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Ein Schweber holte Sunfrost und Robert Ukasi vor der STERNENKRIEGER ab. Der Schweber besaß die Form eines Tropfens. Von außen schimmerte er silbern. Eine Türöffnung bildete sich.

“Kommen Sie herein”, sagte Fairoglan. “Oder auch herzlich willkommen - was immer dieser Bezug auf ein Blut pumpendes Organ in diesem Zusammenhang auch in Ihrer Kultur bedeuten mag. Möglicherweise wird es kulturell irrtümlich mit dem Sitz freundlicher Gefühle konnotiert? Könnte das sein?”

“Das könnte sein”, nickte Sunfrost.

Sie zögerte damit einzusteigen.

Ukasi ebenfalls. Und der Grund war bei beiden derselbe.

“Dieses Gefährt wirkt etwas zu klein für drei Personen”, erklärte Ukasi.

“Das ist es nicht”, gab Fairoglan zurück.

Augenblicklich vergrößerte sich das Volumen des Schwebers um fast die Hälfte.

Sunfrost hatte bereits während des Anflugs auf den Raumhafen unzählige dieser Schweber in allen nur erdenklichen Größen und mancherlei Formvarianten in der Kugelsphäre von Kala-Dar umherfliegen sehen. Ihre Form und Größe war offenbar variabel.

“Der Schweber besteht aus Formenergie und lässt sich in gewissen Grenzen beliebig anpassen”, sagte Fairoglan. “Steigen Sie ruhig ein. Das Ganze funktioniert per Gedankensteuerung, seien Sie also vorsichtig mit allzu intensiven Wünschen im Hinblick auf Kurs, Form oder Ausstattung des Schwebers - sie könnten wahr werden!”

Ukasi und Sunfrost betraten den Schweber. Von innen war dessen Außenhülle vollkommen transparent.

Die Türöffnung verschloss sich.

Der Schweber hob ab.

Sunfrost versuchte, nicht in die Tiefe zu blicken.

Der Boden war ebenfalls transparent.

Man hatte das unangenehme Gefühl, im Nichts zu schweben.

“Ich nehme ein gewisses Unbehagen bei Ihnen beiden wahr”, stellte Fairoglan fest, während der Schweber bereits fast zweihundert Meter über dem Raumhafen schwebte.

Sunfrost warf einen kurzen Blick auf das Wrack der STERNENKRIEGER. Die beträchtlichen Schäden am Schiff waren aus dieser Perspektive noch sehr viel deutlicher zu erkennen. Ihr wurde schwindelig.

Dann entstand ein Boden unter ihren Füßen.

Oder auch nur die Illusion davon. Aber das war Sunfrost in diesem Augenblick vollkommen gleichgültig. Sie war froh, wieder auf festem Grund zu stehen.

“Ich danke Ihnen”, sagte sie an Fairoglan gerichtet.

“Bedanken Sie sich bei Ihrem Offizier”, sagte Fairoglan.

Sunfrost schaute in Ukasis Richtung. Dieser zuckte nur kurz mit den Achseln.

Fairoglan wandte sich unterdessen ebenfalls an Ukasi und fuhr fort: “Es war Ihr Gedanke, der den Boden erzeugt hat. Wie gesagt, diese Schweber bestehen zu über neunzig Prozent aus Formenergie. Und die lässt sich über ein Mentalinterface steuern, das auf Gedanken reagiert.”

“Formenergie?”, echote Ukasi. “Sie meinen, Sie sind in der Lage, Energie und Materie ...” Ukasi sprach nicht weiter.

“Energie und Materie sind dasselbe”, sagte Fairoglan. “Und es ist im Prinzip keine Schwierigkeit, sie ineinander umzuwandeln.”

“Theoretisch”, sagte Robert Ukasi. “Und für einen aus dem Boden wachsenden Sessel an Bord Ihres Raumschiffs akzeptiere ich das auch ...”

“Das Raumschiff, mit dem Shafor und ich seit langer Zeit durch das All fliegen, besteht nur zu einem weitaus geringeren Teil aus Formenergie”, sagte Fairoglan.

“Das heißt, es ist nicht auf der Höhe der Technik, die von Ihrer Spezies anderswo benutzt wird?”, hakte Ukasi nach.

“Nein, so kann man das nicht sagen. Aber für eine lange Reise ist es durchaus von Vorteil, wenn ein Raumschiff einen größeren Anteil an konventioneller Nur-Materie besitzt.”

“Damit es nicht einfach verschwindet, wenn die Energiezufuhr ausfällt?”

Der Gesichtsausdruck des Yroa veränderte sich.

Er erinnerte jetzt fast an ein mildes Lächeln.

Aber vielleicht ist das auch nur eine Überinterpretation meinerseits, dachte Sunfrost.

Fairoglan sagte an Ukasi gerichtet: “Ihnen fehlen einige physikalische Grundkenntnisse, um diese Dinge zu verstehen. Es bedürfte wahrscheinlich einer längeren Ausbildung, um Sie in die Lage zu versetzen, diese Dinge zu begreifen - und ob dazu die Lebenserwartung Ihrer Spezies ausreicht, ist nicht unbedingt gewiss. Also schlage ich vor, dieses Thema zunächst zu verschieben.”

Robert Ukasi verzog das Gesicht und zuckte mit den Schultern.

“Wie Sie meinen!”

“Ich nahm bei Ihnen schon bei unserer ersten Begegnung ein starkes Misstrauen gegen Angehörige von für Sie fremden Spezies wahr”, sagte Fairoglan.

“Ich hege keinerlei Ressentiments, wenn Sie das meinen.”

“Nein, so würde ich das nicht formulieren.”

“So?”

Fairoglan hob leicht den Kopf. “Ich würde sagen, Ihre Ressentiments sind auf einem Niveau, das vollkommen Ihrer Kulturstufe entspricht.”

“Zu gütig, dass Sie das feststellen! Und wie ist das mit Ihren eigenen Ressentiments gegenüber Angehörigen anderer Spezies?”

“Ich habe keine.”

“Ich hatte soeben einen anderen Eindruck.”

“Ich habe solche Ressentiments nicht, weil ich mir der Tatsache bewusst bin, dass das, was Sie eine Spezies nennen, in Wahrheit nicht existiert. Es ist nur ein Gedankenkonstrukt. In Wahrheit gibt es nur die Diversität des Lebens, mehr nicht. Aber solch grobe Kategorien helfen uns bei der Verständigung. Im Übrigen ... erinnern mich Ihre latenten Ressentiments an jene meines Klonbruders gegenüber der menschlichen Spezies.”

“Wieso das?”

“Mein Klonbruder geriet einst für eine gewisse Zeit in Gefangenschaft von Humanoiden, die den Menschen zwar nur sehr entfernt ähneln, aber ihnen doch ähnlich genug waren, dass er Sie und Ihresgleichen nicht mag - was rational betrachtet natürlich völlig unsinnig ist.”

Robert Ukasi wurde blass.

“Sie haben in meinen Gedanken gelesen! Meinen Erinnerungen. Sie spielen auf meine Gefangenschaft bei den Wsssarrr an und vielleicht wissen Sie auch, dass meine Eltern durch einen Überfall Außerirdischer ums Leben kam.”

“Mir Ihre Erinnerungen genauer anzusehen, dazu fehlt mir die telepathische Begabung meines Klonzweitlings. Aber ich habe die strukturelle Ähnlichkeit gewisser Muster erkannt. Und das reicht aus, um einiges zu erklären.”

“Wenn Sie das sagen ...”

“Im Sinn einer maximal-effektive Kooperation sollten Sie versuchen, Ihre Vorbehalte zu vergessen, falls Sie dazu in der Lage sind. Und ja, ich akzeptiere und verstehe Ihren Widerwillen gegen eine potenzielle Manipulation durch mich auf mentaler Ebene. Lassen Sie mich dazu einfach erklären, dass ich keinen Versuch in diese Richtung unternehmen werde. Darauf haben Sie mein Wort!”

“Gut”, sagte Ukasi. “Kooperieren wir maximal.”

Fairoglan wandte sich an Sunfrost. “Sie haben ihn wegen seines Misstrauens mir gegenüber als Ihre Begleitung ausgewählt. Eine durchaus verständliche Wahl. Ich hätte sie an Ihrer Stelle vermutlich ebenso getroffen, Captain.”


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