Читать книгу Siebenmal ermittelt: Krimi Paket 7 Krimis - Alfred Bekker - Страница 8
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ОглавлениеDer Abendhimmel leuchtete hell. Das Land, durch das der Bus fuhr, war flach. Nur in weiter Ferne erhob sich wie ein tiefschwarzer Scherenschnitt eine sanfte Hügelkette.
Weizenfelder schickten ihr leuchtendes Gold zu den Reisenden herüber. Ein friedliches Bild.
Brad Corner lehnte sich zufrieden zurück. Er war glücklich, endlich den entscheidenden Schritt getan zu haben. Entgegen aller pessimistischen Freunde, die ihm einreden wollten, dass man heutzutage von der Landwirtschaft nicht mehr dementsprechend leben könne.
Er war nicht anspruchsvoll. Und vor allem war er keiner jener hektischem Karrieretypen, die sich in dem Hexenkessel New York wohlfühlten. Mochten sie ihn einen Aussteiger nennen, er wusste genau, was er tat.
Acht Jahre hatte er nur für dieses eine Ziel gearbeitet und jeden entbehrlichen Dollar gespart. Jetzt befand sich eine ansehnliche Summe in seiner Brieftasche. In bar. Denn dadurch sparte er bei dem Landkauf volle siebeneinhalb Prozent.
Brad Corner schloss die Augen und sah das kleine Farmhaus vor sich, das er nur von Fotos kannte und das morgen bereits ihm gehören würde. Francis, seine Schwester, hatte ihn zwar für verrückt erklärt, aber gerade sie würde die Erste sein, die sich mit ihm über seine Erfolge freute. Sie musste ihn, sobald es ging, besuchen.
Der junge Mann mit der blonden Stoppelfrisur und dem erwartungsvollen Blick zog eine goldene Uhr an einer Kette aus der Westentasche. Ein Erbstück seines Vaters. Im Grunde das Einzige, was ihm seine Eltern an materiellen Gütern hinterlassen hatten. Sein Vater war in New York an der Börse bankrott gegangen. Seitdem hasste Brad Corner diese Stadt, in der nach seiner Überzeugung nur die Skrupellosen überleben konnten.
In Nebraska konnte man noch atmen. Dort waren die Menschen frei. Es gab vielleicht weniger Millionäre, aber mit Sicherheit auch weniger Verzweifelte. Er freute sich auf dieses Land.
Brad Corner blickte auf die Uhr und ließ sie wieder in seiner Tasche verschwinden. Ob er versuchte, ein wenig zu schlafen? Der Mann neben ihm versuchte immer wieder, ein Gespräch mit ihm anzufangen, aber er wollte nicht reden. Er wollte von seiner Zukunft träumen.
Irgendwann würde er eine Frau kennenlernen. Eine, die zu ihm passte. Die Kleine, die zwei Reihen vor ihm mit ihrer Mutter saß, würde ihm zum Beispiel gefallen. Doch daran durfte er jetzt noch nicht denken. Erst musste er eine gesicherte Existenz gründen. Dann war für das Privatleben immer noch Zeit.
Die meisten Mitreisenden waren Touristen, die das Land aus der Nähe kennenlernen wollten. Ihn hatte Francis unbedingt in ein Flugzeug stecken wollen. Dann wäre er in wenigen Stunden in North Platte gewesen.
Er hatte aber einen Horror vorm Fliegen. Es war ihm ganz einfach nicht sicher genug. Man las doch jeden Tag in der Zeitung, was da alles passierte. Motorenschaden, menschliches Versagen, Entführungen, Katastrophen und oft genug ein Streik des Bodenpersonals.
Nein, da nahm er lieber die Strapazen einer fast zweitägigen Reise in Kauf und vertraute sich der Inter Trailways mit ihren farbenfrohen Überlandbussen an. Das Schlimmste, was da passieren konnte, war ein Reifenwechsel, und sogar der war ihnen während der gesamten Strecke erspart geblieben.
Brad Corner wurde plötzlich nach vorn geschleudert. Er prallte mit der Stirn gegen die Lehne seines Vordermannes und fluchte über den Fahrer, der so scharf gebremst hatte.
Ein paar Frauen auf der anderen Seite schrien hysterisch auf und riefen nach der Polizei.
Ein kleines Kind begann zu weinen.
Der Mann neben Brad Corner wurde kreidebleich. Er packte seinen Nachbarn an der Schulter und schüttelte ihn.
„Sie bringen uns um“, schrie er dabei. „Sie werden uns alle umlegen. Ich will hier raus!“
Brad Corner begriff noch immer nicht. Erst als er die vermummten Gestalten draußen neben dem Bus sah, als er die Maschinenpistolen in ihren Fäusten erkannte, wusste er, was die Glocke geschlagen hatte.