Читать книгу Heiter und unterhaltsam in die Weihnachtszeit: 2 Romane und 66 Kurzgeschichten - Alfred Bekker - Страница 9
ОглавлениеDinosaurier auf dem Mars
Alfred Bekker
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Brent stieg vorsichtig in das Loch an der Grabungsstelle hinein, was in dem klobigen Druckanzug gar nicht so einfach war. Sikorski folgte ihm.
"Hier ist es also!" sagte Brent mit spöttischem Unterton. "Das Loch, das der Menschheit Aufschluß über die Frühgeschichte des Mars geben soll!" - "Sie sind gestern mit dem Raumtransporter angekommen, nicht wahr?" fragte Sikorski. "Ja." - "Geologe?" - "Geologe und Paläontologe." -"Dann haben Sie also Saurierknochen ausgegraben!" lachte Sikorski. - "Stimmt!" murmelte Brent.
Sikorski schien ziemlich redselig zu sein.
"Haben Sie Fritz Malmgren schon kennengelernt?"
Brent nickte. "Sie meinen den Leiter der Marsstation? Ja, ich habe kurz mit ihm gesprochen." - "Nehmen Sie sich vor ihm in acht", warnte Sikorski.
"In wie fern?" Brent wandte sich zu seinem Kollegen herum und sah, daß Sikorski grinste.
"Malmgren ist eine wissenschaftliche Kapazität, deshalb hat man ihm auch die Leitung der Marsstation übergeben. Aber das hält ihn nicht davon ab, seine Mitarbeiter mit üblen Streichen zu traktieren." - "So?"
"Er soll bei Ausgrabungen in Palästina einem Kollegen eine Tontafel mit althebräischen Schriftzeichen in die Schicht gelegt haben, die dort eigentlich nicht hätte auftauchen dürfen. Der Kollege dachte schon an eine archäologische Sensation, bis er die Zeichen transkribiert hatte..." Sikorski brach ab und kicherte. "Was stand drauf?" fragte Brent.
"Fritz was here." - "Sehr witzig!"
Brent gab die nächsten Tage auf den Leiter der Marsstation Acht, aber entweder Sikorski hatte ihm ein Märchen erzählt, um einen Keil zwischen ihn und seinen Vorgesetzten zu treiben, oder Fritz Malmgren hatte seine Neigung inzwischen abgelegt.
Die Marstage gingen mit der täglichen Arbeit dahin. Meter für Meter wurden die Bodenschichten auf ihre Beschaffenheit untersucht, um aus den Ergebnissen Rückschlüsse auf die geologische Entwicklung des Plane-ten ziehen zu können. Brent hatte zwar mit Sikorski zusammenzuarbeiten, aber er verstand sich nicht besonders gut mit ihm. Eine Wand schien zwischen den beiden Männern zu stehen. Brent hatte den Eindruck, daß Sikorski ihn, den Neuen auf der Station, als eine Art Eindringling und Konkurrenten sah. Ein Grund mehr, nichts auf das zu geben, was er über den Stationsleiter gesagt hatte, zumal dieser sich als äußerst umgänglich und kameradschaftlich erwies.
Einige Wochen später war Brent dann einmal allein draußen bei der Ausgrabungsstelle, weil Sikorski sich nicht gut gefühlt hatte und vom Stationsarzt arbeitsunfähig geschrieben worden war. Brent machte seine Arbeit wie immer. Doch dann glaubte er plötzlich seinen Augen nicht zu trauen. Er holte etwas Längliches aus dem Marsgeröll, das etwa die Länge eines Menschenarms hatte. Ein Knochen! Die Erkenntnis traf Brent wie ein Schlag vor den Kopf... Einen solchen Knochen hatte er schon ge-sehen, da war er sich absolut sicher! Es war der Knochen eines Dinosau-riers!
*
Brent brachte den Knochen zur Marsstation, ohne daß er irgendwem davon erzählte. Er hatte eine Ahnung, wollte aber erst sichergehen, bevor er den anderen von seinem Fund berichtete. Brent setzte sich an den Computer, um in der Datenbank nachzuforschen. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren, denn ständig gingen ihm die Konsequenzen durch den Kopf, die der Fund eines Saurierknochens auf dem Mars nach sich zogen. Als erstes war da natürlich die Frage, wie er hier her kam. Unwahrschein-lich, daß frühere Expeditionen ihn mitgebracht und dann mehrere Meter tief verscharrt hatten. Was, wenn es unter den urzeitlichen Reptilien intelligente Arten gegeben hätte? Vielleicht sogar so intelligent, daß sie in der Lage gewesen waren, Raumschiffe zu bauen und zum Mars zu fliegen?
Warum eigentlich nicht? dachte Brent. Man hatte auch lange geglaubt, daß die Saurier Kaltblüter gewesen waren, was sich längst als Irrtum herausgestellt hatte. Warum sollte nicht auch die Meinung, nach der es sich bei den Urzeitriesen ausschließlich um kleinhirnige Dummköpfe gehandelt hatte, eines Tages revidiert werden? Brent gelang es schließlich, den Knochen zu identifizieren. Die Größenverhältnisse stimmten...
Es gab kaum einen Zweifel! Brent betrachtete den Knochen noch einmal genau und begann, ihn zu säubern. Die Materialanalyse würde letzte Gewißheit geben.
Dann tauchte unter dem feinen Staub plötzlich eine winzige Erhebung auf. Ein Schriftzug. Made in Taiwan.
Wütend schaltete Brent den Computer ab.
"Fritz!"