Читать книгу Großband #9 - Chronik der Sternenkrieger: Wo die Erhabenen wohnen: Acht Sternenkrieger Romane - Alfred Bekker - Страница 52
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Der Schweber erhob sich noch höher über den Raumhafen. Dann schwenkte er in eine bogenförmige Flugbahn ein. Gesteuert durch Gedanken, dachte Sunfrost fasziniert. Also von jedem zu bedienen, gleich, welche Vorkenntnisse er besitzt!
In mancher Hinsicht schien die Kugelsphäre von Kala-Dar einem Wunderland zu gleichen, in dem Dinge Wirklichkeit geworden waren, von denen die Menschheit bisher nur träumen konnte. Selbst die fortgeschrittenen Welten der Genetiker-Föderation waren im Vergleich mit den technischen und biotechnischen Errungenschaften von Kala-Dar allenfalls ein Sternenreich von Entwicklungsplaneten.
“Hat Ihr Schiff eigentlich auch einen Namen?”, fragte Ukasi.
“Ich sehe keine Notwendigkeit, einem Schiff eine Individualbezeichnung zu geben. Trotz der Tatsache, dass es eine leistungsfähige KI enthält, kann man es nicht als Person ansehen. Zumindest nicht in der Definition, die Shafor und ich dafür haben.”
“Dann sind Sie sich zumindest in diesem Punkt anscheinend ja einig”, sagte Sunfrost. “Sie und Ihr Klonbruder, meine ich ... Das ist ja wohl nicht in jedem anderen Bereich der Fall.”
ER kann es nicht lassen, dachte Sunfrost in Bezug auf Robert Ukasi. Aber anscheinend war es genau richtig, ihn mitzunehmen ... Und nicht etwa Bruder Guillermo, der allzu leicht in eine fremde Kultur eintaucht und sie ausschließlich aus sich selbst heraus zu verstehen sucht ...
Der Schweber flog über die gewaltige, dicht besiedelte Stadt, die sich rund um den Raumhafen erstreckte.
Wünschen Sie Informationen zu dieser Stadt?, fragte eine Gedankenstimme.
Sunfrost wechselte einen überraschten Blick mit Robert Ukasi. Offenbar hatte der Taktikoffizier der dieselbe Gedankenstimme wahrgenommen.
“Etwas Information kann nicht schaden”, meinte Ukasi.
“Das ist die KI des Schwebers”, sagte Fairoglan. “Deren System hat einfach auf einen gedanklich geäußerten Wunsch reagiert.”
“Anscheinend muss man sich hier tatsächlich sehr beherrschen, was die eigenen Gedanken angeht”, sagte Ukasi.
“Nur durch gedankliche Selbstbeherrschung wird das Zusammenleben von Billionen Individuen in einer Kolonie wie Kala-Dar überhaupt erst möglich”, erklärte Fairoglan.
“Wie passt Ihr Klonbruder dann da hinein?”, fragte Sunfrost. “Ich meine, soweit wir ihn bisher kennengelernt haben ...”
“... mangelt es ihm an Selbstbeherrschung auf mentaler Ebene?”, nahm Fairoglan das Ende von Sunfrosts Satz zurück. “Ja, das trifft zu.”
“Dann ist das der Grund dafür, dass Ihr Klonbruder an Bord Ihres Schiffes geblieben ist, soweit ich informiert bin”, hakte Sunfrost nach.
“Es liegt mir fern, schlecht über meinen Klonbruder zu reden, aber der Zusammenhang, den Sie angenommen haben, liegt in der Tat auf der Hand.”
“Dann ist es wohl schon vorgenommen, dass das Temperament Ihres Klonbruders einen Aufenthalt in einer Yroa-Kolonie verkürzt hat?”, fragte Sunfrost.
Zum ersten Mal hörte sie, wie Fairoglan so etwas wie einen unartikulierten Laut ausstieß. Jedenfalls nahm sie nicht an, dass es sich um irgendein Wort seiner eigenen Sprache handelte. Zumindest lieferte Sunfrosts Translator dafür keine Übersetzung. Offenbar habe ich es geschafft, Fairoglan zu verblüffen, ging es ihr durch den Kopf.
“Ich gebe es ungern zu und kann nur sagen, dass mir dieser Umstand auch bis zu einem gewissen Grad peinlich ist, aber - ja, Ihre Bemerkung ist leider zutreffend.”
“Und um sich Ärger zu ersparen, lassen Sie ihn lieber im Raumschiff!”
“Wir haben gemeinsam entschieden, dass es so diesmal das Beste ist”, sagte Fairoglan. “Die Dichte an Yroa-Kolonien ist in diesem Sektor der Galaxis nicht sonderlich groß. Wir müssten also ziemlich weit fliegen, sollte es hier ... Probleme geben.”
“Ich verstehe”, sagte Sunfrost.
“Ich wäre Ihnen beiden dankbar, wenn Sie diese Sache für sich behalten”, sagte Fairoglan. “Denn wie gesagt, es ist mir ... peinlich.”
“Ein Telepath, der um Verschwiegenheit bittet”, sagte Ukasi. Er hob die Augenbrauen. “Man lernt nie aus!”
“Ich habe eine Frage an die KI des Schwebers”, sagte Ukasi. “Wie weit vermag dieser Schweber zu fliegen?”
Das System antwortete mit einem Gedankenstrom.
Dieser Schweber ist voll raumtauglich. Er kann innerhalb und außerhalb der Atmosphäre von Kala-Dar eingesetzt werden und erlaubt Reisen innerhalb des gesamten Sonnensystems. Empfohlen wird allerdings bei diesem Modell, die Kugelsphäre nicht zu verlassen. Für Reisen zu den Inneren Welten reicht es vollkommen aus und auch die Versorgungssysteme sind für solche Fahrten ausgelegt.
“Was sind die Inneren Welten?”, wollte Ukasi wissen.
Es gibt eine Reihe von Planeten, Kleinplaneten und Asteroiden, die das Zentralgestirn von Kala-Dar innerhalb der Kugelsphäre umkreisen, gab die KI zur Auskunft.
“Sind diese Inneren Welten ebenfalls besiedelt?”
Teilweise. Prinzipiell steht der gesamte Raum innerhalb der Kugelsphäre zur Besiedlung offen, sofern sich die Siedler an die Gesetze der Kolonie halten.
“Was weißt du über die Canyaj?”, wechselte Ukasi nun mit seiner nächsten Frage das Thema.
Das System schien an sprunghafte Fragen gewöhnt zu sein.
Die Canyaj sind die uralten Feinde der Yroa. Man sagt, dass sie Yroa-Siedlern aus einem anderen Universum in diese Raumzeit gefolgt sind. Ihr Ziel ist die Vernichtung allen organischen Lebens. Bündnisse gehen sie allenfalls auf Zeit mit organischen Spezies ein. Sie streben ein Universum minimaler Diversität an, in dem nur noch Kreaturen ihrer eigenen Art Zugang zu Energieressourcen haben.
Sunfrost, die den Gedankenstrom des Systems ebenfalls mitbekommen hatte, wandte sich an Fairoglan. “Das klang jetzt nicht unbedingt nach objektiver, neutraler Information.”
“Sondern?”, fragte Fairoglan.
“Nach tendenziöser Propaganda.”
“Der höchste Wert der Yroa ist die Diversität”, sagte Fairoglan. “Das gilt genetisch, aber auch in jeder anderen Hinsicht. Wer anders leben möchte, zieht hinaus in die Raumzeit, gründet eine eigene Kolonie, bevölkert sie mit der Gen-Vielfalt seiner Klone. Das Universum ist groß. Und die Zahl paralleler Universen ist nicht messbar. Und doch muss es etwas geben, dass sie alle zusammenhält. Jeden Yroa in jeder Raumzeit in jeder Kolonie.”
Sunfrost runzelte die Stirn.
“Die Feindschaft zu den Canyaj ist das verbindende Element Ihrer Kultur?”, wunderte sie sich.
“Und die Geschichten darüber, wie sie entstand. Wahrscheinlich sind sie alle erfunden. Es gibt so viele Versionen davon und sie beziehen sich auf eine so weit zurückliegende Zeit beziehungsweise auf Ereignisse, die vielleicht gar nicht in dieser Raumzeit stattgefunden haben, dass es unmöglich ist, ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Aber darauf kommt es auch nicht an ...”
Ich danke für die ausführliche Beantwortung der Frage und die dadurch gegebene Ressourcen-Entlastung meines Systems, meldete sich nun das KI-System mit einem Gedankenstrom zu Wort.