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Feuerlöscher

Alfred Bekker


"Oh, nein! Der hat mir gerade noch gefehlt!" seufzte Huber, der Filialleiter eines großen Bekleidungshauses. Einen Moment lang stand sein Mund vor Entsetzen weit offen. Erst die Stimme von Peter, dem neuen Lehrling, der sich in seinem dunklen Anzug noch sichtlich unwohl fühlte, riß Huber aus seiner Starre.

"Was ist denn los, Herr Huber?"

Huber seufzte. "Der Mann mit der Halbglatze ist von der Gewerbeaufsicht! Der wird hier alles durchschnüffeln und sich jeden Winkel zeigen lassen! Als ob wir im Augenblick nicht schon genug Streß hätten!" Huber sah Peter einen Moment lang schweigend an, dann fragte der Filialleiter: "Wieviele Feuerlöscher haben wir eigentlich?"

"Einen", erwiderte Peter.

"Einen in jeder Etage."

"Nein, einen insgesamt."

Huber schaute drein, als hätte ihm gerade jemand einen Eimer kaltes Wasser ins Gesicht geschüttet. "Das ist nicht wahr!" flüsterte er.

"Doch!" erwiderte Peter und deutete quer durch den Raum.

"Dahinten hängt er! Sehen Sie!"

"Dieser Kerl von der Gewerbeaufsicht wird mich in der Luft zerfetzen! Wenn wir die Sicherheitsbestimmungen nicht erfüllen, kann er sogar den Laden für eine Weile schließen!"

Und dann war der Mann mit der Halbglatze auch schon herangekommen. Er begrüßte Huber mit einem kalten Lächeln und einem laschen Händedruck.

"Guten Tag, Herr Steiner", flüsterte Huber äußerst eilfertig, während ihm der Schweiß ausbrach. Hatte er nicht die Anweisung gegeben, für die anderen Etagen ebenfalls Feuerlöscher zu besorgen, so wie es der Vorschrift entsprach?

Na, warte, wenn ich den erwische, der das verschlampt hat!

ging es ihm grimmig durch den Kopf. Aber dann war er sich auf einmal gar nicht mehr sicher, ob er wirklich einem der Ange-stellten angewiesen hatte, Feuerlöscher zu besorgen. Zu-mindest konnte er sich nicht mehr genau erinnern, wen er beauftragt hatte - und das war schon ein äußerst bedenkliches Zeichen. Huber fragte: "Eine Tasse Kaffee, Herr Steiner?"

"Eigentlich habe ich nicht viel Zeit..."

"Ach, das sitzt sicher drin!" Huber formte die Hände zu einem Trichter und rief quer durch den Raum: "Frau Merkel!

Herr Steiner ist da! Machen Sie ihm doch bitte einen Kaffee!"

"Das ist wirklich nicht nötig!" meinte Steiner.

Frau Merkel hatte sofort geschaltet und war herbeigeeilt um Steiner sanft aber bestimmt in Richtung Büro abzuführen.

Huber beugte sich indessen zu Peter. "Jetzt hilft nur noch beten!"

Fünf Minuten ließ Steiner sich im Büro für die Tasse Kaffee Zeit, dann war er nicht mehr zu halten. "Haben Sie irgend etwas zu verbergen, oder weshalb versuchen Sie dauernd, mich hier aufzuhalten, Herr Huber?"

"Ich versuche nur, freundlich zu sein!"

"Das letzte Mal war der Notausgang mit einem Stapel Kartons versperrt, von dem Ihre Mitarbeiter gerade knapp die Hälfte davongeschafft hatten, ehe Sie mich aus ihrem Kaffee-Gefäng-nis entlassen hatten und ich am Ort des Geschehens eintraf.

Glauben Sie, ich merke mir so etwas nicht?"

"Herr Steiner..."

"Was ist es diesmal, was Sie zu verschleiern versuchen?

Fehlen vielleicht ein paar Feuerlöscher?"

"Gehen wir", murmelte Huber kleinlaut.

Das Erdgeschoß überstand die Inspizierung ohne größere Beanstandungen. Als es hinauf in den ersten Stock ging, schwitzte Huber, als er an den fehlenden Feuerlöscher dachte.

"Na, dann wollen wir mal sehen", meinte Steiner mit bewegungslosem Gesicht. Er ließ den Blick schweifen - und Huber ebenfalls. "Da ist er ja, der Feuerlöscher für diese Etage!" sagte Steiner. "Ich hatte schon den Verdacht, daß Sie diese Vorschrift nicht so genau nehmen. Die meisten tun das und dabei ist es so gefährlich!" - "Ja, ja", erwiderte Huber, der noch gar nicht fassen konnte, daß neben dem Notausgang ein Feuerlöscher an der Wand hing. Und als auch in den näch-sten beiden Etagen der Feuerlöscher an seinem Ort hing und Steiner sogar so etwas wie ein zufriedenes Gesicht bekam, staunte Huber noch mehr. Aber verrückt geworden war er nicht, schließlich sah ja auch der Beamte vom Gewerbeaufsichtsamt die Feuerlöscher. In der obersten Etage trafen sie auf Peter, den Lehrling.

"Habe ich Sie nicht gerade schonmal gesehen, junger Mann?"

fragte Steiner. Peter schwitzte, sein Kopf war hochrot.

"Ja, in unserem Job muß man gewissermaßen überall sein", erwiderte Peter, nachdem er wieder Luft bekam.

"Lassen Sie es etwas ruhiger angehen, bevor Sie sich noch überanstrengen!" sagte Steiner mit angestrengter Herzlichkeit, bevor er sich zum Gehen wamdte.

Huber drehte sich zu Peter herum und raunte: "Woher kommen die vielen Feuerlöscher? Der da vorne zum Beispiel! Da hat doch schon seit Jahren keiner gehangen!" - "Das ist der aus dem Erdgeschoß!" erwiderte Peter. "Und bevor unser Freund dort wieder anlangt, muß ich das Ding schnell über die Not-treppe wieder an seinen Ort bringen."

Heiter und unterhaltsam in die Weihnachtszeit: 2 Romane und 66 Kurzgeschichten

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