Читать книгу Großband #9 - Chronik der Sternenkrieger: Wo die Erhabenen wohnen: Acht Sternenkrieger Romane - Alfred Bekker - Страница 49
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Ich zweifle immer noch daran, dass es wirklich eine gute Idee gewesen sein soll, die Menschen zu retten!
Shafors Gedanke war sehr intensiv.
So bedrängend intensiv, dass sich Fairoglan an die schlimmen alten Zeiten erinnert fühlte, die eigentlich der Vergangenheit angehören und nicht wiederkehren sollten.
Er durfte seine mentale Abschirmung nicht vernachlässigen. Das war ihm sofort klar. Wenn er es einmal zuließ, dass Shafor den früheren, übermächtigen Einfluss auf ihn zurückgewann, dann war er geliefert. Das spürte er sehr deutlich.
Die beiden Klonbrüder befanden sich in der Zentrale ihres Raumschiffes. Diesem Schiff einen Namen zu geben, hatte keiner von ihnen je für notwendig gehalten. Dies war einfach ihr Schiff und das reichte aus. Zur Identifikation gegenüber einer kolonialen Autorität gab es ja schließlich eindeutige Identifikationscodes. Ein Schiffsname war dafür nicht notwendig.
Shafor lief unruhig hin und her. Seine massige Gestalt wirkte ungelenk dabei. Er schnaufte.
Fairoglan hingegen hatte in einem der Schalensitze aus Formenergie Platz genommen, die sich perfekt seiner Physiognomie anzupassen vermochten und auf einen Gedankenbefehl hin verschwanden, wenn er es wollte.
“Wir werden eine gute Prämie für die genetischen Daten bekommen”, sagte Fairoglan. “Und da wir schon lange keine Prämie mehr verdient haben, können wir das gut gebrauchen.”
Das ist deine Meinung!
“Und sie entspricht der Wahrheit, Shafor. Auch unser Schiff hat eine Überholung dringend notwendig. Und mit unseren eigenen genetischen Daten können wir hier in Kala-Dar wohl kaum noch bezahlen, weil wir schließlich schon mal hier waren ...”
Dassssss ist lange her!, erreichte Fairoglan ein Gedanke seines Klonzweitlings, der sehr unangenehm in das Bewusstsein Fairoglans hineinschnitt.
“Nicht lang genug, als dass man sich daran nicht erinnern würde.”
Wie auch immer. Die Prämie war nicht der Grund dafür, dass du die Fremden gerettet hast. Und davon abgesehen hätten wir jetzt gar keine Generalüberholung nötig, wenn wir nicht deinetwegen in Kampfhandlungen mit den Canyaj verwickelt worden wären, die wir gut hätten vermeiden können. Ahhh, so ein Idiot! Mein Klonzweitling ist so ein Idiot. Und wir werden beide im Endeffekt darunter zu leiden haben!
Ein unablässiger Strom von unfreundlichen Gedanken ergoss sich förmlich über Fairoglans Bewusstsein. Es war ausgesprochen schwer, sich dagegen abzuschirmen. Aber anscheinend schien Shafor genau dies austesten zu wollen, wie Fairoglan sofort erkannte.
Er musste dieser Prüfung standhalten.
Fairoglan schloss einen Moment lang die Augen, um sich besser sammeln zu können. Denn genau das war die Voraussetzung dafür, in so einer Lage nicht den Verstand zu verlieren.
Fairoglan fokussierte seine Aufmerksamkeit auf eine Weise, wie er es selbst bis vor Kurzem noch für unmöglich gehalten hätte.
Dabei war es in Wahrheit vielleicht nur eine Frage des Willens gewesen. Und diesen unbedingten Willen, die mentalen Ausbrüche seines Klonzweitlings im Zaum zu halten, hatte Fairoglan jetzt.
Im Gegensatz zu früher.
Da hatte er Shafor vielleicht manchmal auch einfach allzu bereitwillig die Herrschaft überlassen.
Aber das würde er nun nicht mehr zulassen.
Wie sehen deine weiteren Pläne aus, Fairoglan?, dröhnte Shafors Gedanke schmerzhaft in seinem Hirn.
Fairoglan versuchte zumindest, so zu tun, als würde ihm das alles keinerlei Probleme bereiten.
“Ich werde dafür sorgen, dass wir unsere Prämie auch bekommen”, erklärte Fairoglan. “Und im Übrigen ist es so, dass die Besatzung dieses Menschen-Schiffs ganz offensichtlich mit der Lösung einiger Rätsel beschäftigt ist, die auch uns schon beschäftigt haben.”
Du glaubst nicht im Ernst, dass sie uns zu dem Wissen der Alten Götter führen!, höhnte Shafor. Dasssss ist so lächerlich, dass es schmerzt, einen solchen Gedanken ertragen zu müssen! Ahhhhhh!
“Ich dachte, es interessiert dich auch, woher die mysteriösen Lichtsonden kommen, die an so verschiedenen, weit voneinander entfernten Bereichen des Universums aufgetaucht sind!”
Kommmmmmmmm mir nicht daaaaaamit! Ahhhh!
“Es finden gigantische Umbrüche in diesem Teil der Galaxis statt, Shafor. Und all das hat etwas mit den Alten Göttern zu tun. Und mit Dingen, die größer sind, als selbst wir uns vorzustellen vermögen. Wir sollten darüber Bescheid wissen.”
“Du Narr”, sagte Shafor. “Du schwächlicher Narr!”
“Ich finde außerdem, dass wir mit denen kooperieren sollten, die dasselbe Ziel verfolgen.”
“Aber doch nicht mit diesen unwissenden Primitivlingen, die nicht einmal in der Lage sind, ein Raumschiff zu konstruieren, das diesen Namen verdient!”, entfuhr es Shafor. Sein Gesicht hatte die Farbe geändert. Von graublau in dunkelrot. Ein Zeichen äußerster Erregung, aber für Shafor war das nichts Ungewöhnliches. Fairoglan maß dem inzwischen kaum noch irgendeine Bedeutung zu. Sein Klonzweitling war eben leicht erregbar und ziemlich cholerisch. Letzteres war so etwas wie sein Normalzustand und wenn man sich mit ihm zusammen im selben Raumschiff aufhielt, war man wohl oder übel gezwungen, sich daran zu gewöhnen.
Fairoglan wandte ruckartig den Kopf und erhob sich aus seinem Formenergie-Schalensitz, der daraufhin augenblicklich verschwand.
“Primitivlinge? Vielleicht. Aber du solltest eines nicht vergessen: Sie sind auf ihrer Suche bereits weiter als wir - auch wenn sie mit ihren Erkenntnissen kaum etwas anzufangen wissen.”
Du hoffst wirklich auf zusätzliche Informationen, Fairoglan?
“Ja.”
Durch diese Narren? Wir haben ihre DNA sequenziert. Wir haben ihre Datenbanken gescannt. Wir wissen mehr über sie als sie über sich selbst.
“Sie haben ihre ganz spezielle Herangehensweise”, sagte Fairoglan. “Und ich bleibe dabei: Die Canyaj müssen einen guten Grund gehabt haben, sie zu verfolgen und zu entern. Sie haben etwas bei ihnen gesucht und ich will wissen, was es ist - auch wenn die Fremden selbst wohl tatsächlich keine Ahnung haben, was es sein könnte.”
Gut. Ich lasss dir dein Spiel. Ausnahmsweise.
“Es ist kein Spiel.”
Ahhhhhh! Ich hoffe nur, dass du dich nicht täuschst, was die Prämie angeht. Schließlich gibt es bereits DNA-Codes dieser Spezies in Kala-Dar und wie ich dir schon ganz zu Beginn deiner Kette von Fehlentscheidungen klarzumachen versucht habe, könnte es sein, dass man den Prämienwert in diesem Fall deshalb stark herunterstuft, mein dummer Klonbruder!