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Ein Brief für die Kleine

Alfred Bekker


"Frederike Grams - wohnt die auch bei Ihnen?" fragte der Postbote, nachdem Peter Grams die Post in Empfang genommen und den Erhalt eines Einschreibebriefs mit seiner Unterschrift bestätigt hatte.

Peter nickte und lächelte versonnen.

"Ja, die wohnt auch hier", bestätigte er.

"Aber Ihre Frau heißt doch Julia - oder verwechsle ich da jetzt was?"

"Nein, das stimmt."

Peter nahm den Brief an Frederike Grams entgegen, verabschiedete sich vom Postboten und machte sich dann auf den Weg in die Küche.

Unterwegs kam ihm seine Frau entgegen. Julia preßte einen Finger auf ihren Mund und zischte: "Pschscht!"

"Was ist denn?" erkundigte sich Peter mit gedämpftem Ton-fall.

"Sie schläft!" flüsterte Julia.

Peter atmete auf. "Gott sei Dank!"

In der Küche zeigte er seiner Frau dann den Brief. "Schau", sagte er. "Heute hat sie sogar Post bekommen!"

Julia runzelte die Stirn. "Von der Krankenversicherung?

Mach mal auf!"

"Aber, aber... Verletzt das nicht das Briefgeheimnis?"

Julia stemmte die schlanken Arme in die Taille und sah ihn in gespielter Empörung an. "Nun mach mal einen Punkt!" lachte sie dann. "Außerdem wird sie wohl kaum etwas dagegen haben, denn selbst kann sie den Brief ja ohnehin nicht lesen!"

Peter öffnete den Umschlag und zog ein eng getipptes Schreiben hervor. Der Briefkopf zeigte einen Teddybären, was wohl daher rührte, daß sich der Brief an ein Kind richtete.

Liebe Frederike, stand dort zu lesen. Du bist im Jahr '93

geboren und nun schon zwei Jahre alt. Genauso lange bist du auch schon Mitglied unserer Krankenkasse. Deine Eltern werden dir sicher später mal erklären, was das bedeutet. Sicher bist du inzwischen schon groß genug, um mit Bauklötzen zu spielen und vielleicht kannst du auch schon etwas sprechen. Damit du dich weiterhin wohlfühlst und gesund bleibst, ist es wichtig, daß deine Eltern nicht vergessen, dich zur nächsten Vorsor-geuntersuchung bei deinem Kinderarzt vorzustellen. Diese Untersuchungen sind kostenlos und gehören zu den Leistungen unserer Krankenkasse. Sicher ist eine solche Untersuchung nicht so angenehm für dich. Aber ist es nicht viel besser, wenn man etwas unternimmt, bevor man krank wird? Deine Eltern sind da sicher der gleichen Ansicht.

Peter blickte von dem Brief auf und schüttelte den Kopf, während Julia noch weiterlas.

Sie mußten beide lachen.

"Kannst du mir sagen, was das soll?" fragte Peter.

Julia nickte. "Das kann ich! Tante Frederike soll zum Kinderarzt und der stellt fest, ob sie sich ihrem Alter entsprechend entwickelt hat..."

"Das ist doch wohl ein Irrtum, oder? Schließlich ist Tante Frederike schon hundertzwei Jahre."

Julia zuckte die Achseln. "Die haben wohl alle Kassenmit-glieder des Geburtsjahrgangs '93 angeschrieben und Tante Frederike ist ja auch wirklich Jahrgang '93 - 1893 allerdings."

Heiter und unterhaltsam in die Weihnachtszeit: 2 Romane und 66 Kurzgeschichten

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