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Die STERNENKRIEGER durchflog jetzt das große Schott und tauchte in das gleißende Sonnenlicht im Inneren ein. Die Ortung zeigte noch, dass die Canyaj-Schiffe sich wohl endgültig zurückzogen. An dem gewaltigen, asteroidengroßen Raumschiff, das soeben materialisiert war, hatten die Anorganischen offensichtlich überhaupt kein Interesse. Oder sie ahnten, dass sie gegen dieses Riesenschiff keinerlei Chancen hatten.

Jedenfalls beschleunigten die Canyaj-Schiffe.

Es war anzunehmen, dass die Ersten von ihnen in Kürze in den Zwischenraum wechselten.

Das riesenhafte Yroa-Schiff hingegen näherte sich mit einer schier unglaublichen Geschwindigkeit dem großen Schott.

John Taranos errechnete die Wahrscheinlichkeit einer Kollision bei Beibehaltung des gegenwärtigen Kurses.

“Wir werden zwangsläufig mit dem Riesending kollidieren”, war er überzeugt.

“Nein, nicht zwangsläufig”, widersprach Bruder Guillermo.

“Die Gesetze der Physik werden aber doch auch vom Orden der Olvanorer anerkannt, oder?”, fragte Taranos.

“Wir sind ein Orden von Wissenschaftler”, erinnerte Bruder Guillermo den Rudergänger. “Aber wir sollten auch nicht die erstaunlichen Möglichkeiten vergessen, zu denen die Yroa offenbar technisch in der Lage sind. Und wenn man die bisherigen Bewegungen des Schiffs bedenkt, dass uns gerade abschleppt, dann bin ich sehr zuversichtlich ...”

“Haben Sie eine Idee, was das für ein Schiff ist?”, fragte Sunfrost an den Olvanorer gewandt.

Dieser hob die Augenbrauen. “Da das Schott sogar noch größere Raumfahrzeuge ins Innere der Kugelsphäre lassen würde, kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen, dass es das Einzige seiner Art sein sollte.”

Inzwischen war die STERNENKRIEGER von dem Schiff der beiden Klonzweitlinge Shafor und Fairoglan bereits ein ganzes Stück ins Innere der Kugelsphäre gezogen worden und hatte dabei erheblich an Geschwindigkeit verloren.

Was das Gigantenschiff anging, das ihnen durch das große Schott gefolgt war, so erfüllte sich sehr schnell Bruder Guillermos Prognose. Das Riesenschiff bremste auf eine Weise ab, die angesichts der gewaltigen Masse dieses Raumschiffs unmöglich erschien, es sei denn, man nahm an, dass die Yroa über eine Antriebs- und Antigrav-Technik verfügten, die bislang nicht einmal im Ansatz verstanden worden war. Und darüber hinaus mussten Andruckabsorber von einer ungewöhnlich hohen Leistungskraft vorhanden sein. Andernfalls hätte die Besatzung derartige Flug- und Bremsmanöver nicht überleben können.

“Ich nehme an, dass es sich um ein Transportschiff handelt”, sagte Bruder Guillermo schließlich.

“Ich dachte, die Yroa neigen dazu, sich zu verbergen”, meinte Sunfrost. “Wie passt dazu ein so ausgedehnter Handel?”

“Ja, das ist auf den ersten Blick ein Widerspruch”, gab Bruder Guillermo zu. “Aber ich nehme an, dass dieses Schiff vermutlich von einer anderen Yroa-Kolonie stammt.”

“Sie meinen, sie tauschen vornehmlich untereinander Waren aus?”

“Ich kann leider nicht feststellen, was sich an Bord befindet”, meinte Riggs. “Unsere ortungstechnischen Möglichkeiten sind dafür zu begrenzt.”

“Die Möglichkeit, dass es sich bei diesem Riesenschiff um ein militärisches Objekt handelt, scheint hier niemand in Betracht zu ziehen”, mischte sich Robert Ukasi ein.

“Sie werden zugeben müssen, dass das eher passive Verhalten dieses Objekts, wie Sie es nennen, während der Auseinandersetzung mit den Canyaj nicht gerade dafür spricht, dass dies zutrifft”, sagte Sunfrost.

Das Gigantenschiff schwebte nun nahe an der STERNENKRIEGER vorbei.

“Der Größenunterschied ist so gewaltig, dass sich der Gravitationseinfluss dieses Objekts in einer messbaren Bahnabweichung der STERNENKRIEGER bemerkbar macht”, stellte John Taranos fest. Der Rudergänger der STERNENKRIEGER ließ eine Projektion entstehen, die seine Aussage zu bestätigen schien.

Das Gigantenschiff entfernte sich nun und steuerte auf eine Art Raumstation zu, die inmitten der Kugelsphäre schwebte. Sie war sicher einige hundert Kilometer von der Innenfläche der Kugelsphäre entfernt.

Diese Innenfläche wiederum bot einen wahrhaft fantastischen Anblick.

Riggs zoomte Bilder davon heran.

Bilder eines schier unendlich großen, auf der Innenseite dieser gigantischen Kugel gelegenen Landes. Es gab Städte, Flüsse, Seen und eine ungezählte Menge an fliegenden Vehikeln, die die großen Gebäudeansammlungen umschwirrten wie Bienen ihr Nest. Dazwischen gab es allerdings auch ausgedehnte Areale die parkähnlich wirkten und in denen Pflanzenbewuchs dominierte.

Wieder andere Gebiete, manche so groß wie irdische Kontinente, schienen noch überhaupt nicht kultiviert worden zu sein.

Es gab dort weder Pflanzenbewuchs noch irgendwelche Spuren von Besiedlung.

Lieutenant Ricks zoomte einige faszinierende Ansichten der Yroa-Kolonie auf dem Hauptbildschirm heran.

Van Doren sagte: “So ähnlich könnte man sich wohl ein fortschrittliches, technologisch hochstehendes Utopia vorstellen.”

“Auf jeden Fall ist hier Platz genug”, meinte Robert Ukasi. “Überbevölkerung dürfte wohl kaum zu den Problemen dieser Welt gehören. Hier dürften schätzungsweise mehrere Billionen Individuen Platz genug zum Leben haben.”

Unterdessen hatte sich das große Schott vollständig geschlossen. Dies ist eine Welt für sich, dachte Sunfrost. Wer hier lebt, dem kann der Rest des Universums tatsächlich egal sein.

Das Raumschiff von Fairoglan und Shafor flog nun einen Ort an, der wie ein Raumhafen aussah. Die STERNENKRIEGER befand sich noch immer unter dem Einfluss des Traktorstrahls.

“Captain, ich hatte bisher angenommen, dass wir vielleicht in einer Art Raumdock repariert werden”, sagte Rudergänger John Taranos. “Aber nach allem, was ich hier beobachten kann, scheint es üblich zu sein, dass auch große Raumschiffe tatsächlich landen!”

“Ich kann diese Beobachtung nur bestätigen”, meldete Riggs.

Die STERNENKRIEGER war durchaus darauf ausgelegt, auf einer Planetenoberfläche - oder in diesem Fall der Innenseite einer Kugelsphäre - landen zu können. Es gab dazu ausfahrbare Landekufen, spezielle Antigrav-Projektoren, die im Gegensatz zu früheren Kreuzer-Modellen des Space Army Corps eine Landung einfach machten.

Das Problem blieb der große Energieaufwand beim Start von der Oberfläche. Selbst unter Einsatz von Antigrav-Feldern blieb der sehr hoch, sodass eine Landung des Sondereinsatzkreuzers tunlichst vermieden und stattdessen die Landefähren benutzt wurden.

In diesem Fall gab es noch ein zusätzliches Problem.

“Captain, ich sage es ungern, aber zwei der ausfahrbaren Kufen und einer der Antigrav-Projektoren sind nach dem Gefecht mit den Canyaj im Eimer und nicht einsetzbar. Fehleranalyse läuft noch. Kann sein, dass der Antigrav-Projektor doch noch auf das System reagiert, wenn wir Glück haben, aber es ist, glaube ich, keine gute Idee, sich darauf zu verlassen.”

“Lieutenant Jamalkerim”, sagte Sunfrost.

“Ja, Captain?”

“Ich brauche eine Verbindung zum Yroa-Schiff.”

“Aye, aye, Captain.”

“Möglicherweise haben unsere Retter dafür ja eine Lösung”, lautete Van Dorens Kommentar.

Wenig später kam die Verbindung zum Yroa-Schiff zustande.

Sunfrost schilderte in knappen Worten das Problem. “Wir gehen davon aus, dass eine Landung auf flacher Oberfläche im Moment nicht möglich ist und es unmöglich wäre, die STERNENKRIEGER in eine stabile Lage zu bringen.”

“Ihr Schiff wird von Formenergie-Feldern gehalten werden”, erklärte Fairoglan, ohne dass in seinem graublauen Gesicht dabei irgendeine Regung zu erkennen gewesen wäre. “Glauben Sie mir, Captain Sunfrost, die sind sicher. Und die Lage des Schiffs wird genauso stabil sein wie die von jemandem, der sich in ein Sitzmöbel aus Formenergie fallen lässt.”

“Dann bin ich ja beruhigt”, sagte Sunfrost.

Sie wandte sich an Lieutenant Taranos. “Konnte Fairoglan Ihre Befürchtungen zerstreuen?”

“Voll und ganz”, sagte Taranos. “Es gibt keinen Grund, der fortgeschrittenen Technologie der Yroa nicht zu vertrauen.”

Dann wäre dieses Problem also geklärt, dachte Sunfrost.

Das Gesicht von Fairoglan verschwand wieder vom Hauptschirm auf der Brücke der STERNENKRIEGER.

John Taranos sagte: “Eine Landung, ohne dass ich eingreifen muss! Ehrlich gesagt kann ich nicht sagen, dass mir das gefällt - zumal die STERNENKRIEGER eigentlich nicht dafür ausgelegt ist, auf einer Planetenoberfläche zu landen!”

“Sie vergessen, dass das keine Planetenoberfläche ist”, sagte Sunfrost.

“Physikalisch dürfte das in diesem Fall keinen Unterschied machen”, meinte John Taranos.

Bruder Guillermo sagte: “Sie sollten den technischen Möglichkeiten und unserem Gastgeber vertrauen, John.”

Taranos drehte sich in seinem Schalensitz herum und hob die Augenbrauen. “Ob wir hier wirklich Gäste oder eher Gefangene sind, muss ich erst noch rausstellen”, sagte er.

Ein Ruck ging jetzt durch die STERNENKRIEGER.

Der Einfluss der Gravitation machte sich nun bemerkbar, die auf der Innenfläche der Kugelsphäre herrschte.

Beide Schiffe setzten sanft auf der Landefläche auf.

Susan Jamalkerim meldete: “Captain, wir bekommen eine Nachricht vom Yroa-Schiff.”


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