dass diese Tatsache noch nicht für einen so schwerwiegenden Verdacht ausreichte, als er aber den Mann sah, auf den diese Maggie freudestrahlend zuging, änderte er seine Meinung.
„Junge, Junge!“, raunte er. „Wenn der nicht in der Unterwelt Chicagos zu Hause ist, gebe ich meine Menschenkenntnis an der Kasse ab.“
Der Mann, über den sie sprachen, war nur fünfeinhalb Fuß groß, aber so breit, dass sich hinter seinem Rücken ein Pferd verstecken konnte.
Sein Gesicht war mit winzigen Narben übersät. Das rechte Auge stand leicht schräg, was wohl die Folge eines Unfalls war. Eine weiße, daumenbreite Narbe leuchtete an der Schläfe.
Der Mund wirkte brutal und abstoßend. Seine Zähne waren lückenhaft und ungepflegt. Im Mundwinkel hing ein Zigarillo, dessen Ende immer wieder aufglühte, während er auf die Rothaarige einredete.
Er verschwand mit ihr in der Raststätte und gab Bount Gelegenheit, sich über ihn zu äußern.
„Frankensteins Monster ist gegen den ein Schönheitsideal“, fand er. „Dem sieht die Teufelei schon aus den Augen. Mich stört nur eins dabei.“
„Ich kann mir schon denken, was es ist“, sagte June nachdenklich. „Warum ist die Gang so verrückt und setzt uns ausgerechnet eine derartige Horrorgestalt in den Bus? Der Kerl muss doch einfach Verdacht erregen.“
„Genau das meine ich, Kleines. Pass mal auf, dass mich niemand stört.“
„Was hast du vor?“
„Ich möchte Toby die Beschreibung dieses Adonis durchgeben. Wenn auch noch der Name Steve echt ist, kann er vielleicht etwas damit anfangen.“
„Aber bestimmt nicht so schnell, dass er uns hier noch informieren kann. In sechs Minuten fahren wir schon wieder weiter. Du kommst doch mit?“
„Jetzt rufe ich erst mal an.“
Bount verschwand in Richtung der Telefone.
June hielt die Augen offen und sorgte dafür, dass niemand hören konnte, was Bount in den Hörer sprach.
In der Zwischenzeit kehrten Maggie und Steve zurück. Zu Junes Überraschung verabschiedeten sich die beiden. Das warf ihre schöne Theorie über den Haufen.
Der narbige Steve ließ einen Cola-Becher achtlos fallen und zündete sich ein neues Zigarillo an. Er küsste Maggie flüchtig und trottete davon.
Ein Wagen wartete in einiger Entfernung auf ihn. Es war kein Taxi. June unterschied es als rostroten Buick neuesten Baujahrs. Die Zulassungsnummer konnte sie leider nicht erkennen.
Der Buick raste davon, nachdem der Mann eingestiegen war. Zwei weitere Männer saßen darin. Einzelheiten konnte June nicht erkennen.
Ihr Gesicht war ziemlich lang, als Bount zurückkam und sie ihm berichtete.
„Es tut mir leid, dass ich dich umsonst herkommen ließ“, sagte sie kleinlaut. „Aber du musst zugeben, dass er wirklich wie ein Killer aussah.“
Bount bestätigte das. „Ich bin auch noch längst nicht überzeugt, dass es blinder Alarm war“, meinte er. „Es ist doch sehr merkwürdig, dass der Typ extra zur Bushaltestelle kommt, um ganze vier Minuten mit einer Frau zu sprechen, mit der er schon am Vorabend telefoniert hat.“
„Was willst du damit sagen, Großer?“
„Dass die beiden sich treffen mussten, um etwas zu erledigen, was telefonisch nicht machbar war.“
„Man kann sich telefonisch nicht küssen, aber ihr Kuss sah nicht sehr leidenschaftlich aus. Du kannst mir getrost entsprechendes Urteilsvermögen zutrauen.“
„Ich werd’s gelegentlich prüfen. Ich meinte aber auch keinen Kuss. Nach meiner Überzeugung wurde hier etwas ausgetauscht. Fragt sich nur, was und in welcher Richtung.“
„Kann das etwas mit den Überfällen zu tun haben?“
Bount verzog zweifelnd das Gesicht. „Ich habe erst gestern einen Unschuldigen verdächtigt“, gestand er. „Auf jeden Fall werden wir diese Maggie im Auge behalten.“
„Du kommst also mit?“
„Das muss ich schon aus dem Grund, weil ich in Hastings einen Anruf von Pink Solman erwarte.“ June sah sich nach allen Seiten um, bückte sich blitzschnell und hob etwas mit spitzen Fingern auf.
„Was willst du denn damit?“, erkundigte sich Bount.
„Aus diesem Becher hat dieser Steve getrunken“, verriet die Blondine. „Findest du nicht, dass seine Fingerabdrücke interessant sein könnten?“
Das fand Bount allerdings. Er zog einen Plastikbeutel aus der Tasche und ließ den Becher darin verschwinden. Er nahm sich vor, ihn bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit der Polizei zu übergeben.
Sie mussten sich beeilen, denn der Fahrer wurde bereits ungeduldig. Die Fahrt sollte weitergehen.
Sie stiegen ein, nachdem Bount sein Ticket vorgezeigt hatte.
Die rothaarige Maggie saß in der vorletzten Reihe. June konnte sie nur hin und wieder mit Hilfe ihres Kosmetikspiegels beobachten.
„Was tut sie?“, fragte Bount.
„Sie ist nervös“, antwortete June leise.
Und diese Nervosität wuchs, je weiter der Bus nach Westen rollte.