Читать книгу Halo - Alfred Broi - Страница 18
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ОглавлениеRachael war den ganzen Tag schon nervös – und doch auch voller Vorfreude.
Sie hatte sehr viel überlegt und sich die Sache alles andere als leicht gemacht, doch am Ende hatte sie sich für diese gemeinsame Nacht mit Timothy entschieden.
Weil er sich wirklich geändert und seine Fehler eingesehen hatte. Weil er ein wunderbarer Vater für ihre gemeinsame Tochter war. Weil er sein Studium wieder aufgenommen hatte und somit an ihrer aller Zukunft arbeitete. Und weil ihn all das noch weitaus attraktiver machte, als er es ohnehin schon war, als sie wie zwei Magnete zusammengeknallt waren und irre guten Sex gehabt hatten.
Nein, Rachael war zwar nervös, aber sie war nicht unsicher. Sie hatte die richtige Entscheidung getroffen und freute sich wahnsinnig auf den bevorstehenden Abend und die darauffolgende Nacht.
Ihre Tochter hatte sie am frühen Nachmittag zu ihren Eltern gebracht, wo sie bis Sonntagnachmittag bleiben konnte.
Als sie wieder zuhause war, duschte sie und widmete sich dabei ausgiebig der Körperpflege. Um vier kam eine ihrer Freundinnen, um ihr die Haare und die Nägel zu machen. Das dauerte bis halb sechs und eine Flasche Wein, von der es Rachael aber gelang, nur ein Glas zu trinken und das zweite, noch fast voll, wegzuschütten, nachdem sie wieder allein war.
Dennoch hatte ihr die Gesellschaft ihrer Freundin gut getan. Sie hatten viel gelacht und der Alkohol versetzte sie in eine fröhliche, leichte Stimmung.
Mit einem Summen zog sie ihre Kleider an, die sie extra für heute gekauft hatte. Neue, aufreizend dünne, spitzenbesetzte Unterwäsche, halterlose Strümpfe und ein wadenlanges Abendkleid aus Magenta-farbigem Satin mit Spaghettiträgern. Letztlich schminkte sie sich noch dezent, aber verführerisch.
Als sie sich dann im Spiegel betrachtete, war sie sehr zufrieden und sicher, dass alles den gewünschten Effekt erzielen würde.
Alsdann machte sie sich auf den Weg zum Hotel, wo sie gegen halb sieben eintraf. Nachdem sie ihre mitgebrachten Utensilien – ein cremefarbenes, seidenes Nachthemd und ein Paar gepolsterte Handschellen – verstaut hatte, bestellte sie beim Zimmerservice eine Flasche guten Sekt und ein leichtes Abendessen für zwei Personen für acht Uhr, sowie eine Portion frische Erdbeeren mit Schlagsahne.
Als sie den Hörer aufgelegt hatte, umspielte ein breites Grinsen ihre Lippen. Jetzt konnte Timothy kommen.
Und er war überpünktlich.
Um drei Minuten vor sieben klingelte ihr Telefon erneut und der Portier sagte ihr, dass ein Mister Dixon da wäre.
Rachael bat natürlich sofort darum, ihn in ihr Zimmer zu schicken.
Als Timothy dann klopfte, schlug ihr Herz fast ebenso so laut und ebenso so schnell. Nach einem tiefen Atemzug öffnete sie die Tür – und nur einen Lidschlag später waren alle Dämme schon gebrochen.
Denn als sie Dixon vor sich stehen sah, hätte es sie beinahe umgehauen, denn sie hätte sich niemals träumen lassen, dass dieser wunderschöne, hochattraktive Mann nochmals eine derart gewaltige Schippe obenauf legen konnte, wie er es aber ganz offensichtlich getan hatte.
Vollkommen unerwartet trug er einen feinen, anthrazitfarbenen Anzug, mit weißem Hemd und einem dunkelblauen Schlips. Alles passte wie angegossen und sah unglaublich gut an ihm aus.
Außerdem hatte Timothy seinen Haarschnitt verändert. Er trug ihn jetzt etwas länger, als zuvor - obwohl sich Rachael nicht erinnern konnte, dass er sein Haar hatte wachsen lassen – und ließ einige Strähnen davon in sein Gesicht fallen, was ihm eine verruchte, geheimnisvolle und aufregende Note verlieh. Zusätzlich fiel Rachael auf, das sein dunkelblondes Haar deutlich heller wirkte und sie nahm an, dass er es sich hatte bleichen lassen. Und auch das stand ihm unverschämt gut.
„Hallo Rachael!“ sagte er mit einem sanften Lächeln und einer Stimme wie kaltgepresstes, doppeltnatives Olivenöl.
„Timothy!“ Rachael konnte ihre Freude über seinen Anblick nur schwer zurückhalten. „Komm rein!“
Während Timothy an ihr vorbei ins Zimmer ging, fiel ihr auf, wie gut ihm sein Anzug passte. Er wirkte fast wie maßgeschneidert, umspielte jede Faser auf sanfte, aber sehr klare Weise. Dabei konnte Rachael beinahe nur staunen. Zwar wusste sie, dass Timothy aufgrund seines Studiums eigentlich sehr sportlich war und einen entsprechend durchtrainierten Körper besaß, doch was sie dort unter dem Anzugstoff erkennen konnte, waren weitaus mehr und weitaus härtere Muskeln, als ihr bisher aufgefallen waren. Ihre Verblüffung hielt allerdings nicht lange an, dann spürte sie eine deutliche Hitze in sich aufsteigen, denn Timothys Muskeln wirkten nicht überzogen oder deplatziert, sondern verliehen ihm im Gegenteil einen dominanten, selbstsicheren Eindruck, der sie zunehmend erregte.
Mit leicht weichen Knien schloss Rachael die Tür und wollte sich zurück in den Raum drehen, als sie sichtlich erschrak, als Timothy direkt vor ihr stand und sie mit strahlend weißen Zähnen anlächelte. „Du siehst…absolut…umwerfend aus!“ hauchte er wie ein warmer Sommerwind.
Rachaels Herz schlug noch schneller, die Hitze in ihrem Körper breitete sich aus. Für einen Augenblick fehlte ihr die Luft zum Atmen und sie musste schlucken, denn Timothy verströmte einen wundervollen Duft. Süß und doch markant. Herb und doch leicht.
Aber mehr als alles andere war sie fasziniert und wie hypnotisch angezogen von seinen funkelnden, strahlenden und fast wie magisch lodernden blauen Augen, die sie in dieser Intensität noch nie zuvor an ihm bemerkt hatte und die sie nicht mehr losließen. „Du…!“ Sie musste erneut schlucken. „…auch!“
Timothys Lächeln wurde einen Hauch stärker, als er seine Hände um ihre Hüften legte und sie sanft, aber kraftvoll zu sich zog. Rachaels Hände fuhren über seine muskulösen Oberarme auf seine Schultern, während Timothys rechte Hand ihre linke Wange streichelte.
Und als das geschah, konnte Rachael nicht mehr an sich halten. Ihr Kopf zuckte nach vorn und als sie seine weichen und warmen Lippen spürte und seine süße, begierige Zunge, stöhnte sie wollüstig auf.
Es war der Startschuss für eine wundervolle Nacht voller Begierde, Ekstase und Orgasmen, wie sie sie niemals zuvor heißer und intensiver erlebt hatte.
*
Nachdem sie das Krankenhaus wieder verlassen hatten, war Frank bemüht, sich nichts anmerken zu lassen, was ihm wohl auch gut gelang, denn Kate war fröhlich und aufgekratzt wie immer, wenn sie Dr. Simmons begegnet war und redete fast unablässig von dem gemeinsamen Essen, zu dem sie Jeffrey in der nächsten Woche eingeladen hatte.
Palmer kam das natürlich sehr gelegen und so verging die Zeit bis nach dem Abendessen fast wie im Flug. Hiernach zog er sich in sein Zimmer zurück, um sich auf das bevorstehende Gespräch mit di Maria vorzubereiten.
Er hoffte inständig, dass es nun endlich und sehr zeitnah zu einem Rennen mit den New Yorker Teams kommen würde, bei dem sowohl das Preisgeld, und somit auch das Renngeld deutlich höher sein würden, als sonst.
Frank war jedoch klar, dass er angesichts der Informationen, die ihm Conners gegeben hatte, quasi dazu verdammt sein würde, zu gewinnen. Doch er war sich seiner Stärken bewusst und glaubte fest daran, dass ihm dies auch gelingen konnte.
Allerdings wusste er auch, dass der Sieg in diesem Rennen allein seine Probleme nicht lösen konnte. Es blieb noch immer eine gewisse Summe, die ihm fehlen würde.
Auch hierüber musste er mit di Maria reden.
Frank schätzte, dass ihm der Sieg in dem New-Yorker-Rennen zwanzigtausend Dollar einbringen würde. Zusammen mit seinen Ersparnissen machte das gut dreißigtausend Dollar. Selbst wenn er Jeffreys Geld hinzunahm, blieb eine Lücke von rund fünfzigtausend Dollar.
Über diese Summe musste er dem Alten einen Kredit abringen.
Nur wenn er am Ende die komplette Summe – auf welche Art auch immer – zusammenhaben würde, wäre das Gespräch erfolgreich verlaufen.
Ansonsten hatte er wohl nur noch den nahen Tod seiner geliebten Schwester vor Augen.
*
Rachael konnte gar nicht mehr aufhören, zu stöhnen und zu schreien. Der letzte Orgasmus hatte sie unglaublich geschüttelt und scheinbar ihren ganzen Körper erfasst, sodass er fast zu vibrieren schien. Es kribbelte überall, eine Hitzewelle nach der anderen durchzuckte sie, während sie in Reiterposition stöhnend und zitternd verharrte.
Dixon stöhnte ebenfalls tief und umfasste mit geschlossenen Augen Rachaels Brüste. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen. Doch er selbst hatte seinen Höhepunkt noch nicht erreicht. Da aber Rachael keine Anstalten machte, sich wieder bewegen zu wollen, sondern ihren Höhepunkt noch immer stöhnend auskostete, schob er seine Hände auf ihre Hüften, hob sie etwas an und stieß dann selbst kräftig zu, was Rachael sichtlich überraschte. Sie riss ihre Augen auf und war sofort wieder kurz davor zu schreien, während ein fast schon hilfloses „Oh mein Gott!“, gefolgt von einem lautstarken Einatmen, zu hören war.
Danach war sie nicht mehr fähig, etwas anderes zu tun, als ihre Lippen aufeinander zu pressen, weil sie befürchtete, ihre Lustschreie könnten das komplette Hotel alarmieren, während ihr Körper unter Timothys heftigen Stößen immer mehr erzitterte.
*
Frank war zu früh, doch das war beabsichtigt.
Denn Moe´s Inn war auch Franks Stammlokal. Di Maria tätigte dort recht oft seine Unterredungen und Geschäfte, sodass die Chancen gut standen, dass er bereits jetzt dort war.
Und wenn das der Fall war, war Frank schon präsent und der Alte würde ihm nicht mehr entwischen können – obwohl er nicht glaubte, dass er das tun wollte, schließlich hatte di Maria selbst um dieses Treffen gebeten.
Dennoch hielt Palmer es für eine gute Idee, frühzeitig vor Ort zu sein.
Und so betrat er bereits um 22.45 Uhr das gut gefüllte Lokal.
Ein kurzer Blick in den hinteren Bereich brachte auch sogleich die Erkenntnis, dass er Recht gehabt hatte: Di Maria war bereits anwesend. Er saß auf seinem Stammplatz, mit dem Rücken zur Wand und dem Blick zur Eingangstür. An seinem Tisch gab es noch eine weitere Person, die, soweit Frank das anhand ihrer langen, blonden Haare erkennen konnte, weiblich zu sein schien. Di Marias Leibwächter und sein engster Vertrauter saßen einige Tische weiter zusammen und unterhielten sich angeregt.
Micaela war allerdings Gottseidank nirgendwo zu sehen, was sichtbare Erleichterung bei Frank auslöste, denn di Marias Enkelin hätte sich sicherlich sofort auf ihn gestürzt, sobald sich ihn gesichtet hatte.
Während er sich einen Platz an der Bar suchte, wurde er von di Maria erkannt, der ihm zur Begrüßung zuwinkte. Frank erwiderte die Geste gern. Er fand einen Platz, von dem aus er den Alten gut im Auge behalten konnte und bestellte sich, nachdem ihn eine von Moes Bedienungen herzlich begrüßt hatte, ein kleines Bier. Er würde es jetzt in Ruhe trinken und sich seine Worte nochmals zu recht legen. Während er das tat, konnte er sehen, dass der Alte ein sehr anregendes Gespräch mit der Frau vor ihm hatte, denn er lachte und nickte oft und war ansonsten sichtlich gesprächig und gut aufgelegt. Auch die Frau schien guter Laune, denn auch sie hörte er lachen und ihre langen Haare hüpften immer wieder auf und ab und hin und her, wenn sie das tat. Ab und zu konnte er sie kurz im Profil erkennen und glaubte, dass sie ziemlich hübsch zu sein schien.
Er ertappte sich dabei, dass er sich auf den Moment freute, da sie sich erheben und an ihm vorbei das Lokal verlassen würde. Er mochte lange Haare, blonde ohnehin und wenn sie noch dazu ein hübsches Gesicht umrahmten, das zu einem attraktiven Körper gehörte, dann war das ein Anblick, den er gern genießen würde.
Allerdings schien das noch nicht der Fall zu sein, denn di Maria machte keinerlei Anstalten, das Treffen zu beenden.
Frank fragte sich derweil, in welcher Beziehung diese Frau wohl zu dem Alten stehen mochte. War sie eine Geschäftspartnerin? Oh je, dachte er, dann würde er sich womöglich auf eine zweite Micaela gefasst machen müssen. Oder war es eine Verwandte von ihm? Di Marias Familie war groß, wenn nicht sogar riesig. Frank maß sich keinesfalls an, alle weiblichen Sprosse zu kennen. Diese Möglichkeit war also ziemlich wahrscheinlich. Oder war es Jemand, zu dem der Alte eine Beziehung unterhielt bzw. unterhalten wollte? Wenn ja, dann nur körperlich, denn Frank wusste, wie sehr di Maria seine verstorbene Frau geliebt hatte. Der Alte würde diesen Platz niemals einer anderen Person überlassen. Nein, das war unwahrscheinlich. Blieb das körperliche Bedürfnis. Das war durchaus möglich, obwohl Frank sich komischerweise wünschte, dass diese Frau nicht nur hier war, weil sie mit di Maria ins Bett ging bzw. gehen wollte. Warum, das wusste er allerdings nicht zu sagen. Es war halt so ein Gefühl, wenn auch ein zugegeben komisches.
*
Rachaels Stimme war mittlerweile rau und sie war sich nicht sicher, ob sie nicht gleich vollkommen versagen würde. Doch sie hatte in ihrem Leben wahrlich noch niemals zuvor so viel geschrien, wie in den letzten Stunden. Wenn es ein Horrorfilm gewesen wäre, hätte er sich sicherlich einen Oskar verdient gehabt. Aber das war es natürlich nicht. Ganz im Gegenteil. Ihre Schreie waren ja auch nicht schmerzhaft oder ängstlich gewesen, sondern vielmehr Ausdruck einer Ekstase, die ihren gesamtem Körper erfasst hatte. Es kribbelte überall, es war überall heiß. Timothys Stöße spürte sie nicht nur in ihren Lenden und bei ihren mittlerweile zahllosen Höhepunkten, vibrierten sogar ihre Hände und Füße.
Doch jetzt war sie an einem Punkt angelangt, wo ihr Körper nach einer Pause schrie. Sie hatte sehr viel geschwitzt und obwohl sie auch sehr viel getrunken hatte, wirkte jetzt der Verlust an Mineralien. Rachael fühlte sich total ausgepumpt und sehnte sich nach einer Dusche.
Bisher hatte Dixon das jedoch immer verhindert und ehe sie sich versah, steuerte sie ihrem nächsten Höhepunkt entgegen. Himmel nochmal, es schien fast so, als wäre Timothy unersättlich, als habe er seit ewigen Zeiten keinen Sex mehr gehabt und wollte all dies heute Nacht nachholen. Und irgendwie fand er immer die richtigen Worte und die richtigen Stellen, um sie zu erregen. Rachael war fast schon so weit, ihre Vagina zu verfluchen, dass sie auch nach diesem wilden Marathon noch immer feucht wurde.
Jetzt aber schien sie Glück zu haben. Timothys letzter Orgasmus war sehr heftig gewesen und im Moment lag er ausgetreckt und mit geschlossenen Augen auf dem Bett.
Rachael überlegte nicht lange. Sie stand auf, ging ins Badezimmer und dort sofort unter die Dusche. Das warme Wasser war fast wie eine Erlösung und fühlte sich herrlich auf ihrer Haut an. Rachael stand einfach nur reglos da und ließ das Wasser über ihren Körper prasseln. Dabei hatte sie ihre Augen geschlossen. Dennoch registrierte sie plötzlich einen Schatten vor sich. Sie wusste sofort, wer ihn verursachte und noch bevor Timothy die Tür der Duschkabine öffnete und sich mit einer bereits wieder beginnenden Erektion vor sie stellte, verfluchte sich Rachael dafür, dass sie vergessen hatte, die Tür abzuschließen.
Doch Timothy war erbarmungslos. Seine Hände streichelten ihren Körper und kneteten ihre Brüste, während er sie mit heißen Küssen eindeckte. Als er sie dann herumdrehte, sodass sie mit dem Rücken zu ihm stand, und seine rechte Hand zwischen ihre Beine fuhr, war ihr bereits wieder klar, dass sie verloren hatte und ihre Vagina fast schon gierig nach mehr lechzte.
*
Da er in seine Gedanken vertieft war, sah Frank nicht, dass di Maria ihn eine Zeitlang direkt angesehen und ihm sogar einmal kurz zu gewunken hatte. Als Palmer jedoch nicht reagierte, sprach er kurz mit seiner Begleiterin. Die nickte daraufhin, erhob sich und ging in Richtung Toiletten. Di Maria schaute ihr noch einen Augenblick mit einem sanften Lächeln hinterher, dann ging er zu Frank.
Der kam gerade in dem Moment zurück in die Wirklichkeit, als der Alte neben ihm stand.
„Hallo Frank!“ begrüßte ihn di Maria mit einem Nicken und einem freundlichen Lächeln.
„Mr. di Maria!“ Palmer war sichtlich überrascht. Unwillkürlich zuckte sein Blick zu dem Tisch des Alten und er registrierte, dass die junge Frau dort nicht mehr saß. Schade, dachte er, ich muss ihren Abgang verpasst haben.
„Frank ich weiß, dass wir heute eine Verabredung hatten!“ begann der Alte.
Scheiße, schoss es Frank sofort in den Kopf. Wenn er schon so anfängt, will er das Gespräch absagen.
„Es tut mir leid, aber ich fürchte…!“ fuhr di Maria weiter fort.
Da, was hab ich gesagt…
„…wir müssen etwas umdisponieren!“
Von wegen, nicht mit mir. Ich muss das heute wissen.
„Das Essen mit Ms Hudson hat länger gedauert, als geplant!“ Bei seinen Worten huschte ein breites Lächeln auf seine Lippen und seine Augen begannen zu leuchten.
Also doch nur ein Betthäschen. Und dann auch noch verheiratet. So ein Mist! Hätte es schlimmer kommen können?
„Und leider ist jetzt auch noch kurzfristig etwas dazwischengekommen. Es gibt Probleme an den Docks. Ich muss mich umgehend darum kümmern!“ Di Maria verzog die Mundwinkel und wartete, bis Frank ihn ansah, was aber nicht geschah. „Frank?“ fragte er daher.
Da schien es, als würde Palmer wieder wach werden. „Hören sie Mr. di Maria. Ich habe Verständnis dafür, dass sie ein vielbeschäftigter Mann sind, aber ich muss…!“ Er betonte das letzte Wort besonders.
„Ja!“ unterbrach ihn der Alte und nickte. „Deshalb bin ich hier. Ich weiß, sie wollen Informationen über die New Yorker Sache!“ Er lächelte wieder. „Kommen sie!“ Er deutete Palmer an, ihm zu folgen.
Frank folgte di Maria an seinen Tisch. Der Alte setzte sich auf seinen Platz. Obwohl die junge Frau nicht mehr da war, setzte sich Frank nicht auf ihren Stuhl, sondern quasi zwischen die beiden.
„Also…!“ begann di Maria. „Ich denke, wir können es kurz machen: Ich habe gute Nachrichten. Sehr gute sogar!“ Er grinste beinahe. „Das Rennen wird stattfinden. Sogar schon am nächsten Freitag!“
„Was?“ Frank war sichtlich überrascht. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit.
„Ja!“ Wieder nickte di Maria. „Erst winden die sich wie ein schleimiger Aal, dann kann es ihnen gar nicht schnell genug gehen, was? Aber da hab ich denen erst mal ein paar Takte erzählt, dass kann ich ihnen sagen. Auf jeden Fall aber habe ich gesagt: Wenn es so kurzfristig sein soll, dann geht das nur hier!“
„Und?“ Frank war gespannt.
„Sie haben zugestimmt! Das Rennen findet nächsten Freitag hier bei uns statt. Nach unseren Regeln. Ohne Einschränkungen!“
„Aber das ist ja großartig!“ Frank war wirklich erfreut.
„Genau! Endlich können sie allen zeigen, was in ihnen steckt!“ Di Maria sah ihm direkt in die Augen.
„Das werde ich!“ erwiderte Palmer entschlossen.
Der Alte grinste. „Natürlich ist das Preisgeld ungleich höher. Eine Million Dollar! Das nenne ich einen Jackpot!“
Frank nickte. „Allerdings!“
„Und natürlich will ich, dass sie einen fairen Anteil davon abbekommen. Sie und Dixon!“ Er beugte sich vor und fixierte Franks Blick. „Also: Ich dachte, sie bekommen zehntausend…!“
„Zehntausend…?“ Franks Lächeln verging schlagartig. Er hatte auf mehr gehofft.
Doch der Alte nickte. „Für die Teilnahme!“
„Was?“ Frank zog die Augenbrauen zusammen. Nur für die Teilnahme zehntausend? Seine Hoffnung stieg wieder.
„Genau! Und wenn sie gewinnen sollten…!“ Di Maria grinste erneut. „Wissen sie, dass mit den New Yorkern, dass ist ein echtes Prestigeduell! Da hängt sehr viel von ab. Wer es gewinnt, ist der König der Ostküste und er kann den mittleren Westen, die Rockys und am Ende sogar die Westküste herausfordern. Da geht es dann um noch viel mehr Geld!“
„Wow!“ Frank war sichtlich beeindruckt.
„Ja! Und deshalb wäre ein Sieg schon sehr wichtig. Ich weiß aber, dass ihnen das bewusst ist und sie immer ihr Bestes geben. In all der Zeit konnte ich mich immer auf sie verlassen. Das weiß ich sehr zu schätzen, auch wenn man natürlich nicht immer gewinnen kann!“
„Nein, das kann man nicht!“ bestätigte Frank.
„Und deshalb soll, für den Fall, dass sie tatsächlich siegreich sein können, ihr Preisgeld auch Ausdruck meines Dankes für zwei Jahre hervorragende Zusammenarbeit sein!“
„Ja?“ Palmer wurde hellhörig.
„Wenn sie gewinnen, mein lieber Frank…!“ Di Maria grinste breit. „...werden sie und Dixon um je fünfzigtausend Dollar reicher sein!“
„Was?“ Frank glaubte sich verhört zu haben.
Doch der Alte nickte breit grinsend. „Genau! Fünfzigtausend, Frank! Sie haben sich nicht verhört!“
„Aber:..?“
„Nein!“ wehrte di Maria sanft ab. „Kein Aber. Sie haben es sich verdient. Ich habe es so entschieden. Und damit Basta. Außerdem ist es ein langer Weg bis dahin!“
„Ja, ja, das…!“ Frank wusste nicht recht, was er sagen sollte. „Das stimmt, aber trotzdem…!“ Er sah den Alten direkt an. „Danke!“
„Ich habe genug Geld, Frank!“ erwiderte di Maria. „Für mich geht es dabei um den Nervenkitzel, nicht um Gewinne. Und ich weiß, dass sie beide es sehr gut gebrauchen können!“
„Ja!“ Frank nickte sofort. „Oh ja, das kann ich! Aber…!“ Seine Gedanken waren sofort wieder bei Kate.
Doch di Maria hob abwehrend die Hand, weil er sah, dass Sarah Hudson aus der Toilette kam. „Ich weiß es, Frank!“ Palmer sah ihn überrascht an. „Ich weiß, was sie mir sagen wollen. Ich weiß, was mit ihrer Schwester ist und wie viel noch fehlt! Ich habe meine Quellen!“
„Aber…?“
„Sie können beruhigt sein, Frank. Wir werden eine Lösung finden. Das verspreche ich ihnen!“
Frank war erneut beinahe sprachlos. „Danke!“
„Aber nur, wenn sie mir jetzt etwas versprechen!“
„Natürlich!“ Er sah den Alten mit großen Augen an.
Doch di Maria reagierte nicht mehr auf ihn, sondern auf seinen Lippen erschien ein breites, fröhliches Lächeln und seine Augen leuchteten. „Sarah…!“ Er erhob sich in einer flüssigen Bewegung und streckte die Hände nach vorn. „Da sind sie ja wieder. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht!“
Sarah zog zweifelnd die Stirn kraus, doch lächelte sie nur und blieb stumm.
„Ähm…!“ Der Alte schaute hinab zu Frank. „Darf ich ihnen Mr. Palmer vorstellen?“
Frank war mit seinen Gedanken schon nicht mehr anwesend.
Die Aussicht auf ein Preisgeld von fünfzigtausend Dollar ließ sein Gehirn natürlich rotieren, ebenso wie die Tatsache, dass di Maria über Kate Bescheid wusste und ihm eine Lösung des Problems in Aussicht gestellt hatte. Wenn Palmer es nicht besser gewusst hätte, hätte er geglaubt, dass heute Weihnachten wäre. Soviel Glück konnte er doch gar nicht haben. Sofort machte sich Unsicherheit und Nervosität in ihm breit.
Oder etwa doch?
Sollte heute das Schicksal endlich einmal zu seinen Gunsten ausschlagen?
In diesem Moment registrierte er di Marias letzte Worte. Instinktiv sah er zu ihm auf und erkannte, dass sein Blick über den Tisch hinweg auf die andere Seite ging.
Und als Frank diesem Blick folgte und Sarah Hudson erblickte, wusste er, dass heute tatsächlich ein schicksalhafter Tag war!
Es war einer jener Momente, in denen man das Gefühl hatte, dass Universum würde stillstehen. Als würde alles für einen Augenblick in Ehrfurcht verharren. Für einen Lidschlag war alles eins, man konnte den Puls der Zeit spüren, den Atem der Unendlichkeit. Dann ging ein Ruck durch die Grundfesten der Welt und alles ordnete sich plötzlich vollkommen neu. Aus klein wurde groß, aus kalt wurde warm, aus Verspannung Entspannung, aus falsch wurde richtig, aus Dunkelheit wurde Licht.
Ja, in einem solchen Moment konnte man die Macht des Schicksals spüren und wenn die Welt wieder anlief, war nichts mehr so, wie es war.
Einen solch wundervollen Augenblick erlebte Frank beim Anblick von Sarah Hudson!
Und da er im ersten Augenblick noch abgelenkt war, weil in seinem Kopf noch immer die Zahl Fünfzigtausend und die Gedanken um eine mögliche Genesung seiner Schwester herumschwirrten, traf ihn ihr Anblick nur umso heftiger.
Augenblicklich verspannte sich sein gesamter Körper und sein Herz setzte für einen Schlag aus, während ihm der Atem stockte.
Vor ihm stand eine dermaßen wunderschöne Frau, wie er sicher war, noch nie zuvor eine gesehen zu haben, denn alles an ihr…passte einfach.
Frank schätzte sie auf Ende zwanzig, vielleicht Anfang dreißig und damit in seinem Alter. Sie hatte dunkelblonde, leicht gelockte, schulterlange Haare, die sie offen trug. In ihrem attraktiven Gesicht mit ebenmäßigen Zügen leuchteten, nein funkelten tiefbraune Augen, die ihn wie magisch anzogen und dazu führten, dass er sich wie in Trance erhob.
Als er dann vor ihr stand, erkannte er, dass sie einen halben Kopf kleiner war als er. Sie hatte eine schlanke Figur mit leichten Rundungen. Ihre Kleidung - sie trug eine weiße Seidenbluse und einen knielangen, schwarzen Faltenrock aus einem leicht glänzenden Material, der von einem schmalen, silberglitzernden Gürtel gehalten wurde – stand ihr ausgesprochen gut und verlieh ihr einen sehr femininen Ausdruck.
„Hallo!“ Seine Stimme war leise und rau und er konnte seine Augen einfach nicht von ihrem Gesicht nehmen. Sein Blick war dabei beinahe ehrfürchtig.
Als Di Maria Frank ansah, war er zunächst von seinem Verhalten amüsiert und grinste, doch als er einen Moment später auch zu Sarah schaute und in ihrem Gesicht beinahe den selben Ausdruck erkennen konnte, war er sichtlich irritiert und sein Lächeln schwand.
„Hallo!“ Sarah sprach ebenfalls leise und musste schlucken, nachdem sie das Wort gesagt hatte. Ihre Augen waren dabei starr auf Frank gerichtet. Äußerlich war dies die einzige, sichtbare Reaktion von ihr, wenn man einmal von einem Funkeln in ihren Augen absah, doch innerlich war Sarah noch weitaus mehr aufgewühlt, denn sie hatte ganz sicher nicht damit gerechnet, heute einem Mann gegenüber zu stehen, bei dem ihr sofort und einzig nur ein Wort einfiel: Wow!
Aber genau das empfand sie gerade, denn dieser Mann vor ihr verkörperte so vieles von dem, was ihr gefiel, wie sie es schon lange nicht mehr empfunden hatte.
Sie schätze, dass er in ihrem Alter war. Er war größer, als sie, schlank, aber nicht wirklich durchtrainiert. Doch Sarah mochte Männer nicht, die sich ihre Muskeln in endlosen Fitnessstudiostunden sinnlos aufpumpten. Franks Körperbau war eigentlich genau richtig.
Sein Gesicht wirkte unscheinbar, hatte markante, aber um Mund und Augen auch wundervoll weiche Züge. Sarah glaubte zu erkennen, dass dieses Gesicht schon Gutes, aber auch viel Böses gesehen und es sein Besitzer nicht immer leicht gehabt hatte. Dennoch wirkte es nicht abstoßend, ganz im Gegenteil. Die tiefblauen Augen schimmerten sanft, aber auch geheimnisvoll und wirkten eine magische Anziehungskraft auf Sarah.
Plötzlich erkannte sie, dass di Maria sie in einer Mischung aus Irritation und abnehmender Freude ansah und erschrak fast im selben Moment, weil ihr bewusst wurde, dass ihre Reaktion auf Palmers Anblick ziemlich eindeutig und dem Alten nicht verborgen geblieben war. Das machte sie verlegen. Sie räusperte sich und nahm ihren Blick von Franks Gesicht.
Ein Engel! Wie ein Engel! ging es Frank durch den Kopf. Ein wunderschöner, äußerst attraktiver Engel!
Doch dann bemerkte er eine Veränderung in Sarahs Gesicht, wie sie verlegen wegschaute und konnte im nächsten Moment di Maria als Verursacher ausmachen.
Und da sackte alles in ihm wieder zusammen und Enttäuschung breitete sich aus, die sich in einem einzigen Wort manifestiert: Schade!
Er hatte doch gewusst, dass diese Frau zu dem Alten gehörte und wenn nicht schon längst geschehen, so doch auf dem besten Wege war, mit ihm ins Bett zu gehen. So wunderschön und attraktiv und intelligent sie auch schien, sie war letztlich doch nichts Besseres, als ein Betthäschen.
Sehr schade!
Doch er fing sich recht schnell wieder, weil erneut die Zahl Fünfzigtausend vor seinem inneren Auge auftauchte und eine strahlende und überglückliche, weil geheilte, Kate. Das dämpfte die Enttäuschung über Sarah etwas ab. Schließlich wäre das ein fast schon obszön zu nennender Glückstag geworden, wenn er jetzt auch noch Sarah Hudson näher hätte kennenlernen dürfen. Eindeutig zu viel des Guten!
„Ähm…!“ Di Maria war noch immer etwas irritiert. „Ich ähm…Also gut!“ Er atmete hörbar ein. „Frank, wie ich schon sagte, muss ich jetzt dringend noch etwas erledigen!“
Palmer nickte. Klar, dass mit den Docks war eine Lüge. Di Marias nächster Weg würde ihn sicherlich direkt in diese Frau führen. Entsprechend wollte er sich schon abwenden.
„Sarah hat Verständnis dafür, doch möchte ich nicht, dass sie allein nachhause fahren muss!“
Was?
„Das würde mir aber wirklich nichts ausmachen, José!“ erwiderte Sarah mit einem verstohlenen Blick auf Frank.
Wie bitte?
„Nein, nein!“ wehrte der Alte aber sofort ab. „Ich werde dafür sorgen, dass Sie Jemand nachhause bringt! Frank?“ Er sah Palmer direkt an.
Der verstand nur Bahnhof und war sichtlich überrascht. „Ja?“
„Wären sie so freundlich und würden Ms Hudson nachhause bringen?“
„Was?“ Er erschrak fast.
Sarah nahm seine Reaktion als abwertend. Obwohl ihr eine gewisse Enttäuschung anzusehen war, hob sie schnell die rechte Hand und wehrte ab. „Nein, lassen sie es gut sein. Ich nehme mir ein Taxi. Da ist doch wirklich nichts dabei!“
Di Maria aber schüttelte vehement den Kopf. „Unsinn! Das werden sie nicht. Frank wird sie fahren. Nicht wahr, Frank?“
„Ich…! Ähm….!“ Er sah Sarah an, war sofort wieder fasziniert von ihrem Anblick und den wundervollen Augen, spürte zeitgleich, wie sein Herz schneller schlug und wurde etwas verlegen. „Natürlich! Sicher!“ Er nickte mit verzogenen Mundwinkeln. „Ich bringe…Ms…Hudson nachhause!“ Na prima, jetzt hab ich auch noch seine für heute verschmähte Geliebte an der Backe. Das kann ja nur doof werden!
Di Maria überhörte die Betonung der Ms offensichtlich, denn er strahlte sofort zufrieden. „Prima! Hier…!“ Er streckte seinen rechten Arm aus und schon überreichte ihm einer seiner Leibwächter einen Autoschlüssel. „Sie können den Mercedes nehmen!“ Er drückte ihn Frank in die Hand.
Der nickte. „Alles klar!“ Dann sah er, dass di Maria ihn mit großen Augen ansah. „Ich…ähm…warte vorn!“ Er nickte dem Alten zu und drehte sich um.
Als er wieder am Tresen stand, war sein ehemaliger Platz noch immer frei und er setzte sich wieder dorthin. Während er so tat, als wäre er mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, beobachtete er Sarah und den Alten. Zunächst redeten sie noch kurz miteinander, was beide zu erfreuen schien, denn sie lachten fröhlich.
„Was gibt es da zu sehen?“ hörte er plötzlich eine ihm wohlbekannte Stimme neben sich. Als er sich überrascht zu ihr umdrehte, musste er erkennen, dass er sich nicht geirrt hatte: Es war tatsächlich Micaela, di Marias Enkelin.
Wie immer sah sie rattenscharf aus. Sie trug ein schwarzes Kostüm mit einem wadenlangen, engen Rock, dazu eine dunkelrote Satinbluse. Ihre langen, schwarzen Haare wallten über ihre Schultern, sie war dezent, aber verführerisch geschminkt und verströmte einen herrlich süßen, aber dennoch leichten Duft, den Frank ziemlich anregend fand.
Doch beim Blick in dieses wirklich sehr schöne Gesicht, konnte Frank sofort wieder diese Härte und Berechnung erkennen, die Micaela in seinen Augen trotz ihrer offensichtlichen Vorzüge nicht anziehend wirken ließ.
„Was? Ich…! Micaela!“ stotterte Frank etwas nervös.
„Bespitzelst du meinen Großvater?“ Micaela schob ihr Gesicht näher an das seine und ihre stechenden grünen Augen durchbohrten ihn förmlich.
„Was?“ Frank lachte auf. „Nein. Ich bin hier, weil der Alte mit mir reden wollte!“
„Aha!“ Für einen Augenblick musterte ihn die Frau noch durchdringend, dann huschte ein Lächeln über ihre bauschigen Lippen. „Dann wirst du mit uns kommen müssen, denn mein Großvater und ich müssen jetzt zu den Docks!“
Was, das stimmt tatsächlich?
„Es wird aber nicht lange dauern und dann kannst du mit ihm reden!“ Jetzt grinste sie fast diebisch „Und dann lade ich dich auf einen Drink ein, okay?“ Ihre Augen funkelten und ihr Gesichtsausdruck wurde schmachtend. „Wir haben uns wirklich schon lange nicht mehr unterhalten! Allein!“ hauchte sie noch hinterher.
Während Frank ihr aufmerksam zuhörte, weil er wusste, dass man als potentielles Lustobjekt stets auf das hören musste, was Micaela von sich gab, weil es einem sonst echt schlecht ergehen konnte, konnte er sehen, wie Sarah di Maria einen leichten Kuss auf die Wange gab, nachdem sie sich kurz umarmt hatten.
„Tja Micaela!“ Frank spürte jetzt sogar Erleichterung, dass er Sarah nachhause bringen musste. „Dieses Angebot muss ich leider ablehnen! Tut mir echt leid!“
„Was?“ Damit hatte Micaela ganz offensichtlich nicht gerechnet. Ihre Augen wurden zu Schlitzen, denn sie war es nicht gewohnt, dass Mann ihr widersprach. „Wieso?“
„Weil dein Großvater mir schon eine Spezialaufgabe gegeben hat!“ Frank konnte sich ein Grinsen kaum noch verkneifen. Nur die Gewissheit, Micaela damit zu verärgern, ließ ihn sich zusammenreißen.
„Die da wäre?“
Mittlerweile waren di Maria und Sarah zu ihnen gekommen.
„Ich muss Ms Hudson nachhause fahren!“ erklärte Frank wahrheitsgemäß so laut, dass es auch der Alte hören konnte. Allerdings hörte es auch Sarah und schien etwas traurig, ob seiner Wortwahl.
„Ja, das habe ich ihr versprochen!“ sagte di Maria mit einem sanften Lächeln, dann wandte er sich an seine Enkelin. „Hallo Micaela!“ Er umarmte sie und sie gab ihm einen Kuss auf den Mund.
„Ola Avo!“ Sie lächelte ihn strahlend an. „Kann das nicht auch Marco machen?“
„Nein!“ Der Alte schüttelte den Kopf. „Ich möchte ihn bei uns haben. Und die anderen…!“ Er blickte zurück zu seinen anderen Leibwächtern, die allesamt echte Kleiderschränke mit kurzgeschorenen Haaren, aber ziemlich ausdruckslosen Gesichtern waren. „…sind für eine derartige Aufgabe nicht geeignet!“
„Ach, und Palmer ist es?“ Micaela schien wenig überzeugt.
„Ja!“ meinte di Maria aber sofort mit einem Nicken. „Das denke ich! Ich glaube sogar…!“ Er sah zunächst Frank und dann Sarah mit einem sanften Lächeln an. Als beide daraufhin etwas verlegen wurden, wurde sein Lächeln noch breiter. „…das es eine ganz besonders gute Idee ist!“ Er atmete einmal tief durch. „Und jetzt komm!“ Er nahm Micaela am Arm und schob sie nach draußen. „Wir sind schon spät dran!“ Während Micaela sich nochmals umwandte und zunächst Palmer einen Na-warte, ich-kriege-dich-schon-noch-Blick entgegen schleuderte, warf sie Sarah einen Miststück-Blick vor die Füße.
Als die beiden das Lokal, gefolgt von Marco und drei weiteren Leibwächtern, verlassen hatten, drehte sich Sarah zu Frank und atmete dabei tief durch. „Uih, was war das denn?“
„Was meinen sie?“ fragte Palmer und tat völlig ahnungslos.
„Na, kommen sie schon!“ erwiderte Sarah mit einem schiefen Grinsen. „Da war aber gerade Jemand total sauer, dass er sie nicht haben konnte!“
„Was? Wieso?“
„Di Marias Enkelin steht auf sie!“ stellte Sarah fest. „Das sieht doch ein Blinder!“
„Ich weiß nicht, was…!“ Doch Frank wusste beim Blick in Sarahs Gesicht, dass er nicht zu schwindeln brauchte. „Also gut, ja!“ Er atmete tief durch und sagte dann matt. „Ich weiß!“ Dabei verzog er die Mundwinkel zu einer säuerlichen Grimasse.
Sarah sah ihn an und zog die Augenbrauen zusammen. „Was ist los?“ fragte sie. „Micaela ist atemberaubend schön! Sagen sie mir jetzt nicht, sie ist nicht ihr Typ!?“ Sarah sah ihn mit großen Augen an.
Palmer wog den Kopf hin und her. „Schön…ja! Aber atemberaubend schön…?“ Er schüttelte den Kopf. „Eher nicht! Eher nur atemraubend…!“ Er nickte. „Das ganz sicher!“
Sarah war verwirrt. „Ich verstehe nicht!“
Frank grinste schief. „Micaela ist mega dominant. Ein Mann an ihrer Seite müsste alles aufgeben!“
„Aha!“ Sarah nickte. „Und darauf stehen sie nicht!?“
Palmer schüttelte den Kopf. „Bestimmt nicht! Ich mag es lieber nebeneinander. So wie mit ihnen!“ Er lächelte.
Sarah lächelte geschmeichelt zurück. „Danke!“ Dann aber wurde ihr Blick wieder ernst. „Aber sie müssen das jetzt wirklich nicht tun! Josés Meinung in allen Ehren, aber ich bin schon ein großes Mädchen. Ich komme allein zurecht und auch nachhause! Also…!“ Sie sah ihn mit großen Augen an. „Ich bin sicher, sie haben etwas Besseres zu tun, als Taxifahrer zu spielen. Ich entbinde sie von der Verpflichtung, mich nachhause zu fahren. Natürlich…!“ Sie lächelte. „…ohne das José davon erfährt!“
„Unsinn!“ wehrte Frank aber sofort ab. „Ich mache das!“
„Nein, danke!“ wehrte Sarah ab. „Sie müssen das wirklich nicht tun!“ Ihr Tonfall war ziemlich endgültig.
Mit einem Mal spürte Frank eine merkwürdige Unruhe in sich aufkommen. Er konnte nicht genau sagen, was es war, doch plötzlich rutschte sein Körper vom Barhocker und er trat unmittelbar vor Sarah. Während er das tat, erschrak er innerlich über sich selbst. Was zum Teufel tat er da? Doch er blieb direkt vor Sarah stehen und sah ihr einen Moment ganz tief in ihre wundervollen, magisch funkelnden, tiefbraunen Augen, versank langsam in ihnen.
Sarahs Körper versteifte sich, denn sie war sichtlich überrascht. Sie schluckte und wagte nicht zu atmen, während sie sich dem magischen Blick Palmers absolut nicht entziehen konnte, der eine kribbelnde Gänsehaut in ihrem Rücken erzeugte.
„Ich will aber!“ sagte Frank dann langsam und mit tiefer, kräftiger Stimme.
„Oh..!“ Sarah war sichtlich nervös und es gelang ihr schließlich, sich mit einem weiteren Schlucken von seinem Blick zu lösen. „Ja, wenn das so ist!“ Sie lächelte ihn leicht verlegen an.
Daraufhin sackte Frank fast körperlich zusammen, als sich seine innere Anspannung, die er selbst überhaupt nicht im Griff gehabt hatte, löste. Plötzlich wurde ihm bewusst, was er getan hatte. Großer Gott, woher hatte er gerade den Mut genommen, dieser wundervollen Frau so resolut und entschlossen entgegen zu treten? Himmel, das hätte auch so was von schief gehen können! Und als ihm das bewusst wurde, wurde er selbst ebenfalls verlegen. „Ja…!“ sagte er dann leise und mit leicht zittriger Stimme. „…so ist es!“ Dann lächelte er sanft.
Das brachte Sarah ein breites, fröhliches Grinsen auf die Lippen. „Also gut, Mr. Palmer. Dann hätte ich gern ein Taxi, bitte!“
Das löste auch Franks Nervosität. „Sehr gern, Ms Hudson. Wenn ich bitten darf?“ Er deutete ihr an, voraus zugehen und gemeinsam verließen sie schließlich das Lokal.
*
Endlich war Ruhe eingekehrt und Rachael war sehr dankbar dafür, denn sie fühlte sich total ausgepumpt, schwach und erschöpft.
Nachdem sie sich unter der Dusche noch einmal lang und wild geliebt hatten, ging Timothy zurück in das Schlafzimmer. Rachael nutzte die Zeit, um sich ausgiebig zu waschen.
Als sie schließlich das Badezimmer verließ, rechnete sie schon damit, dass Timothy sie erneut umgarnen würde, doch zu ihrer Überraschung schlief er tief und fest auf dem Bett. Ein Blick auf das Abendessen zeigte ihr, dass er zuvor kräftig zugelangt hatte und auch sie verspürte großen Hunger. Obwohl die meisten Speisen bereits kalt waren, schmeckte alles sehr lecker und auch sie aß sich satt.
Hiernach legte sie sich neben Timothy, schloss die Augen und machte tiefe Atemzüge, während sie den Abend Revue passieren ließ.
Sie hatte so große Hoffnungen in ihn gesetzt, gehofft, er würde die alten Zeiten zurückbringen, als sie wirklich tollen Sex gehabt hatten, aber dennoch auch eine andere Art von körperlicher Vereinigung zeigen, die tiefer und intensiver war und die ihre Liebe zueinander widerspiegelte.
Und, war es so gekommen?
Nein, war es nicht! Denn es war alles noch so viel schöner, tiefer und intensiver geworden, wie Rachael es sich in ihren kühnsten Träumen niemals hätte vorstellen können. Der Sex mit Timothy war unglaublich gewesen, hatte ihren ganzen Körper erfasst und auf eine unfassbare Reise mitgenommen. Nie zuvor hatte sie feuchtere, heftigere und häufigere Orgasmen gehabt, niemals zuvor einen Mann so tief in sich gespürt, niemals ein solches Verlangen, eine solche Lust verspürt. Rachael war sicher, dass dies der Zustand von Ekstase gewesen war, den sie in jeder Sekunde vollkommen genossen hatte.
Doch mehr noch: Hier war nicht nur eine rein körperliche Vereinigung abgelaufen, hier hatte Rachael mit jeder Berührung, jedem Kuss, jedem Stoß Timothys gespürt, wie sehr er sie liebte.
Ja, Rachael war sich absolut sicher: Timothy hatte sich auf unglaubliche, wundervolle Weise geändert. Tief in sich wusste sie, dass er doch der richtige Mann für sie war. Sie verspürte den großen Wunsch, ihr Leben mit ihm zu verbringen und freute sich auf jeden weiteren Tag mit ihm.
Ein glückliches Lächeln huschte über ihre Lippen. Dann drehte sie sich zu Timothy herum und kuschelte sich ganz nah an ihn, denn sie wollte in seinen Armen einschlafen.
Angst, er könne davon wach werden und sie erneut in einen feuchten, ekstatischen Rhythmus verfallen, hatte sie nicht. Selbst als Timothy leise grummelte und sich ein wenig bewegte, verspürte sie eine wundervolle Ruhe und Sicherheit in sich. Dixon ließ sie dann auch einfach gewähren, als sie sich unter seinen rechten Arm kuschelte und die Wärme seines Körpers in sich aufnahm, seinen tiefen Atem hörte und den Schlag seines Herzens spürte.
Zwei Minuten später war Rachael so glücklich, wie noch nie zuvor in ihrem Leben und mit dem wohl breitesten Grinsen auf den Lippen tief und fest eingeschlafen.