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Brad Corner ging nach einem Generalstabsplan vor. Er wusste, dass er auf einem gefährlich schmalen Grat balancierte. Falls er sich einen Fehler, eine Unaufmerksamkeit gestattete, war es aus mit ihm. Eine zweite Chance erhielt er nicht.

Also musste er die eine nutzen, die ihm der Landstreicher Winky gezeigt hatte.

Die viereinhalb Dollar hatten sich in den letzten Tagen erstaunlich vermehrt. Brad wunderte sich immer wieder, wie leicht es war, mit ein wenig Fingerfertigkeit ein Kartenspiel für sich zu entscheiden.

Natürlich hätte er sich mit seinen laienhaften Fähigkeiten nicht in eines der berüchtigten Hinterzimmer von Manhattan oder Los Angeles wagen dürfen. Dort hätte man ihn nicht nur sofort durchschaut, sondern ihn vor allem bei weitem übertrumpft. Mit ausgekochten Profis konnte er sich nicht messen.

Das war aber zum Glück auch nicht nötig. Jedenfalls jetzt noch nicht, denn die Einsätze bewegten sich keineswegs in schwindelerregenden Höhen.

Aber er wusste sehr wohl, dass sich das bald ändern würde. Ändern musste. Er brauchte einen Truck. Daran führte kein Weg vorbei.

Er kannte inzwischen eine Menge Trucker. Er war auch schon mit einigen mitgefahren. Er hatte erlebt, wie sie sich über CB-Funk verständigten, wie sie sich gegenseitig vor den Smokeys warnten oder über andere Kollegen und deren Schwierigkeiten redeten.

In den Truck Stops fühlte er sich zu Hause. Er trank mit den Burschen ein Bier, das meistens er bezahlte, nachdem er ihnen das Geld in einem kleinen Spielchen abgenommen hatte.

Mit keinem Wort erwähnte er seine wahren Absichten. Er sprach nicht über den Überfall. Für die anderen war er ein Mann, der einen Freund suchte, dessen Namen er erfunden hatte, der aber ein leidenschaftlicher Spieler sein sollte.

Dadurch erfuhr er Namen und Adressen von Leuten, die einem Spiel gegenüber nicht abgeneigt waren. Man riet ihm, bei denen nach seinem Freund zu fragen, und meistens fand er einen Mack oder einen International, mit dem er ein Stück in der richtigen Richtung mitfahren konnte.

Zwangsläufig erfuhr er auch einiges über die Überfälle. Die Trucker waren an allem interessiert, was sich auf ihren Straßen ereignete, auch wenn es sie nicht direkt betraf. Viele schimpften, weil sie in eine der Straßensperren geraten und gründlich kontrolliert worden waren, wodurch sie eine Menge Zeit verloren hatten.

Vermutungen über die Täter wurden laut, Spekulationen angestellt. Die abenteuerlichsten Theorien.

Brad Corner tat so, als ob ihn dieses Thema nicht übermäßig interessierte. In Wirklichkeit aber sperrte er seine Lauscher auf und nahm begierig alles in sich auf, was er vielleicht einmal gebrauchen konnte.

In dieser Nacht fuhr er mit Hoss Catforth, einem bulligen Weizenblonden, der in einer Tour von prallen Mädchen quasselte und von den Erlebnissen, die er angeblich gehabt hatte. Dabei glänzten seine in Speckfalten eingebetteten Augen.

Brad mimte interessierte Aufmerksamkeit und lenkte behutsam das Gespräch auf einen Mann, den Hoss nur flüchtig erwähnt hatte, der ihn zurzeit aber mehr interessierte als sämtliche prallen Mädchen zwischen den beiden Küsten.

„Und du glaubst, dass er nicht unterwegs ist?“

„Wer?“

„Mickey.“

„Da bin ich sicher, Buddy. Mickey hat dick geerbt. Der gibt keine Ruhe, bis er nicht den letzten Quarter verspielt oder mit heißen Weibern durchgebracht hat. Junge, da habe ich mal eine gekannt. Die hatte vielleicht ’n Paar ...“

„Vielleicht finde ich meinen Kumpel bei ihm“, unterbrach ihn Brad.

Der Weizenblonde grinste verträumt. „Kann schon sein. Wahrscheinlich sind sie aber zu viert. Kannst du dir vorstellen, was die da treiben?“

Brad konnte es, aber es kümmerte ihn nicht im Geringsten.

„Hat er keinen Partner, der unterdessen fährt?“, wollte er wissen. „Ein stehender Truck ist doch totes Kapital.“

Hoss lachte dröhnend. „Truck nennst du die Mühle? Die ist so vergammelt, dass es sogar den Spinnen graust. Die hält nur noch der Lack zusammen. Glaube mir, Mickey wäre gut beraten, sich eine neue Zugmaschine zuzulegen. Aber daran denkt er erst, wenn das ganze Geld futsch ist.“

Brad Corner schwieg. Er ließ sich am nächsten Truck Stop absetzen und suchte sich einen Sattelzug, mit dem er seine Fahrt in korrigierter Richtung fortsetzen konnte.

Auf diese Weise traf er noch in derselben Nacht bei Mickey ein, der ihn sofort zu einer Sauftour einlud.

Mickey war schon ziemlich blau. Der brauchte keine Sauftour mehr.

Brad erkundigte sich scheinheilig nach seinem Freund, den es gar nicht gab, und ließ sich dann den Truck zeigen.

Die Zugmaschine stand hinten im Hof. Es handelte sich um einen uralten Peterbilt. Trotzdem hatte Hoss Catforth übertrieben. So schlecht sah der Kasten gar nicht aus.

Mickey erklärte sich sogar bereit, eine Runde mit Brad durch die nächtlichen Straßen zu drehen.

Brad war begeistert. In Anbetracht des hohen Alkoholpegels schlug er aber vor, sich selbst hinters Lenkrad zu klemmen. Er wollte ausprobieren, ob er noch wie in früheren Jahren mit einem solchen Kübel umgehen konnte.

Mickey hatte nichts dagegen. Er nahm eine Flasche Bourbon mit, und nach einer Stunde konnte Brad Corner seine Begeisterung kaum noch verbergen. Der Motor unter der verbeulten Haube war noch tadellos in Ordnung. Er musste den Peterbilt haben.

Es wäre kein Problem gewesen, den betrunkenen Mickey einfach auf die Straße zu werfen und abzuhauen. Vielleicht hätte der Bursche sich am Morgen an nichts mehr erinnert oder den Truck überhaupt nicht vermisst.

Wahrscheinlicher aber war, dass er die Polizei hinter ihm herhetzte. Innerhalb weniger Stunden würden sie ihn schnappen, und damit war sein Plan ausgeträumt.

Nein, er musste es anders anstellen.

Hinterhältig schlug er ein Spiel vor. „Ein bisschen Pokern vertreibt die Langeweile“, fand er. „Auf ’nen Hunderter soll es mir nicht ankommen.“ Sein Kapital hatte sich derart summiert, dass er unbesorgt ein paarmal verlieren konnte, bevor er die Einsätze in die Höhe schraubte.

Mickey war sofort Feuer und Flamme. Bei den Karten machte ihm so schnell keiner etwas vor. Er nahm die Herausforderung an.

Natürlich leistete ihm die Flasche weiterhin Gesellschaft. Das kam Brad Corner zugute.

Nach knapp drei Stunden hatte Mickey sein ganzes Geld verloren, und er guckte dumm aus der Wäsche.

„Revanche!“, forderte er heiser.

Brad winkte ab. „Womit? Du hast ja nichts mehr. Und dein Truck ist nichts wert.“

Diese Behauptung kitzelte Mickey an der Ehre. Empört schilderte er die Vorzüge des Kastens, mit dem er viele tausend Meilen über die Highways gefahren war.

Brad ließ ihn eine Weile reden. Dann akzeptierte er die Zugmaschine gönnerhaft als Einsatz und ließ die Karten mischen.

Mickey beobachtete ihn aus verglasten Augen. Er traute ihm anscheinend nicht mehr. Zu sicher hatte er die letzten Partien für sich entschieden.

Brad kannte längst jede Karte. Es fiel ihm nicht schwer, sich drei Asse zuzuspielen. Das vierte holte er sich beim Kaufen. Damit hatte er das Spiel gewonnen, obwohl er Mickey sogar ein kleines Fullhouse hatte zukommen lassen.

Doch jetzt war es mit Mickeys Beherrschung vorbei.

Er sprang vom Stuhl auf und stierte seinen Bezwinger an.

„Falschspieler!“, schrie er krächzend. „Du hast mich betrogen. Ich bringe dich um.“

Tatsächlich riss er einen schweren Revolver aus der Schublade und hielt ihn Brad unter die Nase.

Dem Blonden wurden die Knie weich. Die Situation war brenzlig. Er musste sie meistern, ohne ein Loch in der Stirn zurückzubehalten.

Seine Faust schoss vor, umklammerte das Handgelenk und riss es nach unten.

Es löste sich kein Schuss. Der Revolver war nicht geladen.

Brad Corner versetzte dem Betrunkenen einen Stoß vor die Brust. Mickey schlug der Länge nach hin.

„Wenn du an den Falschen geraten wärst“, zischte Brad, „wärst du jetzt mausetot, mein Lieber. Niemand lässt sich gerne einen Falschspieler schimpfen. Du selbst hast gemischt. Es waren deine eigenen Karten! Also überlege dir das nächste Mal, was du daherquatschst. Ich will dir beweisen, dass mir nichts daran liegt, dich zu betrügen. Hast du für diesen Schießprügel auch Munition?“ Mickey richtete sich stöhnend auf und nickte.

„Okay!“, fuhr Brad fort. „Ich gebe dir einen Teil des Geldes zurück, das ich dir abgenommen habe. Ich behalte davon lediglich zweitausend Dollar. Die habe ich mir redlich verdient. Außerdem bekomme ich den Revolver und Patronen. So viel, wie du hast.“

„Und der Truck?“

„Den bekommst du auch zurück. Aber erst, wenn ich ihn nicht mehr brauche. Das kann ’ne Woche dauern oder auch einen Monat. Du schreibst mir eine Bestätigung, dass der Pete ordnungsgemäß in meinen Besitz übergegangen ist. Ich will keinen Ärger, kapiert?“

„Und dann?“

„Dann wartest du, bis das gute Stück eines Tages wieder draußen im Hof steht. Beim Bourbon wird dir die Zeit bestimmt nicht lang.“

„Was willst du mit dem Fahrzeug? Du bist doch kein Trucker.“

Brad Corner lächelte dünn. Er legte, wie versprochen, das gewonnene Geld auf den Tisch zurück, und das war immerhin eine stattliche Summe. Fast halb so viel, wie ihm noch vor wenigen Tagen gehört hatte. Er hätte es behalten können, aber daran dachte er nicht.

Mickey sollte später auch noch die restlichen zweitausend zurückbekommen. Ergaunertes Geld wollte er nicht. Zahlen sollten die Schuldigen, und er hatte schon eine Idee, wo er die zu suchen hatte.

Siebenmal ermittelt: Krimi Paket 7 Krimis

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