Читать книгу Halo - Alfred Broi - Страница 17
ιδ
ОглавлениеAls Frank erwachte, war es draußen bereits hell und weder Kate, noch seine Nichte lagen mehr neben ihm.
Frank schaute auf die Uhr auf dem kleinen Beistelltisch und erkannte, dass es kurz vor Neun war. Zeit zum Aufstehen.
Als er die Schlafzimmertür öffnete hörte er keinerlei Geräusche, also ging er in die Küche, weil er dort seine Schwester vermutete. Aber sie war nicht da. Stattdessen sah er gleich das rhythmische Blinken an seinem Handy, das auf dem Tisch lag. Er nahm es zur Hand, schaltete es ein und erkannte, dass er um 8.02 Uhr eine Nachricht von Kate bekommen hatte.
Hallo Schlafmütze, stand da mit einem Smiley, Ich hab Theresa zu einer Freundin gebracht -gähnender Smiley, schnarchender Smiley – Bin danach noch ein paar Besorgungen machen und gegen elf zurück. Bis dann – Freundlich winkender Smiley – Solltest du dann noch schlafen, kommt der Eimer Wasser – Frech und hinterhältig grinsender Smiley – Explodierende Bombe – Begossener Pudel.
Frank musste grinsen. Seine Schwester konnte prima mit ihrem Handy umgehen, er selbst war jedoch schon froh, wenn er damit telefonieren und Nachrichten empfangen und versenden konnte. Diese ganzen, weiteren Spielereien, die diese Dinger mittlerweile locker draufhatten, waren nicht unbedingt sein Ding. Ob dies ein untrügliches Zeichen dafür war, das er langsam alt wurde? Mit 30? Frank verzog die Mundwinkel und wollte gar nicht erst weiter darüber nachdenken. Er tippte stattdessen schnell eine Antwort: Alles klar, Kleine. Ich werde jetzt duschen. Danach muss ich aber selber weg und werde zum Mittag nicht zurück sein. Wir sehen uns um 15 Uhr beim Arzt. Sei pünktlich. PS: Über den Wassereimer reden wir noch!!
Er grinste nochmals und legte das Handy zurück auf den Tisch, ohne auf eine Antwort zu warten. Wie er gesagt hatte, ging er erst einmal duschen.
Als er nach einer halben Stunde frisch rasiert und vollständig angezogen zurück in die Küche kam, blinkte sein Handy erneut. Es war – natürlich – Kate, die seine Nachricht als verstanden gab und ihm viel Spaß wünschte. Frank antwortete ihr darauf allerdings nicht, sondern zog sich seine Jacke an und verließ die Wohnung in Richtung Lagerhaus, in dem der Porsche stand. Er hatte beschlossen, ihn durchzusehen, um, für den Fall, dass er beim letzten Rennen doch größere Schäden, als angenommen, davongetragen hatte, dies di Maria heute Abend bei ihrem vereinbarten Gespräch gleich mitteilen zu können. Auf dem Weg dorthin würde er sich einen Kaffee und einen Bagel gönnen.
*
Timothys kleine Zwei-Zimmer-Wohnung lag zur Hofseite eines Mehrfamilienhauses. Sie war nicht sonderlich groß, aber sauber und preiswert, denn natürlich konnte er sich als Student nicht mehr leisten.
Die anderen Mieter waren meist wie er alleinstehend und gingen überwiegend einer geregelten Arbeit nach. Daher war der Flur, in dem seine Wohnung lag, gegen elf Uhr vormittags, so wie jetzt, ziemlich ausgestorben.
Deshalb hörte auch niemand die Geräusche aus Timothys Wohnung, die für ihn ganz sicher sehr ungewohnt waren.
Eindeutig war Dixon wach, denn es war ein tiefes und schweres Stöhnen zu vernehmen, das sich anhörte, als würde er schwere körperliche Arbeit verrichten. Wenn man gehässig sein wollte, konnte man auch annehmen, dass da jemand erhebliche Verdauungsprobleme hatte.
Doch immer wieder, und das ließ keinerlei Sinn für Humor aufkommen, war das Stöhnen auch deutlich so schmerzhaft, das Timothy wahre Höllenqualen zu durchleiden schien.
Ab und an waren zusätzlich dumpfe Geräusche zu hören, so, als würde etwas gegen Wände schlagen oder gegen Möbelstücke stoßen.
Das alles ging fast fünf Minuten so, bis alle Geräusche urplötzlich verstummten, nachdem ein halb erstickter, halb zorniger Schrei zu hören gewesen war.
Einige Augenblick später wurde die Eingangstür aufgerissen und Timothy verließ mit schnellen Schritten das Haus.
*
Frank war durchaus zufrieden. Die Schäden am Porsche hielten sich in Grenzen und offenbarten kaum mehr, als das, was er schon direkt nach dem Rennen erkannt hatte.
Er musste lediglich vorn neue Bremsbeläge montieren und die beiden Stoßdämpfer an der Hinterachse erneuern. Während er das mit den Stoßdämpfern schon im Vorfeld wusste – er hatte sich aber gesagt, dass sie ein weiteres Rennen schon noch verkraften würden, was sie ja letztlich auch taten – war die Sache mit den Bremsbelägen neu. Das ärgerte ihn, denn eigentlich hätten sie trotz der hohen Beanspruchung noch nicht diesen Verschleiß aufweisen dürfen. Er hatte jedoch selbst schuld daran, weil er sich für die angeblich bessere und preisgünstigere Variante eines Bekannten entschieden hatte und nicht für Toms Angebot. Er schalt sich dafür einen Narren und beschloss, diesen Fehler nicht zu wiederholen. Also rief er kurzerhand in Toms Garage an und bestellte bei ihm neue Beläge. Ihre Lieferung würde am Montag erfolgen.
Da Frank aber bereits die Stoßdämpfer für die Hinterachse besorgt hatte, machte er sich daran, diese zu wechseln.
Er war auch gerade mitten bei der Arbeit, als urplötzlich eine Alarmglocke die relative Stille in der Montagehalle zerriss.
Frank erschrak kurz, legte sein Werkzeug beiseite und ging mit schnellen Schritten zur östlichen Wand, wo neben dem Aufgang in das Erdgeschoss ein kleiner Bildschirm mit Tastatur darunter befestigt war.
Das Warnsignal sagte Frank, dass Jemand an der vorderen Eingangstür war und gerade zum dritten Mal einen falschen Code eingegeben hatte. Zwar glaubte er nicht, dass es die Bullen waren, denn die hätten sich sicherlich nicht die Mühe gemacht, die Tür zu nehmen, sondern gleich das Tor eingerissen, dennoch blieb er angespannt.
Mit einem Knopfdruck aktivierte er das Bildschirmdisplay.
Einen Augenblick später schon legte sich Franks Stirn in Falten und er brummte missmutig, weil er vor dem Eingang eindeutig Timothy erkennen konnte. Sein Freund sollte den Code für die Tür eigentlich kennen. Durch die dritte Fehleingabe hatte sich das Schloss jetzt elektronisch verriegelt und konnte nur noch an der Hauptkonsole direkt an der Tür entriegelt werden. Frank blieb also nichts anderes übrig, als dorthin zu gehen.
Da er es aber nicht leiden konnte, wenn man ihn bei der Arbeit unnötigerweise unterbrach – und Timothys Vergesslichkeit war ja wohl ganz offensichtlich unnötig -, noch Lust dazu hatte, jetzt zur Eingangstür zu gehen und Dixon obendrein weiterhin versuchte, den Code einzugeben – was absolut nichts mehr nützte, selbst wenn es jetzt der Richtige sein sollte – und dadurch ständig dieser nervige Warnton erklang, war seine Laune natürlich entsprechend mürrisch.
Nachdem er die Tür entriegelt und sie geöffnet hatte, ließ er seinen Frust auch gleich an seinem Partner aus. „Alter, wenn du noch einmal auf diese Tastatur drückst, reiß ich dir den Arm ab. Das schwöre ich!“ brummte er mit säuerlich verzogenen Mundwinkeln.
„Ähm, was?“ Timothy schien überrascht und blinzelte ihn mit einem irgendwie gehetzt wirkendem Blick an.
„Nicht was!“ murrte Frank. „Entschuldigung heißt das! Wie kann man nur so blöd sein und den Code vergessen!?“
„Was?“ Dixon schien noch immer ziemlich verwirrt.
„Ja, nun komm schon rein!“ Palmer zog ihn förmlich ins Innere. „Ich hab schließlich nicht den ganzen Tag Zeit!“ Er schloss die Tür wieder, drehte sich um und wollte zurück zum Treppenhaus gehen, als er innehielt und auf Dixons rechtes Bein blickte. "Was ist mit deinem Knie?" fragte er, da er keine Krücke sehen konnte.
Im ersten Moment schien Timothy gar nicht zu wissen, was Frank meinte, doch dann grinste er nur breit. "Dem geht es prima! Ich habe keine Schmerzen mehr. Es ist, als wäre nie etwas gewesen!"
"Okay!" meinte Frank jedoch wenig überzeugt. "Mach trotzdem sinnig!"
Dixon nickte. "Na klar!"
Palmer brummte und ging, ohne weiter auf Timothy zu achten, zurück ins Untergeschoss, dem daraufhin nichts anderes übrig blieb, als ihm wie ein Dackel zu folgen.
Unten angekommen machte sich Frank sofort wieder an die Arbeit. „Was kann ich für dich tun?“ fragte er jedoch.
„Für mich?“ Timothy schien echt überrascht über diese Frage und zuckte die Achseln. „Nichts! Ich wollte dich bloß mal besuchen!“
Palmer drehte sich zu ihm um und sah ihn mit gekräuselter Stirn an. „Aha!“ Er schien jedoch wenig überzeugt, legte aber dennoch den Schraubenschlüssel beiseite, trat zu einer Kühlbox auf der Werkzeugbank, öffnete sie, nahm zwei Dosen Coke heraus und reichte Timothy eine davon. Während sein Partner sie mit einem grinsenden Nicken, aber doch auch irgendwie abwesend entgegennahm, sie öffnete und einen Schluck trank, beobachtete Frank ihn. Dixon bemerkte das und als er die Dose wieder absetzte, verschluckte er sich ein wenig und musste husten. „Was ist?“ fragte er.
„Nichts!“ Frank schüttelte den Kopf. „Außer, dass du echt Scheiße aussiehst!“ Und das stimmte tatsächlich. Jetzt, da er seinen Partner richtig sehen konnte, fiel ihm sofort sein nervöser, fast gehetzter, Gesichtsausdruck und das fahrige Verhalten auf. Timothy schwitzte, seine Haut war fahl, ja wirkte fast grau. Sah ganz so aus, als hätte sich Dixon etwas eingefangen.
„Ach was!“ wehrte Timothy jedoch sofort ab. „Ich bin nur tierisch müde und ziemlich kaputt. Ich glaube, ich brauche einfach etwas Schlaf!“
Frank verzog die Mundwinkel. „Na, dann ist ja gut, dass du heute Abend dein Date mit Rachael hast, was?“ Er grinste säuerlich.
„Bis dahin bin ich wieder fit!“
„Du musst es ja wissen!“ Palmer stellte seine Coke ab und wollte sich schon wieder abwenden.
Da sagte Timothy. „Ich bin nervös, Mann!“
Frank hielt inne und schaute seinen Partner einen Augenblick lang ausdruckslos an. Dann nickte er. „Das verstehe ich!“ Schließlich hatte er das ganze Drama um Rachael, dem Kind und Timothy mitbekommen.
„Danke!“ Dixon nickte mit einem Lächeln.
„Aber ich kann dir dabei nicht helfen. Außer dir sagen, dass du das Richtige tust. Rachael ist eine Klassefrau. Du darfst sie nicht verlieren. Schon wegen deiner Tochter nicht. Du musst alles versuchen, um sie zu halten!“ Er lächelte, doch Dixon war noch immer nervös und unsicher. „Aber hör mal...!“ fuhr Frank weiter fort. „Der Wunsch nach diesem Date kam von ihr!“ Er zog seine Augenbrauen in die Höhe und sah Timothy fordernd an. „Das spricht doch wohl Bände, oder?“
„Ich…ich weiß nicht!“
„Na, also irgendwas musst du schon richtig gemacht haben, sonst würde sie heute Abend nicht mit dir zusammen sein wollen! In einem Hotel!“ Wieder zog er die Augenbrauen in die Höhe. „Also sieh zu, dass du es nicht vermasselst! Geh nachhause und schlaf ne Runde. Dann geh duschen…!“ Frank verzog das Gesicht zu einer gequälten Grimasse angesichts des Zustands seines Freundes. „…zieh dir was Vernünftiges und vor allem Sauberes an…!“ Er sah wie Timothy gequält grinste. „…und leg einen brauchbaren Duft auf!“ Frank erhob mahnend den Zeigerfinger der rechten Hand.
„Mach ich!“ bestätigte Dixon. „Mach ich alles! Aber…!“ Plötzlich hielt er inne. „…ich muss mir erst noch ein paar vernünftige Sachen kaufen!“ Frank sah ihn mit großen Augen an. „Eigentlich habe ich das schon gestern gemacht, aber…!“ Timothy schien etwas verwirrt. „…ich habe sie vergessen!“
„Vergessen?“
„Ja, irgendwo stehen gelassen!“ Dixon sah ihn jetzt mit großen Augen an. „Ich…weiß nicht mehr!“
Frank schüttelte missmutig den Kopf. „Na, dann sieh zu, dass du neue kaufst und dann nichts wie ab ins Bett! Du brauchst Ruhe, damit dein Kopf wieder klar kommt. In diesem Zustand wirst du Rachael nicht erfreuen!“ Er sah seinen Partner mit ernster Miene an.
„Okay!“ Timothy nickte und atmete tief durch. „Mach ich!“ Er stellte die Coke beiseite und machte sich auf den Weg zum Treppenhaus, als er sich noch einmal umwandte. „Und dir viel Glück heute Abend mit dem Alten!“
Frank nickte. „Ich hoffe sehr, dass er gute Nachrichten in Sachen New York hat. Ich könnte das Geld wirklich gut brauchen!“
„Ja!“ Timothy lächelte breit und nickte ebenfalls. „Ich auch!“ Damit drehte er sich um und ging. „Ich auch!“ sagte er noch einmal, leiser und mehr zu sich selbst. Dabei verzogen sich seine Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen und seine Augen begannen zu leuchten.
*
Das Jackson Memorial Hospital lag im Osten der Stadt und Frank brauchte eine gute halbe Stunde bis dorthin.
Nachdem Timothy gegangen war, hatte er den Austausch der hinteren Stoßdämpfer abgeschlossen, seine Arbeit dann beendet und die Halle wieder verlassen.
Als er das Krankenhaus erreichte, war es kurz nach Zwei und Kate und Theresa saßen schon im Wartezimmer.
Die Begrüßung erfolgte herzlich, doch war sie nur kurz, denn quasi im selben Moment trat Dr. Jeffrey Simmons zu ihnen. Er war Kates behandelnder Arzt und Frank war sich ziemlich sicher, dass seine Schwester kaum einen besseren für sich hätte finden können. Das galt natürlich in erster Linie für seine fachlichen Qualitäten – keine Frage. Und die waren als Oberarzt der Neurochirurgie absolut erstklassig.
Doch Simmons besaß noch einen weiteren Vorteil: Er war ein gutaussehender, attraktiver Mann Mitte Dreißig, geschieden, kinderlos, aber kinderlieb und er war vom ersten Moment an Kate auch als Menschen und vor allem Frau zugetan. Allerdings war er schüchtern und daher sehr zurückhaltend.
Das Beste an allem jedoch war, dass auch Kate Gefallen an ihm fand. Wenn Frank sie darauf ansprach, wehrte sie zwar jedes Mal resolut ab, doch kannte er seine Schwester gut genug, um zu wissen, dass ihre Verlegenheit dabei deutlich zeigte, dass sie tatsächlich etwas für Simmons empfand. Allerdings war Frank klar, dass Kate wusste, dass sie eigentlich nichts zu bieten hatte. Sie war eine alleinerziehende Mutter mit einem schlechtbezahlten Job mit einer schweren, sehr wahrscheinlich tödlichen Krankheit, die ihr die Lebensenergie entzog. Ihrem einstmals attraktiven Körper hatte sie schon zugesetzt und es würde sicher nicht mehr lange dauern, bis sie auch ihren Geist und ihre Seele zerstören würde. Nein, Kate war sich ihrer Stellung wohlbewusst und konnte sich nicht nur nicht vorstellen, dass ein so gutaussehender und hochintelligenter Mann wie Jeffrey Simmons mehr in ihr sah, als eine Patientin, sondern sie wollte sogar, dass dem so war, weil sie sich selbst in letzter Konsequenz doch nur als Ballast empfand.
Dennoch konnte sie ihre Vorfreude darauf, Dr. Simmons wiederzusehen, nicht verbergen, denn an diesen Tagen schminkte sie sich (wenn auch nur ganz leicht), frisierte ihre Haare und trug feminine Kleidung, so wie heute einen engen, schwarzen, knielangen Rock und eine blaue Bluse. Und sie war nervös, aber auf eine niedliche, total positive Art. Sie war gesprächig, ihr Blick war offen - und sie lächelte fröhlich, ein viel zu seltener Anblick.
Und weil Frank sah, dass Simmons ihr nicht nur medizinisch helfen konnte, sondern ihr auch im Allgemeinen sehr gut tat, hatte er vor einiger Zeit beschlossen, des Doktors Gefühle für Kate zu ergründen. Eigentlich war Frank in solchen Sachen ungeübt und als Simmons nicht sofort darauf ansprang, glaubte er schon, seiner Schwester einen Bärendienst erwiesen zu haben, doch dann öffnete sich der Arzt plötzlich: Ja, er mochte Kate auch sehr gern, sowohl als Mensch, als auch als Frau. Und eigentlich würde er sie gern daten, doch natürlich konnte er ihr Schicksal nicht verdrängen. Er war in erster Linie ihr Arzt und wenn er wirklich etwas für sie tun wollte, dann doch wohl, dass er ihr das Leben rettete. Ihre Behandlung war für ihn eine besondere Verantwortung, der er sich mit seiner ganzen Energie widmete. Erst wenn sie geheilt sein würde, würde er sie fragen.
Frank hatte ihn daraufhin einen langen Moment ausdruckslos angesehen und ihm dann gerade heraus gesagt, dass das Bullshit war. Seine Absichten in allen Ehren, aber Kate brauchte jetzt Ablenkung, jetzt Schmetterlinge im Bauch. So etwas sei doch wohl auch therapieförderlich, oder etwa nicht? hatte er Simmons gefragt.
Der hatte genickt, doch durfte er aus arbeitsrechtlichen und ethischen Gründen keine intime Beziehung mit einer Patientin eingehen. Zwar konnten sie versuchen, das zu verheimlichen, allerdings würde ihn das Scheitern nicht nur seine Approbation kosten, sondern ihn auch von Kates weiterer Behandlung ausschließen.
Frank musste zugeben, dass das der absolute worst case wäre und so sah er ein, dass eine intime Beziehung zwischen den Beiden (noch) nicht in Frage kam. Dennoch bestand er darauf, dass Simmons darüber nachdachte, mit Kate zumindest mal ins Kino oder Essen zu gehen oder was auch immer ohne Sex zu machen.
Der Mediziner versprach es ihm und wenig später verkündete ihm Kate freudestrahlend, dass sie mit Dr. Simmons ins Kino gehen würde.
Das war vor knapp zwei Monaten gewesen.
Anfangs hatte Frank ein wenig Angst, Kate könne sich da in etwas hinein steigern, doch die Sorge war absolut unbegründet. Bisher hatten sie sich erst dreimal gesehen, der Job als Oberarzt war hart und zeitraubend. Kate war jedes Mal aufgeregt, bevor sie sich mit ihm traf und glücklich und zufrieden an den Folgetagen.
Alles lief eigentlich total wundervoll und Frank war Simmons sehr, sehr dankbar für alles, was er mit Kate tat und vor allem, wie er es mit ihr tat.
Sein größter Wunsch war es nach wie vor, einen Beitrag dafür leisten zu können, dass seine Schwester geheilt wurde und dass dann die Liebe zwischen ihr und Simmons endlich ihren natürlichen Lauf nehmen konnte. Denn daran, dass der Doc seine Schwester wirklich liebte, hatte er mittlerweile keine Zweifel mehr.
Als Simmons in den Warteraum trat und Kate sah, lächelte er sofort. „Hallo Kate!“ Er ging direkt auf sie zu und umarmte sie.
Franks Schwester erwiderte diese Geste gern. „Hallo Jeffrey!“
„Du siehst toll aus!“ meinte Simmons, nachdem sie sich getrennt hatten. „Und du lächelst!“
Das brachte ein weiteres Lächeln in Kates Gesicht.
Frank räusperte sich. Daraufhin blickte der Arzt zu Theresa und begrüßte auch sie freundlich, in dem er sich auf ein Knie stützte und sie ebenfalls herzlich umarmte. „Hallo Theresa!“ sagte er. „Schön, dass du deine Mutter begleitest!“
„Natürlich!“ erwiderte die Kleine resolut. „Einer muss doch auf sie aufpassen!“
„Genau!“ bestätigte Simmons, dann erhob er sich und begrüßte Frank. „Hallo Frank!“
„Hey Jeffrey! Alles okay?“
Die beiden Männer hatten sich die Hand gegeben und als Palmer seine Frage gestellt hatte, zog Simmons ihn kurz zu sich heran und flüsterte. „Jetzt ja!“ Dann zwinkerte er Frank zu. Der verstand natürlich und lächelte nickend.
„Was habt ihr beide da zu tuscheln?“ fragte Kate aber sofort.
Palmer und Simmons sahen sich an, dann grinsten sie breit.
„Männerkram!“ sagte Frank. „Und jetzt ab mit euch!“ Und damit schob er seine Schwester und den Arzt förmlich aus dem Raum.
Während Frank sich neben Theresa auf einen Stuhl setzte, schaute er beiden hinterher, bis sie aus seinem Blickfeld verschwanden.
Ja, sie gaben wirklich ein schönes Paar ab.
Palmer zwang sich jedoch, nicht weiter darüber nachzudenken. Theresa würde ihn sicherlich gleich ablenken, doch zu seiner Überraschung musste er feststellen, dass seine Nichte offensichtlich noch mit den Nachwirkungen des gestrigen langen Abends zu kämpfen hatte. Sie zog ihre Beine unter ihren Körper, legte das Buch, das sie gerade las, auf ihre Oberschenkel, schmiegte ihren Oberkörper an Franks rechte Seite und schwieg ansonsten.
Frank ließ sie gewähren und versuchte mit geschlossenen Augen ebenfalls zu entspannen. Schon nach wenigen Minuten hörte er Theresa tief und fest atmen und ein kurzer Blick zeigte ihm, dass ihre Augen geschlossen waren.
Daraufhin setzte tatsächlich Entspannung bei ihm ein und seine Gedanken schweiften ab, zurück zu der Zeit, in der das Drama um Kates Erkrankung begonnen hatte:
Als Franks Eltern während einer Urlaubsreise bei einem Fährunglück in Seattle starben, war Kate bereits mit Theresa schwanger – nur wusste sie das zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Erst nachdem die Beerdigung hinter ihnen lag, realisierte sie, dass ihre Regel ausgeblieben war. Ein Besuch bei der Frauenärztin brachte dann die Gewissheit – aber keine Freude.
Denn Kate wusste, dass nur Charly Connors der Vater sein konnte, ihr langjähriger Freund - und aktueller Ex-Freund. Nur vier Wochen vor dem Unglück ihrer Eltern hatte sie ihn mit einer gemeinsamen Freundin im Bett erwischt und ihm den Laufpass gegeben. Da sie Connors aber wirklich geliebt hatte, hatte sie seine Untreue knüppelhart getroffen und es war eine sehr schmerzhafte und tränenreiche Trennung geworden.
Dennoch sah sich Kate verpflichtet, Charly über ihre Schwangerschaft zu unterrichten. Obwohl er reagierte, wie erwartet – er war geschockt und klar gegen die Austragung des Kindes – und obwohl sie selbst schon in Anbetracht ihrer aktuellen Situation über einen Schwangerschaftsabbruch nachgedacht hatte, spürte sie bei seinen Worten, wie ihr Herz in einem eiskalten Schauer gefangen wurde und sie lehnte eine Abtreibung rigoros ab.
Wieder zuhause brach sie in Tränen aus und hatte sich in diesem Moment so sehr ihre Eltern zurück gewünscht. Stattdessen war da plötzlich ihr Bruder Frank, zu dem sie zwar stets ein gutes, aber eigentlich kein inniges Verhältnis gehabt hatte. Doch das änderte sich in dieser Zeit schlagartig und er wurde zu ihrer vertrautesten Bezugsperson.
Dennoch war es natürlich eine schwere Zeit für sie, denn erst allmählich realisierte sie, welch gewaltige Verantwortung sie hier auf sich geladen hatte.
Vollkommen überraschend stand dann plötzlich Ende des fünften Schwangerschaftsmonats Charly Connors vor ihrer Tür. Er gab sich reumütig, kasteite sich selbst für sein Verhalten, schwor ihr seine Liebe und dass er sich seiner Verantwortung bewusst war und sie auch einlösen wollte und flehte auf Knien um eine zweite Chance.
Obwohl Frank ihr eindringlich riet, vorsichtig zu sein, stimmte sie zu und Charly zog wieder in ihre alte, gemeinsame Wohnung. Die folgenden Monate wurden sehr schön und alles schien vergessen. Der Tag der Geburt kam, Theresa wurde geboren, Charly war anwesend. Er hielt die ganze Zeit tapfer ihre Hand und ließ ihre Beschimpfungen über sich ergehen. Theresa war ein gesundes und kräftiges Mädchen. Alle waren sehr glücklich.
Am dritten Tag nach der Geburt verkündete ihr der Arzt, dass sie nachhause gehen könne. Eigentlich sollte sie zwar erst einen Tag später entlassen werden, doch Kate war glücklich, Charly damit überraschen zu können.
Eine Überraschung wurde es dann auch - aber ganz sicher nicht so, wie Kate es sich vorgestellt hatte, denn sie erwischte Connors erneut im Bett mit ebendieser Schlampe, die er schon vor Monaten gevögelt hatte.
Kate musste dann offensichtlich einen Schock erlitten haben, denn sie schaffte es gerade noch, Theresa sanft und sicher in ihr Bettchen zu legen, bevor sie direkt davor ohnmächtig zusammenbrach.
Als Frank ins Krankenhaus kam, wurde er bereits von Charly erwartet. Er erzählte ihm, was passiert war, allerdings klammerte er die Sache mit dem wiederholten Fremdgehen aus. Die Ärzte hatten sie bereits untersucht und gingen von einer Kreislaufschwäche, womöglich ausgelöst durch die Geburt, aus. Kate war auch schon wieder wach, wenn auch noch sehr schwach.
Frank ging zu ihr und von ihr erfuhr er dann die ganze Wahrheit. Innerlich vor Wut schäumend, blieb er äußerlich ganz ruhig und sagte ihr, dass alles wieder gut werden würde.
Bevor er das Krankenhaus verließ, sprach er noch mit dem behandelnden Arzt und erzählte auch ihm die ganze Sache mit Charly, die der ihm natürlich ebenfalls verschwiegen hatte. An der Diagnose änderte das jedoch nichts, sondern manifestierte sie sogar: Kate hatte ihren Schmerz über die erste Trennung von Connors noch nicht überwunden, als bereits der zweite und sicherlich viel brutalere Schmerz über den Tod der Eltern hinzukam. Durch die Schwangerschaft hatte Kate all dies jedoch noch nicht einmal im Ansatz verarbeiten können, sondern schlichtweg nur verdrängt. Als sie Connors dann erneut beim Fremdgehen ertappte, war dies offensichtlich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte und ihr durch die Geburt ohnehin schon geschwächter Körper schaltete einfach ab.
Für Frank und den Arzt klang dies absolut logisch – wie hätten sie auch wissen sollen, dass die Wahrheit weitab davon und um so vieles schlimmer war?
Zunächst aber lief alles normal weiter. Kate erholte sich, kam wieder nachhause. Als sie sah, dass Charlys Sachen weg waren, sah sie ihren Bruder nur ausdruckslos an und fragte: „Charly?“, woraufhin Frank einfach nur den Kopf schüttelte. Danach fiel sein Name nie wieder. Palmer besuchte seine Schwester so oft es ihm möglich war und nahm ihr Theresa – und das immer wieder äußerst gern – ab, gerade dann, wenn Kate arbeiten musste.
Allmählich erholte sich seine Schwester und alles schien wieder in normalen Bahnen zu laufen.
Bis zu jenem Morgen, als Frank zu ihr ging, um Theresa abzuholen, weil sie arbeiten musste. Bei der Begrüßung war auch noch alles in Ordnung. Doch als Kate den Raum verließ, um sich ihre Jacke zu holen, hörte Frank sie aufstöhnen und danach einen dumpfen Schlag. Frank lief in den Flur und sah seine Schwester auf dem Boden liegen. Sie schien ohnmächtig, doch lag sie nicht ruhig da, sondern ihr Körper zuckte immer wieder unkontrolliert, durch heftige Krämpfe geschüttelt, umher, während ihre Augenlider flackerten und weißer Speichel aus ihrem Mund floss.
Frank rief den Notarzt. Dieses Mal jedoch wurde Kate nach einer ersten Untersuchung in der Notaufnahme an die Neurochirurgie übergeben. Dort traf Palmer dann zum ersten Mal auf Dr. Jeffrey Simmons.
Simmons hatte seine Schwester gründlich untersucht und seine Diagnose war beinahe schon vernichtend: Kate litt an einem Gehirntumor!
Die Tatsache, dass er bisher nicht entdeckt worden war, lag daran, dass er bisher noch keine Auswirkungen auf ihr Leben gehabt hatte. Simmons war jedoch sicher, dass schon der Ohnmachtsanfall vor einigen Monaten auf ihn zurückzuführen war. Damals aber sprachen alle Symptome für körperlichen, aber vor allem seelischen Stress, sodass keine weiteren Untersuchungen vorgenommen worden waren. Jetzt aber, mit dem Hinzukommen des epileptischen Anfalls, war das natürlich anders und seine Entdeckung zwangsläufig.
Dr. Simmons nahm sich viel Zeit für Frank und erklärte ihm alles sehr genau, doch natürlich konnte sich Palmer die Fachausdrücke nicht merken, außer, dass es sich bei Kates Tumor um ein sogenanntes Astrozytom handelte, das seinen Ursprung im Stützgewebe des zentralen Nervensystems hatte. Die Untersuchung ergab, dass er etwa einen Zentimeter groß war und die Form einer kleinen Murmel hatte – und dass er leider bösartig war.
Wird sie sterben? hatte Frank vollkommen geschockt gefragt.
Nicht unbedingt, hatte Simmons erwidert und dann erklärt, dass es die Möglichkeit gab, den Tumor operativ zu entfernen. Er betonte jedoch, dass dies nur eine Möglichkeit, aber keine Garantie war. In den weitaus meisten Fällen ließ sich ein solcher Tumor nicht gänzlich entfernen, sodass er nach einiger Zeit wieder anwuchs und sie wieder vor einer Operation standen. In seltenen Fällen nahm der Tumor dabei an Aggressivität zu, ganz so, als wäre er sauer, dass jemand versucht hatte, ihn zu entfernen.
Wie immer es aber auch sein mochte: Je länger der Tumor, und wenn auch nur ein winzig kleines Teil von ihm, im Bereich des zentralen Nervensystems wucherte, zerstörte er dort lebenswichtige Zellen, was irgendwann unweigerlich zum Tod führen würde.
Ihr Ziel also musste es sein, den Tumor schnell und vollständig zu entfernen. Entsprechend war bereits ein Operationstermin angesetzt worden.
Doch die Hoffnung auf eine schnelle Heilung dauerte nur kurz, denn die Operation brachte nicht das gewünschte Ergebnis: Der Tumor konnte nicht komplett entfernt werden.
Kate war verzweifelt, Frank war verzweifelt und doch blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu lernen, mit dieser Krankheit zu leben.
Dr. Simmons verschrieb Kate Medikamente, die die Auswirkungen der epileptischen Anfälle eindämmen sollten. Diese schlugen gut an und da auch der Tumor nur sehr langsam wieder anwuchs, schien es so, als könne Kate gut damit leben.
Bis sie eines Tages urplötzlich, ohne jegliche Vorwarnung, doch wieder ohnmächtig zusammensackte und heftig krampfte. Dr. Simmons Diagnose war sehr ernüchternd: Die Medikamente konnten den Tumor eine Zeitlang besänftigen, so als würde man ein Raubtier betäuben, doch irgendwann wurde der Hunger zu groß und dann brach es umso wilder aus. So auch hier. Noch vor einer Woche war der Tumor seit der Operation – die immerhin schon über ein Jahr her war - nur marginal gewachsen, auf dem neuesten CT-Bildern war er jetzt fast doppelt so groß, wie noch wenige Tage zuvor. Und Simmons überprüfte nochmals alle Aufzeichnungen von Kates regelmäßigen Besuchen bei ihm, doch er fand keinerlei Hinweise auf einen derart verheerenden Ausbruch. Also machte er sich und vor allem Kate nichts vor: Die Medikamente konnten den Tumor nicht heilen, nur für eine gewisse Zeit einschläfern, bis es dann – ohne jegliche Vorwarnung – einen Schub gab, der ihr die Besinnung nahm und sie krampfen ließ. Hiernach würde der Tumor exorbitant gewachsen sein, was eine weitere Erhöhung der Medikamentendosis erforderte, um das Raubtier bändigen zu können – eine riskante und am Ende unzweifelhaft tödliche Spirale.
Denn irgendwann würde es keine höhere Dosis mehr geben können und das Raubtier konnte ungehindert wüten.
Eine düstere Prognose, aber eine ehrliche Prognose, bei der man dem Arzt ansah, wie sehr ihn Kates Leid mitnahm.
Doch sie hatten alle keine andere Wahl, als den Tag, an dem das Raubtier alle Fesseln sprengen würde, so weit hinaus zu zögern, wie es nur irgend ging.
Vor knapp zwei Jahren hatte Kate dann ihren vorletzten Anfall erlitten und nachdem Simmons sie untersucht und ihre Medikamentendosis eingestellt hatte, hatte er Frank beiseite genommen und ihm gesagt, dass der Zeitpunkt, den sie alle nicht erleben wollten, näher rückte und Kate einen weiteren Anfall vielleicht schon nicht mehr überleben würde.
Frank war tief verzweifelt, doch musste er für seine Schwester stark sein.
Dann kam der letzte Anfall – das war jetzt sieben Monate her. Er war wie befürchtet sehr schwer. Als Simmons ihn dann zu sich rief, glaubte er schon, er würde ihm Kate bevorstehenden Tod verkünden. Doch das tat er nicht. Ganz im Gegenteil: Er sagte ihm nicht nur, dass Kate diesen Anfall überleben würde, sondern erzählte ihm auch von einer neuartigen Behandlungsmethode aus Deutschland, die es ihnen ermöglichen würde, den Tumor in einer weiteren Operation vollständig zu entfernen, weil sie dadurch viel weiter in das zentrale Nervensystem vordingen konnten, als je zuvor, um so auch das Herz des Raubtiers zu töten.
Frank war hellauf begeistert, doch die Ernüchterung folgte schnell. Kates Krankenversicherung war nicht bereit, die Kosten für diese neuartige, experimentelle und extrem teure Operation zu tragen, weil es eben noch keine verlässlichen Erkenntnisse über deren Erfolg gab, von dem Simmons jedoch absolut überzeugt war.
Auf die Frage, wie hoch die Kosten für diesen Eingriff sein würden, sagte Conners: „Hundertdreißigtausend Dollar!“
Oh Gott, das ist ja ein verdammtes Vermögen! schoss es Frank eiskalt in den Kopf.
Doch dann sagte Dr. Jeffrey Simmons etwas, das er niemals wieder vergessen sollte: „Ich liebe deine Schwester, Frank. Mehr, als du weißt. Ich glaube fest an den Erfolg dieser Operation. Ich habe etwa zwanzigtausend Dollar gespart und bereits mit meinen Eltern gesprochen. Sie würden mir weitere dreißigtausend Dollar leihen! Das macht fünfzigtausend Dollar! Die kannst du haben. Aber der Rest muss von dir kommen!“
Und da war eigentlich klar, was Frank zu tun hatte…
Fast wäre Frank komplett eingeschlafen, doch als ihn plötzlich jemand sanft am Unterarm rüttelte, war er sofort wieder wach.
Im ersten Moment war er überrascht, als er Jeffrey vor sich sah, doch als er in sein ernstes Gesicht blickte, erschrak er fast. Der Doktor deutete ihm mit dem Kopf an, ihm zu folgen.
Frank schälte sich vorsichtig unter Theresa hinweg und legte ihren Oberkörper sanft auf seinen Stuhl. Das Mädchen brummelte, doch wurde es nicht wach. Mit schnellen Schritten folgte Palmer dem Arzt in einen angrenzenden Raum, durch dessen Fensterfront sie Theresa im Blick behalten konnten.
„Was ist?“ fragte Frank und verspürte aufkommende Nervosität. „Wo ist Kate?“
„Sie zieht sich gerade wieder an!“ erwiderte Simmons. „Wir haben also nicht viel Zeit!“
„Stimmt etwas nicht?“
Der Arzt verzog für einen Augenblick die Mundwinkel. „Ich befürchte, es steht ein Anfall bevor!“ sagte er dann schnell.
„Was?“ Frank war sofort entsetzt. „Aber ich dachte, du könntest nicht…!?“
„Kann ich auch nicht!“ schränkte Simmons sofort ein. „Es ist…ein Gefühl!“
„Ein Gefühl?“
Der Arzt nickte betrübt. „Jedes Mal, bevor Kate einen Anfall hatte, war eine Gewichtsabnahme zu verzeichnen. Nur leicht zwar, aber immerhin. Außerdem fanden alle Anfälle in einer Zeit erhöhter Leberwerte statt!“
„Und?“
„Kates Leberwerte sind erhöht. Und sie hat in den letzten vier Wochen etwa ein Kilo Gewicht verloren!“
„Verdammt!“ Frank sah Jeffrey mit großen Augen an.
„Das sind zwar keine Garantien für einen bevorstehenden Anfall, aber eben Indizien!“ schränkte Conners nochmals ein.
„Und, was sollen wir denn jetzt tun?“ Palmers Blick drückte pure Verzweiflung aus.
Simmons hielt ihm stand, obwohl man sah, wie seine Kieferknochen aufeinander mahlten. „Wir brauchen das Geld, Frank. So schnell, wie möglich!“